Individuelles Einzelcoaching für Arbeitssuchende
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Individuelles Einzelcoaching für Arbeitssuchende

Zur subjektiven Dimension von Arbeitslosigkeit und psychischer Belastung

  1. 188 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Individuelles Einzelcoaching für Arbeitssuchende

Zur subjektiven Dimension von Arbeitslosigkeit und psychischer Belastung

Über dieses Buch

Arbeit respektive Erwerbsarbeit hat in post-modernen Gesellschaften einen hohen Stellenwert, denn neben der Existenzsicherung bedeutet Arbeit auch Selbstwert, Sinnhaftigkeit sowie Anerkennung. Arbeitslosigkeit hingegen stellt ein Risiko sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung dar - vor allem für Arbeitssuchende mit Vermittlungshemmnissen und psychischen Beeinträchtigungen sowie Erkrankungen. Das Angebot "Individuelles Einzelcoaching" versteht sich als Maßnahme zur Stabilisierung und Integration in den Arbeitsmarkt von Menschen mit multiplen Problemen. Das Projekt wurde mittels qualitativer dialogischer Evaluation erforscht, um systematische Informationen zur Bedeutung, zum Fortschritt, zur Wirksamkeit und zur Effizienz des Angebotes zu erhalten.

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Information

Ergebnissicherung

Die nachfolgende Ergebnissicherung umfasst die qualitative Auswertung nach der Grounded Theory Method (Straus) der Experteninterviews sowie der problemzentrierten Interviews mit Teilnehmer*innen des individuellen Einzelcoachings. Im Anschluss daran erfolgt eine grafische Darstellung der quantifizierten Befunde aus der vorliegenden Dokumentenanalyse.

Qualitative Auswertung der Experteninterviews

Die Experteninterviews fokussieren auf das Konzept des „Individuellen Einzelcoachings – Mein Weg“, auf das Aufgabenspektrum, den professionellen Habitus, des Methodenspektrums, der Modulanwendung und Coachingpraxis sowie der subjektiven Einschätzungen über die Wirkweisen des spezifischen Coachings.

Individuelles Einzelcoaching

Der Interviewpartner Y1 skizziert die Grundidee des Einzelcoachings als eine Unterstützung für Menschen mit schweren Vermittlungshemmnissen, um diese Teilnehmenden in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, bzw. „irgendwelche weiterführenden Hilfen“ (Z:12) anzubieten. Allerdings ginge es in der Realisierung bevorzugt um die Bearbeitung der vorliegenden Multiproblemlagen der Teilnehmenden. Somit werde zunächst eine Analyse über die aktuelle Lebenssituation erarbeitet, was auch einschließe, „vielleicht über Betreutes Wohnen oder eine integrierte Werkstatt“ (Z:19) nachzudenken. Dadurch können sich auch Schwierigkeiten mit den Berater*innen der Jobcenter ergeben, die angehalten seien, Arbeitsplätze zu vermitteln. Dieses Ziel könne angestrebt werden, aber die Besonderheiten der Teilnehmenden seien vorrangig, d.h. das Coaching ist „eigentlich eher was Stabilisierendes und es darum geht rauszufinden, um vielleicht welche Sachen - ist überhaupt eine ärztliche Anbindung vorhanden - und solche Sachen es geht, das geht ganz unten eigentlich los“ (Z:34). Das sei überwiegend der Fall, wobei auch manche Teilnehmer*innen direkt vermittelt werden, zumal die Spannbreite der Teilnehmenden sehr groß sei, „von Abiturienten oder bis hin zu (..) Menschen mit nem Masterabschluss oder eigene Firmen schon gehabt haben oder psychisch krank sind und welche ohne jegliche Schulbildung“ (Z: 49).
Des weiteren führt Interviewpartner Y2 aus, dass die Klientel teilweise mit „diesen Gruppenmaßnahmen überfordert sind oder nicht individuell begleitet werden und das immer nach einem gleichen ähnlichen Muster abläuft oder halt auch Ängste dafür sorgen, dass die nicht an einer Gruppenmaßnahme teilnehmen kann“ (Z:143-147). Auch daraus ergab sich der Anspruch, ein Setting anzubieten, das auf die einzelne Person gerichtet sei. Y2 führt dazu an: „Das einzeln und individuell ist (..) und auf die auf den Menschen zugeschnitten ist, die hierherkommen. Ich mache die Vorgespräche oder die Infogespräche, die hier mit mannigfaltigen Problemstellungen herkommen, die auf dem ersten Blick mitunter gar nicht von denen verbalisiert werden. Aber wo man also ich glaub einfach besser, als in einer Gruppenmaßnahme draufeingehen kann. Und unser Ziel oder unsere Maßnahme ist ja nicht ja nicht primär die Vermittlung in Arbeit, sondern die Verringerung von Vermittlungshemmnissen. Und ich glaube, dass wir damit unserer Kompetenz, die wir durch die Eingliederungshilfe haben und unser Netzwerk einmal da ganz gut mit starten könne ähm (..) um ja und da um Menschen dahin zu bringen wieder gesunderhaltend langfristig und zufriedenstellend arbeiten zu können. Ich glaube, dass man das in einer Einzelmaßnahme äh intensiver und besser machen kann“ (Z:188-198).
Organisatorisch habe dann - nach der Konzeption und Zertifizierungsphase – die Maßnahme gestartet, wobei die Anfrage sehr hoch gewesen sei: Wir hatten ne Warteliste von bis zu 40 Menschen und haben dann gesagt okay, dann müssen wir uns erweitern und deshalb wurden dann eins, zwei, drei, vier Menschen im Grund genommen noch dazu angestellt (drei davon in Vollzeit) (Y2:212-215).

