Teil 1 – Varianten des Redetrainings
Der Laie wird Profi
Selbstbeobachtung, Training und Feedback bringen den Erfolg
Na, dann tun Sie sich keinen Zwang an und legen Sie los. Oder ist das doch ein Zwang für Sie? Nein, das soll es nicht sein, denn Sie haben sich ja bewusst das eindeutige Ziel gesteckt, erfolgreich präsentieren zu wollen.
So soll es sein. Am leichtesten werden Ihnen die Übungen gelingen, wenn Sie sich über die verbale und nonverbale Kommunikation bereits ein Basis-Wissen geschaffen haben.
Das bedeutet, dass Sie wissen, wie und welche Wörter zu sinnvollen Sätzen geformt werden, und wie Ihre Körpersprache unterstreichend und lebhaft einzusetzen ist.
Die Grundsteine sind gelegt, sodass Sie Ihr theoretisches Wissen für den tatsächlichen Einsatz verwenden können.
Wie lassen sich Reden, Vorträge und Präsentationen trainieren? Am besten natürlich in der Praxis – vor Publikum. Aber wer hat zu Hause schon 10, 50, 100 oder sogar 500 Zuhörer sitzen?
„Die Praxis macht den Meister!“ Um möglichst keine allzu großen Fehler zu begehen oder um Pannen zu umschiffen heißt es „Übung macht den Meister!“
Abgucken bei den Profis
Ein Spitzensportler trainiert täglich, um seine Erfolge zu erzielen. Wer eine Fremdsprache erlernen will, beschäftigt sich wöchentlich einige Stunden mit der Grammatik, der Aussprache und dem Wortschatz. Wer sich gesund halten will, pflegt nicht nur täglich seine Zähne, sondern achtet auf eine gesunde Ernährung und eine abwechslungsreiche Lebensweise.
Ein ständiges Training über Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre, ist notwendig.
Reden kann jeder! Tatsächlich?
So mag es verwundern, weshalb nicht jeder täglich daran arbeitet, seine Kommunikation zu verbessern und zu vervollkommnen.
Es mag sein, dass sich die allermeisten Menschen verbal austauschen können. Wer erinnert sich schon an das monatelange Erlernen der Muttersprache? Das geschah auch nicht von heute auf morgen und benötigte ein ständiges Korrigieren der kleinen Fehler, die immer wieder auftauchten. Schließlich war es so weit, dass geredet wurde, „wie der Schnabel gewachsen ist“. Schön so. Schön für den privaten Bereich und für Zu Hause.
Diese Art zu reden langt hingegen bei Weitem nicht für den beruflichen, für den professionellen Einsatz.
Hier kommt es auf jedes einzelne Wort an und auf das, was „zwischen den Zeilen“ gelesen werden kann, auf die Betonung, die Stimme, die eingesetzte Körpersprache und so weiter.
Gebraucht und erwartet werden in der Regel Struktur, ein roter Faden, eine nachvollziehbare Dramaturgie, greifbare Argumente und logische Schlussfolgerungen.
Die emotionale Seite darf nicht zu kurz kommen, denn es sollen Menschen, Zuhörer überzeugt werden. Das gilt für Reden, Vorträge, Präsentationen, Verkaufsgespräche und viele weitere mehr.
Diese Fähigkeiten sind nicht angeboren – sie müssen erlernt werden. Anlesen allein ist ein großer erster Schritt, die praktische Umsetzung ein größerer.
Mentale Kraft nutzen
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben sich entschieden, Ihre Rede- und Vortragsfähigkeiten zu vertiefen. Glücklicherweise gibt es mehrere Varianten hierzu, die weiter unten beschrieben werden.
Die erste Variante dürfte die einfachste sein, kann sie doch allein und gedanklich umgesetzt werden. An fast jedem Ort und fast zu jeder Zeit. Wartezeiten an Haltestellen oder im Wartezimmer können leicht und sinnvoll genutzt werden. Sie trainieren, ohne dass es ein anderer mitbekommen muss. Sie können Ihr Training beliebig wiederholen und variieren. Damit sensibilisieren Sie ihr Gedächtnis intensiv und so weit, dass es das gedanklich Trainierte später beliebig abrufen kann. Für das Gedächtnis ist es so, als hätte es das mental Geübte bereits praktisch erlebt. So ganz nebenbei wird Stress minimiert, da das Gehirn glaubt, lediglich Erlebtes zu wiederholen.
Jede Situation ist anders
Trotzdem bleibt es nicht aus, dass jede Situation eine andere ist. Der Zuhörer ist ein anderer, das Thema wurde aktualisiert, der Veranstaltungsort ist unbekannt.
So ist nach wie vor Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert, um nicht ungewollt in peinliche Situationen zu geraten.
Sich selbst beobachten
Da Sie sich selbst in Ihrem Training nicht optimal beobachten können, kommen hier die Übungen vor dem Spiegel und der Kamera (Varianten zwei und fünf) als Optionen.
Suchen Sie sich für die Spiegel-Variante einen Ganzkörper-Spiegel aus, damit Sie sich von Kopf bis Fuß betrachten können.
Eine kleine Herausforderung ergibt sich bei der Arbeit vor dem Spiegel. Ihre rechte Körperhälfte blickt Ihnen aus dem Spiegelbild als linke entgegen.
Bei der Arbeit mit einer Kamera sehen Sie sich später in der Aufzeichnung so, wie der Zuschauer Sie wahrnimmt.
Am besten beachten Sie die aufnehmende Kamera überhaupt nicht. Also keinen Blickkontakt direkt mit dem Kameraobjektiv aufnehmen.
Sie würden sonst Ihre Darstellung ausschließlich in diese Richtung konzentrieren. Ihre Rede wäre möglicherweise verkrampft.
Ehrliches Feedback
Bei der dritten Variante üben Sie vor einer Freundin oder einem Freund. Bitten Sie sie beziehungsweise ihn, nach Ihrer Darstellung eine ehrliche Rückmeldung zu geben. Seien Sie nicht verärgert, wenn Sie eine Rückmeldung erhalten, die in Ihren Ohren weniger wohlwollend klingt.
Wichtiger ist es zu erfahren, was Ihr Gegenüber aus seiner Sicht wirklich wahrnimmt. Wäre schon alles perfekt, gäbe es keinen Bedarf des Trainings. Und wer ist schon perfekt?
Etwas weiter unten wird auf das Thema Feedback noch konkreter eingegangen.
Hören Sie sich zu
Bei der vierten Variante nehmen Sie das Gesprochene auf.
Konzentrieren Sie sich beim Abhören auf die Art und Weise wie Sie sprechen.
Reden Sie laut, deutlich und klar? Ist Ihr Satzstil so, wie Sie es wünschen? Gelingt es Ihnen, Fülllaute wie „ähm“ zu vermeiden?
Diese Variante hört sich einfach an.
Bei kritischer Aufmerksamkeit können Sie schnell und viel Verbesserung erzielen.
Da...