
- 132 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Die Wernigeröder Kino-Historie ist spannender, als man es vielleicht erwartet - zumal sie auch gar nicht in Wernigerode begann. Der "Kinokrieg von Wernigerode" beschäftigte die Verwaltungen. Und selbst der Besitz eines Lichtspieltheaters wurde zum Politikum: Der NSDAP-Parteilokal-Inhaber war genauso im Kino-Geschäft, wie später der Geschäftsführer der KPD-Ortsgruppe. Und dann spielte auch noch die einst größte Kegelhalle Europas in der Kino-Geschichte der bunten am Stadt am Harz eine bedeutende Rolle.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Vom Kaiser-Panorama zum Filmpalast von Ralf Mattern im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Geschichte & Weltgeschichte. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
TEIL 1: »Lebende Photographien« in Wernigerode
Am Ende des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt: Am 14. Dezember 1897 begannen auch in Wernigerode die Bilder das Laufen zu lernen. Bis dahin »wanderten« sie eher gemächlich. Seit dem im Jahr 1880 in Breslau der Erfinder August Fuhrmann sein erstes »Kaiser-Panorama« eröffnete, wurde dieses Medium schnell populär. Bis zu 25 Personen gleichzeitig konnten stereoskopische Bilderserien durch ein Guckloch betrachten. Im Panorama befand sich ein Zahnkranz, auf dem fünfzig Glasdias befestigt waren, die von der Rückseite her durch Gas- oder elektrisches Licht durchleuchtet wurden. Der Antrieb erfolgte in der Regel automatisch durch ein Uhrwerk, nach Ertönen eines Glockenschlages wurden die Bilder um eines weitergerückt. Fuhrmanns Idee war buchstäblich Gold wert: Er zog bald nach Berlin, baute Vorführgeräte, die er dann an eigenständige Unternehmer verkaufte. Die Bilder stellte Fuhrmann auch zur Verfügung: Um 1910 soll es über 100.000 stereoskopische Bilder gegeben haben, die in Ringleihe in ganz Deutschland vorgeführt wurden.
Auch nach Wernigerode kamen des Öfteren »Kaiser-Panoramen«. Und obwohl das Anschauen der Bilderserien sehr beliebt war, läutete in der »bunten Stadt« am 12. Dezember 1897 eine eher unscheinbare Zeitungsanzeige im »Wernigeröder Tageblatt« eine neue Epoche ein: Das Zeitalter des Kinos begann am Fuße des Brocken.

Am Dienstag, den 14. und Donnerstag, den 16. Dezember 1897 gastierte im Wernigeröder Kurhaus (ab 1935: »Stadtgarten«) das »Theater lebender Photographien durch den besten Kinematographen, genannt Vitograph, Clement & Hilmers, Paris«, wie es in der Ankündigung im »Wernigeröder Tageblatt« hieß.
