Hildegard Risch
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Hildegard Risch

Pionierin der Schmuckkunst von der Burg Giebichenstein

  1. 116 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Hildegard Risch

Pionierin der Schmuckkunst von der Burg Giebichenstein

Über dieses Buch

Mit der Schmuckkünstlerin Hildegard Risch, 1903 in Halle geboren und 1996, kurz vor Vollendung ihres 93. Geburtstages, gestorben, konnte Ilka Scheidgen intensive Gespräche über einen Zeitraum von knapp drei Jahren bis unmittelbar vor ihrem Tod führen. Mit dieser Publikation liegt erstmals ein Porträt über diese bemerkenswerte Künstlerin vor, das Einblicke in ihr Denken und Schaffen gibt.Hildegard Risch zählt zu den Pionierinnen der Schmuckkunst im 20. Jahrhundert, ausgebildet an der berühmten Kunsthochschule Burg Giebichenstein, die in den zwanziger Jahren ein Pendant zum Bauhaus in Dessau war. Sie hat sie alle gekannt, die berühmten Künstler vom Bauhaus: Klee, Feininger, Kandinski, Schlemmer, Mies van der Rohe. Gemeinsam mit ihrer Freundin Eva Mascher-Elsässer gründete sie in Halle unweit des bekannten Markplatzes ihre erste eigene Werkstatt.Ankäufe von Museen und Ausstellungen zeugen auch heute noch von der Bedeutung dieser Pionierin der Schmuckkunst aus Halle an der Saale. Stilsicherheit, Formgefühl und der Sinn für Schönheit zeichneten die noch im hohen Alter tätige Künstlerin aus.

