Pattjackenblut
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Pattjackenblut

Antreten zum Sterben-in Linie zu 5 Gliedern. Das "Herold" - Massaker im Emslandlager II Aschendorfermoor im April 1945

  1. 264 Seiten
  2. German
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Pattjackenblut

Antreten zum Sterben-in Linie zu 5 Gliedern. Das "Herold" - Massaker im Emslandlager II Aschendorfermoor im April 1945

Über dieses Buch

PATTJACKENBLUT spiegelt das Schicksal des Osnabrücker Bürgers Albert Sommer wider, der schon kurz nach seiner Einberufung zum Kriegsdienst durch das NS-Regime in ein Heer von Soldaten eingereiht wird, die als Staatsfeinde in Straf- und Konzentrationslagern gefoltert und ermordet werden.In dokumentarisch ernüchternder Weise wird mit vielen Abbildungen und neuen Forschungsergebnissen der Weg Albert Sommers als Synonym für alle unschuldig verurteilten Soldaten dargestellt. Ein Weg, der ihn durch Gestapo-Foltergefängnisse bis hin zu den Strafgefangenenlagern im Emsland führt. Unweigerlich gerät er hier in den Sog des perfide ausgeklügelten Entmenschlichungsapparates des nationalsozialistischen Terrorsystems.Die Vorkommnisse innerhalb der Strafgefangenenlager, sowie beteiligte Personen, Ereignisse, Todesmärsche, Orte und Taten der Grausamkeiten, aber auch der Menschlichkeit, leben fast 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges ebenso wieder auf, wie das größte Massaker im Lager II Aschendorfermoor im April 1945.

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Information

Jahr
2014
ISBN drucken
9783735762979
eBook-ISBN:
9783735731760
Auflage
1

Die Zeit des Umbruchs

Das Jahr 1944 ist geprägt von einschneidenden Ereignissen. Der Krieg hat für Deutschland weitere negative Entwicklungen genommen, und die Emslandlager werden verstärkt in die Planungen der Wehrmacht einbezogen.
Seit Beginn des Jahres ist auch der Lagervorsteher des Lagers III, Oberinspektor Hilmar, in Personalunion Vorgesetzter der „Blauen“ geworden. Ihm untersteht jetzt auch die Wacheinheit „vor Draht“ mit ihrem Einheitsführer. 66
Das Reichsjustizministerium stellt in dem Zeitraum von Februar bis Mai Überlegungen an, für entwichene und wiedereingebrachte Strafgefangene [gemeint sind Strafgefangene aus Strafanstalten im gesamten Reichsgebiet] Sonderanstalten einzurichten. Hierbei werden drei Anstalten mit besonders schwerer Arbeit und erschwerten Fluchtmöglichkeiten genannt:
  1. Ensisheim betr.: Arbeit im Kalibergwerk, weit unter Tage, bei großer Hitze, in gebückter oder liegender Stellung.

  2. Papenburg betr.: Bei jedem der dortigen Lager besteht bereits eine „Strafkompanie“, die Zuteilung zu ihr ist eine dem Lagervollzug eigentümliche Art der Hausstrafe (Nr. 182 Abs. 1 VollzO. Am Ende). Der Vollzug in der Strafkompanie ist mit besonderem Drill, der Auferlegung besonders unangenehmer Arbeiten usw. verbunden und bedeutet eine wesentliche Erschwerung der an sich schon harten Moorarbeit.