Arbeitsalltag und Tätigkeitsspektrum

Generell plant der Y1 ca. drei bis vier Beratungsgespräche pro Tag, die zwischen eineinhalb und zwei Stunden dauern. Dabei agiert er eher situationsoffen, indem er die Themen der Teilnehmenden aufgreift und nicht spezifische Beratungsabläufe stringent einhält. Vielmehr geht es um individuelle Bedarfe der Teilnehmer*innen, die in ihrer Prozesshaftigkeit erörtert werden, ohne zu überfordern, sondern die Planung mit der Klientel vorzunehmen sei. Von hoher Bedeutung ist für den IP dabei, die Kommunikation offen, aber strukturiert zu gestalten und sich Zeit zu nehmen. Er schildert das dermaßen: „Ich lass es immer alles so auf mich zukommen das liegt wahrscheinlich auch an der Ausbildung, ich hab ja eine gestalttherapeutische Ausbildung gemacht, und da heißt, es immer im Prozess zu bleiben nicht zu viel vorbereiten, weil man will ja auch den individuellen Blick, was gerade in den Raum kommt (..). Und vielleicht hat er nen ganz anderes Thema gerade und ich möchte jetzt meinen Prozess aber durchziehen und deswegen bin ich eher so wenig vorbereitet und lass es immer auf mich zukommen was passiert. Und dann spricht man dann im Laufe des Gesprächs schon ab, was man das nächste Mal macht und dann, wenn dann nichts dazwischenkommt, macht man das halt weiter“ (Z:76).
In der Beratung könne der IP seinen eigenen Stil realisieren und sei weitgehend frei in der Ausgestaltung sowie der Methodenwahl im Rahmen des Settings. Grundlegend werde darauf gezielt, die Teilnehmenden zu stabilisieren und ressourcenorientiert zu arbeiten. Dabei geht es darum, den Teilnehmenden aufzuzeigen, welche „Werte“ (Z:81) sie haben, zumal die Klientel oftmals eigene Vorstellungen, welche Werte sie vertreten, nicht präsent hätten. Dafür gäbe es „verschiedene Methoden und Techniken“ (Z:90), um herauszuarbeiten, welche Werte im Alltag gelebt werden und welche Werte auch zu einem Beruf passen würden. Somit ginge es ihm darum, „ein gesunderes Fundament auf dem sie aufbauen können, um zukünftige Entscheidungen treffen zu können. Das heißt nicht, dass es gleich in Arbeit geht, aber zumindest haben sie hier so viel gelernt, dass sie ein Fundament haben, dass sie früher oder später besser ihre Entscheidungen treffen können und nicht so fremdbestimmt sind“ (Z:91-94).