Die Zeitung schrieb zu diesem Ereignis: »Ja, so etwas haben wir in Wernigerode denn doch noch nicht gesehen! – so hieß es gestern Abend, als die Vorstellung des Kinematographen im Kurhause beendet war und die Zuschauer befriedigt heimgingen. Wohl hatte man sich bisher an effektvollen Nebelbildern und Panoramen erfreuen können, die gestern gezeigten lebenden Photographien aber übertreffen doch das bisher Dagewesene ganz erheblich. Der Kinematograph, die wunderbare Erfindung des berühmten Edison, ist ein glänzender Beweis für die Schaffensfähigkeit des menschlichen Geistes, denn die lebenden Photographien ersetzen thatsächlich die Wirklichkeit, sie berichten den Zuschauern von Ereignissen jeder Art genau so, als wenn man persönlich dabei anwesend ist. Die gestrige Vorstellung brachte Ansichten in bunter Abwechslung. Wir sehen die Meeresbrandung an der Küste und große Dampfer auf den Fluten dahingleiten, wir sehen Eisenbahnzüge fahren, den Verkehr auf einer Station beim Anhalten des Zuges sich entwickeln, wir sehen ferner Kavallerie dahintraben und den Aufzug der Schloßwache in Berlin* genau so, als wenn wir aus einem Fenster in der Straße ›Unter den Linden‹ hinausschauten! Ferner sind es die Paradebilder, die das Auge fesseln: die Rückkehr der Kaiserin von der Parade bei Koblenz*, Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus zu Pferde*, der Empfang unseres Kaisers in Frankfurt a. M.* Auch an Szenen aus dem letzten griechischtürkischen Kriege* fehlt es nicht, ein griechischer Spion wird von türkischen Soldaten vor unseren Augen erschossen, es ist, als wenn wir dem Vorgange in unmittelbarer Nähe beiwohnten. Sehr erschütternd ist auch die Szene ›Die letzten Patronen‹*. Aber auch an heiteren Episoden ist kein Mangel, wie die ›Badenden Neger‹, der ›Traum eines Junggesellen‹, eine ›unruhige Nacht‹* zeigen. Ferner sind Theaterszenen, wie das Auftreten zweier Geschwister Barrison, die Serpentintänzerin*, das ›Verzauberte Schloß‹ vorhanden, von denen einzelne ganz komisch wirken. In jeder einzelnen Nummer sehen wir die Wirklichkeit greifbar nahe, in größter Natürlichkeit entrollen und beleben sich alle Szenen! – Die Pausen wurden durch Vorträge des Phonographen ausgefüllt, es sind fast ausschließlich Kouplets, die in ›Tingel-Tangeln‹ vorgetragen wurden und die daher eigentlich nicht besonders reizen könnten. Aber gerade weil das Schreien der Sänger und Sängerinnen so drollig aus dem Phonographen heraustönt, haben die Lieder einen allgemeinen Heiterkeitsausbruch zur Folge – obgleich man bei einzelnen ›Liedern‹ direkt Bauchweh bekommen könnte! – Daß die gestrige Vorstellung einen großen Erfolg hatte, bewies der rauschende Beifall, der den verdunkelten Saal mitunter förmlich durchdröhnte! Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, daß die morgige Donnerstags-Vorstellung, die gleichzeitig die letzte ist, vor ausverkauftem Hause stattfindet!«
Zu den mit * gekennzeichneten Filmen konnten unter »The German Early Cinema Database« folgende Details gefunden werden:
Aufziehen der Schlosswache in Berlin (1897)
Produktionsfirma: Deutsche Mutoskop und Biograph (Deutschland)
Genre: Nicht-fiktional
Rückkehr von der Parade (1897)
Produktionsfirma: Messter Projektion, Berlin
Handlung: Kaiser Wilhelm II. reitet vor der Truppe am 01.06.1897
Genre: Nicht-fiktional
Zar Nikolaus führt auf dem Paradefeld zu Görlitz sein Kaiser-Alexander-Regiment Kaiser Wilhelm vor (1896)
Original Titel: Görlitz: Revue devant Guillaume II et Nicolas II
Produktionsfirma: Lumiere, Lyon
Kamera: Constant Girel
Genre: Nicht-fiktional
Empfang des Kaisers in Frankfurt, Main (1896)
Produktionsfirma: unbekannte deutsche Firma
Genre: Nicht-fiktional
Der Griechisch-Türkische Krieg (1897)
Genre: Nicht-fiktional
Die letzten Patronen (1897)
Produktionsfirma: Wolff, Philipp
Handlung: Griechisch-Türkischer Krieg. Schlacht bei Larissa.
