Im Lande des Mahdi III
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Im Lande des Mahdi III

  1. 492 Seiten
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Im Lande des Mahdi III

Über dieses Buch

"Im Lande des Mahdi III" ist eine Reiseerzählung von Karl May, publiziert 1896.Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.

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Information

Drittes Kapitel – Thut wohl Denen, die Euch hassen!

Mancher meiner geneigten Leser wird am Schlusse des vorigen Kapitels gedacht haben: »Jetzt sollte der Verfasser eigentlich schließen, denn nach schriftstellerischen Regeln ist die Erzählung nun zu Ende, da die sämtlichen Konflikte gelöst worden sind und der Gerechtigkeit Genüge geschehen ist.« Dem habe ich zu entgegnen, daß ich nicht eigentlich schriftstellere, sondern Erlebnisse niederschreibe und es unmöglich hindern kann, wenn sich das Leben und die Wirklichkeit nicht nach schriftstellerischen Regeln richten und sich selbst vom scharfsinnigsten Kritikus nicht den Gang der Ereignisse vorschreiben lassen. Es giebt ewige Gesetze, welche hoch über allen tausend Regeln der Kunst erhaben sind.
Ja, ich hätte höchst wahrscheinlich meine Erzählung mit dem Aufenthalte in Wagunda schließen können, wenn mich nicht das Schicksal einige Jahre vorher und in einem weit von Sudan entfernten Lande mit einem Manne zusammengeführt hätte, dem es wider alles Erwarten bestimmt gewesen war, mir hier im tiefen Süden wieder zu begegnen. Wer die heilige Schrift kennt, hat jedenfalls auch gelesen: »Herr, deine Wege sind wunderbar, und du führest alles herrlich hinaus!«
Ich hatte damals mit meinem wackern Diener Halef, von dem alle meine Freunde gehört haben, zu Pferde eine Reise durch das »Reich des silbernen Löwen« gemacht, von welcher ich in einem spätern Bande erzählen werde. Wir kamen, müde von den Anstrengungen des monatelangen Rittes, aber reich an Erfahrungen, mitten im Gebiete räuberischer Kurdenstämme über die persisch-türkische Grenze und machten in dem kleinen Orte Khoi einen kurzen Halt, um den müden Pferden einige Tage Ruhe zu gönnen. Zu jener Zeit lebte, wie ich bemerken muß, Rih, mein herrlicher, unvergleichlicher Rapphengst noch, der mir später unter dem Leibe erschossen wurde, indem ihn eine tödliche Kugel traf, welche eigentlich mir gegolten hatte, und wenn dieses edle und ausdauernde Tier von der Reise angegriffen war, so läßt sich leicht denken, daß dieselbe das Pferd Hadschi Halefs, obgleich es auch einen guten Stammbaum besaß, noch viel mehr mitgenommen hatte. Es war in den letzten Tagen vor Ermattung oft ins Stolpern geraten, und so sahen wir uns in anbetracht des beschwerlichen Weges, den wir noch bis jenseits des Tigris zurückzulegen hatten, gezwungen, in Khoi den erwähnten Aufenthalt zu nehmen, obgleich dieser Ort ganz und gar nichts bot, was uns sonst zum Bleiben hätte verlocken können.
Wenn wir, schon als wir die ersten Hütten erreichten, von den Bewohnern derselben angestaunt wurden, so lief, als wir vor dem elenden Khan hielten, gar eine ganze Menge von Menschen zusammen, um uns ihre Bewunderung zu zollen. Freilich konnten wir nicht so unbescheiden sein, diese Bewunderung auf uns selbst zu beziehen; sie galt vielmehr meinem Hengste, dem man es trotz seines herabgekommenen Zustandes gleich beim ersten Blick ansehen mußte, daß er jenen unschätzbaren Wert besaß, infolgedessen so ein Pferd niemals verkäuflich ist. Er trug eines jener kostbaren Geschirre, welche Reschma genannt werden, und zog auch aus diesem Grunde aller Augen auf sich. Ich hatte es von einem hochgestellten Perser, dem einen Dienst zu erweisen mir gelungen war, als Geschenk erhalten, und da er mir in wahrhaft edler Freigebigkeit sein bestes Reschma ausgesucht hatte, welches nach kurdischem Begriffe ein Vermögen repräsentierte, so war es kein Wunder, daß alles und alle, Männer, Weiber und Kinder, aus den nahegelegenen Häusern gelaufen kamen, um Pferd und Ausstattung in Augenschein zu nehmen.