  3. Strafgefangenenlager Nord betr.: Wie dem Unterzeichneten bei der gestrigen Rücksprache mit einem Beauftragten des Herrn Reichsministers Speer bestätigt worden ist, handelt es sich dort nicht nur um höchst wichtige und vordringliche, sondern auch besonders harte Arbeiten. Fluchtmöglichkeiten sind wegen der Abgelegenheit und Weglosigkeit des Arbeitsgeländes nahezu ausgeschlossen (lt. Mitteilung des Sachbearbeiters im Ministerium Speer). Das Ministerium Speer ist hier für jeden Mann dankbar. 67 68
Der Ausgang des Verfahrens ist nicht exakt zu ermitteln.
Am 22. März 1944 fällt der Startschuß für eine ganz neue Epoche der Lager I-V und VII. Es beginnt die Zeit der „geheimen“ Anweisungen und Planungen, es beginnt die Zeit der „Listen“. Ich werde eine dieser Listen im weiteren Verlauf „Thiels Liste“ nennen, nach dem Kommandeur der Strafgefangenlager Dr. Richard Thiel.
An diesem 22. März legt der Verwaltungsleiter und Vertreter Thiels, Dr. Ewald Ottinger, aktenmäßig einen neuen Vorgang an, wie es in der Verwaltungssprache heißt.
„Geheim“, mit der Bezeichnung „Auswahl gefährlicher Gefangener“ und gerichtet an die Vorsteher der Lager I-V und VII.
Hier zwei Auszüge aus der Dienstanweisung:
„Für den Fall, dass die Zeitereignisse einen plötzlichen Abtransport gefährlicher Gefangener erforderlich machen sollten, ist in jedem Lager unverzüglich eine Liste der betr. Gefangenen aufzustellen, die stets auf dem laufenden zu halten ist.
Bei der Auswahl soll die Strafhöhe nicht einzige Richtschnur sein. Es ist vielmehr die Eigenart jedes Einzelfalles zu berücksichtigen. Schwer kriminelle Persönlichkeiten, Gefangene mit Sicherungsverwahrung, wegen Zersetzung der Wehrkraft, Landesverrats oder Hochverrats Verurteilte sowie alle Ausländer kommen in erster Linie in Frage.…“ 69 70
Drei Schlußfolgerungen werden aus dieser Anweisung deutlich:
  • - Der Krieg hat eine bedrohliche Wende genommen. Erstaunlich ist die Wortakrobatik, mit der das umschrieben wird.
  • - Zu den gefährlichen Gefangenen gehören in erster Linie auch die wegen Wehrkraftzersetzung Verurteilten. Diese Männer gelten als politische Gegner des Regimes, sie bilden eine Gefahr für den Weiterbestand des Nationalsozialismus und sollen deshalb nicht in die Hände des Feindes fallen.
  • - Albert Sommer ist einer derjenigen, der im Lager III auf diese Liste gesetzt wird. Mit einem „F“ auf dem Rücken als Fluchtgefährdeter gekennzeichnet, gehört er jetzt auch noch als politischer Gegner zu den „in erster Linie“ gefährlichen Gefangenen.
Mit diesen Vorbereitungen beginnen die Planungen für die verschiedenen Stufen der Verlegung der Strafgefangenen.
Von jetzt an reihen sich die Ereignisse aneinander wie die Perlen auf einer Schnur.
Anfang Mai 1944 lädt Himmlers Vertreter für den Wehrkreis X (HSSPF Nordsee), der 44-jährige Höhere SS und Polizeiführer (HSSPF) Georg-Henning Graf von Bassewitz-Behr zu einer Konferenz in sein Domizil, die ehemalige Villa Laeisz im Nobelviertel am Harvestehuder Weg 8a nach Hamburg ein.71
Zu seinem durch ständig neue Weisungen von Himmler erweiterten Aufgabengebiet gehören sowohl das Kriegsgefangenenwesen im Wehrkreis X, als auch die Koordination der Rückführung von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen im Falle eines Vorrückens der Alliierten in Norddeutschland. Es ist davon auszugehen, daß die Besprechung Teil des mit seinem Stab erarbeiteten dreistufigen Alarmplanes für den Fall des alliierten Vormarsches in das „Gebiet der Nordseeküste“ ist. Der Inhalt des Alarmplanes legt fest, alle Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangenen an bestimmten Orten zu konzentrieren und ins frontferne Hinterland transportieren zu können. 72
