Werbung und Vermarktung
Mika Lubitsch, 58 Jahre alt, verkaufte ihren Roman Der siebte Tag mehr als 100.000 Mal auf Kindle, dem eBook-Lesegerät von Amazon. Innerhalb eines halben Jahres hatte sie mehr als 200.000 Euro verdient. Aber ihr Buch erschien nie auf den bekannten Bestsellerlisten. Sie veröffentlichte ihr Werk in Eigenregie.
Mika Lubitsch ist die Ausnahme, nach der sich alle Self-Publisher so vergeblich sehnen, so wie Lottospieler vergeblich auf den großen Gewinn warten. Ein Buch im Alleingang zu vermarkten ist schwierig, diese Erfahrung mussten viele machen.
Grundsätzlich gilt: Sie werden Ihr Buch nicht verkaufen, wenn Sie nicht dafür trommeln. Sie können einen noch so schönen Text haben: Wenn Sie ihn nicht aktiv vermarkten und bekannt machen, wird kaum ein Mensch darauf aufmerksam.
Werbung und Marketing sind unerlässliche Bestandteile des Self-Publishing und kosten erhebliche Zeit und meist auch Geld. Sie werden erschrocken feststellen, dass Selbstvermarktung eine Form der Selbstausbeutung ist, die viele, viele Stunden Zeit frisst. Aber ohne Selbstvermarktung werden Sie überhaupt keine Resonanz erzeugen, mit Self-Marketing haben Sie immerhin eine kleine Chance, Ihr Werk unter die Leute zu bringen.
BoD (Books on Demand) hat 2016 ermittelt, wie viele Stunden Arbeit Self-Publisher aufwenden, insbesondere für Werbung in eigener Sache:
- Hobbyautoren, für die Schreiben eine Freizeit ist (49 % der Befragten), investieren pro Woche 6 Stunden in das Schreiben und 1 Stunde für Werbung. Sie haben im Schnitt 4 Werke veröffentlicht. Davon sind 76 % Belletristik und 30 % Ratgeber und Sachbücher.
- Berufsautoren (12 %) schreiben wöchentlich 15 Stunden und kümmern sich 4 Stunden um die Werbung. Sie haben 9 Bücher im Angebot. 71 % davon sind Belletristik und 42 % Sachbücher und Ratgeber.
- Expertenautoren (39 %) schreiben 4 Stunden wöchentlich und kümmern sich 1 Stunde um die Vermarktung. Von ihnen liegen im Durchschnitt 4 Bücher vor, davon 54 % Sach- und 48 % Fachbücher.
Hilfen und Tipps
Epubli und die anderen Self-Publishing-Plattformen stellen umfangreiches Material zur Verfügung, um Autoren und Kleinverlage zu unterstützen. Unter „Online Marketing Guide“ beispielsweise finden Sie eine 120-Seiten Booklet im pdf-Format von Epubli zum Runterladen.
Epubli betreibt eine ständig wachsende Seite mit nützlichen Tipps für Autoren (nicht nur für jene, die bei Epubli veröffentlichen): http://www.epublizisten.de. Joel Friedlander beispielsweise stellt sechs Tipps für die erfolgreiche e-Book-Vermarktung vor, die jeder Self-Publisher beherzigen sollte. Die Epublizisten stützen sich auch stark auf den amerikanischen Autor Joseph C. Kunz Jr., der fleißig über seine Erfahrungen mit Self-Publishing berichtet und in zehn Punkten zusammengefasst hat. Epublizisten haben das übersetzt und auf deutsche Verhältnisse zugeschnitten.
Tipps zum Self-Publishing geben auch das Literaturcafé (literaturcafe.de), Self-Publishing.com oder netzwelt.de.
Das Paradox dieser Entwicklung besteht darin, dass Selbstvermarkter erst dann erfolgreich sind, wenn sie die Selbstvermarktung wieder aufgeben. „Professionalisierung" lautet der entsprechende Begriff. Denn obwohl die Zahl der Self-Publisher ständig größer wird, gelingt nur wenigen der Durchbruch, ganz wie im konventionellen Buchhandel. Das liegt auch daran, dass ihre Texte oft nicht gut genug sind. Ein Verlag mit seinen Lektoren hilft, die Geschichte zu verbessern, die grammatikalischen Schnitzer auszumerzen und für einen professionellen Vertrieb und Marketing zu sorgen.
Im Folgenden werden Möglichkeiten der Selbstvermarktung und Werbung vorgestellt und diskutiert.