Der Khan war ein roher, mit Lehm verschmierter Steinbau ohne Oberstock und mit so kleinen Fenstern, daß das Licht des Tages kaum Zutritt in das Innere finden konnte. Wenn ich mich sträflicherweise der Bezeichnung Fenster bediene, so darf man ja nicht etwa an Glasscheiben denken, sondern nur an einfache Maueröffnungen, durch weiche der Wind blasen konnte, wie es ihm beliebte, und die zugleich dem löblichen Zwecke dienten, dem Rauche Abzug zu gewähren, denn Schornsteine gab es nicht. Auch das Thor, welches in den Hof führte, war nur ein breites Mauerloch ohne Thürflügel, und in diesem Hofe sah es aus, als ob dort seit langen Jahren die Exkremente des ganzen wilden und zahmen kurdischen Tierreiches zusammengetragen und von den hohen Herren und lieblichen Herrinnen der Schöpfung breitgetreten worden seien.
Dem entsprechend war das Aussehen des Wirtes, welcher unter der Thür erschien, um uns nach orientalischer Weise unter tiefen Verbeugungen und blumenreichen Redensarten zu begrüßen. Dabei wendete er sich nicht an Hadschi Halef Omar, sondern an mich, der als Besitzer des besseren Pferdes der Herr sein mußte:
»Willkommen, o Herr, in meinem Hause, welches dir seine zwölf gastlichen Thore mit Wonne öffnet! Allah breite tausend Segen über dich und zehntausend Segen als Teppich unter deine Füße! Nie sah ich im Leben einen edlern und vornehmern Gast. Wünsche alles, was dein Herz begehrt, und ich werde es dir augenblicklich bringen. Mein Gesicht strahlt vor Freude über deine Ankunft wie die Sonne des Paradieses; meine Gestalt trieft von der Bereitwilligkeit, dir zu dienen; meine Hände zittern vor Begier, deine Befehle zu erfüllen, und meine Füße werden eilen wie die Flügel des Falken, alle deine Botschaften im Nu zu bestellen. Die Seele, welche meinen Körper bewohnt, soll – – – –«
»Laß sie; sie mag drin stecken bleiben!« unterbrach ich ihn. »Ich bin nicht Freund von vielen Worten. Hast du gute Wohnung für uns beide?«
»Az kolahme tah – ich bin dein Diener. Ihr werdet bei mir wohnen, als wäret ihr die Lieblingsfrauen des Propheten.«
»Und das Essen?«
»Bu kalmehta ta ßiu taksihr nakehm – um dir zu dienen, werde ich nichts sparen. Ich bin bereit, alle meine Herden für euch zu schlachten!«
»Laß sie leben, laß sie leben! Wir kommen nicht hierher, um Herden zu verschlingen. Die Hauptsache ist, daß unsere Pferde ein gutes Unterkommen finden.«
»Oh, Chodih, sie werden Plätze finden, welche mit den Palästen Mekkas zu vergleichen sind!«
»Gut! Zeige uns diese Paläste!«
»So komm und setze deine Schritte in die Stapfen meiner frohbewegten Füße! Du wirst zufrieden sein mit mir, der ich der zuverlässigste aller deiner Diener bin!«