Interviewpartner Y2 betont: „Also mir wäre wichtig, dass die Menschen sich hier sicher und sicher aufgehoben fühlen, wertschätzend begleitet werden, weil die in der Regel bei ihren vorherigen bei ihren letzten Arbeitsplätzen ne andere Erfahrung gemacht haben. Also damit fängt es an, dem Menschen im Grunde genommen wieder ein Wertgefühl zu vermitteln, dass sie etwas wert sind, dass sie etwas leisten könne öhm und ja im besten Falle auch wieder arbeiten, im welchem Umfang und in welchem Rahmen auch immer ähm, das ist wieder ne Tagesstruktur haben ähm, einen Sinn im Leben sehen (..) im besten Fall auch äh etwas über sich lernen, über ihre Kompetenzen lernen, also wir arbeiten hier stark kompetenzorientiert, weniger defizitorientiert (Z-314-322).
Damit sei auch mehr Motivation für den Beruf verbunden, denn die Teilnehmenden könnten so ihre Kompetenzen besser entfalten. Im Beratungsprozess sei auch besonders die die Ablösung von der Ursprungsfamilie und die Aufarbeitung von Familiendynamiken wichtig. So gebe es viele Teilnehmer*innen, die im mittleren Erwachsenenalter noch hohen Bedarf haben, Erfahrungen in der Familie zu reflektieren. Hinzu kommen auch Erfahrungen mit Missbrauch sowie das Erleben psychischer Erkrankung (vgl. Z:105-107).
Dadurch zielt die Beratung auf Reflexion über eigene Vorstellungen, wie das Leben generell, sowie mit eigenen beruflichen Ideen, zu gestalten sei. Berücksichtigt werden bei diesem Ansatz eine Ressourcen- und Stärkenorientierung sowie ein personenzentrierter Ansatz.
Bei der Ressourcenorientierung geht es um die Rekonstruktion von physischen, psychischen, kognitiven, sozialen, sozialökologischen, sozialkulturellen sowie sozialstaatlichen Ressourcen (Schubert/ Knecht 2012:20ff). Hingegen zielt in Erweiterung des genannten Ansatzes die Stärkenorientierung auf das Verständnis von Stärken als „persönliche psychische Kraftquellen wie Interessen, Tugenden, Lebenskonzepten und Fähigkeiten“ (Ehlers et al. 2017:42); Stärken werden als geistige Kraft gesehen (neuronale Netzwerke) die für individuelle Ressourcen stehen und eine bedeutsame innere Motivation freisetzen können; schließlich beziehen sich „Stärken und Ressourcen aufeinander, wobei durch die Aktivierung von Stärken die Ressourcen für den Hilfeprozess eine noch größere Kraft entfalten können (ebd.). Die Stärkenorientierung umfasst auch gesellschaftliche, institutionelle und soziale Zusammenhänge, somit werden Probleme, die auftreten können nicht ignoriert (Ehlers/ Müller 2014:139).
Zum Arbeitsalltag gehört es auch, Beratungsprozesse zu dokumentieren, damit die einzelnen Handlungsschritte nachvollzogen werden können und auch der Klientel transparent werden. Neben organisatorischen Tätigkeiten kämen dann noch Behördengänge hinzu und Gespräche im Jobcenter sowie weiteren Netzwerkpartner*innen.