Genre: Nicht-fiktional
Unruhige Nacht (1897)
Produktionsfirma: Stiller, Joseph, Wien
Genre: Lustspiel
koloriert
Serpentintänzerin (1895)
Alternativer Titel: Schmetterlingstänzerin
Produktionsfirma: Edison (USA)
Mitwirkende: Clarissa Saharet
Genre: Tonbild
ODER
Serpentintänzerin (1897)
Produktionsfirma: Stiller, Joseph, Wien
Mitwirkende: Loïe Fuller
Genre: Nicht-fiktional
koloriert
eventuell identisch mit: Serpentin-Tänzerin (Frankreich 1896)
TEIL 2: Die »fliegenden« Kinematographen
Bevor in Wernigerode im Dezember 1909 der erste Kinematograph eröffnete, der das Ziel hatte, dauerhaft und täglich sein Publikum anzulocken, gastierten hier umherreisende Filmvorführer.
So wurden zum Beispiel am 17. Februar 1908, dem Jahr, in dem auch hier erstmals versucht wurde, ständige – wenn auch nicht täglich öffnende – Kinematographen einzurichten, im Wernigeröder Kurhaus von der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Wernigerode, »Kinematographische Vorstellungen aus allen deutschen Schutzgebieten« veranstaltet. Ab 30 Pfennig konnte man Szenen aus den deutschen Kolonien betrachten – wobei die Damen bereits in der Zeitungsanzeige gebeten wurden, »die Hüte abzulegen«.

Das Kurhaus im Jahr 1926 – von der Brücke aus gesehen
Am 12. und 13. April 1908 bot das »Reform-Kinophon-Theater Halberstadt« sein »Elite-Programm in höchster Vollendung« im Wernigeröder Kurhaus dar und lud hierzu auch zu einem Instrumental- und Vokalkonzert ein.
Überschwänglich wurde für Vorstellungen der »Greatest show on earth« für den 31. Mai und den 1. Juni 1908 geworben: »Der große amerikanische Zirkus-Kinematograph mit eigenem Dampfbetrieb gastierte nach einer Tournee durch England, Frankreich, Belgien, der Schweiz etc. mit den größten lebenden Photographien der Welt und mit großem Konzert« im Wernigeröder Kurhaus, wie es in der Anzeige hieß. Ab 40 Pfennig konnte man sich u. a. mit dem »Leben und Treiben in Amerika« sowie »Nick Carter, dem berühmtesten amerikanischen Detektiv« und den »neuesten Welt- und Naturereignissen« vertraut machen.
Im Spätsommer 1908 gastierte zum ersten Mal »Ohrs Kinematograph-Theater« am Neustädter Anger. Vom 30. August bis 6. September wurden »neue sensationelle Bilder« in einstündigen Vorstellungen präsentiert. Gew...
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort von Ivonne Sielaff
- Teil 1: »Lebende Photographien« in Wernigerode
- Teil 2: Die »fliegenden« Kinematographen
- Teil 3: Der Beginn der Kino-Zeit
- Teil 4: Das zweite Kino – noch immer nicht in Wernigerode
- Teil 5: Endlich auch in Wernigerode: Das »Welttheater« in der »bunten Stadt«
- Teil 6: Das Kino der Arbeiterklasse
- Teil 7: Zwei Kinos, zwei Behörden, zwei Auslegungen
- Teil 8: Der skrupellose Böhling spinnt Intrigen
- Teil 9: »Walhalla-Tonbild-Theater« wird zu »Schloss-Lichtspiele«
- Exkurs: Wernigerode – Kinostadt und nun auch Filmstadt
- Teil 10: Revolution – die neue Zeit beginnt
- Teil 11: Böhling macht weiter Theater – und schließt, öffnet und verkauft es
- Teil 12: Von Unger und Budt zu Westendorf und Heinicke
- Teil 13: Nach dem Krieg – Zwistigkeiten in der Kino-Landschaft
- Nachtrag
- Fotos von Reinhard Prüßmann
- Bildnachweis (zur Verfügung gestellte Bilder im Textteil)
- Quellennachweis
- Weitere von Ralf Mattern erschienene Bücher
- Impressum