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Dem Müller, dem's am Wasser fehlt
Mühlengeschichten und Wissenwertes über Mühlen, Korn Mehl und Brot
- 164 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Dem Müller, dem's am Wasser fehlt
Mühlengeschichten und Wissenwertes über Mühlen, Korn Mehl und Brot
Über dieses Buch
Eberhard Bohn, Jahrgang 1935 und gelernter Mühlenbauer erzählt Mühlengeschichten und was man über Mühlen, das Getreidekorn, das Kornmahlen, das Mehl und das Brotbacken wissen sollte.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Ratten und Mäuse in der Mühle
„Gute Tiere“, spricht der Weise,
„Musst du züchten, musst du kaufen,
Doch die Ratten und die Mäuse
Kommen ganz von selbst gelaufen.“
Wilhelm Busch
„Ratten und Mäuse in meiner Mühle? Nein, bei mir nicht! Ich achte auf Sauberkeit! Ich sorge dafür, dass es keine dunklen Winkel gibt, wo sie sich aufhalten können! Früher vielleicht, aber heute?“
So ist meist die erste Reaktion, wenn man einen Müller nach Mäusen und Ratten in seiner Mühle fragt. Jedoch:
„Wo es Wasser und Korn gibt, da gibt es Ratten und Mäuse, und wenn ein Müller behauptet, in seiner Mühle gäbe es dieses Viehzeug nicht, dann lügt er.“ Das sagt einer, der viel in Mühlen herumkommt und es wissen müsste.
Aber welcher Müller wird das schon zugeben?
Wenn man aber der Sache nachgeht, und weiter fragt, dann kommen oft die tollsten Geschichten zum Vorschein.
Lebensweise
Als die Menschen noch nicht sesshaft waren, wurden sie von Ratten und Mäusen begleitet, und als sie sesshaft wurden und Samen ausstreuten, um Körner zu ernten und zu speichern, da waren die Ratten und Mäuse zur Stelle, nisteten sich ein und nahmen sich ihren Teil. „Das was uns das Ungeziefer übrig lässt, das bleibt uns zum Essen“, sagte man früher. Das Anschlussbedürfnis an den Menschen ist ein hervorstechendes Merkmal der Ratten.
Der Weg der Menschheit wäre ohne Ratten und Mäuse anders verlaufen. Für seine Gesundheit und sein Wohlergehen mussten und müssen Hunderttausende von ihnen ihr Leben lassen. Für die Forschung sind sie unentbehrlich, vor allem für die Medizin werden viele Tiere geopfert, und müssen oft einen qualvollen Tod sterben.
Ratten leben in Gruppen, Männchen und Weibchen, zusammen. Sie markieren sich gegenseitig mit Urin, um den Zusammenhalt der Gruppe zu stärken. Sie sind extrem soziale Tiere und leben in Rudeln zusammen. Ein Rudel besteht aus 60 bis 200 Tieren.
Zwei Arten sind bei uns zu Hause: Seltener die schwarzgraue Hausratte, auch als Dachratte bekannt, und mehr die etwas größere, braune Wanderratte. Diese wird oft an Flussufern und manchmal auch im Wasser gesehen, und wird deshalb auch als Wasserratte bezeichnet.
Die Ratten besitzen einen Vormagen und den eigentlichen Magen. In letzteren mündet die Speiseröhre. Die beiden Mägen sind durch eine Schleimhautfalte voneinander getrennt. Diese Falte macht den Ratten das Erbrechen und Ausspeien von Speisen unmöglich, sie sind nicht in der Lage, Unverdauliches oder Giftiges wieder loszuwerden.
Die sehr anpassungsfähigen Tiere sind große Schädlinge in der Landwirtschaft, in Gartenanlagen, und natürlich in Mühlen. Außerdem übertragen sie die unterschiedlichsten Krankheitserreger. Genügend Gründe also, sie mit Hunden, Fallen und Giften zu bekämpfen.
Mäuse und Ratten in früheren Zeiten
Da ist die uralte Sage vom Rattenfänger zu Hameln. Seinen Flötentönen folgte im Jahr 1284 die unzähligen Ratten und Mäuse der Stadt hinein in die Weser und ertranken. Die Stadtväter verweigerten dem Retter den versprochenen Lohn, und der sammelte kurze Zeit später, als alle Erwachsenen in der Kirche waren, mit seinem Flötenspiel die Kinder ein, und führte sie in einen Berg, aus dem nie wieder eines zurück kam.
