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Wir denken immer nur "die Hälfte" - Abschied vom mittelalterlichen Denken

  1. 184 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Wir denken immer nur "die Hälfte" - Abschied vom mittelalterlichen Denken

Über dieses Buch

In [ WIRKUNG! ] zeigt Cerny: Wir leben in einem steinalten, hoffnungslos überholten Denksystem... auf dem Stand des Mittelalters! Und weil das so ist, denken wir praktisch immer nur "die Hälfte". Deshalb sind wir vollauf damit beschäftigt, etliche enorme Probleme zu lösen, die wir gar nicht haben müssten. Doch das bedeutet auch: Mit der noch "fehlenden Hälfte" können wir unsere Intelligenz glatt "verdoppeln" und unsere Möglichkeiten vervielfachen - wortwörtlich: denkbar einfach!

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ANNO 1619 – RENÈ DESCARTES

Gefangen im Maschinendenken

Auf der Spurensuche, wie sich unser heutiges Denksystem entwickelt hat, findet sich der nächste Meilenstein im Jahr 1619. Von da an nämlich ließ sich ein junger Franzose in seinem Ideenreichtum nicht mehr stoppen – und veränderte damit die (westliche) Welt gleich mehrfach, bis heute: René Descartes.
Für Descartes (1596-1650) gilt ähnliches, wie für Francis Bacon: Während Bacons Ausspruch „Wissen ist Macht“ noch heute in aller Munde ist, er selbst dagegen nahezu unbekannt, so ist der Spruch „Ich denke, also bin ich“ („cogito ergo sum“) zwar allgemein bekannt, doch kann Otto Normalmensch mit dem Namen René Descartes ansonsten nur vergleichsweise wenig anfangen.
Auch hier ist es sinnvoll, einen kurzen Seitenblick auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund zu werfen: René Descartes stand voll unter dem Eindruck der Religionskriege: Die acht Hugenottenkriege in Frankreich, die nach 36 Jahren im Jahr 1598 endeten, worauf 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach. An letzterem war Descartes, wenn auch nur kurz, als Soldat beteiligt. Es waren Glaubenskriege zwischen Katholiken und Protestanten mit zahllosen Greueltaten und Massakern von enormer Grausamkeit auf beiden Seiten.
Descartes begann sich Gedanken zu machen, ob überhaupt eine Religion, eine Kirche, ein Glaube für sich in Anspruch nehmen dürfe, „die Wahrheit“ zu kennen. Im Jahr 1619 hatte Descartes daraufhin eine Vision, wonach er von Gott persönlich die Aufgabe erhalten habe, sich an die Arbeit einer „universalen Methode zur Erforschung der Wahrheit“ zu machen. So entstand Descartes’ erstes Werk Regulae ad directionem ingenii („Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft“), das er allerdings nie vollendete.
Damit läutete Descartes nicht nur das Zeitalter der Aufklärung ein, sondern zudem auch eine grundsätzlich neue Denkweise, die bis heute das Denken in der westlichen Welt kennzeichnet und – unbemerkt – dominiert: Die so genannte typisch Europäische Dissoziation, die Suche nach „der“ einen, zweifelsfreien, endgültigen Wahrheit.
Die Weltmaschine – Das mechanistische Weltbild
In seinem Sinnieren über „die Wahrheit“ und wie man sie erforschen könne, ließ sich Descartes von den damals hochmodernen Automaten, etwa Springbrunnen mit beweglichen Skulpturen, inspirieren. Er fragte sich, ob nicht auch Tiere, der Mensch, die gesamte Natur nichts weiter seien als mechanische Apparate aus Getrieben, Pumpen und Flüssigkeiten:
„Ich sehe keinen Unterschied zwischen Maschinen,
hergestellt von Handwerkern, und den Körpern,
die allein die Natur zusammengesetzt hat“
(René Descartes)
Den intellektuellen Rest gab ihm die mechanische Uhr, deren Herstellung zu Descartes’ Zeit nahe an der technischen Perfektion war, und als Vorbild für den Bau von Automaten aller Art diente. Tiere beispielsweise, so Descartes, seien „aus Rädchen und Sprungfedern zusammengesetzt“. Und schließlich:
„Für mich ist der menschliche Körper eine Maschine.“
(René Descartes)
Darüber müsste und sollte man heute eigentlich eher amüsiert schmunzeln. Doch von wegen. So lautete die Begleitinformation zu einer wissenschaftlichen TV-Dokumentation aus dem Jahr 2014(!) über die Evolution des Menschen doch tatsächlich: „Der Affe in uns – Wie wurde der menschliche Körper zu der komplizierten und eigenartigen Maschine, die er heute ist?“ – gesendet bei „ZDFinfo“, einem Sender mit öffentlich-rechtlichem Bildungsauftrag.
