Als Minensucher im Kalten Krieg
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Als Minensucher im Kalten Krieg

Zwanzig Monate auf dem KM-Boot KOBLENZ Auflage 2016 1

  1. 264 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Als Minensucher im Kalten Krieg

Zwanzig Monate auf dem KM-Boot KOBLENZ Auflage 2016 1

Über dieses Buch

Das Küstenminensuchboot KOBLENZ, dessen Einsatz und Bordleben vom Spätsommer 1968 bis zum Sommer 1970 Gegenstand dieses Buches sind, war zu dieser Zeit eine Einheit des 6. Minensuchgeschwaders der Deutschen Bundesmarine und war somit lange Jahre an der Beseitigung der Minen des 2. Weltkrieges in der Nordsee beteiligt.In den späten 1970er Jahren zum Minenjagdboot umgebaut, nahm die KOBLENZ Anfang der 1990er Jahre teil an der OPERATION SÜDFLANKE, bei der die irakischen Minen des 2. Golfkrieges geräumt wurden. Nach Ende einer fast 40 jährigen Dienstzeit in der Bundesmarine wurde das Boot nach Litauen verkauft, wo es unter dem Namen SUDUVIS noch im Jahre 2013 im ehemaligen Memel, dem heutigen Klaipeda, im Dienst war.Dieses Buch ist gewidmet allen Minensuchbootfahrern, die zur Zeit des Kalten Krieges ihren Dienst absolviert haben in einer Marine, wie es sie heute nicht mehr gibt.