Im Brockhaus-Lexikon von 1839 findet man unter „Ratten“ folgenden Eintrag:
„An keinem Orte in der Welt vielleicht haben sie sich so ungeheuer vermehrt, wie in der Umgebung der Scharfrichterei Montfaucon bei Paris, wo man endlich außerordentliche Anstalten zu ihrer Verminderung treffen mußte. Es wurde zu dem Ende ein ansehnlicher Raum mit Mauern umschlossen, welche unten zahlreiche, von außen zu verschließende Öffnungen haben und in denselben bringt man nun von Zeit zu Zeit die Cadaver von Thieren. Die Nacht über versammeln sich um diese tausende von Ratten, welche dann gegen Morgen, nachdem die vorher offenen Zugänge sorgfältig versperrt wurden, erschlagen und mit Hülfe großer Hunde getödtet werden, auf welche Weise in einem Monat schon über l6.000 erlegt worden sind.“
In der Müllerfachzeitung „Die Mühle“ von 1866 ist von einem Abraham Stoer ein „Mittel zur Vertilgung der Feld – und Hausmäuse, Ratten etc.“ abgedruckt:
Ich nehme 12 Loth Phosphor, 3 Pfund Zucker, 2 Loth gemahlene Kurkuma, 3 Quentchen Anisöl und 4 Pfund Mehl. Dann werden 15 Maß Wasser siedend gemacht, in einem zweiten Geschirr wird der Zucker und das Mehl mit dem siedenden Wasser so eingerührt, dass es zu einem Brei wird, ähnlich einem Senfte, und unter beständigem Umrühren eine Stunde gekocht. Dann wird der Phosphor aus dem kalten Wasser genommen, in einem erwärmten Tiegel, in welchem zuvor 2 Maß siedend geschüttet worden sind, aufgelöst ist, wird er mit dem Mehlbrei vermischt, und die noch allenfallsigen aufsprühenden Flämmchen mit gesottenem Wasser gelöscht. Hierauf wird die Kurkuma dareingeführt, wenn die Masse etwas abgekühlt ist, das Anisöl zugeschüttet und Alles stark umgerührt. Die abgekühlte Masse wird sodann in beliebige Tiegel gefüllt, hermetisch geschlossen und zum Gebrauche aufbewahrt. Man schneidet einen Bündel Strohhalme zu ungefähr ein Fuß Länge, taucht eine Hand voll davon einen Zoll tief in die Masse und steckt oder legt in jedes Mauseloch am Felde ein oder zwei solcher eingetauchten Strohhalme. Die Mäuse sind sehr begierig danach, nagen daran und sterben einige Minuten, nachdem sie es genossen. In ganz kurzer Zeit ist ein ganzes Joch von diesem Ungeziefer befreit. Auf Fruchtböden, Kellern etc. werden kleine Stückchen Fleisch oder Brod in diese Masse eingetaucht und an verborgenen Orten umhergelegt, nach deren Genusse diese Thiere augenblicklich ihren Tod finden.
Allein diese wenigen Beispiele zeigen, wie unsere Altvorderen gezwungen waren, sich im täglichen Leben mit Mäusen und Ratten auseinander zu setzen.
Berühmt berüchtigt wurden die Ratten, als man anfing, mit hölzernen Schiffen die Welt zu erkunden. Mit Flöhen im Fell verbreiteten die mitfahrenden Haus- und Wanderratten die Pest über den ganzen Erdball. Die wirklichen Überträger waren gar nicht die Ratten, sondern die Flöhe. Von ihnen wurde die Krankheit auf den Menschen übertragen, und es kam zu den verheerenden Epidemien im Mittelalter.
Im christlichen Europa gerieten Ratten und Mäuse in den Verruf, Helfer und Verbündete der Hexen und Zauberer zu sein. Und da man schon immer glaubte, den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu können, griff man zu recht außergewöhnlichen, abergläubischen Methoden.
Hildegard von Bingen glaubte, mit Mäusen die Epilepsie vertreiben zu können. Andere meinten, eine getrocknete Maus, zu Puder gerieben, helfe denen, die das Wasser nicht halten können, und gegen Diabetes. Auf dem Balkan gelten heute noch neugeborene Ratten und Mäuse, in Olivenöl eingelegt, als Allheilmittel.
Im Mittelalter wollte man Feldmäuse durch geistliche Fürbitten oder besondere Bußtage vertreiben, kam aber mit der Zeit darauf, dass es besser ist, keine Füchse mehr zu jagen weil sie die natürlichen Feinde der Feldmäuse waren, und diese mehr dezimierten als die angeordneten Gebete der Kirche. Doch letztendlich sah man ein, dass Menschenmacht das Mäuseunwesen nicht steuern konnte, sondern dazu eine höhere Macht Grenze und Ziel setzten musste.
