Ich-Bewusstsein und menschlicher Geist
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Ich-Bewusstsein und menschlicher Geist

Die Person und der Einfluss der Kultur

  1. 180 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Ich-Bewusstsein und menschlicher Geist

Die Person und der Einfluss der Kultur

Über dieses Buch

Die Verbindungen und Gemeinsamkeiten der Erkenntnisse mehrerer Wissenschaften, die sich mit der Psyche, dem Geist oder dem Gehirn befassen, sowie spirituellen Aussagen lassen darauf schließen, dass das menschliche Bewusstsein eine innere Struktur besitzt, die nicht nur auf seiner biologischen Entwicklung beruht, sondern die auch von der Kultur geprägt wird, in der ein Mensch aufwächst.Die Interaktionen mit dem sozialen Umfeld bewirken in der frühen Kindheit unmerkliche Veränderungen in der Psyche und im Bewusstsein. Neben psychologischen Erkenntnissen weisen vor allem spirituelle Quellen darauf hin, dass unser Wohlbefinden dadurch stärker beeinflusst wird als wir meinen.

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Information

1 Einleitung

In der Abhandlung sind Erkenntnisse und Konzepte mehrerer Wissenschaften, Erfahrungsberichte sowie einige spirituelle Aussagen zusammengefasst, die den menschlichen Geist und das menschliche Bewusstsein aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Das Augenmerk liegt dabei nicht auf der vollständigen oder detailgetreuen Wiedergabe der oft sehr umfangreichen Quellen, sondern auf deren Berührungspunkten, Gemeinsamkeiten und Verbindungen.
Weil die jeweiligen Wissenschaften bzw. Perspektiven auf unterschiedlichen Bezugssystemen mit ihren spezifischen Begrifflichkeiten basieren, fügen sich die Beiträge weder nahtlos aneinander, noch erschließen sich die Zusammenhänge immer unmittelbar. Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Verbindungen ergeben sich deswegen häufig nicht aus passenden sprachlichen Formulierungen, sondern zeigen sich anhand gleichartiger Muster, Elemente oder Strukturen in den jeweils relevanten Aussagen.1
Bei gemeinsamer Betrachtung der Beiträge zeichnet sich meiner Ansicht nach indirekt ab, dass es in der menschlichen Psyche eine Wirklichkeit gibt, die sich der Introspektion normalerweise entzieht.

1.1 Grundgedanken und Thesen

Als menschlicher Geist wird nachfolgend die Gesamtheit aller Funktionen, Mechanismen und Prozesse bezeichnet, die das bewusste und unbewusste psychische Geschehen in einem Menschen hervorrufen oder begleiten. Ein Teil dieser Funktionen, Mechanismen und Prozesse erzeugt das bewusst wahrnehmbare seelische und gedankliche innere Geschehen. Sie bilden den Bewusstseinszustand2 erwachsener Personen, der Ich-Bewusstsein genannt wird, weil seine Inhalte mit der Vorstellung verknüpft sind, dass sie von einer Person, einem Ich, erlebt werden.3
Die Abhandlung geht von der wissenschaftlich weitgehend akzeptierten These aus, dass die geistigen Funktionen und das Bewusstsein ebenso wie die physische Welt und das Leben im Laufe der Evolution entstanden sind. Wenn also das Ich-Bewusstsein eine Errungenschaft der Evolution ist, muss es eine innere Struktur aufweisen, die auf seiner biologischen und kulturellen Entwicklung beruht. Es müsste sich analog zu den Strukturen des Körpers, z.B. der Organe, im Mutterleib und in der Kindheit parallel zur körperlichen Entwicklung und unter dem Einfluss des sozialen Umfelds ausprägen.4
Diese Schlussfolgerung legt die These nahe, dass jeder Mensch mit einem Bewusstseinszustand auf die Welt kommt, im folgenden Wesen genannt, wie ihn in ähnlicher Form auch andere höhere Säugetiere besitzen. Erst im Laufe der frühkindlichen Entwicklung bildet sich das Ich-Bewusstsein, wobei sich nach und nach die Art des bewussten Erlebens verändert. An diese Veränderungen erinnern sich erwachsene Menschen normalerweise ebenso wenig wie an Ereignisse in ihrer frühen Kindheit. Diese Eigenheit des Bewusstseins wird als frühkindliche Amnesie bezeichnet.
Weil das Ich-Bewusstsein auf dem Wesen aufbaut, können Erwachsene diesen Zustand erneut erleben, allerdings nur, wenn sie dazu alle ihre geistigen Kräfte einsetzen.5 Der Vorgang, der zu seiner Wahrnehmung führt, Selbst-Wesensschau oder spirituelle Erfahrung6 genannt, ist überwältigend und wohltuend zugleich. Diese Erfahrung lässt sich mit Worten nur unvollkommen beschreiben, weil sich das Wesen grundlegend von unserem gewohnten Bewusstseinszustand unterscheidet.7
In der Selbst-Wesensschau weitet sich das Bewusstsein, ohne dass die im Laufe des Lebens erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten verloren gehen. Dabei offenbaren sich Zusammenhänge, die im Zustand des Ich-Bewusstseins verborgen sind. Insbesondere werden einige Aspekte des menschlichen Geistes wahrgenommen, die im Ich-Bewusstsein nicht isoliert, sondern in den Bewusstseinsstrom integriert erscheinen.
Die wissenschaftlich verwertbaren Einsichten sind zwar in Anbetracht der Komplexität der Funktionen und Leistungen des Gehirns verschwindend gering. Sie bieten jedoch Anhaltspunkte, die dazu beitragen können, die innere Struktur des Ich-Bewusstseins besser zu verstehen.8

