Martin Luther King: Der letzte Prophet
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Martin Luther King: Der letzte Prophet

Widerstand und Mystik

  1. 176 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Martin Luther King: Der letzte Prophet

Widerstand und Mystik

Über dieses Buch

Martin Luther King: Bekannt als Bürgerrechtler verstand der charismatische Aktivist sich primär als angetrieben durch die Botschaft Jesu. In seinem aktuellen Buch geht Volker Schoßwald King als Prophet in der Gegenwart nach. Selbst fasziniert von Kings nachdenklicher Gradlinigkeit stellt er Bezüge zur gesellschaftlichen Gegenwart wie dem Syrienkonflikt her und bezieht für die Vergangenheit Gandhi und Bob Dylan mit ein. Ein Buch, das den Leser informiert und ermutigt, angesichts der bleibenden Macht des Bösen nicht zu resignieren.

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Information

1 Christus ruft zum Widerstand

Martin Luther King ist eine Ikone des 20. Jahrhunderts. Sei es das jährliche Gedenken am 4. April 1968, dem Tag seiner Ermordung, sei es der Martin-Luther-King-Day in den USA am dritten Januarmontag4 im Umfeld seines Geburtstages, sei es die gesellschaftliche Lage in den diversen Regionen dieser Erde: Ein Rückblick muss verschiedene Facetten in den Blick nehmen. Im Jahre Eins nach dem großen Reformationsjubiläumsjahr konnte man fragen: „Warum trägt dieser Charismatiker aus Atlanta den Namen „Martin Luther“?“
1.1 Mein Name ist...: Martin Luther
„It is quite easy for me to think of a God of love mainly because I grew up in a family where love was central and where lovely relationships were ever present.“ Aufgrund meiner eigenen Herkunftsgeschichte würde ich es bestätigen, aber: Ich kenne auch andere Lebens- und Liebesgeschichten… Der Reformator Martin Luther, dessen Eltern gewaltsame Erziehungsmethoden praktizierten, entwickelte eine Theologie der Liebe als Kontrast zu seiner Herkunftsfamilie. Parallel erlebte seine Umwelt bei ihm brutale und hasserfüllte Reaktionen. Seine Ausbrüche konterkarierten seine Theologie, etwa bezüglich Schwärmer, Täufer, Juden und Bauern.
Einen Kontrast bildet Albert Schweitzers Lebensbeginn mit dem besorgten Kampf um das Leben des schwachen Kindes im harten Klima des Mittelgebirges. Nicht einmal ein Lebensjahr gaben ihm erfahrene Nachbarinnen5. Er wurde 90 Jahre alt.
King attestierte sich eine außergewöhnlich robuste Gesundheit und benannte dafür Zeugen: „It is said, that at my birth the doctors pronounced me a one hundred percent perfect child, from the physical point of view.“6 Er wurde nur 39 Jahre alt…
Michael King jun., Sohn des gleichnamigen Baptistenpredigers und seiner Frau, der Lehrerin Alberta King kam am 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia zur Welt, in den Südstaaten der USA. Michael King senior reiste 1934 zu einem Baptistenkongress nach Berlin7, ein Jahr nach der Machtergreifung, als die Rassengesetze in Kraft traten8.
Zwei Jahre später, bei der Olympiade in Berlin gewann zum Verdruss der braunen Machthaber nicht der Arier Erich Borchmeyer die Königsdisziplin, den 100m-Lauf der Männer, sondern der schwarze US-Amerikaner Jesse Owens. Einem On-Dit zufolge verließ Hitler fluchtartig das Stadion, um nicht einem „Neger“ die Hand schütteln zu müssen.
Bei seinem Berlinaufenthalt beeindruckte King der deutsche Reformator Martin Luther, also ein militanter Gegner der baptistischen Bewegung, der sogar das Ersäufen der sog. „Wiedertäufer“ forderte, derart, dass er seinen und auch seines Sohnes Namen zu Martin Luther King ändern ließ. Vieles vom Vater prägte den Sohn. So ließ jener ihn häufig auf den Feldern arbeiten, um den Respekt vor den Vorfahren zu stärken. Während der Vater seiner Mutter aus einer Sklavenfamilie kam, hatte der Vater seines Vaters auf Baumwollplantagen unweit von Atlanta gearbeitet.
