Verfolgt - deportiert - überlebt
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Unvergessene Nachbarn (Band 2)

  1. 404 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Unvergessene Nachbarn (Band 2)

Über dieses Buch

Die Zeit heilte keine Wunden, sie ließ aber in den Jahrzehnten nach der NS-Diktatur die Täter weitestgehend ungeschoren davonkommen. Es gab auch keine "Stunde Null", aber eine "zweite Schuld" der Verdrängung und Verleugnung der nationalsozialistischen Verbrechen. Nahezu lückenlos wurden die NS-Täter in die Nachkriegsgesellschaft wieder eingegliedert, während die überlebenden Opfer, die angesichts des Entsetzens oft selbst schwiegen, lange Zeit ignoriert wurden.Die Recherchen zu dieser Dokumentation haben sich über viele Jahre erstreckt, weil irrtümlicherweise angenommen wurde, dass fast alle Dokumente vernichtet oder verloren gegangen seien. Hier wird erstmals die vollständige Geschichte einer jüdischen Familie während des "Dritten Reiches" und der Nachkriegszeit umfassend dargestellt. Dazu wurden mehr als achtzig Archive in neun Ländern ausgewertet. Besonderen Stellenwert nahmen die Wiedergutmachungsakten im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden und bei der Bezirksregierung in Düsseldorf ein.Die exemplarische "Personalisierung" des Holocaust am Beispiel der Familie Aumann soll den Lesern die unfassbaren Verbrechen stärker ins Bewusstsein rücken. Damit wir nicht die Augen vor der Vergangenheit verschließen, soll die noch immer zu beobachtende gesellschaftliche Verdrängung endlich einer kollektiven Verantwortung weichen. Dazu werden vom Autor nicht nur die Opfer, sondern auch die zahlreichen Täter genannt.