Professioneller Habitus und Methodenspektrum

Der Interviewpartner verbindet mit seiner Ausbildung als Gestalttherapeut eine spezifische professionelle Haltung, die seine Arbeit maßgeblich prägt: „Als Gestalttherapeut kriegt man in der Regel erstmal so ne Haltung vermittelt ne, also das ist glaube ich in einer therapeutischen Ausbildung bekommt man so viel Haltung, also 80 bis 90 Prozent Haltung und 10 bis 20 Prozent Techniken. Und die Haltung braucht halt enorm lange, um die zu verinnerlichen und den Rest sammelt man sich dann aus Büchern“ (Z:125-130). Auf der Basis seiner Haltung gestaltet er den Beratungsprozess kreativ und experimentiert, welche Thematiken und welche Methoden in der jeweiligen Situation und individuellen Anliegen der Klientel passen könnte. „Wenns läuft, dann läufts dann gehen wir weiter und wenn nicht, dann müssen wir wieder was anderes und manchmal sucht man halt ewig, aber irgendwann findet man dann schon was, das ist schon ein sehr interessanter Beruf mehr als immer die gleiche Methode zu wählen, denn bei manchen wirkt die einfach auch nicht“ (Z.135-139). Dazu stehen unterschiedliche Methoden und Materialien für das Coaching zur Verfügung wie bspw. Biografiearbeit, Aufarbeitung von Emotionen im Lebensverlauf, Erarbeitung der „Fünf Säulen der Identität nach Petzold“ (Z:145), bestimmte Gesprächstechniken sowie die Analyse von Bedarfen und Erwartungen der Teilnehmenden. Er arbeite auch „theatertherapeutisch und ich arbeite hier auch viel mit Aufstellung, dass man dann so Stellvertretende auch sucht dann mal so hinstellt und wie fühlt sich das so an, also ich hab dann auf der Ebene dann hier auch mal vom Kopf wegkommt und hier her kommt ((hält Hand auf der Brust)). Ja da sich vieles löst und da auch die tieferen Themen sitzen und das muss man auch erstmal wieder spüren den Kontakt dazu haben und deswegen eignet sich die Methode.
Die methodische Vorgehensweise sei dabei wenig standardisiert, sondern flexibel und individuell (typgerechter Arbeitsstil:148) zu handhaben und passgenau für den/ die einzelne(n) Klient*in auszuwählen. Für Y1 ist dabei wichtig, wie die Inhalte vermittelt werden. Es gehe nicht darum, lediglich theoretisch die Inhalte mit der Klientel zu besprechen, sondern es müsse ein praktischer Alltagsbezug hergestellt werden, um „das Thema erst (zu) verstehen und zur richtigen Zeit anzugehen“ (Z: 450-451).
Dabei sei für ihn auch Selbstkritik entscheidend „auch ehrlich sein und zu seinen Fehlern stehen und das probier ich halt in der Regel immer wenn irgendwas ist. Ich mache Fehler und dann dadurch lernen die ja auch sich zu behaupten und auch zu lernen zu diskutieren und ich bin halt auch einfach so ne Person für die das auch ganz wichtig ist“ (Z: 460-464). Dadurch erfahren die Teilnehmenden auch, dass die professionellen Berater*innen authentisch agieren, was einen personenzentrierten Ansatz auszeichnet. Rogers nennt für die Arbeit an der Persönlichkeit der Klientel drei Bedingungen die eingelöst werden sollen: „Echtheit (Kongruenz) – Akzeptanz und Wertschätzung sowie einfühlsames Verstehen“ (ebd:2003:67). Im Mittelpunkt stehen die Entfaltung der Klient*innen und deren Wachstum. Y1 erläutert seine Vorgehensweise folgendermaßen: „Die Zusammenarbeit soll sehr wertschätzend sein, sie sollen sich möglichst (..) das ist mein Ziel, auf Augenhöhe begegnen. Sie sollen das sagen und denken können, was sie wollen und dafür nicht bewertet werden und dieses Gefühl will ich ihnen in den Gesprächen vermitteln, dass sie wer sind und sie so, wie sie sind, okay sind. Das durch die Haltung halt so zu vermitteln und das kriege ich dann auch hin und wieder zurückgemeldet, dass man hier sich so das erste Mal sich gar nicht krank fühlt. Weil viele kommen dann ich hab Borderline, sehen sich nur noch als krank, als Diagnose. Aber es geht um ernstnehmen, dass sie sich einfach noch als Mensch als wertvollen Menschen sich sehen und annehmen können. Das so ist für mich so wie ich arbeite, das ist die Haltung so (Z:520-529).
Auf der Grundlage einer verständigungsorientierten Kommunikation (Habermas) ist es möglich, dass die Klientel sich auch ausprobiert, weil Wertschätzung dominieren und nicht Verunsicherung (Lernen am Modell). Y1 führt dazu ein Beispiel ein: „Manchmal in letzter Zeit immer, dass die immer Angst hat, was anzusprechen in ihrem Alltag bei Mutter und Vater. Und dann sag ich, das wundert mich, weil sie das bei mir können. Und dann ja sagt sie, bei ihnen so ist das irgendwie anders, hier traue ich mich. Und dann denke ich immer so, okay also ich hab immer das Gefühl, das irgendwie trainiert das auch. Bei mir fängt das an, weil ich sie nicht verurteile für ihre Meinung oder Haltung, wenn ich sie dann erstmal so nehme und sie das dann irgendwann so transferieren in ihren Alltag (Z:480-485).
Im Rahmen des Einsatzes von Methoden hält es Y1 auch für notwendig, wenn die Coaches entsprechend Fortbildungen zusätzlich zum Studium vorhalten, wie gewaltfreie Kommunikationsausbildung, therapeutische Gesprächsführung, Mediation, Systemische Aufstellung, systemische Beratung oder NLP.

