Eine Idee des Doctor Ox
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Eine Idee des Doctor Ox

  1. 78 Seiten
  2. German
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Eine Idee des Doctor Ox

Über dieses Buch

"Eine Idee des Dr. Ox" (auch "Doktor Ox" oder "Eine Phantasie des Doktor Ox") ist eine Kurzgeschichte des französischen Autors Jules Verne. Sie erschien im Jahr 1872 unter dem französischen Titel "Une fantaisie du docteur Ox" und war mit der Kurzgeschichte "Ein Drama in den Lüften" ("La science en famille. Un voyage en ballon") Bestandteil der Erzählungsbandes "Eine Idee des Dr. Ox" ("Le Docteur Ox"). Der deutsche Titel der Kurzgeschichte lautet "Eine Idee des Dr. Ox", der englische Titel ist "Dr. Ox's Experiment".

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Information

Siebentes Capitel, in dem das Andante zum Allegro, und das Allegro zum Vivace wird.

Die durch den Streit des Advocaten Schut und des Doctor Custos in der Stadt verursachte Aufregung hatte sich bald wieder besänftigt und war von keinen weiteren Folgen gewesen. Man durfte also hoffen, daß Quiquendone wieder in seine gewöhnliche Apathie zurück versinken würde, die für kurze Augenblicke auf so unerklärliche Weise unterbrochen war.
Unterdessen wurde an dem Röhrenwerk, durch welches das Oxyhydrogengas in die Hauptgebäude der Stadt geführt werden sollte, tüchtig weiter gearbeitet. Die Leitungen und Verzweigungen glitten in immer größerer Vollständigkeit unter dem Pflaster von Quiquendone dahin, und nur die Brenner, deren Ausführung sehr complicirt war, und die man deshalb im Auslands bestellt hatte, fehlten noch. Der Doctor Ox war überall, und er wie sein Famulus Ygen verloren nicht einen Augenblick. Sie spornten die Arbeiter an, vollendeten die difficilen Organe des Gasometers und speisten Tag und Nacht riesige Säulen, die unter der Einwirkung eines mächtigen elektrischen Stroms das Wasser zerlegten. Ja! der Doctor fabricirte bereits sein Gas, obgleich die Canalisation noch nicht fertig war; es mag dies, wie wir gern zugestehen wollen, sehr sonderbar erscheinen. Binnen Kurzem aber sollte Alles fertig sein, und der Doctor beabsichtigte, dann die brillante Beleuchtung der Stadt zuerst im Theater zu erproben.
Quiquendone besaß nämlich ein Theater, ein wirklich schönes Gebäude, dessen innere und äußere Einrichtung an alle möglichen Baustile erinnerte. Es war zugleich byzantinisch, romanisch, gothisch, Renaissance, mit abgerundeten Thüren, Spitzbogenfenstern, Flammenrosetten und phantastischen Glockenthürmchen; kurz, eine förmliche Musterkarte aller Bauarten, halb Parthenon, halb grand café parisien; und das kann uns nicht besonders in Erstaunen setzen, wenn wir hören, daß es im Jahre 1175 unter dem Bürgermeister Ludwig van Tricasse begonnen, und erst Anno 1837 unter dem Bürgermeister Natalis van Tricasse beendet wurde. Siebenhundert Jahre waren von Anfang bis zum Beschluß des Bauwerks in's Land gegangen, und demzufolge hatte es sich der Architektur aller Epochen anbequemt. Aber trotz alledem war das Theater in Quiquendone ein schönes Gebäude, und seine romanischen Pfeiler und byzantinischen Gewölbe mußten sich zweifelsohne, von dem Oxyhydrogengas beleuchtet, vorzüglich ausnehmen.
Es wurde so ziemlich Alles auf dem besagten Theater gegeben, mit Vorliebe aber Oper und besonders komische Oper. Hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß die Componisten nie ihr Werk wieder erkannt hatten, so sehr wichen Musik und Handlung von dem ursprünglichen Sinn ab.
Da in Quiquendone nichts schnell abgethan werden konnte, mußten sich auch die dramatischen Werke dem Temperament der ausführenden Künstler und Künstlerinnen fügen, und so war es, obgleich die Pforten des Kunsttempels um vier Uhr geöffnet und erst um zehn Uhr geschlossen wurden, bis jetzt noch nicht gelungen, mehr als zwei Acte in diesen sechs Stunden zur Aufführung zu bringen. Robert der Teufel, die Hugenotten oder Wilhelm Tellnahmen gewöhnlich drei Abende für ihre Darstellung in Anspruch, so langsam spielten sie sich ab. Die Vivaces wurden in einem Tempo wie Adagios genommen, die Allegros beeilten sich kaum mehr, und die Vierundsechzigstel-Noten wurden so langsam gespielt, wie etwa ganze Noten in andern Ländern. Die schnellsten, im Geschmack der Quiquendonianer ausgeführten Läufe verstiegen sich bis zum Rythmus des Kirchengesangs. Die Triller erschlafften und wurden abgezirkelt, um das Ohr der Dilettanten nicht zu verletzen. Die Art und Weise dieser Musikaufführungen recht klar zu machen, möge folgendes Beispiel dienen: Die schnelle Melodie des Figaro bei seinem Erscheinen im ersten Act desBarbiers von Sevilla wurde nach No. 33 des Metronoms regulirt und dauerte volle achtundfünfzig Minuten, wenn nämlich der Schauspieler die gehörige Routine hatte.
Begreiflicher Weise mußten die von auswärts kommenden Künstler sich dieser Methode anbequemen; da man sie indessen gut honorirte, wurde keine Klage laut, und sie folgten genau dem Bogen des Musikdirectors, der nie mehr als acht Taktschläge in der Minute ausführte.
Welche Beifallsrufe wurden aber auch den Schauspielern zu Theil, wenn sie die Quiquendonianer in Entzücken versetzt hatten, ohne sie müde zu machen! Die Hände klatschten in ziemlich langen Zwischenpausen in einander, und wenn der erstaunte Saal zuweilen nicht unter den Bravos zusammenbrach, kam dies einzig daher, daß man im zwölften Jahrhundert nicht Stein und Cement im Fundament zu sparen pflegte. Die Zeitungen pflegten nach solchen Abenden von stürmischem Applaus und fanatischen Beifallsbezeugungen zu berichten.