Kommerzielle Unterstützung
Das Angebot an professioneller Hilfe ist inzwischen groß. Der Autor soll zahlen. Mindestens drei Dutzend Verlage und Agenturen unterstützen Autoren gegen Bares, was pro Buchtitel von 99 Euro aufwärts kostet. Eine durchschlagende Unterstützung kann mehrere 1000 Euros kosten. Von Self-Publishing darf dann eigentlich nicht mehr gesprochen werden. Es ist das übliche Geschäft der Verlage mit Autoren. Noch immer ist es so, dass die gedruckten Bücher beim Publikum besser ankommen und mehr Resonanz erfahren, als die schnelllebigen und oftmals schnell zusammengeschusterten eBooks. In den teureren Angeboten sind eine individuelle Buchkonzeption, eine stilistisch-dramaturgische Bearbeitung durch ein Lektorat und ein Werbetext enthalten.
Unterstützung bei einzelnen Designaufgaben bieten die „12designer“ (www.12designer.com/de/). Ihr Auftrag für Werbebanners, Illustrationen, Logos usw. wird auf dieser Seite öffentlich ausgeschrieben und sie erhalten Entwürfe von mehreren der 17.800 angeschlossenen Designern. Das kostet ab 100 Euro pro Auftrag, öfter aber auch 300 bis 450 Euro.
Verzeichnis lieferbarer Bücher
Zur Selbstvermarktung gehört zwingend die Meldung Ihres Buchtitels an das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB). Das Verzeichnis ist für den Buchhandel unverzichtbar. Wer Bücher sucht, findet sie im VLB – und das seit 40 Jahren. Die Erfolgsgeschichte startete 1971 als zweibändige gedruckte Ausgabe mit 152.526 Titeln aus 1.104 Verlagen. Heute ist das VLB ein modernes Online-Recherche-Tool mit 1,4 Millionen lieferbaren Titeln aus über 24.000 Verlagen.
Achtung: Die folgenden Zeilen sind nur relevant, wenn Sie eine eigene ISB-Nummer haben.
Das VLB ist die Referenz-Datenbank für den deutschen Buchhandel. Was Sie dort eingeben, gilt. Das betrifft auch den Buchpreis. Die Buchpreisbindung in Deutschland ist streng! Achten Sie darauf, dass Sie überall denselben Preis für Ihr Produkt angeben. Es gibt böswillige Abmahnkanzleien, die nach Abweichungen fahnden und Kostenbescheide in dreistelliger Höhe verschicken, selbst bei winzigsten Abweichungen im Cent-Bereich.
Weil die ISBN-Agentur ein Monopolunternehmen ist, langen sie bei den Preisen für die Benutzung ganz schön zu. Angenommen, Sie wollen nur ein elektronisches Buch verlegen, so kostet die einzelne Meldung mittels Brief 4,50 Euro. Die VLB-Mindestgebühr pro Jahr aber beträgt 99,00 Euro netto! Die einzelne elektronische Meldung kostet 3,40 Euro, die Mindest-Jahresgebühr von 99,00 Euro netto bleibt. Lohnt sich das? Dann lieber bei Epubli oder BoD veröffentlichen, die Ihnen eine ISBN zur Verfügung stellen.
Falls Sie mehrere Bücher verlegen, so sollte unbedingt zur elektronischen Meldung gegriffen werden. Dazu muss schriftlich ein Passwort beantragt werden. Das beschreibbare PDF-Blatt befindet sich im Download-Zentrum unter www.VLB.de. Es muss dann an das VLB gefaxt werden.
VLB wirbt für sich mit den Worten, „nur das VLB bietet eine vollständige Übersicht über alle lieferbaren deutschsprachigen Titel“. Das stimmt so nicht ganz. Wenn Sie beim VLB angemeldet sind, können Sie nur ihre eigenen Bücher anmelden und recherchieren, alle anderen bleiben Ihnen zumindest über diesen Weg verschlossen. Ein Zugriff auf alle gelisteten Medien kostet ungefähr 35 Euro pro Monat.
Wenn Sie eine eigenen ISB-Nummer und einen Online-Zugang zum VLB haben, loggen Sie sich mit den übermittelten Zugangsdaten ein. Gehen Sie zum Titelservice und geben Sie die Daten zu Ihrem eBuch oder Buch ein.
Die VLB-Software unterstützt die Eingabe von vielen zusätzlichen Informationen („Nebenangaben“), die von Buchhändlern und Handelsplattformen wie Amazon verwendet werden und die helfen, Ihr Buch besser zu vermarkten. Diese Plattform ist inzwischen sehr groß und differenziert geworden. Im Prinzip erläutert sie sich selbst. Nur ein Hinweis: Bei den Zusatzangaben („Metadaten“) erscheint zunächst immer nur ein Eingabeblock. Wenn Sie weitere Texte haben, müssen Sie zusätzliche Fenster öffnen und die entsprechende Textkategorie auswählen und den Text einfügen.
Deutschen MwSt.-Satz nicht vergessen: „voller” bedeutet 19 %, „ermäßigter“ bedeutet 7 %. In der Regel ist für Verlage der 7-Prozent-Steuersatz relevant.
