Kostenverrechnung 1
Helmut, unser Computerspezialist, hatte Mitte Oktober alle Vorbereitungen für die Übernahme der gesamten Hausverwaltung abgeschlossen. Ab Januar gingen alle Mieten auf ein von uns verwaltetes Bankkonto. Alle Rechnungen, die unsere Immobilie betrafen, wurden von diesem Konto beglichen. Die Abrechnung der Kosten für Wärme, Wasser, Müllabfuhr, Grundsteuer, Versicherung – kurz: alle Nebenkosten – konnte Helmut über den Computer abwickeln.
Bisher hatte eine externe Hausverwaltung die Berechnungen vorgenommen und den einzelnen Mietparteien in Rechnung gestellt. Einige Leistungen, die zu den Nebenkosten zählen, hatte unsere Hausgemeinschaft aber schon beim Einzug in eigener Regie übernommen, so z.B. die Pflege der Gemeinschaftseinrichtungen, Wartungsarbeiten für die Energieversorgung und den Aufzug sowie kleinere Reparaturen. Darüber hinaus wurden alle Arbeiten für unsere Hausgemeinschaft geldwert anerkannt und dokumentiert.
Bisher hatten wir auf eine Verrechnung des persönlichen Aufwands für die Hausgemeinschaft verzichtet. Nun drängte Helmut auf eine Verrechnung wie ursprünglich beschlossen, da einige Bewohner kein Guthaben erzielt hatten. Eine monatliche Abschlagszahlung hatten wir alle getätigt. Aber nur Sachkosten und Lohnkosten für nicht zur Hausgemeinschaft gehörende Dienstleister, z.B. unsere Putzfrauen und der Fensterputzer, waren ausgezahlt worden.
Ursprünglich waren die Kosten für die Reinigung der Gemeinschaftsflächen – Treppenhaus, Flure, Dachgarten, Gemeinschaftsraum mit Küche und Toiletten usw. – mal von der bisher tätigen Hausverwaltung mit 1.200 Euro monatlich veranschlagt worden. Diese Kosten hatten wir dadurch erheblich reduziert, dass wir diese Arbeiten in eigener Regie als Hausgemeinschaft erledigten. Somit wurden alle Mieter entlastet.
Aber Helmut stellte nach zwei Jahren fest, dass nicht alle Mieter gleichmäßig, einige sogar gar nicht an dieser Entlastung mitgewirkt hatten.
Durch meine Überwachung der Technik wurden Wartungskosten für den Aufzug, die Heizung und Notrufanlage erheblich reduziert. Helmut machte die Abrechnungen für unsere Putzfrauen und somit war deren Einsatz günstiger als bei einem Reinigungsunternehmen. Ella sorgte für Ordnung in der Küche des Gemeinschaftsraumes. Marthas Einsatzort war unser Gemeinschaftsraum. Sie stellte die Stühle ein Mal die Woche so, dass unsere Putzfrauen ohne Hindernisse den Boden reinigen konnten. Staubwischen und Ordnung schaffen war ihr fast täglicher Job. Wenn Martha das nicht machen würde, müssten unsere Putzfrauen zusätzlich aktiv werden und es würden höhere Kosten entstehen.
Welche Aktivitäten durch unsere Hausgemeinschaft zur Kostenentlastung erbracht werden, habe ich auf den folgenden Seiten beschrieben. Nach Einführung der Regelung über den Ausgleich und die Gewichtung der Tätigkeiten für die Gemeinschaft hatten wir eine Probezeit vereinbart. Diese war nun mehr als überschritten. Ein weiterer wichtiger Grund für eine endgültige Lösung war die bevorstehende Erweiterung unserer Hausgemeinschaft. Im erweiterten Leitungsteam waren wir uns einig, dass es auf Dauer nicht ohne Ausgleich ging.
