
- 112 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Tragische Komödie und Theaterstück in vierzehn Szenen.Eine Schauspielerin will endlich heraus aus dem teuren und lauten Manhattan und besichtigt eine günstige und abgeschiedene Loftwohnung fern der Stadt an einem außergewöhnlichen Ort, direkt unter einem Staudamm. Hier lebt seit geraumer Zeit bereits der jüdische Schneider Nathanael, der jährlich zum Jom Kippur eigenwillige Gäste zu sich einlädt und sich Eindringenden erwehren muss. Als eine vorhersehbare Katastrophe über ihnen einsetzt, setzt sich diese unter ihnen fort.Die gefallen mir. Was ist hinter den Fenstern, gibt es da noch mehr? Was kleine Tropfen so auslösen können, welche Wirkung auf einmal entsteht und was für Wellen sie schlagen.
Häufig gestellte Fragen
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Information
1. Unbekannte Bewohner
(Ein sehr langgezogenes und schmales Loft, ein Steg durchzieht den Raum, viele Fenster in den grauen und unbearbeiteten Betonwänden ohne Blick ins Freie, ein Regal mit Paketen, viele gespannte Leinen mit Tüchern, diverse Kleider hängen von der Decke herab und an den Wänden, eine große Lampe leuchtet, oben ein Gang. Die Zuschauer sind sehr nah und mittendrin.)
(Musikeinsatz)
(Es ist dunkel. Gero und Lea betreten den Raum. Gero mit einer starken Taschenlampe. Lea schließt einen Regenschirm. Die Kleidung beider ist nass vom Regen. Es sind Wassertropfen zu hören.)
(Geräuscheinsatz Wassertropfen)
Gero: Der Staudamm ist jetzt genau über uns.
Lea: Und das hält alles?
Gero: Ja. Ja. Da machen Sie sich mal keine Sorgen.
Lea: (schaut zu den angeleuchteten Wänden) Na, ich weiß nicht.
Gero: Ich bitte Sie. Der Boden und die Decke, alles Beton. Bis Sie sich da ans Wasser durchgraben. Das würde Jahre dauern. Irgendwo muss hier der Lichtschalter sein.
Lea: Diese Maschinen draußen…
Gero: Das sind Motoren für die Turbinen.
Lea: Ein bisschen Licht wäre jetzt nicht schlecht.
Gero: (gibt Lea eine weitere Taschenlampe) Nehmen Sie die, hier muss irgendwo der Schalter sein.
Lea: (schaltet die Taschenlampe ein) Ich habe ihn gefunden.
Gero: Wen?
Lea: Also diese Maschinen, diese Turbinen. Wofür sind die da?
Gero: Die können das Wasser aus dem Staudamm holen.
Lea: Warum sollten sie? Das kann doch im Staudamm bleiben.
Gero: (kompliziert) Ja, wird es auch. Nur wenn es mal notwendig werden sollte pumpen die das Wasser da oben entlang, bis es quasi über uns, allmählich im Staudamm sinkt und dann direkt…
Lea: Ich verstehe kein Wort. Wann wird es denn mal notwendig?
Gero: Das Problem bei so einem Staudamm ist, dass sich das Wasser staut.
Lea: Wie kann der Sinn einer Sache ein Problem sein? Ich verstehe Sie wieder nicht.
Gero: Naja, es kann ja nicht weg. Ist ja nicht so schwer.
Lea: Wer?
Gero: Das Wasser. Es staut sich eben. Wo ist dieser verdammte Lichtschalter?
Lea: Ja und?
Gero: Wenn immer mehr oben reinläuft, dann läuft es ja irgendwann überall rüber. Das ist wie bei einer Badewanne. Wenn Sie mal das Wasser haben einlaufen lassen und abgelenkt waren, dann…
Lea: Ja, das kenne ich. Dann ziehe ich schnell das Gummi.
Gero: Genau, das passiert hier auch. Nur wenn der Abfluss geöffnet wird helfen die Turbinen nach, dass es etwas schneller fließt. Das ist dann anders als bei Ihrem gezogenen Gummi.
Lea: Und wenn es noch schneller raus muss, weil der Wasserhahn immer noch zu viel Wasser in die Wanne einlässt?
Gero: Dann muss noch schneller abgezogen werden. Das ist wie, wenn einer unter Ihrer Badewanne liegt und noch zusätzlich daran saugt, während oben das Wasser nachläuft.
Lea: Unter meiner Badewanne? Wohlmöglich noch, wenn ich darin liege.
Gero: In der Badewanne, also in dem Staudamm da oben, liegen Sie ja nicht.
Lea: Wenn ich das hier anmiete, vielleicht schon.
Gero: Dann baden Sie ja hier unten und nicht da oben…Also, wenn die Turbinen nachhelfen…
Lea: Also über mir saugen…
Gero: Die sind hinter den Wänden.