Um übrigens die enthusiastischen Flamänder-Naturen nicht zu sehr zu erhitzen, spielte das Theater jede Woche nur ein Mal, was den Schauspielern für die gründliche Erlernung ihrer Rollen zu gute kam und den Zuschauern ermöglichte, die dramatischen Meisterwerke besser zu verdauen.
Gewöhnlich pflegten auswärtige Künstler mit dem Theaterdirector in Quiquendone ein Engagement abzuschließen, wenn sie sich von ihren Strapazen auf anderen Bühnen erholen wollten, und Niemand dachte daran, daß in diese althergebrachten Gewohnheiten irgend eine Aenderung kommen könnte, als vierzehn Tage nach der Schut-Custos-Angelegenheit ein unerwarteter Fall die Bevölkerung von Quiquendone in neue Aufregung versetzte.
Es war Sonnabend, der gewöhnliche Operntag; aber heute sollte die neue Beleuchtung noch nicht erprobt werden, wie man glauben könnte. Die Röhren mündeten zwar schon im Saale, aber aus den bereits angegebenen Gründen waren die Brenner noch nicht aufgesteckt, und so warfen heute nur die Kerzen des Kronleuchters ihr mildes Licht auf die zahlreichen Zuschauer, die sich im Theater versammelt hatten.
Nachmittags um ein Uhr waren die Thüren für das Publicum geöffnet worden, und um drei Uhr hatte sich der Saal schon halb gefüllt, während noch eine lange Queue bis zum Ende des Saint-Ernuph-Platzes, wo sich die Apotheke von Josse Liefrinck befand, hinausreichte. Dieser Eifer ließ auf eine außergewöhnlich schöne Vorstellung schließen.
»Gehen Sie heute in's Theater? hatte Rath Niklausse am Morgen den Bürgermeister gefragt.
– Ich werde nicht verfehlen; auch gedenke ich meine Frau, unsere Tochter Suzel und die liebe Tatanémance hinzuführen, denen ja schöne Musik über Alles geht.
– Fräulein Suzel wird also auch hinkommen? fragte der Rath.
– Gewiß, Niklausse.
– Dann wird mein Frantz jedenfalls zu den ersten gehören, die heute Queue machen, erwiderte der Rath.
– Ein hitziger Bursche, Ihr Frantz, bemerkte der Bürgermeister in pedantischem Ton, ein sehr hitziger Kopf, Niklausse; Sie werden ihn gut im Auge behalten müssen.
– Nun, er liebt, van Tricasse; er liebt die reizende Suzel.
– Er soll sie ja auch bekommen, Niklausse; von dem Augenblick an, wo wir uns über die Heirat verständigt haben, steht ihrer Brautschaft nichts im Wege; was kann er mehr verlangen?
– Er verlangt auch nichts, van Tricasse; er verlangt durchaus gar nichts, der liebe Sohn. Ich will auch weiter nichts ausplaudern, aber so viel weiß ich, er wird nicht der Letzte sein, der heute sein Billet vom Comptoir holt.
– Ach! die stürmische, feurige Jugend! rief der Bürgermeister in der Erinnerung an die eigene Vergangenheit lächelnd. Ja, ja, wir sind auch einmal jung gewesen, mein lieber Rath. Wir haben auch geliebt und zu unserer Zeit Queue gemacht. Auf heute Abend also, auf heute Abend! A propos, haben Sie auch gehört, daß dieser Fioravanti ein so großer Künstler sein soll? Was für eine würdige Aufnahme hat man ihm in unseren Mauern zu Theil werden lassen! Er wird den Beifall der Quiquendonianer so leicht nicht vergessen!«
Es handelte sich wirklich um den berühmten Tenoristen Fioravanti, der durch sein Genie, sein ausgezeichnetes Spiel und seine herrliche, sympathische Stimme bei den Musikliebhabern der Stadt einen förmlichen Enthusiasmus hervorgerufen hatte.
Seit drei Wochen hatte Fioravanti sich ungeheure Erfolge in den »Hugenotten« errungen. Der erste Act war nach dem Geschmack der Quiquendonianer im Zeitraum eines ganzen Abends aufgeführt worden, und zwar in der ersten Woche eines Monats. Der Opernabend der zweiten Woche hatte dem Sänger durch seine endlosen, in die Länge gezogenen Andantes eine entschiedene Ovation eingetragen, und dieser Erfolg war nur noch gestiegen, als in der dritten Woche der dritte Act des Meyerbeer'schen Kunstwerks zur Darstellung gelangte. Heute aber sollte Fioravanti im vierten Act auftreten, und vor einem ungeduldigen Publicum spielen. Ach! das Duett Raoul's und Valentinen's, dieser zweistimmige Liebeshymnus in langgezogenen Seufzern, diese Stretta, in der die Crescendo, die Stringendo, die Accelerando, die Piu crescendo sich folgten – all das langsam, compendiös, in getragenen Tönen gesungen! wie reizend!
Um vier Uhr war der Saal mit Zuschauern gefüllt, und Logen, Parterre und Orchester gedrängt voll. In den vorderen Reihen präsentirten sich der Herr Bürgermeister van Tricasse, Frau van Tricasse, Fräulein Suzel und die liebenswürdige Tatanémance in einer Haube mit apfelgrünen Schleifen; dann, nicht weit davon erblickte man den Rath Niklausse nebst Familie, den liebeglühenden Frantz nicht zu vergessen. Auch die Familien des Arztes Custos, des Advocaten Schut, des großen Richters Honoré Syntax waren vertreten, und an weiteren Notabilitäten der Stadt bemerkte man den Director der Versicherungsgesellschaft Norbert Soutman, den dicken Banquier Collaert, der für deutsche Musik schwärmte und sich selbst für eine Art Virtuosen hielt, den Steuereinnehmer Rupp, den Director der Akademie, Jérôme Resh, den Civilcommissar, und noch so viele andere, daß wir die Geduld unserer Leser in unverantwortlicher Weise auf die Probe stellen würden, wollten wir sie alle hier noch weiter aufzählen.
Gewöhnlich verhielten sich die Quiquendonianer, bis der Vorhang aufging, außerordentlich schweigsam und ruhig. Hier zog einer seine Zeitung hervor und vertiefte sich in ihre Lectüre, dort wurden mit flüsternder Stimme einige Worte ausgetauscht, die Ankommenden begaben sich so leise wie irgend thunlich auf ihre Plätze, und ab und zu richtete die männliche Jugend von Quiquendone ihre matten halb erloschene...