Doch auch einen gedanklichen Irrweg kann man allerdings in vollendeter Logik konsequent bis zum Ende durch denken. Und so kam René Descartes zu dem irrsinnigen, aber unbestreitbar logischen Schluss: Das gesamte Universum sei nichts weiter als eine große Maschine, „ähnlich einem perfekten Uhrwerk, das von Gott aufgezogen wurde“, so Descartes.
Und sei es auch noch so absurd: Dieses Weltbild hat noch heute jeder von uns(!) im Hinterkopf. Die Vorstellung von der Welt als Maschine ist noch heute die ideelle Grundlage für die abendländische Denkweise der westlichen Welt. Das so genannte „mechanistische Weltbild“ des René Descartes. Ob Sie es glauben oder nicht: jeder von uns, wir alle – auch Sie! – denken mechanistisch.
Extrem rasant entwickelte sich unser heutiges Weltbild der Weltmaschine gegen Mitte des 19. Jahrhunderts mit der zunehmenden Technisierung und ihrem Höhepunkt in der Zeit der Industriellen Revolution. Nachdem man seit Descartes bereits in der Medizin den Menschen weitestgehend auf simple mechanische Funktionen reduziert hatte, schossen nun Fabriken wie Pilze aus dem Boden, in denen die Arbeiter nur noch als austauschbare Einzelteile galten:
Das Prinzip der Arbeitsteilung, bei der Arbeiter auf ihren bloßen Zweck und Nutzen, auf ihre Funktion und ihr Funktionieren reduziert werden, spezialisiert auf zugewiesene Arbeitsplätze mit ganz bestimmten Handgriffen, geführt von einem denkenden und planenden Management: Vorbild dafür ist nichts anderes als eine Maschine, „präzise wie ein Uhrwerk“, wo „ein Rad ins andere greift“, der Mensch als genau solches „Rad im Getriebe“.
Ein mechanistisches Organisations- und Produktionsprinzip, das mit Henry Ford zum Erfolgsmodell wurde (Fordismus, dazu später mehr). Mehr noch: Dieses Prinzip ist inzwischen nicht nur die standardmäßige Organisationsform in der Wirtschaft, vom Großonzern bis hin zum Kleingewerbe, sondern auch in Hilfsorganisationen; und – in einer Zeit notorisch klammer Haushalte – längst auch auf öffentliche Institutionen aller Art übertragen, um sie oberflächlich effizienter zu machen.
So leben wir heute inmitten einer Welt, die durch und durch nach diesem Prinzip organisiert ist, wo man auch hinsieht. Eine Normalität, die grundsätzlich auf dem Weltbild der Weltmaschine basiert. Eine Welt, in die wir hineingeboren wurden. Wir kennen es nicht anders. Und deshalb fällt es niemandem sonderlich auf. Doch werfen wir dazu einen kleinen Blick auf unsere Alltagssprache…
In sämtlichen Medien, in der Familie, am Arbeitsplatz, ausnahmslos überall stoßen wir durchgehend auf verräterische Redewendungen und Begriffe: „Es ist Sand im Getriebe“, man soll „den Hebel an der richtigen Stelle ansetzen“ und etwas „in Gang bringen“. Wo „ein (Zahn-)Rad ins andere greift“, da „läuft es reibungslos, wie geschmiert“ oder „perfekt wie ein Uhrwerk“. Man muss „an Stellschrauben drehen“ und „der Kopf raucht“, bis es „Klick gemacht“ hat. Mancher hat „eine Schraube locker“ oder „tickt nicht ganz richtig“ und sollte sein „Gehirn einschalten“ oder den „Denkapparat“. Wer etwas nicht sofort versteht, hat „nicht richtig geschaltet“, bei Stress steht man „unter Dampf“ und „unter Druck“ und bei Erschöpfung ist „der Akku leer“. Beispiele, wie enorm mechanistisch unsere Alltagssprache geprägt ist. So auch Begriffe wie etwa „Schwerpunkt“, „Dreh- und Angelpunkt“, „gewichtige Argumente“, und auch wenn sich jemand „verkalkuliert“ oder mit etwas „nicht gerechnet“ hat.
Unsere Sprache ist randvoll mit Hinweisen auf das Weltbild, wir würden mitten in einer Maschine leben. Eine Maschine, die ganz nach Bauplan und auf exact kalkulierbare und berechenbare Weise genau das produziert, was sie produzieren soll. Bei einer Störung oder einem Schaden wird die Maschine in ihre Einzelteile zerlegt, defekte Bauteile werden ausgetauscht, die Produktion lässt sich durch stellenweise Feinjustierung optimieren.
Ohne weiteres darin zu erkennen auch das Wunschbild jeder Regierung, nahezu jeder Unternehmensführung, und nicht zuletzt das trügerische Ideal, wie das eigene, ganz persönliche Leben aussehen und ablaufen sollte. Und für den Fall eines ungeplanten Getriebeschadens, einer nicht einkalkulierten Fehlfunktion, hat man sich mit Versicherungen aller Art eingedeckt, für den Krankheitsfall ersetzen Ärzte den Mechaniker und schluckt man Tabletten, Kapseln und Säfte, um wieder betriebsbereit zu sein und wie gewohnt funktionieren zu können.
