Der alte Maler
Eine Geschichte?
Es verschlägt einem den Atem und ich könnte die zugefrorenen Autoscheiben zerkratzen. Ich trage meine Gedanken nach Hause und schöpfe den Rest meiner Angst. Gleichzeitig erhänge ich den Rest meiner Poesie. Ich dachte nie, sie abgeben zu müssen. Aber dann ist das Unfassbare eingetreten. Mit der Brechung meines Lichts habe den idealen Zustand der Absurdität verstärkt und öfters den Rückwärtsgang eingelegt. Wo geht die Reise hin, wenn die Geschwindigkeit nicht an meinem Leben vorbeikommt, um die Lebensuhr anzuhalten? Wenn ich stehen bleiben muss, wird die Erdanziehungskraft keinen Schaden an meiner Psyche anrichten. Falls ich den Gedanken aufschreiben würde, dass die biologischen Uhren auf meinem rechten Ellenbogen anders funktionieren, müsste ich hier aus dem Gang heraustreten und den ekelhaften Toilettenstein in die Hände nehmen, damit das Gesetz der Liebe in Kraft treten kann. Da wäre alles umsonst gewesen, wenn nicht das Gesagte richtig gewesen wäre. Aber das Gesagte ist mit meiner Sinnlosigkeit verbunden, die ich auf einer Seebrücke sah, die mir die Beine zerschmetterte. Laufen wollte ich. Nur wegrennen. Mich verkriechen, das konnte ich ganz vergessen. Es hört niemand zu, wie ich die Schwerfälligkeit umarme. Ein Niemand darf mir den Namen geben und enträtseln, wann ich geboren wurde. Die Akten lagen auf einem Tisch, ausgedünstet von meinem Schweiß, der die Musik der Angst hören musste. Und da fällt mir ein, dass ich die Geburtsurkunde verbrannte. Das Papier raschelte unentwegt. Ich konnte es falten und das Miauen von einem heranlaufenden Kater hören. Ich dankte ihm für seine Offenheit, denn sie war mir fremd. Ich habe die Bilder an der Mauer gesehen. Die Mauer ist heilig, so sagt man. Aber sie wärmte mich nicht. Alles blieb im Kalten stecken. Die entwurzelnden Bäume verbrannten die letzten Haare auf meinem Kopf, als würden sie nur der Sonne dienen. Aber dann kam der Regen und floss in die Gräben der flachen Länder. Die Gräben waren tief und meine Schuhe zu klein, um mich der Liebe zu widmen – bei der mir nachgesagt wurde, ich würde sie bunt bemalen. Habe ich gelacht? Oh nein, denn mein Weinen ist die Garantie meines Überlebens. Keiner will es wissen. Gleichgültigkeit ist ein modernes Wort geblieben. Es gibt dem fadenscheinigen Wortschatz die Reife. Mit voller Wucht entzweit es meinen Fortschritt, den ich als ein Phantom mit nach Hause nahm. Ich jammerte herum und bettelte um Erfolg. Ich suchte einen Weg, um an Orte zu kommen, wo die Schwerelosigkeit liegt.
Eine Falle begrüßt mich anders, sagte ich zu mir, bevor ich die Kellertüre geöffnet habe. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Verletzungen aus dem Mangel meiner Unsicherheit stammen, war nicht gegeben. Aber meine Gedanken befinden sich auf dünnem Eis. Schwermut presst sich an meine Seele, sodass ich nicht atmen kann. Nein, ich brauche den Sauerstoff. Meine Identität bemisst die Körpertemperatur anders und verabscheut das Fieberthermometer.
Die Gedanken setzen sich mit der Angst auseinander und lassen die Hautflächen feuchter werden. Ich habe das mal in einem Buch der Unwissenheit gelesen. Darin predigten sie, solange die Sonne schien. Aber was empfindet der, der die Liebe zur Sprache bringt und den „Alten Denkern“ gleichzeitig die Zähne herausschlägt? Wobei das Wort Liebe den „Alten Denkern“ nicht zusteht. Denn es wäre auch zu schade, einem begreiflich zu machen, wie man einen Bootssteg ausbaut, um die Schiffe anzubinden, die nicht ankommen wollen. Hier ist die Geschichte zu Ende geträumt, denn die Wahnsinnigen fangen erst an, die Welt aufzuräumen. Ich kann nur sagen: „Gott regelt es.“ Nur er würde den Drachen oben fliegen lassen und den Schwalben den Rang ablaufen. Nur welchen Sinn würde es machen, zum Beispiel das abgewrackte Heck eines Schiffes auf den Meeresboden zu versenken, wenn nicht geklärt ist, wie viele Seelen an Bord waren? Die Wahnsinnigen an der Pforte der Wahrheit geben bekannt, wie nah sie selbst dem Tode sind, bevor sie das Feuer entfachen. Aber das muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden. Nicht dass das Feuer gelöscht sei. Oh nein! Es schwelt weiter, nur langsamer. Es bestimmt das Schicksal und erlässt, dass die Tränen der Tröster zu Eis werden.
