Eros und Psyche - oder die Entfaltung der Libido
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Eros und Psyche - oder die Entfaltung der Libido

  1. 120 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch

Das Buch enthält die Beiträge der 19. Fachtagung der Gesellschaft für Biodynamische Psychologie/Körperpsychotherapie (GBP e.V.) in Goslar (28.09.-02.10.2016) zum Thema Sexualität: Eros und Psyche - oder die Entfaltung der Libido.

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Information

Ingo Vauk

Neugierde, Erregung, Unschuld und Regulation

(I can't get no) satisfaction – but I try

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung
    • 1.1 Energiekurve, Reifestufenmodell
    • 1.2 Polarisierung, Harmonisierung, Transformation
  2. Am Anfang war der Sex
    • 2.1 Autonomie der Herzen und erste Dyade
  3. 4 Jahre später (4 Jahre)
    • Methodisches:
    • 3.1 Ödipales Dreieck
    • 3.2 Spiegelung
  4. Pubertät (14 Jahre)
    • Methodisches:
  5. Junge Erwachsene (24-34 Jahre)
    • Methodisches:
    • 5.1 Vom Dreieck zur Dyade
    • 5.2 Energiefluss, Herz-und Genitalverbindung
  6. Sein (34-44 Jahre)
    • Methodisches:
  7. Der Übergang (54 Jahre)
    • Methodisches:
  8. Abschied (64-74 Jahre)
  9. Methodischer Überblick
  • Persönliche Zusammenfassung:

1.Einführung

Die vom Holländischen Psychologen und Körpertherapeuten Willem Popelliers entwickelte Sexual Grounding Therapy® (SGT®) ist grundsätzlicher Gegenstand dieses Artikels, ergänzt durch meine persönliche Perspektive aus eigener Praxis und meinem Hintergrund als humanistisch-/körperorientierter Paar- und Einzeltherapeut.
SGT® findet in ihrer Reinform immer in Gruppen und ausschließlich mit Erwachsenen statt. Sie folgt einem festen Programm:
In den "Courseworks I & II" wird es den Klienten ermöglicht, ihre sexuelle Entwicklung systematisch nachzuerleben, d.h. mittels Regressionsübungen in die verschiedenen Entwicklungsstufen zurückzugehen und dort sowohl aufdeckende, "diagnostische" als auch korrigierende, heilende Erfahrungen zu machen.
Die späteren Einheiten sind dann, abhängig vom tatsächlichen Alter der Klienten "Progressionen", in denen wir die Gelegenheit haben die noch vor uns liegenden Entwicklungsstufen bereits zu erleben, weiterhin immer aus der Kind-Perspektive in Beziehung zu unseren Eltern. Dadurch entsteht eine Art "Ausblick" oder Zukunftsvision der eigenen sexuellen Gesundheit.
Dies geschieht in 4 jeweils 6-tägigen Blocks pro Coursework, d.h. das gesamte Programm dauert 8x6 Tage. Zwischen diesen Blöcken sind die Klienten angehalten, das erwachsende Material in Prozessgruppen, so genannte Sub-groups, zu bearbeiten und zu lösen.
SGT® sieht sich vor diesem Hintergrund als Therapie, die es den Menschen ermöglicht, eine freie, "unschuldige" Sexualität zurückzugewinnen, in der psycho-sexuelle Blockaden und Überladungen, sowie somatoforme sexuelle Störungen aufgelöst werden und dyadische Beziehung ins Zentrum der Sexualität rückt.
SGT® beschreibt die Lebenskurve der sexuellen Energie und die sich darin wandelnde Beziehung des Kindes im Ursprungsdreieck von Vater, Mutter und Kind. Popelliers nennt das eine, gewissermaßen erneute, "sexuelle Aufklärung" der Klienten, denen es so möglich ist, ihre ureigene und persönliche Sexualität, frei von Verzerrungen ihrer Geschichte und der Herkunftsfamilie, zu entdecken, würdigen, entwickeln und leben zu können.
Methodisch greift SGT ® auf Übungen, die Popelliers als praktisch arbeitender Bioenergetiker entwickelt hat, mit Tanz, Psychodrama, Elementen der Gestalt und genereller Körpertherapien. Natürlich färbt der persönliche Hintergrund und Stil der jeweiligen Therapeuten auch stark die Gestaltung einer solchen Gruppe, aber aufgrund der sehr detailreichen, originellen und ausführlichen Ausgestaltung dieser Therapie ist im Grundsatz der Erfahrungsinhalt klar vorgegeben.