Wir stiegen von den Pferden und dieser »zuverlässigste aller meiner Diener« setzte sich nach dem Hofthore zu in Bewegung. Seinen struppigen Kopf schmückte ein Tuch, welches eigentlich kein Tuch mehr war, sondern ein wirres Gefitz von zerrissenen Fäden. Und eine Hose wie seine Hose war keine Hose! Das unerklärliche Ding, welches ganz betrügerischerweise diesen Namen führte, war ein ausgefranster Lappen, welcher sich die ganz vergebliche Mühe gab, bis zum Knie herunterzureichen, und was die Unterschenkel betraf, so hatte es den Anschein, als ob sie von dunkeln Trikotstrümpfen bedeckt seien; bei näherer Betrachtung aber zeigte es sich, daß dieser Trikotstoff der landwirtschaftlichen Goldgrube des schon erwähnten Hofes entstammte. Auch eine Jacke hatte dieser edle Kurde an, von welcher rechts der dritte und links der vierte Teil eines Ärmels vorhanden war; hinten war sie zu, wirklich zu, außer den Löchern, die es gab; vorn war sie offen, wirklich offen, denn sie war hier, wenn ich die Wahrheit sagen soll, gar nicht mehr da. Ich erblickte an ihrer Stelle eine Brustbedeckung, welche sehr wahrscheinlich das vorstellen sollte, was der Türke als Gömlek und der Araber als Kamis zu bezeichnen pflegt, doch war es mir unmöglich, das, was ich sah, zu klassifizieren, weil es eine zu große Ähnlichkeit mit der Bedeckung der Unterschenkel hatte.
War mir gleich, als der Mann erschien, sein irrer Blick aufgefallen, so ging er jetzt mit so wankenden, ja taumelnden Schritten vor uns her, daß ich annahm, es wohne nicht nur die Seele in ihm, die er vorhin nicht herauslassen durfte, sondern auch noch jener »selig« machende Geist, welcher sein Dasein der Gärung verdankt, um schoppen- oder gläserweise »hinter den Binden« seiner Anhänger zu verschwinden.
Unsere Pferde führend, folgten wir ihm in den Hof. Natürlich gab es sonst nirgends als grad beim Eingange in denselben eine Vertiefung, in welcher sich die flüssigeren Teile des schon erwähnten Goldes angesammelt hatten. Der Wirt kannte selbstverständlich als Besitzer und Inhaber des allgegenwärtigen Kompostes diese gefährliche Stelle und versuchte, mit Hilfe einer Schwenkung um sie herumzukommen; aber die Centripedalkraft dieses Punktes war so viel größer als die Stärke der beabsichtigten Centrifuge, daß sie den Hotelbesitzer von Khoi unwiderstehlich an sich zog; er fiel der Mutter Erde in die weichen Arme. Ich streckte die Hand aus, um ihn herauszuziehen; er aber schien die nötige Übung zu besitzen, sich in diesem speziellen Falle selbst zu helfen, denn er wies mich zurück und krabbelte langsam heraus, indem er mir zulachte:
»Taklif, b'ela k'nahrek, be'in ma, batal – mache dir keine Umstände; unter uns sind sie unnötig!«
Er hatte sehr recht, denn als er wieder auf den Beinen stand, sah er keineswegs schmutziger aus als vorher.
»Sihdi,« sagte Halef in moghrebinischem Arabisch, welches der Wirt jedenfalls nicht verstand, zu mir, »dieser Kerl ist ein Abu kull'Chanazir, ein Vater aller Schweine, bei dem wir unmöglich bleiben können. Wollen wir uns nicht eine andere Wohnung suchen?«
»Sein Khan ist der einzige hier im Orte, lieber Halef.«
»So laßt uns lieber im Freien bleiben!«
»Das geht nicht. Wir befinden uns im jetzigen Gebiete der Kelhurkurden, welche die berüchtigtsten Pferdediebe sind. Denke an meinen kostbaren Rih! Anstatt uns auszuruhen, könnten wir keinen Augenblick schlafen.«
»Das ist leider richtig; wir müssen ein Obdach haben, welches verschlossen werden oder wo sich wenigstens kein solcher Räuber einschleichen kann, denn außer den Pferden wäre auch unser Leben in der größten Gefahr. Eine reinliche Stelle werden wir freilich hier nicht finden können; suchen wir uns also eine aus, wo es am wenigsten schmutzig ist und wo uns dieser Gidd el Wasach nicht so oft vor die Nase kommt! Ich habe schon viele Menschen gesehen, deren Anblick mich mit Ekel erfüllte, aber so einen Liebling des Düngers doch noch nicht!«
