Das barbarische Dreieck
eBook - ePub

Das barbarische Dreieck

350 Jahre atlantischer Sklavenhandel - Spurensuche in Westafrika

  1. 60 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Das barbarische Dreieck

350 Jahre atlantischer Sklavenhandel - Spurensuche in Westafrika

Über dieses Buch

Der transatlantische Sklavenhandel und die jahrhundertelange Sklavenarbeit in den Kolonien der Europäer jenseits des Atlantiks bilden ein geschichtliches Phänomen, das wie kaum ein anderes die Entwicklung der Welt geprägt hat: Auf den Plantagen des amerikanischen Doppelkontinents und in der Karibik schufteten Sklaven aus Afrika unter unmenschlichen Bedingungen und schufen so die materiellen und ökonomischen Voraussetzungen für die 'industrielle Revolution' in Europa, die schließlich die Vorherr-schaft der westlichen Zivilisation in der Welt begründete. Afrika blieb dabei auf der Strecke.Diese Zusammenhänge sind im öffentlichen Bewusstsein des deutschsprachigen Raumes kaum präsent. Selbst gebildete Zeitgenossen können mit dem Begriff "Dreieckshandel" oft nichts verbinden. Ein blinder Fleck… Diese Lücke will die Journalistin Claudia Oberascher mit ihrer schonungslosen Reportage aus Westafrika füllen: Bei ihren Recherchen im Senegal und in Gambia stieß sie auf Nachfahren ehemaliger Sklaven und Sklavenhändler und fand in Ruinen die steinernen Zeugen eines 350 Jahre währenden Unrechts, das bis heute fortwirkt.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Das barbarische Dreieck von Claudia Oberascher im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Geschichte & Weltgeschichte. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2014
ISBN drucken
9783735770592
eBook-ISBN:
9783738664140
Auflage
1

Stückgut – ‚Pièce d’Inde’