Hausmäuse lieben ganz besonders Getreide und Getreideprodukte wie z.B. Brot. Speck muss es nicht unbedingt sein, er kann aber als seltener Leckerbissen geschätzt und zum Fangen in Fallen sehr wirksam sein: „Mit Speck fängt man Mäuse“.
Rattenwolf und Rattenkönig
Müller werden wenn es um Ratten und Mäuse in ihrer Mühle geht, unerbittlich, gnadenlos. Ratten werden mit allen möglichen und unmöglichen, auch äußerst abstoßenden Mitteln verfolgt und vertrieben. Rattengifte sind in der Mühle tabu, weil die Ratten, bevor sie verenden, sich in unzugänglichen Verstecken verkriechen, die Kadaver herumliegen, und einen fürchterlichen Gestank verbreiten, was für einen Lebensmittelbetrieb, nicht gerade wünschenswert ist. Deshalb wird versucht, sie lebendig zu fangen, und dann zu töten, oder, weil Ratten oft in Rudeln auftreten, sie aus der Mühle zu vertreiben.
Eine Möglichkeit ist, mindestens drei Ratten lebendig zu fangen, sie zusammen in einen Käfig zu sperren und ihnen nichts zum Fressen zu geben. Nach zwei bis drei Tagen beginnen sie sich gegenseitig an- bzw. aufzufressen. Diejenige die lebend übrigbleibt, wird freigelassen und rennt mit fürchterlichem Geschrei durch die Mühle und vertreibt damit alle übrigen Ratten. Diese Ratte wird als „Rattenwolf“ bezeichnet. Bis jetzt wurde mir aber noch von keinem Müller erzählt, dass er selbst diese Methode tatsächlich angewandt hat.
Im alten Brockhaus-Lexikon findet sich noch ein weiterer Eintrag über die Ratten:
Eine besondere Merkwürdigkeit aus der Naturgeschichte dieser Thiere ist der sogenannte Rattenkönig, der aus einer Anzahl mit ihren ineinander geschlungenen, langen Schwänzen fest verwachsenen Ratten besteht. Die früheren Erzählungen von dieser Naturseltenheit, welche nachher bezweifelt wurden, sind durch Erfahrung wieder bestätigt worden und namentlich besitzt das Museum in Altenburg einen solchen Rattenkönig, über dessen Entstehung man aber bisher nur Vermuthungen hat.
Dieser „Rattenkönig“ hat mit Rattenvertilgung nichts zu tun, beschäftigte aber die Fantasie der Menschen immer wieder. Ein solcher Rattenkönig besteht aus mehreren Ratten, die an den Schwänzen zusammenhängen. Die Schwänze sind nie zusammengewachsen, sondern ineinander verschlungen, verknotet und durch Wundkrusten, Kot und Schmutz miteinander verklebt. Es sind meistens halberwachsenen Tiere, die sich im Nest putzen, dabei mit den Schwänzen spielen oder im Schlaf ihre Schwänze ineinander verschlingen. Vor allem, wenn sie dann aufgeschreckt werden, ziehen sie ihre Schwänze blitzschnell straff, verknoten und verwunden sich. Die Schwanzknäuel sind manchmal unentwirrbar und die beteiligten Tiere können sich nicht trennen und müssen verhungern. Fand man ein solches Knäuel wusste man lange Zeit nicht was das überhaupt war und wie das zustande kam.
2323__perlego__...Inhaltsverzeichnis
- Über das Buch
- Inhaltsverzeichnis
- Die Aufteilung der Mühle und der Welt
- Der Müllersfritz
- Die Geschichte der Hundsberger Sägmühle
- Die Hummelgautsche
- Das Fluter-, Flater-, oder Pfladerrad
- Die Sägmühle am Glattenzainbach
- Ein Wasserrad wird gebaut
- Eine Mühlengeschichte aus der Türkei
- Die Geschichte der deutschen Mühlen und Müller
- Korn – Mehl – Brot
- Mühlenordnungen
- Ein Unglück kommt selten allein
- Mühlen- und Müllersprüche
- Ein Unkraut machte Europa zum Abendland
- Der Besatz des Getreides
- Die Kärntner Bergmühle
- Auf Mühlensuche in Baschkortostan
- Eine Mühlengeschichte aus Ungarn
- Der Müller, der Bauer und das Mostfass
- Eine arabische Mühlengeschichte
- Von Ölmühlen und Ölen
- Ratten und Mäuse in der Mühle
- Die Geistermühle
- Anhang
- Weitere Informationen
- Impressum