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Information

Als Minensucher
im Kalten Krieg

Zwanzig Monate auf dem KM-Boot KOBLENZ
Auflage 2016

Sommer 1968

Gelangweilt streifte ich eines schönen Sonntags durch das Gelände der Fernmeldeschule, wo ich meinen A-Lehrgang absolvierte. Mein Weg führte mich zu der hohen Kante, von der man so einen herrlichen Ausblick über Flensburg, die Flensburger Förde und den Marinestützpunkt hatte. Eher zufällig fiel mir dabei an der Pommernbrücke ein Schiff auf, wie ich es noch nie in meiner bisherigen Marinezeit gesehen hatte. Vom Typ her ein Minensucher, wie die Ausrüstung des Achterdecks erkennen ließ, aber mit einem sehr seetüchtig erscheinenden, hochgezogenen Bug, der sich als hohe Back bis zur Mitte des Rumpfes hinzog, bevor er mit einem ausgeprägten Deckssprung ins Achterdeck überging. Ein Schiff mit einem ansehnlichen Steuerhaus und einem veritablen Schornstein hinter dem Brückendeck. Fast schon ein kleiner, seefester Dampfer, der zu dieser Stunde so dekorativ von der Spätnachmittagsonne angestrahlt wurde!
Von Neugier getrieben, ging ich hinunter auf die Pier, um mir den Gegenstand meines Interesses aus der Nähe anzusehen. Es war, wie ich hörte, ein Küstenminensuchboot der Klasse 320, das den Weg aus der Nordsee in die idyllische Flensburger Förde genommen hatte. Und wie ich weiter hörte, eines der insgesamt 18 Exemplare dieses Bootstyps in der Bundesmarine, die in Cuxhaven und Wilhelmshaven stationiert waren. Der Einsatz in der Ostsee war wohl eher selten, denn das mag der Grund gewesen sein, dass ich diesen Bootstyp bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
Der Lehrgang an der Fernmeldeschule war fast zu Ende, die Versetzung zu einem neuen Kommando stand bevor. Gerne wäre ich wieder zur See gefahren, denn deshalb hatte ich mich damals für 4 Jahre zur Marine verpflichtet. Aber ein Landkommando war ebenso möglich, die Entscheidung darüber würde jedoch höheren Orts getroffen werden. Hier Einfluss zu nehmen, war mir nicht möglich.
Meine Fähnrichszeit zu Anfang des Jahres 1968 hatte ich in Olpenitz beim 5. Minensuchgeschwader auf dem Schnellen Minensuchboot STEINBOCK absolviert. Trotz des strengen Winters und trotz der Einöde im wenig bevölkerten Schwansen an der Ostseeküste im nördlichen Schleswig-Holstein hatte ich Freude an dieser Verwendung gehabt. Aber nun als Oberfähnrich zur See und im Anblick dieses KM-Bootes hätte ich mich jetzt, wenn man mich wählen ließe, für den Dienst auf diesem Bootstyp auf der rauen Nordsee entschieden.
Wenig später, nur Tage danach, hatte ich meine Versetzung in der Hand: Cuxhaven, 6. Minensuchgeschwader, Küstenminensuchboot KOBLENZ. Ich war sprachlos – was für ein glücklicher Zufall!
Nach langer und umständlicher Zugfahrt erreichte ich den Bahnhof von Cuxhaven. Als ich auf dem Bahnsteig stand, stieg mir bereits ein würziger Hauch der sommerlich warmen Seeluft in die Nase. Es roch salzig, ein wenig nach Fisch und mehr noch nach dem frischen Wasser der nahen Nordsee, die die Stadt zum wichtigen Hafen hatte werden lassen und deren weite Strände Cuxhaven auch zum Seebad machten.
Auf dem Vorplatz entdeckte ich eine Gruppe blau gekleideter Mariner, ich ging auf sie zu und sprach sie an. Volltreffer! Obermaat Krusche, der sich als Schmadding der KOBLENZ vorstellte, hatte mich mit einigen seiner Leute aus dem Seemännischen Abschnitt bereits erwartet, ein Unimog stand bereit. Fröhlich, aber für mein Gefühl ein wenig zu ausgelassen, wurde mein Gepäck, das im Wesentlichen aus dem marinetypischen „Zinksarg“ und der Marinetasche bestand, aufgeladen. Die „Lords“ jumpten hinterher auf die Ladefläche, Krusche und ich stiegen ein ins Führerhaus, und los ging es … zum Minensucherhafen im Süden der Stadt.
Das Fahrzeug quälte sich durch die engen, gewundenen Straßen dieses fast 50 Tausend Seelen zählenden Ortes, der auf dem linken Elbeufer gelegen ist, ganz am Ende des Festlandes, eben bevor Deutschland jenseits der Deiche zwischen Watten und Sänden in den Fluten der Nordsee versinkt. Wir verließen die Innenstadt, endlich ging es schneller voran. Wir kamen an Hafenbecken vorbei, ich sah Schiffe in kleinerer Ausführung, einen Tonnenhof, in der Ferne schien eine Werft zu sein, und gelegentlich war ein kurzer Blick frei auf die Elbe, die auf mich bei der Höhe der gegenwärtigen Flut den Eindruck der freien, weiten See machte.
Unvermittelt erfüllte das Führerhaus ein fürchterlicher Gestank. „Mach bloß die Fenster zu“, sagte Krusche zum Fahrer, und zu mir gewandt erklärte er: „Wir fahren gerade durch das Fischviertel, der Gestank ist hier erbärmlich“. In der Tat, trotz geschlossener Scheiben stieg ein unangenehm stechender Geruch in meine noch nordseeunerfahrene Nase. War das vielleicht der Grund für den delikaten Fischgeruch, den ich schon auf dem Bahnsteig genossen hatte?