Bei Rassentrennung erlebte er die Empörung seines Vaters. Eines Tages nahmen sie in einem Schuhladen Platz, um Schuhe zu probieren. Der Verkäufer forderte sie unmissverständlich auf, sich auf andere Stühle weiter hinten zu setzten. King sen. tat seinen Unmut kund und verließ ohne Einkauf den Laden: „Egal, wie lange ich in diesem System leben muss, ich werde es nie akzeptieren!“ 9
Die Einschulung konfrontierte King mit der Rassentrennung namens „Jim Crow“. Vorher hatte er unbekümmert mit einem weißen Bub aus der Straße als engstem Freund gespielt. Dann kamen sie an verschiedene Schulen und die Eltern des Freundes verboten diesem dem Umgang mit dem schwarzen Freund... King berichtete nicht, wie der Freund dies verarbeitete, aber auch für diesen könnte dies ein gewisses Trauma gewesen sein.
Auf diesem Hintergrund suchte King nach neuen Perspektiven. Er beschäftigte sich mit Marx. Aber der Kommunismus überzeugte ihn eben so wenig wie der klassische nordamerikanische Kapitalismus reformierter Prägung.10
Dem Kapitalismus kreidete er an, die Aspekte gemeinsamen Lebens zu missachten, dem Marxismus das Ausblenden der individuellen und persönlichen Facetten des Lebens. Er kontrastiert beides mit der Βασιλεία τοῦ Θεοῦ, dem Königreich Gottes, das eine Synthese darstellt, indem es die Wahrheiten aus beiden Richtungen vereinigt – was chronologisch natürlich nicht stimmt, da die Verkündigung des Königreiches Gottes älter ist als die beiden Gesellschaftskonzepte, die auf dem wirtschaftlichen Fokus beruhen.
Martin Luther Kings Lebenszeit fällt in die Epoche, die in den USA als „Jim Crow-Ära“ (1876-1964) geläufig ist. In dieser war die Rassentrennung in den USA rechtlich vorgeschrieben. „Jim Crow“ ist eine Karikatur eines Schwarzen (=“Nigger“), der tanzt und singt und unbekümmert ist, zugleich aber faul, dumm und kleinkriminell.
Anscheinend sehr unbedarft erzählte der schwarze Entertainer Louis Armstrong11 von seiner Begegnung mit „Jim Crow“. Zunächst klang es recht locker, als seine Großmutter bei Weißen arbeitete und ihren Enkel dabei hatte. Der spielte mit den weißen Kindern. Beim Verstecken kroch er eines Tages unter den weiten Rock seiner Großmutter. Erst als diese „pupste“, musste er das Versteck verlassen. Als seine Mutter in einem anderen Stadtteil von New Orleans erkrankte, bestellte sie den Fünfjährigen als Hilfe zu sich. Er fuhr mit der Straßenbahn.
„In der Straßenbahn machte ich meine erste Erfahrung mit Jim Crow12. Ich bin noch nie mit der Straßenbahn gefahren und gehe einfach durch, ohne in der Mitte des Wagens auf die Anschläge zu achten, die links und rechts auf der Rückseite der Sitze angebracht sind: ‚NUR FÜR FARBIGE.‘ …hinten machte eine Dame wie verrückt Zeichen: ‚Hierher, Kleiner! Hier gehörst du her.‘ Ich denke, sie macht Spaß und um sie zu necken, bleibe ich sitzen…“13
Die Frau erklärte ihm energisch der Rassentrennung in der Straßenbahn. In Kings Zeit stand Louis Armstrong für den angepassten, erfolgreichen „Neger“ im Show-Business.
Er schilderte seine Jim-Crow-Erfahrung mit einer irritierend humorvollen, angeblich typisch afroamerikanischen Leichtigkeit: „'NUR FÜR FARBIGE'... Diese Anschläge in den Straßenbahnen von New Orleans sind sehr merkwürdig. Man muß sich hinten hinsetzen, kann sich aber auch weiter vorne niederlassen, obwohl man dann den Anschlagzettel vor der Nase hat. Die Schwarzen haben manchmal viel Spaß damit. Zu manchen Stunden… waren die farbigen Fahrgäste derart in der Überzahl, daß sie fast den ganzen Wagen füllten. Es behagte ihnen sehr, sich einmal vorne aufhalten zu können. Man hatte dann das Gefühl, etwas mehr als sonst zu gelten – oder so ähnlich: ich kann das nicht recht ausdrücken. Jedenfalls machte es gewaltig viel Spaß…“14 Dieser Spaß konnte nur vordergründig die Unterdrückung überspielen.
1965, ein Jahr nach King tourte auch Armstrong durch Deutschland. Wieder legte man in der Musik andere Maßstäbe an als im gesellschaftlichen Miteinander. Das „Off-limits“, durch welches schwarze GIs aus Lokal herausgehalten wurden, galt nicht für Konzertsäle, in denen ein Jazzmusiker von Weltrang auftrat.
