
- 56 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Ferdinand Sauerbruch war einer der bedeutendsten Chirurgen im 20. Jahrhundert. Seine Leistungen waren bahnbrecehnd und retteten unzähligen Menschen das Leben.Gelegentlich wird er aber auch als "Streiter für die Homöopathie" bezeichnet - und diese Behauptung soll hier in diesem Buch beantwortet werden. Sauerbruch selbst kann sich ja selbst gegen diese Vereinnahmung nicht mehr wehren. Von daher ging der Autor dieser Frage nach und beleuchtete das Verhältnis Sauerbruchs zur Homöopathie und stieß hierbei auf erstaunliche Fakten.Gleichzeitig wird auch Leben und Wirken des begnadeten Chirurgen beleuchtet.
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Information
Teil 1
Sauerbruch – Das war sein Leben
1.1 Kindheit und Schulbesuch
Es war der 3. Juli 1875, als Ernst Ferdinand Sauerbruch in Barmen im Bergischen Land geboren wurde. Nachdem der Vater Ferdinand nur zwei Jahre nach seiner Geburt verstorben war, zog die Mutter mit ihm ins nahegelegene Elberfeld zum Großvater, dem Schuhmachermeister Friedrich Hammerschmidt. Sie arbeitete in der Schusterei des Vaters mit, um ihrem Sohn eine gute Schulbildung finanziell zu ermöglichen. Von 1885 bis 1895 besuchte Sauerbruch das Realgymnasium und legte am altsprachlichen Gymnasium in Mülheim an der Ruhr für die Zulassung zum Studium zusätzlich das Graecum ab.
1.2 Studium und Assistentenzeit
1895 nahm er ein Studium der Naturwissenschaften in Marburg auf, wo er sich aber nicht so richtig aufgehoben fühlte. Ein Mann von Entschlusskraft, wechselte er zum Studium der Medizin in Leipzig und Jena. Nachdem er 1901 das medizinische Staatsexamen abgelegt hatte, begann er unter dem bekannten Internisten Heinrich Curschmann mit der Arbeit an seiner Dissertation, die den Titel „Ein Beitrag zum Stoffwechsel des Kalks und der Phosphorsäure bei infantiler Osteomalacie“ trug, sich also mit Mechanismen der damals noch verbreiteten Rachitis bei Kindern beschäftigte.
In den wenigen Jahren von 1901 bis 1903 hatte er gleich mehrere Stellungen inne, zuerst als Landarzt im Thüringischen, dann als Assistent in der chirurgischen Abteilung des Diakonissenkrankenhauses in Kassel, im Städtischen Krankenhaus in Erfurt und im Pathologischen Institut in Berlin-Moabit.
Interessant ist hier vor allem der Wechsel von Kassel nach Erfurt. Seine unkonventionelle Art sowie die eigenmächtige Aufnahme von je einem Schwerkranken an zwei Sonntagen, von denen der eine sogar umgehend operiert werden mußte, brachten ihm aber schon sehr bald seitens des Konsistoriums [des Diakonissenhauses, Anm. Verf.] den öffentlichen Vorwurf der Gotteslästerung, der Nichtachtung der Heiligkeit des Sonntags und der groben gottesdienstlichen Störung ein, was für ihn Anlaß genug war, Ende Juli 1901 einer drohenden Bestrafung durch die Kündigung zuvorzukommen. Nachdem der ärztliche Direktor der Anstalt, Dr. Rockwitz, dem jungen Sauerbruch ungeachtet dessen noch eine Zeitlang in seiner eigenen Privatpraxis beschäftigt hatte, bis ein Ersatz für ihn gefunden worden war, scheint er ihm schließlich auch noch behilflich gewesen zu sein, an dem Städtischen Krankenhaus in Erfurt eine neue Anstellung zu finden. (1)
Bemerkenswert ist übrigens das Zeugnis, das Rockwitz ihm ausstellte. Darin heißt es: Der Approb. Arzt Herr Ernst Ferdinand Sauerbruch war von Anfang April bis Anfang August 1901 als Assistenzarzt des Hessischen Diakonissenhauses dahier angestellt. Während dieser Zeit hatte derselbe anerkennenswerten Eifer, Zuverlässigkeit und Sorgfalt bei der Behandlung der Kranken sowie ein vorzügliches wissenschaftliches Interesse bewiesen, welches, unterstützt durch tüchtige klinische und anatomisch-physiologische Kenntnisse, seine Arbeit anregend und fruchtbringend gestaltete. Besonders gewandt ist er in chemischen und bakteriologischen Untersuchungen. Auch zu selbstständigen chirurgischen Eingriffen hat er Gelegenheit gehabt und dabei Geschick und Umsicht bewiesen. Er läßt sich leiten von einer durchaus idealen Auffassung der ärztlichen Berufsarbeit und hat für die Kranken ein warmes Herz. So hat sich Herr Sauerbruch in seiner jetzigen Stellung vollkommen bewährt und sich mir persönlich als tüchtiger, schätzenswerter, liebenswürdiger Kollege erwiesen. Ich bedaure, daß er seine Stelle äußerer Umstände halber schon nach kurzer Zeit verläßt und trage keine Bedenken, ihn angelegentlich zu empfehlen. (2)
Der Sanitätsrat Dr. Ernst Adolph Brock, seit 1895 ärztlicher Leiter und Oberarzt am Erfurter Städtischen Krankenhaus, war von diesem Zeugnis und einem persönlichen Besuch Sauerbruchs so angetan, dass er gegenüber dem Erfurter Magistrat nachdrücklich dessen Einstellung befürwortete. Brock schrieb: Herr Dr. Sauerbruch hat sich ebenfalls persönlich vorgestellt, macht einen angenehmen, frischen Eindruck und ist von seinem bisherigen Oberarzt sehr gut empfohlen. Es spricht wohl für ihn, dass er freiwillig nach seinem amtlichen Ausscheiden noch in seiner Stellung geblieben ist, um den Oberarzt zu unterstützen bis Ersatz für ihn selbst gefunden war. (1)
Nachdem sowohl der Magistrat als auch die Erfurter Krankenhauskommission zugestimmt hatten, wurde Sauerbruch im Oktober 1901 Assistenzarzt im dortigen Krankenhaus. In Erfurt hatte er neben seiner regulären chirurgischen Tätigkeit auch die Möglichkeit zu eigenen Forschungen. Während dieser Zeit erschien auch seine erste wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel Klinische Beiträge zur Diagnose der eitrigen Perityphlitis (Blinddarmvereiterung) in den Correspondenz-Blättern des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen.