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Information

Sally, Berta, Judis und Josia Aumann

Sally Aumann kam am 29. Juni 1897 um 14:30 Uhr nachmittags in der Eisenbacher Wilhelmstraße Nr. 37 zur Welt.1014 Ostern 1903 wurde er in die Volksschule Eisenbach eingeschult und verbrachte hier vier Grundschuljahre bis Ostern 1907.1015 Die 1829 erbaute Volksschule befand sich in der Kirchstraße 30, dort, wo sich heute die Poststelle mit einer Bäckerei befindet. Damals hatte das Dorf Eisenbach 1.177 Einwohner (Zählung 1905).1016 Drei Lehrer und ein Schulgehilfe unterrichteten insgesamt 255 Schülerinnen und Schüler (Stand um 1904) in vier Schulsälen.1017 Johannes Heep aus Ellar war vom 1. November 1902 bis zum 1. November 1911 – also auch zu Sallys Schulzeit – "1. Lehrer" (heute Schulleiter) der Volksschule Eisenbach.1018
Volksschule Eisenbach in der Kirchstraße 301019
Kurz nach Ostern 1907 wechselte Sally Aumann auf das Gymnasium in "Kamberg" (heute Bad Camberg),1020 "wo er jeden Tag zu Fuss 1¼ Stunden hinging".1021 Dies war – wie Sallys Vater Hermann in einem Beschwerdebrief vom 20. Juni 1928 an den Landrat betonte1022 – damals völlig normal; für Schüler und Eltern heute ist es völlig unvorstellbar! – Ein Jahr vor dem "Einjährigenexamen" (heute Mittlere Reife) nahm ihn sein Vater im Frühjahr 1911 von der Schule und schickte ihn in eine kaufmännische Lehre.1023 Vom Sommer 1911 bis zur Mitte des Jahres 1914 absolvierte Sally "die kaufmaennische Lehre bei der Firma I. Stern, Bad Schwalbach, wo ich besonders den Tabackhandel lernte. Sodann (1914-1915; BW) arbeitete ich als Volontaer zur weiteren Ausbildung in der Firma Alex Isaaksohn, Tabackwaren in Krefeld; spaeter reiste ich fuer diese Firma."1024 Diese versicherungspflichtige Tätigkeit als Angestellter der Firma Isaaksohn erstreckte sich über sieben Monate von der zweiten Hälfte des Jahres 1914 bis zum Anfang des Jahres 1915.1025 Anschließend – vom Anfang des Jahres 1915 bis zur Mitte 1916 – war Sally für dieses Unternehmen als reisender Händler unterwegs.
Im November 1915 wurde Sally Aumann gemeinsam mit seinem Geburtsjahrgang (1897) zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) gemustert.1026 Sechs seiner Klassenkameraden aus Eisenbach verloren ihr junges Leben in dem sinnlosen Blutvergießen: Paul Kaiser, Wilhelm Michel, Peter Müller, Josef Springer, Jakob Waller und Wilhelm Weil.1027
Am 15. September 19161028 wurde Sally als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen.1029 Die allgemeine Kriegsbegeisterung der damaligen Generationen machte auch vor den jüdischen Bürgern nicht halt,1030 wie das folgende Plakat zeigt.
Aufruf für jüdische Bürger zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg (Ausschnitt)1031
Neben Scharlach und einer Nierenentzündung1032 erlitt Sally Aumann während des Frontdienstes im Ersten Weltkrieg zwei Schussverletzungen am rechten Bein,1033 eine davon am rechten Unterschenkel,1034 wofür er zwar keine Rente,1035 aber mehrere militärische Auszeichnungen erhielt.1036 Sally wollte für seine Verwundungen bewusst keine Kriegsrente beantragen, "denn ich war zu dieser Zeit zu patriotisch", wie er Anfang 1972 betonte.1037 In der zweiten Hälfte des Jahres 1934 oder Anfang 1935 wurde ihm auf Antrag bei der Ortspolizeibehörde (Bürgermeister Peter Reichwein, der ursprünglich Sallys bester Freund war1038) vom Limburger Landrat Dr. jur. Karl Uerpmann (NSDAP) das Ehrenkreuz des Weltkriegs verliehen,1039 das insgesamt rund zehn Millionen Mal vergeben wurde.1040
Der Reichspräsident und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847–1934) stiftete am 13. Juli 1934 durch eine Verordnung1041 das an einem schwarzweiß-roten Band getragene Ehrenkreuz des Weltkrieges1042 anlässlich des 20. Jahrestages des Kriegsbeginns 1914. Die Auszeichnung aus der Zeit des Nationalsozialismus war für alle Frontkämpfer, Kriegsteilnehmer und Hinterbliebene des Ersten Weltkrieges bestimmt, auch für die rund 100.000 jüdischen Kriegsteilnehmer und Frontsoldaten. Gerade die jüdischen Soldaten mussten sich in besonderem Maß fragen, wofür sie ihr Leben riskiert haben. Auch hier trifft das berühmte Zitat des französischen Lyrikers, Philosophen und Essayists Paul Valéry (1871–1945) zu: "Der Krieg ist ein Vorgang, bei dem sich Menschen umbringen, die einander nicht kennen, und zwar zum Ruhm und zum Vorteil von Leuten, die einander kennen, aber nicht umbringen."1043
Am 15. Januar 1919 endete für Sally Aumann der Militärdienst1044 und so kehrte er wieder in das Geschäft seines Vaters Hermann nach Eisenbach zurück,1045 das bereits Sallys Großvater Samuel Aumann (1811–1882)1046 betrieb.1047 Hermann Aumann (1864–1938) war ursprünglich Vieh-, Getreide- und Textilwarenhändler.1048 In ihrem "handelsgerichtlich eingetragenen"1049 Groß- und Einzelhandel "AUMANIA"1050 verkaufte die Familie, die "als fleißig und ordentlich geschildert wurde",1051 nach dem Ersten Weltkrieg Tabakwaren und Süßigkeiten sowie Papier- und Schreibwaren. In dem gut frequentierten Ladengeschäft in der Eisenbacher Wilhelmstraße 37 waren auch Sallys Mutter Johanna (1871–1924) und seine Schwester Klothilde (1899– 1941/42)1052 tätig.1053
Hermann Aumann hatte während der Hyperinflat...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Stammbaum der Familie Aumann
  5. Übersichtskarte zum Schicksal der Familie Aumann
  6. Einweihung des Gedenksteins für die Familie Aumann
  7. Einweihung der Gedenktafel für die Familie Aumann
  8. Rosalie und Gustav Aumann
  9. Siegmund Aumann
  10. Bertha Aumann und Siegfried Straus
  11. Otto Aumann
  12. Albert Aumann
  13. Rosa Fromm, geb. Aumann
  14. Strafanzeige gegen Rosa Aumann wegen Beleidigung
  15. Rosa und Selma Aumann in Düsseldorf
  16. Stammbaum der Familie Aumann-Udoff
  17. Mathilde Mannheimer, geb. Aumann
  18. Sally, Berta, Judis und Josia Aumann
  19. Sally Aumanns Aufenthaltsorte
  20. Schlussbemerkungen
  21. Anhang
  22. BUCHVERÖFFENTLICHUNGEN VON DR. BERND A. WEIL
  23. Über dieses Buch
  24. Über den Autor
  25. Literatur zur Person
  26. Stammbaum der Familie Aumann
  27. Impressum