Der Unimog durchfuhr jetzt eine Straße, die beiderseits von 2-stöckigen, rot geklinkerten Blocks bebaut war, Flachdach-Architektur mit Fischhallen zu ebener Erde, deren weit geöffnete, grün gestrichene Tore mir den Blick ermöglichten auf die hier tätigen Menschen, die, in weiße Kittel gekleidet, den eben angelandeten Fisch sortierten und verarbeiteten. „Männer, Frauen, fast alles Portugiesen, die riechen den Gestank schon nicht mehr. Unten arbeiten sie, in den Wohnungen darüber hausen sie. Für mich wäre das nichts!“, sagte Krusche zur Erklärung. Der Unimog umkurvte mehrere mit toten „Außenbordskameraden“ beladene Anhänger, die uns im Weg standen, wich einigen Gabelstapel-Fahrzeugen aus, die ganz ungeniert von allen Seiten die Straße querten und von waschechten Cuxhavenern gefahren wurden, denn der Fischfang gab damals noch in großem Umfang Arbeit.
Am Ende der Straße bog der Unimog nach rechts ab, passierte, den bestialischen Gestank zurück lassend, die Schleusenbrücke über den Neuen Fischereihafen. Vorbei an dessen endlos langem, aber völlig leerem Hafenbecken und vorbei an den zur Linken liegenden Rückfronten der schon zum Amerika-Hafen gehörenden Gebäude, führte uns der Weg weiter nach Süden. An einer Bebauungslücke dieser sonst so geschlossenen Häuserfront hielten wir an. Es war die Wache. Der Schlagbaum ging hoch, der Stützpunkt der Bundesmarine im Minensucher-Hafen, im südlichen Teil des Amerika-Hafens, war erreicht.
Die Formalien waren schnell erledigt. Einige Kurven noch, dann sah ich schon die Boote des 6. Minensuchgeschwaders vor mir an der Pier liegen.
Der Wagen hielt vor dem unscheinbaren Gebäude an, einer grauen Baracke aus dem letzten Krieg, in dem der Stab des 6. Minensuchgeschwaders untergebracht war. Ich ging hinein und meldete mich beim S1, dem Personaloffizier OLt.z.S. Geissler, der mich gleich „zum Chef“ weiter schickte. Auch dort meldete ich mich formgerecht „zur Stelle“. Fregattenkapitän Lipps nahm meine Meldung entgegen, hieß mich im Geschwader willkommen und eröffnete mir dann im angenehmen Plauderton, dass ich mein hoffentlich glückliches Oberfähnrichsdasein ab sofort und in Einübung auf die Planstelle eines 2. Wachoffiziers auf der KOBLENZ zu fristen habe, was mir allerdings bereits bekannt war.
Als ich die Baracke verließ, ging mein Blick automatisch hinüber zu den 8 Booten des Geschwaders, die mit dem Bug zum Land zu beiden Seiten der Pier festgemacht hatten. Diese hohe, offensichtlich in langen Jahren der Benutzung etwas ramponierte Anlegebrücke ließ durch ihre mächtige Konstruktion die Kraft und Stärke der nahen Nordsee erahnen, die tief hinunterreichenden Bohlen zeugten von Ebbe und Flut, von Sturm und Wellengang. Ein Bild, so ganz anders, als ich es an der Ostsee erlebt hatte.
„Erich-Koellner-Brücke“ stand auf dem Schild seitlich der Auffahrt, auf der die Geschwaderwache Posten bezogen hatte. Der Offizier der Wache nahm mich in Empfang und wies mich ein. Die KOBLENZ – bezeichnet mit der militärischen Nummer M 1071 – lag unübersehbar gleich vorn links, dennoch wurde ich vorschriftsmäßig von dem „Läufer der Wache“ an Bord geleitet.
Der Weg führte mich über die Stelling auf das Backbord-Seitendeck des Achterdecks, dann links entlang. Durch ein massives, offenstehendes, ovales Schott betrat ich den Quergang im Inneren des Schiffes und sofort stieg mir ein Geruch in die Nase, der mir nach langer Seefahrtszeit so vertraut war und der in seiner allgemeinen Ausprägung auf allen Schiffen der Deutschen Bundesmarine gleich ist, aber in der speziellen dann doch seine markanten und identifizierbaren Unterschiede hat: eine Mischung aus Dieselkraftstoff, kaltem Zigarettenrauch und Kombüsenausdünstungen „nach Art des Hauses“.
Einige Meter den Quergang entlang, dann war ich auf dem Mittelgang, der mittschiffs durch das Vorschiff nach vorn führte. Gleich die erste Tür links war der Eingang zur IWO-Kammer. Ich klopfte an, und als ich nach der Aufforderung „Herein!“ eingetreten war, meldete ich mich bei Leutnant zur See Strunk, der als IIWO vertretungsweise die IWO-Geschäfte der KOBLENZ führte. „Der Kommandant ist an Bord“ sagte Strunk, nachdem er mich begrüßt hatte, „wir sollten ihn informieren“. Zusammen stiegen wir den Niedergang hoch, der an Steuerbordseite vom Quergang nach oben führte, und machten dem „Alten“ in dessen ansprechender Kammer die Aufwartung. Meine Meldung lautete: „Oberfähnrich zur See Blatt, ich melde mich zum Dienst!“