Was kann der Zufall dafür, wenn die Psalmen missachtet bleiben? „Alte Denker“ fläzen am Altar und beten in ihrer Not etwas herunter, als müsste die Armut im Gold schwimmen. Ich denke, dass die Zufälle zu keiner Zeit die Boote in der Pfütze schwimmen lassen, bevor die Aufklärung der Lebensspur entspringt. Da hilft die Quelle nicht, aus der die Ideen fließen. Das Denken hat die Reihenfolge vermischt, aus der die Frechheit der Entmündigung spricht. Sie wollen mir sagen, ich sei nicht ganz dicht. Ich soll die Bibel in die Hände nehmen, jede Epoche eines Blumenkohls entziffern und dabei die Taschenlampe anschalten, die mir den restlichen Weg beleuchtet. Dabei hatte ich die Bibel jeden Abend unter meinem Kopfkissen und davon die wildesten Träume bekommen. Ich war nicht glücklich darüber, wie manche Denker über die Angst nachdenken. Sie geben an, sie seien frei wie eine Taube, die unter dem Viadukt einer U-Bahn ihre Heimat hat. Aber was ist für sie denn die Heimat? Die reine Mathematik oder für die einen und die anderen nur ein chemischer Prozess, der einem Hühnerei das Eigelb entzieht. Hier fängt die leidige Geschichte an, aus der kein Hamster den Ausgang findet. Denn gerade er müsste wissen, wo die gefüllten feuchten Kellerräume zu finden sind. Aber nein, wieder stellen sie die Fallen auf, in der Hoffnung, dass die Kirche, die sich auf dem Nachbargrundstück befindet, abgefackelt wird.
Große Werbetouren können an den verschiedensten Orten ein Echo hervorrufen, das es nicht gut mit einem meint. Da denke ich an die Selbstverbrennung. Das ist eine Einbahnstraße, die kein Ende nimmt. Nun wundern sich die „Alten Denker“, wie gut ich mich auskenne mit der Wahrheit und mit dem sauren Regen. Aber es nützt mir nichts. Meine Philosophie ist bald am Ende, und die Straßenbahn fährt ohne mich ab. Und was ist dann? Fakt ist eines. Die Physik ist das einzige Fach in meiner Schule geblieben, die den Magneten mehr mochte als mich selbst. Leider! Und das kann ich verkraften. Ganz locker. Ich lese den Eulenspiegel wieder, und der besagt, dass die „Alten Denker“, die kein Fleisch essen, krank bleiben müssen, da der Bestandteil eines Vitamins fehlt. Auf meine Frage hin, welches Vitamin fehle, müsste die Traurigkeit erläutert werden. Denn die Traurigkeit ist der fehlende Aspekt, der zum Schlafen aufruft und deren Zeichen einer Krankheit gut einwirken. Aber leider meine ich, dass diese Angelegenheit ein halbe Torte wert sein müsste, die es mir ermöglicht herauszufinden, wo die andere Hälfte meiner Torte ist. Sie haben nicht schlecht gestaunt, als ich sagte, die andere Hälfte der Torte wäre meine. Aber so ist es doch. Ohne einen Bahnhof würde es keine Züge geben, die dort abfahren könnten, und keine Passagiere, die von A nach B fahren würden. Und so ist es bei mir auch. Ohne dass ich eine Lüge zu erwähne, könnte die Wahrheit auch über die Nachtstunden hinweg die internen Siegermächte in mir besiegen, die an den Lidschatten kein Unheil anrichten. Ich kann es auch sein lassen, über die Gewissenlosigkeit zu sprechen und den Verkehrsfunk ausschalten, der das Chaos schon vorprogrammiert hat.