„Produkt mit Preisangabe“: geben Sie auch die Preise für Österreich und die Schweiz ein. Drücken Sie Eintrag hinzufügen, weichen Sie kurz zum Währungsrechner Oanda.com aus und lassen sich den Preis ausrechnen, den Sie dann auf der VLB-Seite eintragen. Für Österreich könnten Sie einen abweichenden Preis eingeben.
Um die unverbindliche Preisempfehlung für Ihre Titel auch in der Schweiz immer aktuell zu halten, bietet das VLB den Service einer automatischen Umrechnung des deutschen Preises in die unverbindliche Preisempfehlung in Schweizer Franken. Der Schweizer Verkaufspreis wird automatisch durch das VLB errechnet. Der mit dem Schweizer Buchhandel abgestimmte Umrechnungskurs entspricht in etwa der Umrechnung 1 € = 1,30 SFr zuzüglich des Schweizer Mehrwertsteuersatzes von 8 % bzw. des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von 2,5 %.
Seit ein paar Jahren verlangt das VLB die Zuordnung des Buches zu einer Warengruppe. Diese ist etwas unübersichtlich. Dieses Buch hier findet seinen Platz in der Warengruppe „743 – Buchhandel, Bibliothekswesen auch Buchherstellung, Dokumentation, elektronisches Publizieren“.
Ab Januar 2014 steht Ihnen mit „PanThema“ eine neue Klassifizierung für Bücher zur Verfügung. Diese ist wesentlich feingliedriger als die bestehende Warengruppensystematik und ermöglicht eine Klassifizierung nach inhaltlichen Aspekten. Titel können mit der neuen Systematik PanThema zielgenauer gesucht werden. Weitere Informationen stehen Ihnen auf der Webseite des VLB zur Verfügung.
Die „Distributionsplattformen“ für eBooks nicht vergessen, zum Beispiel die URL für Ihr Buch bei Epubli und die URL für Ihr eBook bei Amazon.
Mit den neuen Feldern „E-Book Format“, „Dateigröße“, „DRM Art“, „Verkaufsrecht“, „Netto-Listenreise“ und „Distributionsplattform“ können Sie Ihre e-Book-Meldungen noch umfassender gestalten. In den neuen Feldern „Voraussichtliches Verkaufsdatum“ und „Publikationsstatus“ können Sie weitere Informationen zur Lieferbarkeit Ihrer Titel melden.
Sehr praktisch: Ausgehend von einem eBuch kann die Printausgabe recht einfach ergänzt werden – oder umgekehrt. Gehen Sie auf Titelservice / Maskensuche und geben ein Stichwort ein. Setzen Sie im Suchergebnis den Cursor auf die ISBN und drücken Sie die rechte Maustaste. Gehen Sie zu E-Book-Eintrag generieren. Dann öffnet sich die Eingabemaske, in der sich bis auf die ISBN alle Angaben des Titels finden. Tragen Sie die ISBN ein und überschreiben Sie wenn nötig die entsprechenden Angaben. Das geht auch umgekehrt: erst das gedruckte Buch, dann das eBuch.
Auch praktisch: VLB macht Sie auf fehlende Angaben aufmerksam. Neuerdings (ab 2016) ordnet das VLB die gelisteten Bücher einem Bronze-, Silber- oder Goldstatus zu. Je mehr Infos sie über das Buch bereitstellen, desto eher kommen diese in den Gold-Status. Der Unterschied liegt in den Kosten für VLB pro Buch. Für Bronze zahlen Sie ein wenig mehr als für Gold. Das nützt allerdings nichts, wenn Sie unterhalb der Jahresgebühr von 99 Euro bleiben. Aber der Status zeigt Ihnen an, wo Sie eventuell noch Buch-Metadaten nachliefern könnten.
Im Rahmen Ihrer Titelmeldung an das Verzeichnis Lieferbarer Bücher erfolgt laut VLB-Angaben automatisch eine Meldung an die „Verwertungsgesellschaft Wort“ (VG Wort) als eine der Grundlagen für die Berechnung der Ausschüttungen. Für ein gutes Buch werden von der VG Wort einmalig mehrere hundert Euro ausgeschüttet! Über diese Institution kommt wirklich Geld zum Autor, eine Anmeldung bei VG Wort ist unbedingt zu empfehlen. Wie die Koordination zwischen VG Wort und VLB funktioniert, konnte ich bislang noch nicht testen.
Überprüfung des Lieferbarkeitsstatus‘: Überprüfen Sie immer wieder mal den Lieferbarkeitsstatus Ihrer Titel! Der Lieferbarkeitsstatus ist eine der wichtigsten Informationen für alle VLB-Nutzer. Außerdem werden Informationen zur Lieferbarkeit Ihrer Titel an zahlreiche Onlineplattformen weitergegeben. Ihr angegebener Lieferbarkeitsstatus bildet innerhalb...