Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder
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Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder

Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung

  1. 324 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder

Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung

Über dieses Buch

Die schulische Ausbildung nimmt in der kindlichen Entwicklung einen großen Zeitraum ein und bereitet dem legasthenen Kind und seinen Eltern sehr viel Mühe und Sorge. In diesem Buch werden daher vor allem Eltern und Lehrpersonen sowie auch Therapeutinnen angesprochen und die wichtigsten Fördermaßnahmen dargestellt. Sowohl die - meist alle Beteiligten belastende - Hausaufgabensituation als auch die "legasthenen" Probleme im täglichen Unterricht werden näher beleuchtet und entsprechende Richtlinien aufgezeigt. Folgende Themen werden ausführlich behandelt: Der Umgang mit dem Legasthenieerlass bezüglich Benotung und entsprechende schulische Handlungsmöglichkeiten, die Entwicklungschancen für Legasthenikerinnen, allgemeine Lernstrategien, die sprachliche Förderung, die Förderung des Lesens und des Leseverstehens, Möglichkeiten zur Verbesserung der Rechtschreibung, einige effektive Tipps zum Erwerb von Fremdsprachen sowie Richtlinien zur Verwendung des Computers zu Hause und im Unterricht. Aus der Praxis der Autorinnen werden einige Kinder und deren (schulische) Entwicklung zur Illustration der im Buch vorgeschlagenen Maßnahmen vorgestellt. Zuletzt stellen die Autorinnen das Setting und die Arbeitsweise im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit dar.