1.2 Intuitive Erfahrung und objektive Erkenntnis

Weil in die Abhandlung auch Erkenntnisse einfließen, die sich aus der Introspektion bzw. der Interpretation spiritueller Quellen ergeben, stellt sich die Frage, inwieweit die Ergebnisse der Betrachtung in wissenschaftlicher Hinsicht ernst genommen werden können. Eine individuelle Erfahrung kann ja nicht als Kriterium herangezogen werden, um wissenschaftliche Aussagen zu bestätigen oder zu verwerfen. Als objektiv gelten Erkenntnisse nur dann, wenn sie jederzeit durch Wiederholung von Experimenten oder gedanklicher Tätigkeit verifizierbar sind.
Obwohl die intuitive Erfahrung einzelner Personen also nicht zur Bestätigung wissenschaftlicher Thesen dienen kann, so kann sie dennoch zu objektiven Erkenntnissen führen. Eine Hypothese ist als wissenschaftlich zu betrachten, wenn sie nicht im Widerspruch zu allgemein akzeptierten objektiven Erkenntnissen steht, selbst wenn bei der Formulierung der Aussagen das Instrumentarium fehlt, deren Korrektheit ausreichend zu belegen.9 Der Fortschritt in Wissenschaft und Technik ermöglicht ja vielleicht die Bestätigung bzw. die Widerlegung zu einem späteren Zeitpunkt.

1.3 Aufbau der Abhandlung

Die Aussagen der Abhandlung könnten besser nachvollzogen werden, wenn es gelänge, ein einigermaßen verständliches Bild der Selbst-Wesensschau zu vermitteln. Leider ist das nur unzureichend möglich. Einen gewissen Eindruck bieten einzelne Aspekte dieser Erfahrung, über die mehrere Quellen übereinstimmend berichten. Einige dieser Aspekte sind im nächsten Kapitel zusammengestellt.
Es folgen mehrere Kapitel, in denen Erkenntnisse über das Ich-Bewusstsein – jeweils aus der Perspektive eines Zweigs der Wissenschaft – in knapper Form zusammengefasst werden. Die Reihenfolge dieser Kapitel orientiert sich an der zeitlichen Reihenfolge des Erscheinens der betreffenden Veröffentlichungen. In den ersten beiden Kapiteln wird das Ich-Bewusstsein unter phänomenologischen Gesichtspunkten betrachtet, zuerst überwiegend aus der Außensicht, der Vernunft und dem Erkenntnisvermögen, dann aus der Innensicht, der menschlichen Psyche. Daran schließen sich Überlegungen an, weshalb der menschliche Erkenntnisapparat im Laufe der Evolution entstanden ist, in welchen Schritten sich das menschliche Bewusstsein entwickelt haben könnte, und was Kinder lernen müssen, bis sie in vollem Umfang über intellektuelle Leistungen verfügen. Danach werden Strukturen und Operationsweisen des Ich-Bewusstseins unter dem Blickwinkel der Systemtheorie beleuchtet. Den Abschluss bildet die Beschreibung einiger Mechanismen des Gehirns, auf denen wichtige Funktionen und Leistungen des menschlichen Bewusstseins basieren.
Anschließend werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Verbindung gebracht zu spirituellen Aussagen sowie Einzelheiten, die sich in der Selbst-Wesensschau offenbaren. Als Schlussfolgerungen ergeben sich einige Thesen zum Aufbau des Ich-Bewusstseins.
Nach einem kurzen Exkurs zur Diskussion über den freien Willen wird im abschließenden Kapitel auf einige der überaus positiven Wirkungen der spirituellen Erfahrung hingewiesen.