Inhaltsverzeichnis

  1. Erstes Capitel, dem zufolge es unmöglich ist, die kleine Stadt Quiquendone selbst auf den besten Karten zu finden.
  2. Zweites Capitel, in dem sich der Bürgermeister van Tricasse und Rath Niklausse über städtische Angelegenheiten unterhalten.
  3. Drittes Capitel, in dem der Commissar Passauf einen ebenso unerwarteten als geräuschvollen Einzug hält.
  4. Viertes Capitel, in dem sich Doctor Ox als Physiolog ersten Ranges und als kühner Experimentator erweist.
  5. Fünftes Capitel, in welchem Bürgermeister und Rath dem Doctor Ox einen Besuch abstatten, und was sich darauf zuträgt.
  6. Sechstes Capitel, in dem Frantz Niklausse und Suzel van Tricasse Zukunftspläne schmieden.
  7. Siebentes Capitel, in dem das Andante zum Allegro, und das Allegro zum Vivace wird.
  8. Achtes Capitel, in dem der antike, feierliche, deutsche Walzer sich in einen raschen Wirbel umwandelt.
  9. Neuntes Capitel, in dem Doctor Ox und sein Famulus Ygen sich nur wenige Worte zu sagen haben.
  10. Zehntes Capitel, in dem man sehen wird, wie die Epidemie in der ganzen Stadt um sich greift, und welch wunderbare Wirkung sie hervorbringt.
  11. Elftes Capitel, in dem die Quiquendonianer einen heroischen Entschluß fassen.
  12. Zwölftes Capitel, in dem der Famulus Ygen eine vernünftige Meinung äußert, die aber von Doctor Ox energisch zurückgewiesen wird.
  13. Dreizehntes Capitel, in dem noch ein Mal bewiesen wird, daß man, von einem erhabenen Standpunkt aus, alle Erbärmlichkeiten des menschlichen Lebens beherrscht.
  14. Vierzehntes Capitel, in dem die Dinge so weit getrieben werden, daß die Einwohner von Quiquendone, die Leser und sogar der Verfasser auf sofortige Lösung dringen.
  15. Fünfzehntes Capitel, in dem endlich die Lösung erfolgt.
  16. Sechzehntes Capitel, in dem der intelligente Leser sieht, daß er, trotz aller Vorsichtsmaßregeln des Verfassers, recht gerathen hatte.
  17. Siebenzehntes Capitel, in dem die Theorie des Doctor Ox erklärt wird.
  18. Fußnoten
  19. Impressum