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Information

Jahr
2010
ISBN drucken
9783839161623
eBook-ISBN:
9783839195857
Auflage
1
Thema
Bildung
D. Förderung und Therapie
„Ungeduld
hat häufig Schuld.“
„Nörgeln ist das Allerschlimmste,
Keiner ist davon erbaut;
Keiner fährt, und wär’s der Dümmste,
Gern aus seiner werten Haut.“
„Zur Arbeit ist kein Bub geschaffen,
Das Lernen findet er nicht schön;
Er möchte träumen, möchte gaffen Und Vogelnester suchen geh’n.“
~ Wilhelm Busch
Image
1. Förderung der Rechtschreibung - genügt das wirklich?
„Wichtiger als die Dinge richtig zu machen ist es, die richtigen Dinge zu machen.“
~ Unbekannte Autorin
„Wichtige Dinge dürfen nie den unwichtigen untergeordnet werden.“
~ Johann Wolfgang von Goethe
Wir wollen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen, dass die Schwierigkeiten der LRS-Kinder nicht allein in der Rechtschreibung liegen. Die LRS ist eine sprachliche Störung, die sich in vielen Bereichen negativ auswirkt. Kinder ohne Entwicklungsverzögerungen sind in der Regel im Einschulungsalter in der Lage, Sprache ohne Hinweise aus dem Kontext zu verstehen. Für SSESund häufig auch LRS-Kinder ist aber eine nicht alltägliche Sprache, die abstraktere Inhalte, wie etwa eine Division oder eine Textrechnung, erklären will, meist schwierig zu erfassen. Aber auch die Sprache in einem Grimm-Märchen oder in Sagen ist mitunter zu schwierig, sodass die betroffenen Kinder bei Weitem nicht alles verstehen. Leider wird dieses reduzierte Sprachverständnis häufig als mangelndes Interesse interpretiert.
Die Kinder aus unserer Praxis benötigen und bekommen daher bei uns durch Förderung der Sprache und durch ganz fachspezifische Lernanweisungen auch Hilfe für alle Schulfächer. Mehrere Untersuchungen zeigen sehr eindrücklich, dass eine effiziente Förderung von Sprache den gesamten schulischen Erfolg der Kinder verbessert (Reich, Roth, 2003). Vor und neben der Förderung der schriftsprachlichen Fertigkeiten bedarf es einer ganz spezifischen sprachlichen Förderung, die es den Kindern erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden.
Andererseits fördert die (frühe) Beschäftigung mit der Schrift den bewussten Umgang mit Sprache und eröffnet eine besonders günstige Gelegenheit für das Kind, über Sprache nachzudenken. Neben der überaus wichtigen Verwendung von Bildern, Grafiken und Symbolen, bietet die Schrift eine weitere Möglichkeit der Veranschaulichung (Füssenich, Löffler, 2005). Die visuell und daher zeitlich beliebig lang erfassbare Schrift bietet gegenüber der schnell flüchtigen gesprochenen Sprache einen Vorteil, vor allem auch, weil die visuellen Fähigkeiten der SSES- und LRS-Kinder in vielen Fällen weitaus besser ausgebildet sind als die auditiv-sprachlichen. Das Kind kann dabei wichtige Variationsmöglichkeiten in allen sprachlichen Bereichen ausprobieren: So können z. B. Wörter zu Sätzen zusammengelegt, und wieder verschoben oder wichtige Rechtschreibregeln farbig markiert werden usw.
Umgekehrt können eingeschränkte Schriftsprachkenntnisse auch den Ausbau sprachlicher Fertigkeiten negativ beeinflussen (Dannenbauer, 2002), sodass die Förderung von Schriftsprache als zusätzliche Hilfe zur Kompensation sprachlicher Defizite betrachtet werden kann.
Man nimmt daher an, dass die Schriftsprache und die gesprochene Sprache im Sinne der sprachlichen und phonologischen Bewusstheit von einem gemeinsamen Sprachverarbeitungssystem abhängig sind (Stackhouse, 2000). Hinweise dafür fanden sich unter anderem auch in zwei Untersuchungen, in welchen Kinder, die mit 2,6 Jahren generell reduzierte Sprachfertigkeiten in Wortschatz, Satzbau, Artikulation und phonologischer Bewusstheit aufwiesen, in der Grundschule eine Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) entwickelten (Stackhouse, 2000; Scarborough, 2001).
Wie wir im ersten Band dieser Buchreihe ausführlich darstellten, ist zum Aufbau grammatischen Wissens die Fähigkeit notwendig, Worte, Silben und Laute im Sprachstrom herauszuhören und dann richtig zu interpretieren. Da uns der Sprachrhythmus Hinweise auf Silben- und Wortgrenzen gibt, ist es wichtig, auch noch in der Schulzeit ganz gezielt mit SSES- und LRS-Kindern an diesem zu arbeiten.
