
- 240 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Auf dem abgelegenen Bauernhof "Hinterkaifeck" bei Gröbern in der Gemeinde Wangen (Oberbayern) werden im März 1922 sechs Menschen mit einer Kreuzhacke erschlagen. Unter den Opfern sind zwei Kinder im Alter von 2 ½ und 7 Jahren. Das Verbrechen, das bis heute nicht aufgeklärt werden konnte, ist einzigartig in der deutschen Kriminalgeschichte und lässt bis in die Gegenwart hinein Raum für verschiedene Interpretationen und Mordtheorien. Die Tat ist Grundlage für zahlreiche Bücher und Filme, u.a. den Krimi-Bestseller "Tannöd". Durch die Zusammenführung und eine mit Wahrscheinlichkeiten gewichtete Bewertung der historischen forensischen Daten lassen sich in der vorliegenden Untersuchung des Risikoanalysten Guido Golla die damaligen kriminalpolizeilichen Theorien zu Täter und Tatmotiv widerlegen. Zugleich werden neue Erkenntnisse zu den Beweggründen für den Sechsfachmord gewonnen. Mithilfe der archivierten Zeugenaussagen und auf Basis neuer fallanalytischer Rückschlüsse gelingt es am Ende, die Ereignisse von Freitag, dem 31. März 1922 zu rekonstruieren.
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Information
C. Ermittlungen
Spurensicherung
- Auch nach dem Eintreffen der ersten Beamten unterbleibt eine Absperrung des Tatanwesens. In der Folgezeit und bis zum Abriss des Einödhofs im Februar 1923 wird der Tatort von ermittelnden Beamten sporadisch aufgesucht. In dieser Zeit ist der Tatort frei zugänglich, so dass neben Verwandten der Opfer zahlreiche Tatorttouristen den Einödhof aufsuchen und besichtigen können.
- Es werden nur fünf Tatortfotos aufgenommen, deren Aussagekraft zudem durch (a) die nachträgliche Rekonstruktion der Auffindesituation sowie (b) die aus ethischen Gründen vorgenommene Manipulation der Leichen beeinträchtigt wird71. Unter anderem lässt sich die Lage der Leiche von Cäzilia Gabriel anhand des Bildmaterials nicht auf Anhieb bestimmen, sondern kann unter Hinzuziehung der einschlägigen Augenscheinprotokolle lediglich vermutet werden (Abbildung 9)72.

- Eine systematische Sicherung von Fußspuren erfolgt auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Neuburg a. D. erst am 08. April 1922, also vier Tage nach Auffindung der Leichen. Wegen des zwischenzeitlichen starken Regens und aufgrund von Feldarbeiten, die seit Auffindung der Leichen vorgenommen worden sind, können Fußspuren nur teilweise gesichert werden. Die Besichtigung des Tatorts durch Schaulustige erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei den festgestellten Fußabdrücken um Trugspuren handelt. Fußspuren aus nordwestlicher Richtung können nach einer kriminaltechnischen Untersuchung vom 08. April 1922 nicht mit der Tat in Verbindung gebracht werden73.
- Die Polizeihunde können aufgrund des Schneefalls und des Regenwetters am 05. April 1922 keine Witterung aufnehmen74. Auch hier kommt erschwerend hinzu, dass am Auffindetag zahlreiche Personen das Tatanwesen betreten.
- Daktyloskopische Spuren werden nicht gesichert (obgleich das Fingerabdruckerfahren im Deutschen Reich seit 1906 angewendet wird)75.
- Die Beamten der Münchner Kriminalpolizei verlassen den Tatort am 05. April 1922 nach zehn Stunden. Das Tatanwesen (Dachboden, Scheune) wird in der Kürze der Zeit nicht systematisch untersucht. Trotz der mitgeführten Spürhunde kann die auf dem Dachboden über dem Wohntrakt versteckte Reuthaue nicht gefunden werden. Womöglich gehen die Beamten zu diesem Zeitpunkt davon aus, die Tatwaffe bereits entdeckt zu haben (Faktentabelle 3[01]).
| 01 | Im Futtertrog wird eine ca. 1 m lange Kreuzhacke mit braunroten Anhaftungen an Öse und Hackenblatt76 gefunden, wobei es sich ersten Einschätzungen der Ermittler zufolge um Blut handelt77. |
| 02 | In der Nähe des östlichen Eingangstors entdeckt die Gerichtskommission am 06.04.1922 ein fingerdickes Seil, das vom Dachboden bis zum Fußboden der Scheunendurchfahrt reicht. Das Seil ist an einem Querbalken des Dachstuhls (Kehlbalken) fest angebunden und für größere Lasten geeignet. Auf dem verstaubten Querbalken finden sich zwei Handabdrücke. |
| 03 | Der Dachboden ist vom Stadel aus über eine an der Westseite angebrachte Wandleiter erreichbar78. Im nordöstlichen Teil des Strohlagers über der Scheunentenne werden Vertiefungen im aufgeschütteten Heu entdeckt, so als ob dort eine oder mehrere Personen längere Zeit gelegen hätten79. |
| 04 | In der südöstlichen Ecke des Dachbodens oberhalb des Stadels sowie in der südwestlichen Ecke des Strohlagers über der Scheune werden verschobene Dachziegel entdeckt. Durch die Lücken kann der Innenhof des Anwesens vom Dachboden aus mit Blickrichtung Süden und Westen eingesehen werden. Die hellrote Färbung der weiter unten liegenden Dachziegel an der Stelle, an der die verschobenen Ziegel ursprünglich aufgelegen haben, lässt den Schluss zu, dass die Dachziegel erst vor kurzem bewegt worden sind. |
| 05 | In der Räucherkammer, die sich auf dem Dachboden oberhalb der Küche in Kaminnähe befindet, hängen 19 Stücke Rauchfleisch80. Von einem Stück ist die Hälfte abgeschnitten. |
| 01 | Am frühen Abend des 31. März 1922 trifft die neue Dienstmagd Maria Baumgartner in Begleitung ihrer Schwester in Hinterkaifeck ein. Die Schwester verabschiedet sich gegen 18:00 Uhr. |
| 02 | Am Samstag, dem 01. April 1922 fehlt Cäzilia Gabriel unentschuldigt in der Schule in Waidhofen (nachdem sie am Freitag, dem 31. März 1922 noch am Unterricht teilgenommen hat). |
| 03 | Die Kaffeehändler Eduard und Hans Schirovsky kommen am Samstag, dem 01. April 1922 auf das Anwesen. Sie klopfen an die Fenster und schauen dabei in die Wohnräume, kö... |
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- A. Auffindetag | Dienstag, der 04. April 1922
- B. Einödhof Hinterkaifeck
- C. Ermittlungen
- D. Fehlspuren und Widersprüche
- E. Konklusion
- F. Faktentabellen
- G. Abbildungen und Fotografien
- H. Quellen und Literatur
- I. Personenregister
- Impressum