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Information

Der letzte Besuch - Abschied –

Donnerstag, 20. Juni 1996
"Morgen kommt Frau Scheidgen", sagt sie, wie ein Kind, das sich etwas wiederholt, um es sich zu merken. "Also morgen sehe ich Frau Scheidgen."
"Aber mir geht es nicht gut", sagt sie.
"Aber ich möchte Sie trotzdem besuchen", spreche ich in die Muschel des Telefonhörers.
"Trotzdem besuchen", wiederholt sie, als hole ich sie von einer unendlich weiten Reise in ein ganz anderes Land zurück, und sie müsse sich erst orientieren. "Mittag oder Nachmittag", frage ich, "was ist Ihnen lieber?“
"Nachmittag, „ antwortet sie nach einer langen Pause. Und wieder nach einer Pause sagt sie: "Ich sehe morgen Nachmittag Frau Scheidgen." Sie spricht unendlich langsam und unendlich leise. Das Telefonieren strengt sie furchtbar an. "Dann können wir jetzt Schluss machen", sagt sie, "auf Wiedersehen, bis morgen."
"Ja, bis morgen!" antworte ich.
Ich bin verstört und traurig über das Nachlassen der Kräfte einer bis vor kurzem noch so vitalen Frau, das ich soeben am Telefon miterleben muss.
Die Schwester sagt mir, dass dieser Zustand seit etwa einer Woche bestünde. Und doch habe ich das Gefühl, dass da plötzlich etwas ist, einem Strohhalm gleich, aus einem Leben, was schon hinter ihr liegt, das ihr Halt gibt - bis morgen nur noch.
"Ja, bis morgen“, sagt sie mit einer so feinen, schon fast nicht mehr irdischen Stimme.
"Ja, liebe Frau Risch!"
Am nächsten Tag besuche ich sie in ihrer neuen Heimstatt, dem St. Franziskus-Altenheim in Langenfeld, einem freundlichen und modernen Ziegelsteinbau in einem ruhigen Wohnviertel des rheinischen Städtchens.
Nach Langenfeld ist Hilde Risch gekommen, weil hier eine Tochter ihrer Freundin Eva Mascher-Elsässer lebt, die sich um sie kümmern kann.
Hilde Risch kann nach einer Oberschenkelhalsbruch-Operation das Bett noch nicht verlassen, vielleicht kann sie es nie mehr verlassen.
Die Wiederbegegnung mit dieser grandiosen Frau an einem Ort, der nicht geprägt ist durch ihre Persönlichkeit, außerhalb ihres Zuhauses, ist notgedrungen schwierig. Aber ich bin froh, dass sie äußerlich fast noch dieselbe ist, wie ich sie aus der Zeit in Wesseling kenne.
In ihrem geblümten Nachthemd sitzt sie aufrecht im Bett, von Kissen gestützt, eine würdevolle Erscheinung trotz der äußeren Hilflosigkeit. Nur eine große Müdigkeit ist unverkennbar. Ich merke, wie das Sprechen sie anstrengt.
Und doch haben wir eineinhalb Stunden miteinander gesprochen, langsam und mit vielen Pausen. Jedes Wort erhält dadurch besonderes Gewicht.
"Ich habe mich sehr auf Ihr Kommen gefreut“, sagt sie und bedankt sich für die mitgebrachten Blumen. Und ich freue mich, bei ihr sein zu können.
Lebhaft erinnert sie sich an meinen letzten Besuch in Wesseling, bei dem auch mein Mann und mein zweitältester Sohn Daniel dabei waren.
Hilde Risch mit Ilka und Heinrich Scheidgen
"Sie sind so richtig nach meinem Geschmack. Das hat mir viel Spaß gemacht mit Ihrem Mann. Und Ihr Junge", fährt sie fort, und sie blickt mich dabei mit leuchtenden Augen an, "dass er jetzt auf Giebichenstein ist, wo ich einmal angefangen habe..."
Dann eine Weile Schweigen. "Die Kräfte werden immer weniger“, sagt Hilde Risch, ohne Wehmut, Klage oder Pathos, "aber das ist so, wie es sein muss. Wir müssen ja alle sterben. Für mich ist es jetzt Zeit zu gehen."
"Ich möchte zu meinen Freunden“, sagt sie dann unvermittelt. Erst als sie nach einer kleinen Pause hinzufügt "Ich möchte, dass der liebe Gott mich gehen läßt“, begreife ich, was sie meint.
Ich streichle ihre ineinander verschränkten Hände. "Ach“, sagt sie leise, "Sie haben so schöne warme Hände! Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie gekommen sind."
So ein Besuch am Krankenbett, in einer fremden, unpersönlichen Umgebung ist schwierig, und eine solche Situation lässt einen nur schwer passende Worte finden.
Meistens nicke ich nur stumm zu dem, was Hilde Risch sagt. Was kann ich auch entgegnen, wenn sie von ihrer zu Ende gehenden Zeit spricht
Sie selbst ist ja mit dieser großen Selbstverständlichkeit, die wohl ihr ganzes Leben gekennzeichnet hat, zur Annahme des Endes bereit.
Ein zweites Mal spricht sie vom "lieben Gott", die sich in unseren früheren Gesprächen eher gescheut hat, von Gott zu sprechen. Vielleicht ist es dieser "liebe Gott" aus Kindertagen, der nun ganz plötzlich wieder so selbstverständlich in ihrem Vokabular auftaucht.