Im Juli 1971 saßen wir mit Ann Rogier, der natürlich weißen US-Austauschschülerin meiner Patentante in der Metzgergasse vor der Tagesschau in Schwarz-Weiß, als sie plötzlich rief: „Satchmo! What happened?“ Wir radebrechten, er sei verstorben. Sichtlich betroffen erklärte uns Ann, welche Bedeutung dieser Künstler für ihre Heimat hatte – sie kam aus Ann Arbor, Michigan. Wir standen mehr auf Beatles und Led Zeppelin…Satchmo war aber unter den US-Bürgern jenseits der Segregation anerkannt. Die Musik überwand Grenzen, die betoniert erschienen15. Doch die Grenzüberwindung beschränkte sich auf die Musik. Louis Armstrong gewann hohes Ansehen als Musiker, aber beim Thema „Rassentrennung“ stand er für den devoten Schwarzen mit den großen, weißen Augen. Wer ihm dies vorwerfen will, muss erst einmal mehr Standhaftigkeit beweisen. Dazu hat jede/r in unserem Jahrzehnt in unserer Republik angesichts des grassierenden Faschismus und dem Mangel an Zivilcourage in hervorgehobenen Positionen reichlich Gelegenheit.
Die hervorgehobenen Positionen beginnen bereits bei den Erzieherinnen in den Kindergärten und den Lehrkräften an den Schulen. Dort sind die Autoritäten für die heranwachsende Generation. Ich selbst arbeitete an weiterführenden „Schulen ohne Rassismus“, wie an den Eingangstüren stand. Am Lehrerzimmer passte dieses Schild bereits nicht mehr. Vereinzelte Lehrkräfte, nicht ohne Kenntnis von Geschichte, beriefen sich auf „das wird man doch noch sagen dürfen“ und artikulierten rassistische Gedanken, die sie emotional nicht relativierten.
1.2 Ohne Bus von Montgomery nach Birmingham
Mit 24 Jahren, am 18.6.53 heiratete er Coretta Scott Williams, die Tochter seines Gemeindepfarrers. Von diesem übernahm er nach dessen Tod auch die Pfarrstelle.
King war gerade nach Montgomery, Alabama gezogen, als es am 1.12.55 zum Eklat kam: Rosa Parks, eine Sekretärin aus dem Bürgerrechtsbüro weigerte sich, im Bus vorschriftsmäßig einem Weißen Platz zu machen, wurde verhaftet und verurteilt.
Gut 30 Prozent der Bürger waren schwarzer Hautfarbe, mit einem weit größeren Anteil unter den Passagieren der Busse. Als King das Potential in dieser Größenordnung realisierte, organisierte er einen Boykott der städtischen Busse in Montgomery. Bald beteiligte sich eine relevante Anzahl am Boykott und weiße Autofahrer unterstützten ihn durch die Mitnahme von Schwarzen, die alternative Wege zum Arbeitsplatz brauchten.16 Die Unternehmer realisierten zunächst nicht, dass die Schwarzen ihnen die wirtschaftliche Grundlage gaben und gleichzeitig mindere Rechte hatten. Es dauerte über ein Jahr, bis dieser gewaltfreie Widerstand zum Erfolg führte, weil der Oberste Gerichtshof die Rassentrennung (Segregation) in den Bussen Montgomerys verbot.
King wurde in dem Land, das für Weiße eine sehr liberale Meldepraxis hat17, verurteilt, weil er beim Umzug seinen Führerschein nicht umgemeldet hatte. Er musste zur Zwangsarbeit nach Florida, wurde während der Haftzeit nach New York geflogen, nahm eine Auszeichnung für seinen Kampf gegen die Diskriminierung entgegen und wurde ins Straflager zurück gebracht. Den weißen US-Amerikanern ist auch nichts zu peinlich – da könnten sie die Neo-Faschisten der FRG gleich einbürgern, am be...

Inhaltsverzeichnis

  1. »I have a dream «
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Hinweise
  4. Vorbemerkungen
  5. 1. Christus ruft zum Widerstand
  6. 2. Auf dem Gipfel des Berges …
  7. 3. Mann-Act: Jack Johnson – Chuck Berry
  8. 4. Gott beruft zum Widerstand
  9. 5. Vom Propheten zur Leadership
  10. 6. Der gewaltlose Kampf geht weiter
  11. 7. Gewaltfreier Widerstand – verantwortbar?
  12. 8. Konfrontation mit der Gewaltbereitschaft
  13. 9. King und die 60er
  14. 10. Patrioten, Kriege und Vietnam
  15. 11. Theologie der Hoffnung?
  16. 12. Prophet und Mystiker
  17. Epigramm
  18. Bildanhang
  19. Bisher erschienen von Volker Schoßwald
  20. Impressum