Alles geht in Stille vor sich. Die Töne versagen mir, weil ich schon von Weitem die Reklame auf dem Schulhof sehe, worauf geschrieben steht: „Die Wahrheit siegt.“ Man, ich könnte heulen und meine Depression alleine einkaufen schicken. Ich bin mir sicher, dass diese in mir geheuchelte Depression die richtige Wahl trifft, um mehr an das fettige Fleisch heranzukommen. Schweinefleisch ist nicht mehr modern. Warum? Warum fragen sie nicht die Veganer oder die Christen, die ständig in der Kirche die Schnitzelscheiben nachzählen müssen, um die Tafel abzusichern. Denn die Stadt ist voll mit armen Bettlern, die wenig Geld in Zeitungen stecken, weil sie keins haben. Keiner möchte in einer Einraumwohnung leben und die verlorenen Salamistücke auf dem S-Bahnsteig aufsammeln. Die Lautsprecheransagen sind auf Deutsch zu hören und beschränken das Einsteigeverhalten. Eile ist geboten.
Aber eines ist sicher, irgendwann wird Hebräisch gesprochen und das Schlaraffenland könnte dann die neue Welt Jerusalem sein. Und wenn die Wahl getroffen ist, könnte es sein, dass alle Religionsgemeinschaften ans Lagerfeuer geladen werden, um zu beraten, wie man am Besten gemeinsam bettet. Denn sie faseln doch letztendlich über ein und denselben Herrn, den man den Gott oder den Allmächtigen nennt und der ihnen den Frieden schenkt und das „Gelobte Land“ zu Gold macht. Aber die Fassade ist brüchig. Jedes geschriebene „Heilige Blatt“ mag den sinnlosen Text der Offenheit nicht und sucht nach Wegen der Erlösung. Und wie sieht die Erlösung aus? Das Fest der Liebe, das gern die Weihnacht oder den Karfreitag wählt, ist in seiner Bedeutung ein schweres Schwert, was nie nachgeschliffen werden darf. Wer sich zu sehr herauswagt, kann schnell sich verletzen und wird lange Zeit das Opferlamm spielen, um nicht seine Seele zu verkaufen. Also ist das Programm der Kirchen bereits fertiggestellt. Denn die Bibel kennt keine Hautfarbe oder gar eine Menschenrasse, die darauf aus ist, nochmals der Judenvernichtung beizutreten. Ich bin überzeugt, dass man von solchen Programmen die Schnauze voll hat und das man nicht noch mal Öfen baut, um „Alte Denker“ zu verbrennen. Zu oft ist die Geschichte nicht zu Ende gedacht worden. Leider.
Sie spielen heute gern Soldaten, die ganze Völker ausradieren und Massengräber anlegen, um damit das Rentenalter zu verkürzen. Scherz beiseite! Es gibt tatsächlich Jahreszeiten, wo „Alte Denker“ wie Vieh zusammengetrieben wurden, um angeblich ein Land zu säubern. Das Land gehört ihnen, meinten sie damals lautstark und schossen, anstatt den Mund aufzumachen. Was für eine verkehrte Welt. Und wer ist daran schuld? Natürlich, die Kinder. Und wenn möglich sollten auch die noch nicht geborenen Kinder die Schuldenskala mitgestalten, um sich besser rechtfertigen zu können. Nein, sie müssen sich verteidigen. Sie werden nicht mehr gefragt. Später, wenn sie groß sind und selbst den Beruf eines Patrioten oder Bürgerrechtlers gewählt haben, dann können sie es nicht abwarten, endlich ein Podium zu betreten und ihre angestaute Wut raus zu lassen. Die Zeit heilt bestimmte Dinge im Leben von selbst. Man darf Dinge, die in der Vergangenheit liegen und darauf warten, dass man sie abruft, nicht mit roter Farbe neu anstreichen. Viele „Alte Denker“ haben leider vergessen, dass auch die Farbe trocknet und verblasst. Der Wind und der Regen, die mit der Natur verbunden sind, werden die alten Lackierungen auf den Verletzungen abschälen und die Nervenbahnen dünner machen. Eine seltene und durchaus günstige Gelegenheit zur Heilung einer offenen Verletzungen. Das geschieht wahrlich selten, wie auch die Begebenheiten sich vor einem Sonnenuntergang selten vorhersagen lassen. Schade? Finde ich auch. Kann es sein, dass die uralten Geschichten der „Alten Denker“ längst auf langen Bahnen hin und her geschoben werden, um nicht an den Erzählworkshops teilzunehmen?