Die Kosten für alle Aktivitäten hatte Helmut erstellt. Diese wurden auf 23 Hausbewohner umgelegt, die von den einzelnen erbrachten Leistungen dagegengesetzt und ein Saldo errechnet. Die bereits geleisteten Abschlagszahlungen wurden abgezogen und übrig blieb ein Betrag Plus und auch Minus.
Karl-Heinz versorgte uns über seinen Shop mit preisgünstigen Getränken. Beim von ihm vertriebenen Toilettenpapier und Waschpulver sparten wir durch den Großeinkauf erheblich. Die Arbeit von Karl-Heinz hatten wir mit 250 Euro monatlich bewertet. Dies bedeutet, dass jeder Bewohner mit 10,87 Euro durch seine Dienstleistung belastet wird. Karl-Heinz dagegen werden 250 Euro gutgeschrieben. Er wird aber auch durch andere Aktivitäten seiner Mitbewohner belastet. Nachfolgend eine Aufstellung zur Verdeutlichung:
Carsharing
Erika besuchte regelmäßig, fast täglich, ihren Mann im Pflegeheim. Das waren hin und zurück 26 Kilometer. Erika benutzte für die Fahrt ihr über zehn Jahre altes Auto, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln war das Pflegeheim nur mit einem hohen Zeitaufwand zu erreichen.
An einem regnerischen Herbsttag – Erikas Auto war für eine dringend erforderliche Reparatur in einer Werkstatt – wollte Erika diesen zeitaufwendigen Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln antreten. Wir trafen uns zufällig im Treppenhaus, ich bot Erika spontan meine Hilfe an und gab ihr meine Autoschlüssel. Erika war sichtlich überrascht und zögerte. Ich gab ihr weiterhin die Wagenpapiere und betonte, dass ein solcher Dienst unter Freunden möglich sein müsste. Erika nahm an und brachte am späten Nachmittag Papiere und Schlüssel zurück – ein Grund für einen Plausch bei Kaffee und Keksen.
Erika berichtete über den Zustand ihres Mannes und das Problem mit ihrem Auto. Sie war nur voll des Lobes über mein noch nicht zwei Jahre altes Auto. Und plötzlich war sie da, die Idee: „ein Auto für mehrere Nutzer“.
Eigentlich brauchen wir unsere Autos nur selten, lange nicht mehr so häufig wie zu Zeiten der Berufstätigkeit. Ich nutze für weite Strecken auch gerne die Bahn. Erika brauchte ihr Auto für die Besuche bei ihrem Mann und ihrer Familie. Ein neues Auto anzuschaffen wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Erikas altes Auto kostete in der letzten Zeit wegen der notwendigen Verschleißreparaturen zunehmend mehr. Eine Lösung musste gefunden werden.
Wir kamen überein, dass an Erikas Auto keine größeren Reparaturen mehr durchgeführt werden sollten. Falls Erikas Auto ausfiel, sollte sie mein Auto gegen Kostenbeteiligung nutzen.
Wir beendeten unseren Kaffeeplausch mit dem Vorsatz, uns über die Möglichkeiten des sogenannten Carsharings zu informieren.
Ich kann schon jetzt verraten, dass hiermit eine weitere Dienstleistung für unsere „aktive Hausgemeinschaft“ geboren war.
Wenige Wochen später fragte mich Else, was denn aus dem gemeinsamen Auto geworden wäre? Erika hatte sie informiert und für die Idee geworben. Else sagte, dass sie grundsätzlich interessiert sei, vor allem, wenn dadurch Einsparungen möglich wären. Sie schlug weiter vor, die Sache im Leitungsteam zu erörtern.
Nun musste ich mich aber genauer informieren und nutzte dazu das Internet. Carsharing kommt aus den USA und ist inzwischen auch bei uns weit verbreitet. Es gibt Firmen, die Fahrzeuge für die zeitweise Nutzung zur Verfügung stellen. Man meldet den Bedarf an und kann zur gewünschten Zeit über das Auto ...