Modulangebote und Coachingpraxis

Y1 berichtet, dass die Module zwar systematisch, aber flexibel angeboten werden, entsprechend der Erwartungen und Bedarfe der Teilnehmenden. Dadurch zeigt sich die Anwendung der Module in der Intensität und im Ablauf unterschiedlich. Es wäre somit möglich die Stundenkontingente zu verändern: „Das heißt, wenn vorher 10 Stunden Coaching vorgesehen haben für Bewerbungstraining äh können wir das inzwischen äh, wenn jemand gar nicht weiß, was er wieder in ne Bewerbung schreibt oder nen Bewerbungsgespräch sich vorstellt, dann können wir da die Stundenanzahl erhöhen. Also sind da, finde ich, eine hochflexible und hochindividuelle Maßnahme“ (Y2:911-916).
Das heißt, dass auch die Stundenanzahl der einzelnen Module je nach Bedarf verschieden gehandhabt wird. Y2 merkt dazu an: „Wir haben gesacht so am Anfang sollen die Leute hier erstmal ankommen, das Profil soll erstellt werden, Perspektive aufgebaut werden, natürlich muss Bewerbung immer ein Thema sein, Gesunderhaltung als größtes Modul ist natürlich dabei. Praktikum, Praktika sind wichtig und letztlich Vermittlung und Positionsbestimmung, da war uns wichtig im Rahmen der Maßnahme immer mal Inne halten zu können, zu gucken so, wo geht mein Weg gerade lang, wo müssen wir, wo müssen wir was verbessern (Z:52-57).
Generell erfolgt zunächst eine Profil- und Perspektivbestimmung, bei der bspw. eine emotionale Lebenslinie (Z:156) angefertigt werde und Gespräche zu Themen im Spektrum von Körper, Soziales oder materieller Versorgung erfolgen würden. Dadurch erhalte er „erstmal so einen Überblick, also die emotionale Lebenslinie mache ich immer von der Geburt bis heute und die sollen dann halt ganz grob emotionale Momente in ihrem Leben, an die sie sich erinnern sowohl negative als auch positive Momente aufzeichnen und die bespreche ich dann, welche Werte und welche Bedürfnisse wurden da nicht erfüllt und dann kristallisiert sich meistens ein Thema heraus“ (Z:165-170). Auch bedeutsam werden in den Gesprächen die Erwartungen der Klientel. Abzuklären sei, ob die Erwartungen in diesem Setting erfüllt werden können, welcher zeitliche Ablauf für Veränderungen realistisch sei und schließlich die Überprüfung der Erwartungen. Ebenso erfolgt zirkulär eine Erhebung zu den Werten und Bedürfnissen der Teilnehmenden, die dann auch visuell veranschaulicht und festgehalten werden: „Wo man halt wie weit das Leben im Moment diese Werte auch erfüllt und wo nicht und wo kann man es dann in irgendeinem Schritt auch verbessern, welche Möglichkeiten habe ich und dann werden auch immer wieder gezielt auf die, auf den Sollzustand hinzuarbeiten ne und ja wenn dann das ist so die Profilbestimmung, wo steh ich, wo will ich hin (Z:180-184).
Weiterhin relevant wird das Bewerbungscoaching, weniger die Anfertigung von Bewerbungsunterlagen, denn diese seien überwiegend zufriedenstellend gewesen. Das Bewerbungscoaching gliedert sich dabei in einen technischen Teil sowie in einen psychosozialen Teil. Beim instrumentellen Teil läge d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Abbildungsverzeichnis
  3. Statusnotizen im Forschungsprozess
  4. Forschungskontext
  5. Forschungsziele und Fragestellungen
  6. Ergebnissicherung
  7. Literaturverzeichnis
  8. Impressum