Abstecher nach Österreich und Opatija
Kurz nach meinem Dresdner Erfolg, ich schwebte immer noch wie auf Wolken, rief mich Schikora an und unterbreitete mir eine neue Idee. „In München ist ein neues Label eröffnet worden, mit dem Namen Herzklang. Die suchen einen guten Sänger. Das ganze untersteht dem Weltlabel Sony-Music. Ich werde dich anbieten, das Ganze hat aber leider einen kleinen Hacken, du müsstest volkstümlich singen“.
„Bis wann musst du es wissen?“, meine Stimmung ging in den Keller.
„Am besten sofort, dann kann ich alles klarmachen.“, antwortete Schikora und ließ mir kaum Zeit: „Ich rufe dich in einer Stunde wieder an, überlege es dir.“
„Na und, weißt du es nun?“, fragte Schikora, als er nach der vereinbarten Zeit wieder anrief, er klang etwas ungeduldig.
„Okay, ich mache es“, sagte ich nach reiflicher Überlegung. Er erzählte, dass Sony Fotos und Lieder von mir bereits vorliegen hatten und an mir interessiert seien. Als Promoterin für mich sei Yvonne Gabriel, die Tochter von Gunter Gabriel, vorgesehen. In den nächsten Wochen war ich fleißig am Lernen meiner neuen Lieder. Ich bat Schikora, selbige nicht zu volkstümlich zu machen und er versprach mir, das zu berücksichtigen.
Mit Produzent Uve Schikora im Union-Studio in München
Mit sechs neuen Liedern fuhr ich wieder nach München, diesmal nahmen wir im Union Studio auf. Der Tonmeister war sehr freundlich und die positive Atmosphäre schlug sich auch auf die Lieder nieder. Den Chor sangen Edith Prock und Renate Mauerer. Zwei Profis in ihrem Metier. Es gelang Schikora eine Gradwanderung zwischen Schlager und volkstümlicher Musik. Die Texte waren nett und die Melodien gingen sofort ins Ohr. In dieser Zeit entstanden Lieder von mir wie: Deine Augen sagten mir Goodbye, Ein jeder Mensch braucht sein Sternderl, Mein Japanese Girl usw. Wir trafen uns mit Yvonne Gabriel und besprachen unsere weitere Strategie. Auch einen zweiten Mann holte Schikora mit ins Boot - Roland Steinel, selbst ein Interpret und Produzent. In einem exklusiven Fotostudio wurden schon die Cover-Fotos gemacht und die Werbetrommel gerührt. Es wurde sehr viel Geld in diese Kampagne gesteckt.
Tonaufnahmen für das neue Album
An einem Nachmittag läutete das Telefon, es war Schikora.
„Die spinnen bei der Sony“, seine Stimme verhieß nichts Gutes. „Die wollen nicht mehr“.
Ich weiß bis heute nicht, warum Sony einen Rückzieher machte. Ich kann mir vorstellen, dass das Budget von Seiten meines Produzententeams enorm überschritten wurde und die Plattenfirma kalte Füße bekam.
Der Leser wird sich fragen, warum dieses Showgeschäft immer so ein Auf und Ab ist. Ich kann diese Frage nur so beantworten: Die Menschen in den Plattenfirmen sehen den Künstler als Produkt, nicht als Künstler, der etwas kann, der sein ganzes Leben der Musik verschrieben hat und alles gibt. Ich kann von sehr vielen Kollegen mit gutem Gewissen sagen, dass sie genauso wie ich, diesen Beruf als „Berufung“ sehen und von Kindesbeinen an ein Ziel hatten - Sänger zu werden. Was da alles „dranhängt“, um es zu erreichen, merkt man erst nach einiger Zeit. Was habe ich an Nachwuchsleuten schon alles kommen und gehen sehen. Es ist ein wunderschöner Beruf, der leider auch viele Schattenseiten hat. Viele sind daran zerbrochen.
Nun war guter Rat teuer, wir mussten eine neue Firma finden, war doch schon die Hälfte des geplanten Albums im Kasten.
Zu Hilfe kam mir ein Vertreter einer Plattenfirma, den ich noch von früher kannte. Ich rief ihn an und fragte, ob noch Interesse bestehen würde. Die Antwort kam prompt. Sie suchten einen guten Interpreten für ihren „Stall“. Ich setzte mich an den Schreibtisch und machte ein großes Kuvert mit aktuellen Fotos und ein paar Demo-Liedern fertig und schickte es auf die Reise…
Einer Einladung folgend, sang ich in München bei einem großen Radiofest vor dem Sheraton Hotel München. Die Schirmherrschaft hatte Monika Hohlmeier, die Tochter von Franz Josef Strauß, übernommen. Viele nette Kollegen waren dabei, so auch Bata Ilic, der mir in all den Jahren ein guter Freund geworden ist. Der Auftritt war anscheinend gut gewesen, hatte ich doch schon wieder eine erneute Zusage des gleichen Senders, diesmal in Ramersdorf in einem großen Zelt mit etwa 4000 Menschen. Als ich ankam, lagen schon um elf Uhr ein paar „Bierleichen“ vor dem Zelt. Mit lieben Kollegen, so auch Lena Valaitis, mit der ich als Kinderstar schon über die Lande zog, war es ein Mammutprogramm, das viele Schlagerfans anlockte. Eine Blaskapelle spielte schon seit dem frühen Morgen, um die vielen Besucher bei Laune zu halten. Wir Künstler hatten eine gemeinsame Garderobe, eigentlich war es ein großer „Verschlag“. Da ging es wie in einem Bienenhaus zu, ein Kommen und Gehen. Immer wieder abwechselnd sangen wir auf einer riesigen Bühne. Die gewaltige Tonanlage mit riesigen Boxen war nötig, um auch die Besucher, die ganz hinten im Zelt saßen, zu beschallen. Ich war gerade am Umziehen, als Lena Valaitis einen Schrei losließ - sie stand nur im BH und Höschen da. „Schau mal nach oben“, rief sie verärgert zu mir. Ich sah erst jetzt, dass es keine Decke gab und die Menschen auf den Rängen, alles sahen und mitbekamen, was in unserer „Garderobe“ stattfand. Die Managerin von Valaitis, eigentlich eine elegante Dame, rastete aus. Sie nahm ihre sicher teuren Schuhe und schleuderte sie nach diesen „Spannern“.
„Ihr seid Schweine, dass ihr euch nicht schämt!“, rief sie erbost. Die Schuhe waren weg, die neugierigen Fans auch. Heute kann ich darüber lachen, damals fand ich es weniger lustig. Das Telefon läutete und eine weib...