Das Wunder wird nicht eintreffen, da die Gedanken des Abwartens in der heutigen Zeit noch richtig modern sind. Ich kann das Geschichtsbuch auch nicht einfach so verändern und den Weihnachtsmann neu erfinden: auch wenn er den roten Anzug sauber hält. Es kann auch nicht daran liegen, dass Anstand und Misstrauen sich an den Zäunen sich festhalten. Kein Sturm könnte es schaffen, diesen Zustand zu verändern. Der „Alte Denker“ mit seinem roten Anzug erkauft sich seine Wahrheit selbst und beglückt so die Kinder, die auf den Toilettenstühlen allein ihr Hab und Gut retten müssen. Kein Mitleid darf verkauft werden. Das ist nicht üblich. Die Hühnersuppe ist fertig gekocht und köchelt nun vor sich hin. Keiner wagt es, sie zu essen. Sie hungern den ganzen Tag und beglücken so den Wahn der Diäten. Das „Deutsche Essen“ mag nicht jeder. Das sollte man beachten. Die Gänseleber mit Rotkohl würde ein lebender Südstaatler nicht gern auf seinem Tisch sehen wollen, solange sein Rindersteak nicht die führende Rolle eingenommen hat. Die „Alten Denker“ pflegen ihre lang gehegten Traditionen und begrüßen das Neue, was zu ihnen passt. Ich könnte fragen, ob es mir passt, dass „die vergangene Kindheit“ meinen Namen trägt. Nicht so gut. Denn das wäre so, als ob ich einen Metallbolzen in einem Schraubstock festmachen würde und den Bolzen mit einer Feile bearbeite, bis er zu einer dünnen Stricknadel wird. Aber was soll ich machen? Ich kann doch nicht das abgegriffene Fotoalbum herausholen und die Schwarz-Weiß-Bilder entfernen, die mir nicht passen? Dann wäre nämlich kein Foto mehr in meinem Album.
Genau auf der zweiten Seite sieht man die beschissene Aufnahme eines Jungen, der grinsend in die Linse schauen musste. Die Erinnerungen sind lebendig und küren die selbst gemachte Frisur der Mutter nach. Ein Friseur war zu teuer. Also war der Gedanke nahe, einen Kochtopf zu holen und ihn auf den Kopf zu stülpen. Die Haare, die unten raus schauten, wurden mit einer stumpfen Schere abgeschnitten. Und das war’s. Oh nein! Ich muss all die enttäuschen, die dachten hier wäre der Leidensweg eines Jungen zu Ende. Der Optiker, der zu gern den Beruf eines Fleischers gewählt hätte, verpasste der Jugend die nicht modernen alten dicken grauen Plastikbrillen. Wer es schaffte, den Optikerladen zu verlassen, der hatte tatsächlich die Möglichkeit, nicht als alter Mann auszusehen. Wie schrecklich war der Gedanke, den ganzen Tag mit der schweren Brille herumzulaufen. Das Ergebnis war, dass der junge Kopf schon in den frühen Morgenstunden einknickte und der Nasenrücken wund wurde. Jeder Versuch, sich von den Ideen der Alten Denkern fernzuhalten, konnte arge Folgen haben.
Die Jugend von damals nahm die Wahl nicht ernst. Parteibonzen haben den grauen Alltag geprägt und bestimmten die einzigartige Norm einer Leistung, die nicht erfüllbar war. Das Denken ließ sich auf Postkartenniveau reduzieren. Der winzige Augenblick, die Straße allein herunterzulaufen, gehorchte einem selten. Die Umkehr, also die verlorenen Gedanken zu finden, genügte, um die eisige Haustür zu verschließen, die an manchen Tagen in den Händen einen öligen Traum an sich nahm. Und es müsste einem genügen, die Toleranz zu lieben und das innige Talent an seichten Holunderblüten zu hinterlegen. Kein Regen wäre von Nöten. Das emsige Streben sich zu verändern würde auf jeder Schwelle stehen bleiben.
Die Nässe vermodert das einsame Holz. Der Wald, ein Täter, aus dem die Habgierigen ihr Geschehen selbst sahen. Ein Geschehen, das in seiner Intensität das abgeschliffene Holz zum dünnen Faden erdachte und es zu gern niederstreckte, als sollte die Kindheit nicht sein. Das Wagnis, den Traum nur anzudeuten, mag man auf Reisen mitnehmen.