Lea: Also, wenn diese neben mir saugen…
Gero: Was? Ja, dann läuft das Wasser da oben rüber, dann die Wände herab und den Weg entlang und verschwindet dahinten durch die Gitter, da sind mehrere, in die Kanalisation.
Lea: Und wenn das nicht reicht?
Gero: Was soll nicht reichen?
Lea: Na, wenn die Gitter irgendwann zu klein werden?
Gero: Dann werden die Schotten geöffnet.
Lea: Ich habe das mal von Kreuzfahrtschiffen gehört.
Gero: Ja genau, das ist hier auch so. Auch in einem Schiff gibt es viele Kammern. Nur da werden sie geschlossen, damit es nicht hineinläuft.
Lea: Und hier?
Gero: Hier werden sie geöffnet.
Lea: Und dann?
Gero: Dann schießt das Wasser hier entlang.
Lea: Das Bad hat sich dann hier unten wohl für mich erledigt und wir stehen beide knietief im Wasser und ich habe gerade meine schönen Schuhe an.
Gero: In der Badewanne?
Lea: Wenn ich es vorher weiß, nehme ich wohl kein Bad.
Gero: Wissen Sie ja nicht.
Lea: Ich hör ja wohl die Turbinen anspringen und kann mich noch in Ruhe abtrocknen.
Gero: Gelingt Ihnen ja nicht. Ich meine…so schnell kommen Sie nicht aus Ihrem Bad.
Lea: Sehe ich so unbeweglich aus?
Gero: Ich meine, passen Sie dann lieber auf Kleid und Frisur auf. Beides steht Ihnen ausgesprochen gut.
Lea: Danke. Wieso?...Boden und Decke sind doch aus Beton und stabil haben Sie doch gesagt und dann läuft eben etwas Wasser hier über die Wände herunter und aus dem Gulli da hinten wieder heraus.
Gero: Ja, genau…ganz stabil, damit alles hält, wenn es hier den Gang entlang strömt und alles bis zur Decke einnimmt.
Lea: Dann sind wir mittendrin.
Gero: Das ist nicht mittendrin. Das ist unten drunter…
(Licht aus)
Jetzt ist noch die Taschenlampe ausgefallen.
Lea: Meine auch. Das wird mir langsam unheimlich.
Gero: Moment, ich habe es gleich.
Lea: Nun machen Sie schon. Wenn jetzt das Wasser kommt.
Gero: Hier kommt nichts. Die Maschinen sind seit 30 Jahren oder so nicht mehr im Einsatz oder wurden umgestellt…Das muss hier doch irgendwo sein. Jetzt…
(Plötzlich Licht)
Gero: Schön, nicht?
Lea: Und hier kann man jetzt wohnen?
Gero: Deshalb sind Sie ja hier. Ich glaube nicht, dass Sie sich wirklich für die alten Turbinen interessieren.
Lea: Wenn sie das drohende Wasser abhalten würden, schon. Aber dafür sind sie ja nicht da. Wohnt hier jemand?
Gero: Ja, schon. Also eigentlich nicht.
Lea: Sie sagten doch, dass die Wohnung frei ist.
Gero: Ich sagte, dass sie frei wird.
Lea: Wann sagten Sie das?
Gero: Neulich.
Lea: Also ist sie doch belegt.
Gero: Ja, noch. Sie wird in Kürze frei.
Lea: Schön. Tageslicht gibt es hier wohl nicht?
Gero: Nein, wie denn auch? Dafür ist sie sehr stylisch, topmodern, loftartig und quasi schallisoliert.
Lea: Schallisoliert ist gut. Ich muss raus aus Manhattan. Der Lärm frisst mich auf.
Gero: Und das Wasser für die Badezimmer kommt direkt von oben.
Lea: Was? Ich höre immer nur Wasser.
Gero: Keine Sorge. Das ist modernste Technik. Das wird mehrmals gefiltert und wieder rausgedrückt.
Lea: Wie rausgedrückt?
Gero: Wir können uns den Druck zunutze machen. Es fällt ja fast in die Nasszellen und muss dann allerdings wieder nach oben gepumpt werden. Nicht wie sonst, wenn...
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Koschere Kuscheltiere
- Rollen (in der Reihenfolge des Auftritts)
- Inhaltsverzeichnis
- 1. Unbekannte Bewohner
- 2. Paketbote und Nathanael
- 3. Gespräch
- 4. Gäste und Vorbereitung
- 5. Untersuchung
- 6. Paketbote und drei Männer
- 7. Begehren
- 8. Zwischen den Tüchern
- 9. Nah und verhangen
- 10. Eindringlinge
- 11. Kokon
- 12. Fest - Zweiter Versuch
- 13. Fest - Dritter und letzter Versuch
- 14. Beginn am Ende
- Impressum