Es liegt auf der Hand, daß bei diesen Planspielen auch die Gefangenen der Emslandlager mit einbezogen werden, zumal es auch in der Vergangenheit immer wieder Überführungen von dem Staat besonders „gefährlicher“ (im nationalsozialistisch-politischem Sinne) Gefangener an die Konzentrationslager der SS gegeben hat.
Aber zurück zu der Konferenz in Hamburg. Anwesend sind die Generalstaatsanwälte von Celle, Oldenburg, Hamburg, Naumburg und Kiel sowie der Kommandeur der Strafgefangenenlager im Emsland Dr. Richard Thiel.
Als Ergebnis wird festgehalten, alle „politisch unzuverlässigen“ Gefangenen nach Celle zu evakuieren und die übrigen Gefangenen aufzugeben, also dem Feind zu überlassen. 73
Hiermit wird auch deutlich, daß es dem Regime hauptsächlich um die Gefangenen auf „Thiels Liste“ geht.
Die Hand und das Gedankengut der SS schweben von diesem Tage an wieder über zumindest einem Teil der Strafgefangenen. Auch über Albert Sommer.
Unmittelbar nach der Hamburger Konferenz erhalten die weiteren Planungen den Standard „Geheime Reichssache!“, der Ordner wird umbenannt in „SS-Fall“, und die Gefangenen auf „Thiels Liste“ sind von jetzt an Himmlers KZ – Anwärter.
Die planerische Umsetzung beginnt in der Zentralverwaltung in Papenburg unmittelbar nach der Konferenz. Die Detailentwicklung ist an den folgenden Vorgängen und den geschichtlichen Ereignissen zu erkennen:
12.5.1944
Die Vorsteher der Lager I-V und VII müssen weitere Listen vorlegen. Besonders gefährliche Gefangene - Ausländer, Sicherungsverwahrte, Zuchthausgefangene mit anschließender Sicherungsverwahrung und sonstige gefährliche Elemente – müssen in den nächsten Tagen abtransportiert werden.
4.6.1944
Zwei Tage nach Albert Sommers 26. Geburtstag beginnt die Invasion der West-Alliierten in der Normandie.
5.6.1944
Die Zentralverwaltung ist wohl derart geschockt, daß sie die nächsten Anweisungen fernmündlich erteilt:
  1. 1. „An jeden Gefangenen sind sofort ein paar eigene Schuhe aus den Effekten auszuhändigen. Der Gefangene hat diese Schuhe im Spind zu verwahren und im Notfalle für den Fußmarsch anzuziehen.“ (Anm. d. Verf: Bemerkenswert ist hieran, daß bereits zu diesem Zeitpunkt von einem Fußmarsch ausgegangen wird.)
  1. 2. „Eine vollständige Entlaßkleidung - soweit vorhanden – ist im Kleiderbeutel weiter auf der Kammer (Anm. d. Verf: Gemeint ist die Kleiderkammer des Lagers) zu verwahren. Im Notfall ist der Beutel mit Inhalt an den Gefangenen auszuhändigen, der diesen über der Schulter mitzutragen hat.“
Weiter wird angeordnet, den erforderlichen Rauminhalt für den Rest der Effekten und der Wertsachen der Gefangenen zu melden.
Der Hauptwachtmeister von Lager VII teilt einen benötigten Rauminhalt von 60 cbm an Waggons mit. 74
Dieser Vorgang liefert uns wertvolle Hinweise für die noch folgenden Ereignisse...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Prolog
  3. Das Sonntagskind
  4. Jugendzeit
  5. Erwachsenwerden
  6. Kriegsdienst
  7. Strafgefangenenlager II Aschendorfermoor
  8. Lager III Brual-Rhede
  9. Die Zeit des Umbruchs
  10. HEROLD, der Feind kommt von Süden
  11. Die Massaker im Lager II Aschendorfermoor
  12. Verfolgung, Bestrafung, Tod
  13. Die Zeit danach
  14. Nachwort der Tochter
  15. Epilog
  16. Literaturverzeichnis
  17. Abbildungsnachweis
  18. Danksagung
  19. Impressum