Und das sind nur ein paar wenige Beispiele. René Descartes, anno 1619, das mechanistische Weltbild, „Die ganze Welt ist nichts weiter als eine simple, große Maschine“; noch heute, im 21. Jahrhundert, tief vergraben und versteckt in unser aller Hinterköpfen. Ein Weltbild, das unser Denken unbewusst beherrscht – weshalb (u.v.a.) Psychologie und Gehirnforschung nichts weiter liefern als grandiose Antworten auf die völlig falschen Fragen.
„Ja, aber…“ – Der Zweifel aus Prinzip
Auf seiner Suche nach einer Methode, um „die“ eine, endgültige und zweifellose Wahrheit zu erforschen, erfand René Descartes zunächst ganz nebenbei den systematischen Zweifel. Also etwas, das ebenfalls noch heute – wahrscheinlich sogar mehr denn je – praktiziert wird: Der Zweifel aus Prinzip.
Der Überlieferung nach starrte Descartes während des Nachdenkens auf eine Kerze und stellte fest, dass er mitunter gleich drei Kerzen sah, wenn er sich seine Brille zurecht rückte. Existierte da nun eine Kerze oder in Wirklichkeit doch drei? Worin genau bestand die Täuschung? Und wie könne er zweifelsfrei sicher sein, dass da tatsächlich überhaupt eine Kerze war, bevor sie herunter brannte und allmählich vor seinen Augen verschwand? Er könne das Ganze auch nur geträumt haben. Denn schließlich: Wo war die Kerze und das ganze Wachs abgeblieben? In der Flamme? In der Luft?
René Descartes stellte fest (wie wir heute wissen: sogar völlig korrekt): Unsere Sinne könnten uns täuschen, ohne dass wir es bemerken würden, und seien nicht verlässlich, um „die Wahrheit“ zu finden. Hier lohnt sich übrigens der Hinweis, dass Descartes damit auch Francis Bacons Vorgehensweise der Empirie ad absurdum führte; also den Erkenntnisgewinn durch unmittelbare Erfahrung.
Descartes’ Zweifel aus Prinzip wird – mühelos erkennbar – noch heute mit stetig wachsender Begeisterung von jedermann praktiziert, unter anderem in Form des beliebten „Ja, aber...“, mittlerweile nahezu perfektioniert. So wird heute kaum noch etwas „einfach so“ geglaubt, das sich nicht „mit Fakten und Tatsachen beweisen“ lässt, und wird heute kaum noch eine Entscheidung getroffen, ohne nicht vorher mit „gründlichen Analysen“, „fundierten Studien“ und „empirisch belegt“ vermeintlich jeden Zweifel ausgeräumt zu haben.
Der Zweifel aus Prinzip durchzieht unser Denken und unser Leben. Nur deshalb wird ständig nach Analysen, Studien und Beweisen aller Art, nach Zahlen, Daten und Fakten gefragt und verlangt. Die schriftliche Beurteilung von Kindern im Kindergarten, später die Notenvergabe und Zeugnisse in der Schule und Diplome an der Universität, über Eignungs-, Psycho-, Partnerschafts- und Intelligenztests, Leistungs- und Befähigungsnachweise, Herkunftsnachweise für Lebensmittel, bis zu Zertifikaten, Qualitäts-, Prüf- und Gütesiegeln für Waren, Produkte, Geräte und Dienstleistungen aller Art, etc, etc.
Beurteilungen und Nachweise, Normen und Standards, wo man auch hinsieht. Nicht mehr wegzudenkende Selbstverständlichkeiten des modernen Lebens, die unser Denken, unser Verhalten und unsere Entscheidungen, mehr noch: unsere Grundmentalität prägen. Allerdings eben nichts, das auf irgendeine Art und Weise auf „die Psyche“, auf „das Gehirn“ oder gar „die Gene“ zurückzuführen wäre, wie uns permanent erzählt wird. Sondern es sind Konsequenzen des Zweifels aus Prinzip, copyright by Descartes, anno 1619.
Wobei diese für uns so selbstverständliche Praktik, Zahlen zur Beurteilung eines Menschen zu verwenden, um (z. B.) Zweifel an Fähigkeiten auszuräumen oder Denken und Leistungen „messbar“ machen zu wollen, jedoch die leichte Gefahr beinhaltet, dass vor lauter Selbstverständlichkeit gar nicht mehr hinterfragt wird, ob das überhaupt möglich ist. Doch dazu später mehr.
Wie enorm unser aller Leben von diesem steinalten Fehldenken geprägt ist, können wohl die Menschen am...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Widmung
  3. Vorwort
  4. Einführung: Immer knapp daneben gedacht
  5. Anno 1605 – Francis Bacon
  6. Anno 1619 – Rene Descartes
  7. Anno 1632 – Galileo Galilei
  8. Anno 1667 – Sir Isaac Newton
  9. Anno 1676 bis 1776 – Von Petty bis Smith
  10. Anno 1810 – Wilhelm von Humboldt
  11. Anno 1876 – Robert Koch
  12. Anno 1913 – Henry Ford
  13. Anno 1450 – Johannes Gutenberg
  14. Die typisch Europäische Dissoziation
  15. Anhang
  16. Zitate von Cerny
  17. Impressum