Wie schon erwähnt, muss die Entwicklung der lautlichen und sprachrhythmischen Wahrnehmung als Grundvoraussetzung für den Sprach- und Schriftspracherwerb vor allem bei den SSES-Kindern schon im Kleinkindesalter unterstützt werden. Das Erfassen der Laute und des Wortrhythmus stellt auch die Grundlage für den Erwerb der grammatischen Regeln dar (Leuninger, 2003), sodass die Kinder die mündliche und schriftliche Sprache im Unterricht verstehen und sich selbst - nicht nur in Aufsätzen - richtig und sicher ausdrücken können. Leider wird in Förderung und Therapie überwiegend an der Rechtschreibung gearbeitet und die erwähnten Grundvoraussetzungen werden häufig außen vor gelassen.
Wir erwähnten schon an anderer Stelle, dass die Beeinflussung zwischen Lautsprach- und Schriftspracherwerb wechselseitig verläuft. Die gesprochene Sprache bildet einerseits eine Basis für das Lesen- und Schreibenlernen, andererseits hat aber auch der Schriftspracherwerb einen fördernden Einfluss auf die Entwicklung der gesprochenen Sprache. Dies wird im Bereich des Wortschatzes besonders deutlich: Sobald Kinder Lesen und Schreiben lernen, erweitert sich ihr mündlicher Wortschatz beachtlich.
Auch auditive Probleme können durch die geschriebene Sprache vermindert werden. Geschriebene Wörter können so lange angesehen werden, wie es für das Erfassen der Laute und das richtige Verstehen notwendig ist.
„Ein gesprochenes Wort dauert nicht einmal eine Sekunde. Das geschriebene Wort hingegen steht zur Verfügung, solange man es brauchtWenn sie das Wort gedruckt sehen, werden sie sich des Wortes bewusst.“ (Oelwein, Logan, 2002).
Durch das Lesen einzelner Buchstaben und Silben lernt das Kind, Laute zu unterscheiden und seine auditiven Schwächen teilweise zu kompensieren (Kain, 2000). Durch die Buchstaben-Laut-Zuordnung beim Lesen können die Lautunterscheidung und die Artikulation auch bei verwaschen sprechenden LRS-Kindern bedeutend verbessert werden. Somit ist es ratsam, SSES- und LRS-Kinder schon im Vorschulalter mit Buchstaben vertraut zu machen.
Eine genaue Wahrnehmung der Laute kann wiederum sowohl die allgemeine Sprachentwicklung als auch die phonologische Bewusstheit und den Schriftspracherwerb positiv beeinflussen (Studdert-Kennedy, 2002).
Die genaue Unterscheidung der Selbst- und Mitlaute innerhalb der Silben stellt eine besonders wichtige Voraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache dar. Da LRS-Kinder häufig erhebliche Lauterkennungs- und Unterscheidungsschwierigkeiten haben, ist es wichtig, diese Fähigkeiten so früh wie möglich und so lange wie notwendig zu trainieren. Das meist schon bei 3-4-jährigen oder noch jüngeren Kindern vorhandene Interesse an Buchstaben sollte unter Verwendung von Mundbildern unbedingt zur Förderung der Lautunterscheidung genützt werden. Sogar manche Kinder mit Downsyndrom können schon im Alter von sechs Monaten mit Gebärden kommunizieren lernen (Crossley, 2005) und mit zwei Jahren mit dem Lesen beginnen und dadurch wiederum ihre Aussprache verbessern (Oelwein, Logan, 2002).
Besonders die grammatische Bewusstheit und damit auch das Sprachverstehen von Texten sind für das Leseverständnis spätestens ab der 3. Grundschulklasse ausschlaggebend (Grimm, 1995). Dieses intuitive Wissen um grammatikalische Formen sollte schon vorschulisch in der Auseinandersetzung mit Büchern, die dem Verstehensniveau der Kinder entsprechen, trainiert und laufend weiter entwickelt werden.
Mehrere Untersuchungen belegen, dass das mehrmalige Vorlesen eines bebilderten Buches den sprachlichen Lerneffekt bei sprachlich weniger kompetenten Kindern deutlich steigert (Hargrave, Sénéchal, 2000). Immer wieder berichten Mütter in unserer Praxis, dass ihre Kinder nicht zum Zuhören zu motivieren seien. Der Grund dafür ist meistens, dass die Inhalte vom Kind sprachlich nicht verstanden werden. Wichtig ist nämlich, unmittelbar beim Vorlesen seltene Wörter oder schwierige Sätze für das Kind verständlich neu zu formulieren. Anschließend sollte man sich mit dem Kind wie in einem natürlichen Gespräch über die zu lesenden und gelesenen Inhalte unterhalten und dabei auch immer wieder Fragen stellen. Die gemeinsame Freude an der Geschichte soll im Vordergrund stehen, sodass das Kind nicht das Gefühl hat, trainiert und überprüft zu werden. Lässt man sich wirklich auf diese Vorschläge ein, so steigt selbst bei uninteressie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Impressum
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Einleitung für Eilige
  5. A. Unser Gehirn ist formbar
  6. B. Die Arbeit „mit beiden Hirnhälften” und entsprechende Alternativ-Therapien
  7. C. Vorbeugemaßnahmen
  8. D. Förderung und Therapie
  9. Nachwort
  10. Quellen
  11. Stichwortverzeichnis