Als Ferdinand Sauerbruch zum 1. Januar 1903 kündigte, erhielt er von seinem Vorgesetzten Dr. Brock wiederum ein hervorragendes Zeugnis: Neben vortrefflichen allgemeinen Kenntnissen hat er hier große Geschicklichkeit und unermüdlichen Eifer gezeigt, ist in den Grundzügen und der Technik der Asepsis völlig zu Hause und hat wiederholt auch größere Operationen (Laparotomien in meiner Vertretung und zu vollster Zufriedenheit ausgeführt. Auch dem Krankenhaus als solchem (Ausbildung der Schwestern und Wärter) hat er sich mit großem Interesse und weit über das nach Dienstordnung Notwendige hinaus gewidmet. (1) Und sogar die Lokalzeitung bezeichnete den Weggang des „tüchtigen und beliebten Arztes“ als einen „entscheidenden Verlust.“ (1)
Sauerbruch wechselte an die Prosektur des Krankenhauses in Berlin-Moabit. Dort wurde ihm dringend empfohlen, seine bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten an den Straßburger Internisten Bernhard Naunyn und den Breslauer Chirurgen Johann von Mikulicz-Radecki zu schicken. Und obschon letzterer sich zu dieser Zeit zu einem Studienaufenthalt in den USA aufhielt, reagierte er prompt und bot Sauerbruch zum 1. Oktober 1903 eine Stelle als Volontärarzt an der chirurgischen Universitätsklinik zu Breslau an. Und so war wieder seines Bleibens in der neuen Stelle nicht lange.
In Breslau begann Sauerbruch mit Forschungen, die später sein Ansehen mit begründeten. Neben seiner regulären chirurgischen Tätigkeit befasste er sich dort mit dem Problem der Thorax-Chirurgie, welche bis dahin noch nicht möglich war. Von Herbst 1903 bis Frühjahr 1904 führte er verschiedene Versuche durch und war erfolgreich. Er entwickelte ein Druckdifferenzverfahren, welches künftig auch Operationen im Thorax ermöglichte.
1.3 Professur und erste Stellen als Oberarzt und Dozent
1905, also gerade einmal vier Jahre nach seinem medizinischen Examen, habilitierte er sich an der Universität Breslau mit der Arbeit „Experimentelles zur Chirurgie des Brustteils der Speiseröhre“. Im gleichen Jahr verstarb Johann von Mikulicz-Radecki, und Sauerbruch ging als Assistenzarzt an die chirurgische Universitätsklinik Greifswald, wo er unter seinem früheren Leipziger Lehrer Paul Leopold Friedrich arbeitete. In Greifswald lernte er auch Adeline (Ada) Schulz, die Tochter des Geheimrates Hugo Schulz kennen, die dort als wissenschaftliche Assistentin ihres Vaters arbeitete.
Ein Wechsel nach Marburg brachte ihm 1907 nicht nur eine Stelle als Erster Oberarzt ein, sondern 1908 auch eine Berufung als außerordentlicher Professor an der Chirurgischen Poliklinik, deren Leiter er ebenfalls wurde. Am 3. Jänner 1908 heirateten er und Adeline. Mit ihr hatte er drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Hans wurde Maler, der zweite Sohn Friedrich trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Chirurg, Peter Sauerbruch war Berufsoffizier und Tochter Marilen heiratete Arthur Georgi jun. und damit ins Verlagsgeschäft ein.
Sauerbruch blieb noch weitere zwei Jahre in Marburg, bis er im Dezember 1910 das Angebot als ordentlicher Professor und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in Zürich annahm, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieb. In Zürich baute er auch eine Privatklinik auf, seine Frau Ada übernahm deren Organisation und Verwaltung.
Als 1914 der Krieg ausbrach, meldete er sich freiwillig und wurde beratender Chirurg des 15. Armeekorps. Außerdem warb er unter Schweizer Ärzten für den Dienst in badischen Lazaretten, was dazu führte, dass 1914 eine Delegation von fünf Schweizer Ärzten in der Heidelberger Stadthalle ein Lazarett aufbaute. 1915 war er wieder als Leiter an der Chirurgischen Klinik in Greifswald. Darüber hinaus leitete er das Reservelazarett in Singen...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Teil 1: Sauerbruch – Das war sein Leben
- Teil 2: Wirken und Leistungen
- Teil 3: Sauerbruch – Ein Nazi?
- Teil 4: Sauerbruch und die Homöopathie
- Teil 5: Literaturverzeichnis
- Impressum