Ich steckte mit dem Schuh im Morast der Angst fest und ließ die Pyrenäen nicht mehr aus meinen Augen. Den Haltepunkt legte ich selbst fest und zurrte das Seil so fest, dass nicht mal eine Stecknadel in den Knoten passte. Wie schön war es, in einem dieser Korbsessel zu sitzen und meine verdreckten Füße anzuschauen. Der Fußnagel krümmte sich nach oben, als ob das Abwaschwasser seit Tagen nicht mehr abfließen wollte. „Alte Denker“ holten ihre Zeitungen nach oben und gingen, ohne ein Wort zu sagen ins Bett. Den Oberschenkel einziehen. Den Rücken gekrümmt und den Kopf versunken im weichen Kleid. Lachen käme nicht infrage. Zu ernst ist das Theaterstück zu verstehen, das mit dem Verstand am Abgrund steht und Ausschau hält, wann das tote Holz naht. Ja, wäre der Tod nicht erfunden, dann wäre der Anfang nicht mit dem Ende verbunden. Die Sehnsucht, aus der ein Tischler die elenden Vagabunden macht, kennt den Preis.
Das Raster verbindet die Jahresringe und erkennt das wahre Alter nicht. Ein Ring schützt das Jahr. Eine Faser einen Monat. Es bricht aus einem alles heraus, wenn die Wucht des Überraschten naht. Ganz plötzlich auf der Haut stechend. Es zwickt und juckt. Der Schlaf erdrückt die Gedanken. Und wenn der Tanz zu Ende geht und der Rest vom Schützenfest die Müllkippe bestaunt, dann kann ich sagen: „Das Leben ist das einer Säge. Sie sägt den erlebten Tag in dünne Scheiben, um das Chaos in mir zu ordnen.“ Ich könnte die Seiten beiseite legen und mir den Abend wünschen, bevor der Morgen schreit. Aber wehe dem ich wäre Gott, der Stein zu heißer Lava schmelzen würde. Die Rosen würden verblühen, der Hinterhof vertrocknen und die Fenster offen bleiben. Und Zugluft würde das warme Brot nicht gedeihen lassen.
Ich hätte den Sauerteig stürzen können, der meinen Verstand verklebt und die Vergessenheit mehr liebt als die bösen Ahnungen, die mir die Nächte stehlen. Doch keiner will daran schuld sein. Keiner mag die Noten lesen. Und keiner mag den Herrn, der in der Kirche die Bibel liest. Alleinsein ist sehr schwer auszuhalten, sagen die einen. Gemeinsam das Diner anzufangen, die Servietten zu ordnen, den Hackbraten zu servieren und das Getuschel von alten Zeiten anzudicken, sagen die anderen, wäre dünner Salat ohne Soße.
Ich kann die Mitte bestimmen. Sie ist am Strang der ausgelutschten Ideologien vorbei gefahren und bedient nicht die Gedanken, die gestern noch meine waren. Auch die Zeitungen dämmen die Vorsicht der anstehenden Aufräumarbeiten, die letztendlich den sterilisierten Gedanken nur gut heißen darf. Das gewohnte Bild, das die Kindheit mit besonderem Licht bestrahlt, wird die herunter gefallene Birne auch nicht mehr zum Glühen bringen. Alles ist vorbei. Die „Alten Denker“ sprechen immerzu von einer goldenen Zeit, die ihnen alles bescherte. Heute ist die Hektik angekommen. Sie sind gestresst und hören nicht mehr die Musik, die ihr Brummkreisel kannte. Und wie weiter? Der abgetragene Mantel vom Alten dient nicht mehr als Kartoffelsack. Zu groß sind die Löcher. Jede Faser der Baumwolle strickt sich den Namen selbst und kann doch nicht vergeben. Ich fände es gut das Bild nicht mehr zu malen, nur um der Künstler zu sein, der man nicht sein möchte. Auch ein Förster könnte einen fremden Tisch decken und die Wahrheit bunt besticken, bis der Hals die Wärme verdampft. Ja, diese Halsschmerzen, sie prüfen jedes Wort, jedes Gefühl. Und der Abfall der entsteht begnügt sich damit die blanke Schiene der Straßenbahn zu berühren, um so die Weltmusik der Tataren nicht hören zu müssen. Denn sie geben den Warnschuss frei, der ihnen die Angst schürt, der ihnen Grenzen setzt, der ihnen das krabbelnde Volk vom Leibe hält.