1.1 Energiekurve, Reifestufenmodell

Abb.1 Das von Willem Popelliers entwickelte Reifestufenmodell mit Polarisation, Harmonisierung und Transformation als Hauptkomponenten von Entwicklung.
Sexual Grounding Therapy® basiert auf diesem Reifestufenmodell. Die Kurve repräsentiert den Verlauf der sexuellen Energie, beginnend in der ödipalen Phase, also mit 4 Jahren. Wir sehen einen Anstieg der Energie bis zum 24. Lebensjahr, eine gleichbleibende Intensität bis zum 54. Lebensjahr, wo sich die Kurve wieder nach unten neigt und die Energie abklingt, subtiler und sanfter wird.
Die jeweiligen Lebensthemen und -abschnitte sind hier natürlich modellhaft schematisiert dargestellt, in der Realität gibt es sowohl Verschiebungen als auch Überlappungen in der Chronologie. Dieses Modell basiert auf einer idealisierten, potentiell gelungenen, Entwicklung der sexuellen Liebesfähigkeit. Insofern liegt das Augenmerk in der SGT ® auch nicht auf möglichen Pathologien der sexuellen Entwicklung, sondern basiert auf einem Modell der Gesundheit, an dem die therapeutisch korrigierende Erfahrung, das Nachnähren und die gesunde Zukunftsvision orientiert sind.

1.2 Polarisierung,Harmonisierung,Transformation

Diese drei Begriffe beschreiben Entwicklungsdynamiken und Wachstumsschritte sowohl in der natürlichen Entwicklung der Menschen, als auch in der therapeutischen Arbeit. Jeder persönliche, individuelle Reifungsschritt und auch jede therapeutische Erfahrungsstruktur oder Prozessarbeit ist geprägt von diesem Ablauf. So teilt sich das Leben als Ganzes, auf der Makro-Ebene, in diese drei Abschnitte, mit der Polarisierung in den frühen, der Harmonisierung den mittleren und der Transformation in den letzten Lebensaltern ein. Aber auch die einzelnen Entwicklungsschritte und Initiationen, bis hin zu alltäglichen (Micro-)Prozessen des Lebens, laufen nach diesem Muster. Prozessarbeit in der Therapie folgt auch vielfach diesem Schema, wobei das akute Problem als polarisierend empfunden wird, die Lösungserfahrungen des Problems als harmonisierend und das, was der Klient mit nach Hause nimmt, als nachhaltig transformierend.

2. Am Anfang war der Sex

Kurz vor mir, wie war das wohl?
Noch bin ich nicht entstanden, aber die Dinge werden ihren Lauf nehmen. Wie entspannt war meine Mutter wohl, nachdem sie den Samen meines Vaters in sich aufgenommen hatte?
War sie: Zufrieden? Glücklich? Sicher? Verliebt? Angst-frei? Offen? Warm?
So war sie also da und mein Vater war bei ihr. Wie fühlte er sich?
Selbstbewusst? Sicher? Angst-frei? Verliebt? Zugewandt? Liebevoll? Geliebt?
Und genau in dem Moment, als ich im tiefen Inneren meiner Mutter zusammen schmolz, in der genetischen Kernfusion dieser beiden, zu einem völlig neuen, einzigartigen Ich, spiegelte sich die Nährlösung meines Wachstums in ihren Augen, so wie im Bauch meiner Mutter und im Herzen meines Vaters.
Das ist die Psychochemie meiner Entwicklung. Mein Dreieck. Mein biologisches, psychisches, soziales und vielleicht sogar spirituelles Milieu.
Hier erfahre ich, wie es sich in einer Zweierbeziehung anfühlt. Ich lerne Beziehung kennen, noch vor meiner Geburt. Ich entstehe aus Beziehung. Mit jeder weiteren Teilung meiner Zellen wachsen ich und meine Beziehung zur Welt, die meine Mutter ist.
Ich werde geboren.
Eine völlig neue Welt.
Sexual Grounding Therapie® ist mit diesen ganz frühen Entwicklungsstufen nicht ausdrücklich beschäftigt, aber SGT® baut auf einer Tradition der Körpertherapie auf, die natürlich diese frühen Entwicklungsphasen im Blick haben, wie z.B. der Arbeit Alexander Lowens und auch Willem Reichs.
Natürlich spielen die Bindungsaspekte dieser frühen Zeit auch in der Sexualität eine Rolle, aber in diesem Alter ist die genitale sexuelle Energie, nach unserem Verständnis, noch nicht erwacht.
Es gibt natürlich auch Methoden, die ihren therapeutischen Ansatz von der körperlichen Existenz, dem Embodiment des Menschen, ableiten und begreifen, die sich mit diesem frühen Lebensabschnitt befassen.
Hier setzen moderne Prä- und Perinataltherapien an, die mittels Regression in die frühesten Zustände, vor, während und nach der Empfängnis, sowie während der Schwangerschaft und um die Geburt herum, rekonstruieren und nachnähren, was in dieser Zeit geschah bzw. vielleicht versäumt oder verloren wurde. Es ist stark anzunehmen, dass die "Atmosphäre" und biologische Grundlage dieser allerersten Nährlösung unseres Lebens ungeheuren Einfluss auf unsere gesamte Entwicklung nimmt, allein schon von der Perspektive aus betrachtet, dass alle zukünftigen Zellen aus der Zellteilung dieser ersten Eizelle entstehen. Was wir auf der biochemischen Seite für selbstverständlich halten, wie z.B. die starken Auswirkungen von Ernährung und Lebensstil auf die Entwicklung des Kindes, ist in der psycho-chemischen oder psycho-somatischen Entwicklung des Kindes zwar noch nicht ausreichend erforscht, aber intuitiv doch als extrem wichtig einzustufen.
Der Bezug zur Sexualität ist offensichtlich, da diese erste Nährlösung im Moment der gelebten, vollzogenen Sexualität entsteht. Am Anfang ist der Sex.