Angst vor dem Tod hat diese große und auch hier in ihrem Bett noch so stolz wirkende Frau nicht. "Alles ist so, wie es sein muss,“ sagt sie, "der liebe Gott hat uns alles gegeben, und wenn er es wieder nimmt, so ist es richtig so."
Die manchmal beim Sprechen halb gesenkten Lider hebt sie und sieht mich aus klaren Augen an: "Ich kann nur sagen: ich bin bereit!"
Ich sage "ja" und muss doch mit den Tränen kämpfen.
Ich erzähle ihr von Halle, wohin ich gerade vor kurzem gefahren war, um "auf ihren Spuren zu wandeln".
Sie hört mir zu, wie ich von der "Burg" erzähle, von der Franckeschen Stiftung, deren Lyzeum sie besucht hat, das Haus Kleinschmieden 4, wo sie mit Eva Elsässer die erste eigene Goldschmiedewerkstatt hatte.
Es kommt mir so vor, als würde vor ihrem inneren Auge die Vergangenheit noch einmal lebendig, aber ich merke auch, dass sie im Grunde mit allem Vergangenen bereits abgeschlossen hat.
„DieBurg“oberhalbderSaale
"Vor vier Wochen habe ich noch gearbeitet“, sagt sie dann. Nicht so sehr Bedauern, sondern vielmehr Erstaunen entnehme ich dieser Mitteilung, wie es zu einem so abrupten Ende ihres Schaffens kommen konnte.
"Den Schmuck bekommen meine Freunde, wie sich das gehört“, erklärt sie ohne eine Spur Melancholie, "und die können damit machen, was sie wollen."
Ein Lebenswerk ist abgeschlossen. Es ist abgebrochen worden durch den Schicksalsschlag eines häuslichen Unfalls, bei dem sich Hilde Risch den Oberschenkelhalsbruch zuzog. Als ich sie zum ersten Mal nach der Operation anrief und für sie das Urteil gefällt worden war, dass sie nie wieder in ihre Wohnung zurückkehren könnte, nahm sie auch diese Entscheidung mit großer Ruhe und Gelassenheit hin.
Ich musste sofort an die "Grazie der Selbstverständlichkeit" denken, über die wir beim letzten Mal gesprochen hatten - noch in ihrer Wohnung in Wesseling.
Wahrhaftig - diesen Schicksalsschlag, von einem Moment auf den anderen aus einer Selbständigkeit in die Hilfsbedürftigkeit, in das Angewiesensein auf fremde Hilfe, "hineinkatapultiert", wie sie es selbst formuliert, zu werden und dieses anzunehmen, dazu gehört eine innere Größe, die man sich nur im Laufe eines ganzen Lebens erwerben kann.
Als ich Hilde Risch vor meinem Besuch im Altenwohnheim, kurz nachdem sie dort eingezogen war, am Telefon danach fragte, ob sie denn dort vielleicht noch arbeiten könne, sich eventuell eine kleine Arbeitsecke wie in ihrer Wohnung in Wesseling einrichten könne, antwortete sie: "Nein, das ist leider gar nicht möglich. Ich kann doch hier nicht mit Feuer arbeiten. Und Feuer brauche ich für meine Arbeit."
So schließt sich hier der Kreis. Das Feuer war es, welches die junge Hilde Risch so begeistert hatte, dass sie sich für ihren Beruf entschied. Nun mandelt es ihr am Feuer, das ihr Leben und Arbeiten bestimmte. Die lodernde Flamme - auch als Lebenselement - ist für Hilde Risch erloschen. Und so spüre ich dieses Feuer des Lebens, des Leben- und Schaffenwollens, auch aus ihr entweichen und mit ihm zugleich den Lebensinhalt und Lebenssinn.
Doch was uns diese große und doch so bescheidene Künstlerin hinterlässt, ist von diesem Feuer durchdrungen, ist Gestalt gewordene Anmut und Schönheit.
Noch einmal sprechen wir von der Grazie. "Grazie, “ sagt Hilde Risch, "das ist etwas, was man sehr ernst nehmen muss." Und sie findet noch eine neue Wende im Durchspielen dieses Begriffs: "Charme gibt es nicht ohne Grazie. Ohne Charme gibt es keine Grazie. Es gibt nur graziösen Charme."
Sie wiederholt diese drei Sätze - wie eine Formel, die ich mir notieren soll, die Anstrengung lässt sie einen Augenblick die Lider schließen. Dann schaut sie mich wieder aufmerksam an.
Lächelnd deutet sie auf ein Bild, das neben ihrem Bett an der Wand hängt und sagt nur leise: "Die Brücke!" Ich kenne dieses Bild bereits aus Hilde Rischs Wohnung. Es ist eine Perlenstickerei, das einzige persönlic...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorbemerkung
  3. Einleitung
  4. Beginn
  5. Vom Gürtlerhandwerk zur Goldschmiedekunst
  6. Die Lehre der Armut
  7. Ein Leben als Zeitzeugin
  8. Das Prinzip des Weglassens
  9. Die Grazie der Selbstverständlichkeit
  10. Der letzte Besuch - Abschied –
  11. Schluss
  12. Nachbemerkung
  13. Erläuterungen
  14. Über die Autorin
  15. Impressum