1 Im Sinne eines pattern matching
2 Der Begriff Bewusstseinszustand hat sich eingebürgert, obwohl es sich bei genauerer Betrachtung eher um einen andauernden Prozess handelt.
3 Allgemeine Begriffe wie Geist, Selbst, Ich werden in der Literatur – und deswegen auch in nachfolgend zitierten Textstellen – unterschiedlich und teilweise abweichend von der hier benutzten Definition verwendet.
4 Die allgemeinen Mechanismen der Evolution, aus denen sich diese Aussagen ableiten, werden im Kapitel „Erkenntnisse der Verhaltensbiologie“ erläutert.
5 Eine rein willentliche Anstrengung reicht dazu nicht aus; siehe Hinweise im abschließenden Kapitel.
6 Synonyme sind unter anderem mystische Erfahrung und Erleuchtung.
7 Eine gewisse Vorstellung von dessen Andersartigkeit vermitteln z.B. die Überlegungen zweier Neurowissenschaftler, die diese Erfahrung gemacht haben: siehe Dr. med. Eben Alexander: Blick in die Ewigkeit, Anhang B, Seite 251-256 sowie J.C. Eccles in K.R. Popper, J.C. Eccles: Das Ich und sein Gehirn, Teil II, Kapitel E7, Abschnitt 49, Seite 430.
8 Dass die spirituelle Erfahrung etwas zum Verständnis des Bewusstseins beitragen kann, gerät zunehmend ins Blickfeld der Gehirnforschung; siehe beispielsweise Wolf Singer, Matthieu Ricard: Hirnforschung und Meditation – Ein Dialog.
9 Einzelheiten siehe Abschnitt „Objektive Erkenntnis“ im Kapitel „Erkenntnisse der Philosophie“

2 Berichte über spirituelle Erfahrungen

Leider geben Beschreibungen der spirituellen Erfahrung deren Inhalte nur unvollkommen wieder, weil Menschen ihr inneres Erleben, ihre Gefühle und Empfindungen nicht direkt vermitteln können. Die Situation ist vergleichbar mit dem Versuch, jemandem den Geschmack von Kaffee erklären zu wollen. Dies gelingt nur näherungsweise: Wenn man wissen will, wie Kaffee schmeckt, muss man ihn trinken. Weil sich aber die Selbst-Wesensschau – im Unterschied zu Kaffee – nicht einfach erzeugen lässt, bleibt Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, nur die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse sprachlich zu formulieren.
Einige dieser Berichte zählen zu den ältesten Überlieferungen der Menschheit und bilden die Grundlage der großen Weltreligionen.10 Das Wissen, dass es sich um eine Erfahrung handelt, die jeder Mensch machen kann, hat sich meist nicht in den Hauptströmungen der Religionen, sondern eher in weniger bekannten Nebenlinien erhalten. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass sich Menschen, die die Selbst-Wesensschau nicht erlebt haben, nur an den schriftlich gefassten Überlieferungen ori...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. 1. Einleitung
  4. 2. Berichte über spirituelle Erfahrungen
  5. 3. Erkenntnisse der Philosophie
  6. 4. Erkenntnisse der Psychologie
  7. 5. Erkenntnisse der Verhaltensbiologie
  8. 6. Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften
  9. 7. Konzepte aus der Perspektive des Systemdenkens
  10. 8. Erkenntnisse der Gehirnforschung
  11. 9. Das Ich-Bewusstsein aus dem Blickwinkel der spirituellen Erfahrung
  12. 10. Die Diskussion über die Willensfreiheit
  13. 11. Wege zur Selbst-Wesensschau
  14. Anhang
  15. Literatur- und Quellenverzeichnis
  16. Stichwortregister
  17. Impressum