Ja, ich muss schon staunen, dass der Prozess der Langeweile nicht nur Gutes im Sinn hat. Oh nein! Eigentlich ist sie Gift, um die innere Fröhlichkeit zu erdrosseln. „Alte Denker“ nehmen es nicht wahr, rufen das abgestandene Bier und trinken es in vollen Zügen. Und was geschieht dann? Sie grölen und schreien laut herum. Sie platzen aus allen Nähten und beglückwünschen sich selbst, dass ihnen die Wut gekommen ist. – Es macht mich traurig, wie sie ihre eigene Wut empfangen haben. Ohne nachzudenken, wurde der Keller mit feuchter Wäsche vollgestopft, damit der Schimmel die neue Tapete ergänzt. Sie wollen Geld sparen. Aber das Geld ist nicht gut genug. Der Sparstrumpf ist schon lange leer. Die Banken weinen. Die Zinsen sind tot. Und was ist die Zukunft wert? Keiner will was sagen. Nur das Kind möchte spielen. Nur der Morgen dröhnt das Süße, und der Fuchs vergisst die Gans. Sie schlagen auf das Holz, zersplittern die Sekunden. Die Sprache ist klopfend und laut. Lautsprecher dröhnen über den Asphalt, der den Regen nicht mehr mag. Die Rüstigkeit von Leib und Seele verewigt sich in das akkurate Trugbild hinein, das den Fraß nie gemocht hat.
Woher kommt dieser Mangel an Ideen? Das Geld verliert sein Reich. Die Werbung verfehlt ihren Zweck und ich verschenke den letzten Knopf. Die alten überlisteten Denker werden unsicher und sägen an dem Ast auf dem sie sitzen müssen. Ja, die Betonung liegt im muss, denn sie begreifen nicht, dass die Zeit, wo ein Künstler nichts verdient, kein Poet der Fantasie werden kann. Denn er muss sich darum kümmern, wie er über die Runden kommt und wie er das Dach über dem Kopf bezahlen kann. Ja, die Zeit kennt kein Erbarmen. Der Künstler ist nur ein Produkt von vielen und verkennt den wahren Kern der Seelen. Die „Alten Denker“ meinen, es muss nicht so bleiben. Die Zeiten können sich ändern, aber das Wie fehlt als Antwort bis heute. Dafür gehen sie betteln und überlegen sich mit herzlicher Begleitung eine ausgeklügelte Strategie. Eine Strategie der Unvernunft, der Habgier, des Undanks. Alles, was in Privatbesitz blieb, entblättert sich von selbst und wird nackt auf jedem Bild erscheinen. Sie hausieren und verschwenden so ihre Zeit. Sie malen Uhren, statt den Stahl zu formen. Sie gedenken der Fantasie, statt den Galgen um das letzte Opfer zu bitten. Makaber ist das Geschick der Welt, und der Vorhang zum ersten Akt hebt sich hoch.
Was erfährt man nun, wenn der erste Akt auf sich warten lässt? Die Zuschauer dröhnen mit den Füßen und kauen den schwer verdaulichen „Schweizer Käse“, um die Sucht zu erkennen, wann nun das Finale beginnt – koste es, was es wolle. Die Sparsamkeit ist erschwinglich. Der Rosenmontag sehr akkurat. Die Universitäten, die letztlich ihre fettigen Schlipse mehr lieben als die herbei gesehnte Demokratie, schließen ihre Pforten und bangen nicht um die restliche Wahrheit. Und nun ist es raus. Die Demokratie, aus der die Barbarei und der Fluch entstanden. Der unerklärliche Widerspruch von einer Substanz des Ekels und der Frage, wie es sich anfühlt, wenn die Wahrheit sich davon macht. Ich kann ein Lied davon singen. Und das Lied ist mir nicht überdrüssig geworden, nur weil die erlernte Demokratie ein Werkzeug geblieben ist und in seiner Anpassungsfähigkeit gegenüber den „Alten Denkern“ in einer Veränderung steckt. Ich kann zusehen, wie sie sich auf dem Podium herumquälen, um den Betrug an sich selbst zu verschleiern. Das geschwächte Herz ersetzt nicht die B...