Der betrunkene »Liebling« taumelte über den Hof hinüber, wo es wieder eine Maueröffnung gab, an welcher er, sich an der Wand festhaltend, stehen blieb. Sich nach uns umwendend, sagte er:
»Hier, Chodih, ist der Ort, wo eure Pferde sich wie an den Pforten des Paradieses fühlen werden. Führt sie hinein und sagt mir, welches Futter ich für sie holen soll!«
Ich warf einen Blick in den Raum, der so finster war, daß mein Auge sich erst an die Dunkelheit gewöhnen mußte; dann aber sah ich in diesen »Palästen von Mekka« eine solche Fülle Unrates aller Arten, daß ich, ohne, wie man sich auszudrücken pflegt, der Sache einen Mantel umzuhängen, antwortete:
»Bist du bei Sinnen? Hier ist der Schmutz so tief, daß die Pferde drin versinken würden!«
Er starrte mich eine Weile ganz verständnislos an und rief dann aus:
»Schmutz? Schmutz bei mir? So etwas hat mir noch kein Mensch gesagt! Das ist eine Beleidigung, wegen der ich dich eigentlich zum Müssajefet fordern müßte!«
Diese Drohung kam mir so urkomisch vor, daß ich darüber in ein herzliches Gelächter ausbrach; Halef aber wurde, ganz entgegengesetzt von mir, durch sie so in Zorn versetzt, daß er den Mann anfuhr:
»Wie? Du wagst es, von einem Müssajefet zu sprechen? Weißt du, wer der hohe Herr ist, dem dies zu sagen du unternommen hast?«
»Nein,« antwortete der harmlose Wirt.
»Es ist der berühmte Emir Hadschi Kara Ben Nemsi aus Germanistan!«
»Den kenne ich nicht. Und wer bist denn du?«
»Ich bin der ebenso berühmte Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah. Wir brauchen nur einen Finger gegen dich zu erheben, so wirft dich der Schreck sofort über den Haufen!«
»Oho! Ich gehöre nicht zum verachteten Stande der Guranen, sondern zu den Assireten, die mit den Waffen umzugehen wissen. Es ist kein Schreck so groß, daß er mich umwerfen könnte!«
»Du wankst ja aber schon!«
»Das ist nicht der Schreck, sondern – – sondern – –«
»Sondern der Raki,« fiel Halef ein.
»Raki? Ich habe heut noch keinen Schluck getrunken. Du willst mir doch hoffentlich nicht die Schande anthun, mich für einen Sekran zu halten!«
»Ja, grad das thue ich!«
»Du irrst!«
»Beweise es! Ein gläubiger Anhänger des Propheten darf niemals trunken sein, und wenn er es dennoch ist, so hat jeder gute Moslem die heilige Pflicht, ihm die Sure 'l Imtihan vorzuhalten. Kannst du sie auswendig?«
»Nein.«
»So werde ich sie dir schnell vorsagen und du sprichst sie ebenso schnell nach! Also, paß auf!«
Diese Sure ist die hundertundneunte des Kuran; sie lautet: »Sprich: O ihr Ungläubigen, ich verehre nicht das, was ihr verehrt und ihr verehret nicht das, was ich verehre, und werde auch nie verehren das, was ihr verehret und ihr werdet nie verehren das, was ich verehre. Ihr habt eure Religion, und ich habe die meinige.« In der deutschen Übersetzung klingt das einfach; im Arabischen aber ist es selbst für einen Nüchternen schwierig, die Sure schnell und ohne Fehler herzusagen; ein Betrunkener gar bringt es niemals fertig. Darum pflegt man dem, den man eines Rausches zeiht, diese Sure vorzuhalten. Geht er nicht darauf ein, so gibt er dadurch zu, daß er betrunken ist, was für eine solche Schande gilt, daß niemand sich weigern wird, die Worte zu recitieren. Auch der Wirt weigerte sich nicht; er gab sich vielmehr die größte Mühe, sie Halef nachzusprechen, mußte aber immer wieder von vorn anfangen, ohne das Ende zu erre...

Inhaltsverzeichnis

  1. Erstes Kapitel – Aufgehängt
  2. Zweites Kapitel – Gerechte Vergeltung
  3. Drittes Kapitel – Thut wohl Denen, die Euch hassen!
  4. Viertes Kapitel – Die letzte Sklavenjagd
  5. Impressum