2.1 Autonomie der Herzen und erste Dyade

Abb.2 Die erste Dyade: zwei voneinander unabhängig regulierte Herzen stehen trotzdem miteinander in Verbindung (was man an der Herzfrequenz-Korrelation ablesen kann). Daraus entsteht das zelluläre Urempfinden für dyadische Beziehung.
Im Mutterleib, während der Schwangerschaft, erleben wir zum ersten Mal Herzens-Beziehung. Unsere Herzen werden nicht zentral vom Nervensystem gesteuert, sondern haben eine autonome, vom zentralen Nervensystem nur mittelbar beeinflusste, autonome Steuerung. Die Herzen von Mutter und Kind sind völlig voneinander abgekoppelt. Sie sind weder nervlich verbunden, noch werden sie vom selben Blut durchflossen. Dennoch wissen wir, dass der Herzschlag der Mutter mit dem des Kindes korreliert. Diese Beziehung zwischen den beiden Herzschlagrhythmen ist wissenschaftlich nachgewiesen und etabliert. Wahrscheinlich kommt sie über wechselseitige elektromagnetische Induktion zustande. Daraus lässt sich schließen, dass beide Herzen in Kommunikation, sprich Beziehung, zueinander stehen – dies ist unsere erste Beziehungserfahrung, der Prototyp, angelegt in den Zellen unseres Körpers, ab der 5. Schwangerschaftswoche. Es ist unsere erste Zweierbeziehung, wir erfahren so die Dyade als fundamentale und intimste Beziehungsform. Dies geschieht auf zellulärer Ebene, lange vor der Kognition. Wir erfahren so, dass der Liebe eine Zweierbeziehung zu Grunde liegt, oder vielleicht besser, eine "eins-zu-eins" Beziehung.

3. 4 Jahre später (4 Jahre)

Schnitt:
Die letzten 4 Jahre waren die aufregendsten meines Lebens.
Was ich da alles erleben konnte: wickeln, saugen, lutschen, krabbeln, schreien, lachen, schlafen, kuscheln, schmusen, raufen, schauen, riechen, hören, sehen, sprechen, singen, kreischen, spielen...
Mein Körper hat sich total entwickelt. Ich kann jetzt schneller rennen als der kleine Hund von nebenan. Das ist toll. Und nützlich.
Mir ist aufgefallen, dass ich jetzt gerne springe und mich freue, wie mein Körper lacht. Ich spüre so ein Erwachen, eine Neugierde, eine neue Energie. Ich nehme auch meinen Körper anders wahr, ich spüre mich im Bauch und auch zwischen den Beinen. Und wenn ich mich zwischen den Beinen spüre, klopft mein Herz.
Was hattet ihr gesagt? Junge oder Mädchen? War da nicht was? Was ist eigentlich bei Papa und Mama zwischen den Beinen?
Und - Mama und Papa, freuen die sich eigentlich auch so wie ich? Über meine neue Energie. Wie schauen sie mich an, wenn ich so begeistert und aufgeregt spüre, dass ich lebe und auch meinen Körper erlebe.
Wie finden sie mich und meine neue Energie?
Welche Gefühle kommen in ihnen hoch? Freude, Aufregung, Angst, Stolz, Liebe, Genervtheit, Scham, Ekel, Erregung...?
In diesem Moment setzt SGT® als angewandte Therapie ein.
Popelliers fängt mit dem 4. Lebensjahr, einer Phase, in der die Kinder erstmals bewusst ihre Genitalien zur Kenntnis nehmen, an und beschreibt die Beziehungen im Ursprungsdreieck des Kindes. Das Kind steht im Fokus der Betrachtung, ist ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Claudia Haarmann: Wenn Eros und Psyche nicht zusammenfinden
  5. Ingo Vauk: Neugierde, Erregung, Unschuld und Regulation
  6. Heide Gerdts und Thomas Scheskat: Furchtbar statt fruchtbar... Aggressionsarbeit mit Männern und Frauen
  7. Anika Bökenhauer: Eros und Psyche
  8. Ellen Kurda-Mack: Warum verbinden wir Eros-Energie so häufig mit Scham?
  9. Mona Lisa Boyesen: Das ödipale Rätsel
  10. Die Autor*innen
  11. Impressum