Vielsagend ist die merkwürdige Bezeichnung, die man einem gesunden männlichen Sklaven zwischen 15 und 30 Jahren schon zur Zeit der Portugiesen gegeben hat: ‚peça da Indias’, französisch ‚pièce d’Inde’, Stück von Indien also. Dieser Ausdruck wird erst verständlich, wenn man weiß, dass Stoffe in Afrika anstelle von Geld ein beliebtes und verbreitetes Zahlungsmittel waren. Die ‚pièce d’Inde’ war nichts anderes als Baumwollstoff aus Indien am Stück, also ein Ballen Kattun (cotton!). Auch im Deutschen ist der Ausdruck ‚ein Stück Stoff’ gebräuchlich. Was man in jener Zeit für ein ‚Stück’ Kattun erwerben konnte, war eben ein erstklassiger Sklave. Die ‚Ware’ wurde nach ihrem Preis benannt. Der Mensch wurde zur ‚pièce’, zum Stückgut.
Und genauso wurde er gelagert, mit glühenden Eisen gezeichnet, per Bruttoregistertonne aufgewogen (drei Neger pro Tonne), verfrachtet, unter Deck der Sklavenschiffe gestapelt und übers Meer transportiert. 25 bis 30 Prozent und mehr dieser ‚Stücke’ überlebten die Schrecken der ‚mittleren Passage’ nicht. Kranke und Tote warf man über Bord.
Die Zahl der so verschifften Menschen variierte nach Größe der Schiffe. In der Blütezeit des Sklavenhandels während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählte man auf einem englischen Schiff von ‚100 Fuß Länge und 25 Fuß Breite 321 Männer, 127 Weiber, 90 Knaben und 41 Mädchen‘, also zusammen 609 Sklaven mit 45 Matrosen an Bord.
Zu jener Zeit gab es einen regelrechten Meinungsstreit zwischen den Kapitänen, ob man die Ware locker oder eng stapeln sollte. Die ‚loose packers’ hofften, durch mehr Raum die Todesraten zu verringern. Die ‚tight packers’ sahen das anders: „Der Laderaum eines Sklavenschiffes war gewöhnlich fünf Fuß hoch. Das schien den Kaufleuten eine Raumverschwendung, und so bauten sie ein Sims oder eine Plattform in seine Mitte, die sechs Fuß von einer Seite des Schiffs bis zur anderen reichte. Wenn der Boden des Laderaums vollständig mit Fleisch bedeckt war, wurde eine zweite Reihe von Sklaven auf die Plattform gepackt“, so der amerikanische Historiker Daniel Mannix. Oft blieben nur 20 Zoll (etwa 50cm) lichte Höhe für die Sklaven, so dass sie während der gesamtenÜberfahrt, die Wochen dauerte, nicht aufrecht sitzen konnten.
Auf anderen Schiffen konnten die Sklaven nur seitwärts liegen, so eng waren sie gestapelt. Andere wieder überquerten den Ozean im Sitzen. Der Augenzeuge Dr. Walsh über ein spanisches Sklavenschiff 1829: Sie saßen „immer einer zwischen den Beinen des anderen und so knapp gestaut, dass sie sich weder niederlegen noch ihre Stellung ändern konnten. An einigen Stellen fand sich zwischen den Verdecken nicht mehr als ein halber Meter, so dass die armen Gefangenen sich nicht einmal umkehren oder auf die Seite legen konnten, und meistens waren diese mit Hals und Beinen an das Deck geschmiedet.“
Ein anderer zeitgenössischer Bericht über die Hölle unter Deck: „Die Hitze ist so groß, dass der Wundarzt nur völlig nackt darin einige Minuten dauern kann. Dennoch war dies nur das mindeste Übel. Der Boden war auf das scheußlichste mit dem den Kranken abgegangenen Blut und Schleim bedeckt, glich einem Schlachthause. Der pestilenzianische Geruch warf eine große Zahl der unglücklichen, noch nicht infizierten Neger in Ohnmacht; Männer, welche abends völlig gesund in das untere Verdeck hinabstiegen, zog man morgens als Leichen hervor… Auf dem scheußlich gefärbten Boden schleppen sich die aneinander Gefesselten gleichsam zu den Ausleerungsgefäßen hin; die durch Eisen Verwundeten schreien; die Wahnsinnigen toben; die still Leidenden winseln; die Sterbenden röcheln, und diese Angeschmiedeten macht der kadaveröse Geruch ihres verscheidenden Mitbruders sinnlos.“
Am 18. September 1836 – nachdem die Briten dem Sklavenhandel den Krieg erklärt hatten – brachte ein englisches Schiff die portugiesische Brigg Felix mit 590 Sklaven an Bord auf: „Die Weiber lagen unter dem Hinterdeck, sehr gedrängt und ganz nackt, aber nicht eingesperrt: die kleine Luke stand offen; aber der Raum für die Männer war zu schrecklich: Die Jammervollen, je zwei aneinander geschlossen, keuchend und arbeitend, um an die Gitter der Luken zu kommen, und ein Dampf und Gestank, dass es unmöglich war, nur hinunterzublicken. Es ist viel Vorsicht nötig, wenn man sie auf Deck lassen will, denn sie pflegen über Bord zu springen, um sich von ihrem Elende zu befreien…“
An Deck holte man sie für gewöhnlich einmal am Tag, um ihren Körpern etwas Bewegung und Luft zu verschaffen. Dabei wurde nicht selten zum Tanz aufgespielt.
Heinrich Heine (1797 bis 1856) widmete diesem ‚Tanz’ ein längeres Gedicht. Es war dies kein Phantasiegebilde, sondern ein ziemlich genaues Abbild der brandaktuellen Wirklichkeit.

Das Sklavenschiff

(Auszug)
Musik! Musik! Die Schwarzen solln
Hier auf dem Verdecke tanzen.
Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,
Den soll die Peitsche kuranzen.
Die Fiedel streicht der St...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Die Autorin
  3. Vorwort
  4. Wurzeln
  5. Heimkehrer
  6. ‚Trade winds’: der Dreieckshandel
  7. Stückgut – ‚Pièce d’Inde’
  8. Profite
  9. Saint-Louis verfällt
  10. Gorée
  11. Quellen
  12. Weiterführende Literatur
  13. Bildnachweis
  14. Impressum