Leutnant z.S. Strunk hatte, obwohl nominell IIWO, schon seit einiger Zeit die Aufgaben des IWOs und damit auch dessen Kammer übernommen. So wurde mir von ihm, gleich nebenan, die IIWO-Kammer zugewiesen, wo ich von nun an mit dem dort logierenden Fähnrich zur See Raeder für die nähere Zukunft „Tisch und Bett“ zu teilen hatte.
Raeder stellte sich schon gleich als sympathischer, netter und zuvorkommender Kammerkamerad heraus, dessen Vater zu dieser Zeit noch aktiver Kapitän zur See der Bundesmarine war, der jedoch selbst kaum militärische Laufbahnambitionen zu haben schien. Klaglos nahm er es hin, nun als „IV WO“ eingestuft zu werden, denn mir als höherem Dienstgrad stand nun die – allerdings ziemlich wertlose – Dienststellung „III WO“ zu.
Die Kammer machte einen engen, aber doch wohnlichen Eindruck, sie war überwiegend in edel lackiertem Mahagoni gehalten, bis auf die sichtbaren, weiß gestrichenen Spanten der Bordwand gegenüber der Tür. Vom Eingang her links befand sich der Lüfter, der lautstark kalte bis warme Luft in den Raum blies, dahinter war das in einer Kommode verborgene Waschbecken, dann folgten die spindähnlichen Schränke. Der mittige Tisch war umstellt von dem L-förmigen Sofa, dessen langer Teil an der Bordwand eingebaut war und dessen kurzer Teil an der rechten Querwand direkt bis an einen kleinen Schreibtisch in der Ecke heran reichte. Die Wand rechts, zum Mittelgang hin gelegen, war von zwei übereinander liegenden Kojen besetzt, die alkovenartig in den Raum gebaut waren. Ein stabiler Schreibtischstuhl davor komplettierte die Einrichtung.
Mit der Kammer war ich bestens einverstanden. Ich nahm die freie obere Koje in Beschlag und fing an, meine Sachen in den großzügig bemessenen Schrank einzuräumen. Mein vorläufiger Eindruck zu dieser Wohnsituation fiel so aus: So gut wie hier war ich bisher noch nirgends bei der Marine untergebracht gewesen! Mein Mitbewohner würde mich kaum stören – und das Wichtigste war doch: Ich war an Bord eines Küstenminensuchers gelandet, wie ich es erhofft hatte.
Anschließend ließ ich mir vom Fähnrich das Boot zeigen und erklären:
Die Unterteilung des Vorschiffs eines KM-Bootes, in dem bis auf den Kommandanten die ganze Besatzung logierte, war einfach und übersichtlich. Auf der Backbordseite des Mittelgangs lagen von mittschiffs nach vorn: die beiden WO-Kammern, die Bootsmannskammer für den Sperrmeister Weber, der für die Minenräumabteilung zuständig war, und den Motorenmeister Zenker, sowie die Wachtmeisterei, wo das MG, die Handwaffen und deren Munition, aber auch Akten und Geheimsachen verwahrt wurden. Davor, in einer Verbreiterung des Mittelgangs, waren die geländergeschützten, fast immer offenen Bodenluken eingelassen, durch die es hinunter ging zum 6-Mann-Deck der Heizer und zum 15-Mann-Deck der restlichen Mannschaftsdienstgrade. Auf der Steuerbordseite des Mittelgangs, gegenüber der IWO-Kammer war die ABC-Schleuse eingebaut, die gasdicht nach außen und innen mit einem Schott hermetisch geschlossen werden konnte, zur Zeit aber im Wesentlichen als Sanitär-Raum für die Offiziere und Bootsleute diente. Davor, der IIWO-Kammer gegenüber, lag die Offiziers-Messe, um deren zentralen Tisch sich ebenfalls ein L-förmigen Sofa und einige Stühle gruppierten, während die Wände überwiegend mit Schränken besetzt waren. Die tägliche Essenseinnahme, Besprechungen aller Art und Gelegenheiten nachdienstlicher Entspannung waren Sinn und Zweck dieses Raumes, der aber bei „Klar Schiff zum Gefecht“ als zentraler Sanitäts-Raum eingeplant war. In der Ecke zur Bordwand stand der große Kühlschrank. Sich an dessen Inhalt zu vergreifen, war neben den Messebenutzern nur den Bootsleuten vorbehalten.
Bugwärts vor der O-Messe lag die PUO-Messe – ein Raum für die Portepee-Unteroffiziere, wie die Bootsleute und Feldwebel auch heute noch genannt werden, seit sie im 19. Jahrhundert diesen ursprünglich nur für Offiziere vorgesehenen Fangriemen am Säbel getragen hatten. Hauptsächlich jedoch war die PUO-Messe die Kammer des Schiffstechnischen Meisters Stabsbootsmann Utecht, der als Leiter des Hauptabschnitts „Maschine“ in diesem nobel getäfelten und wohnlich eingerichteten Raum residierte, aber zur Essenszeit diesen mit den anderen Bootsleuten zu teilen hatte.
Vor der PUO-Messe lag nur noch die die Bootsmannskammer, wo der E-Meister Kraibich und der offiziell als Decksmeister, inoffiziell als „Seemännische N.1“ oder als „Schmadding“ bezeichnete Obermaat Krusche recht komfortabel logieren konnten.
Vorne endete der Mittelgang, der die „Hauptstraße“ und „Lebensader“ des ganzen Bootes zu sein schien, an den Sanitärräumen der Mannschaften und der „Unteroffiziere ohne Portepee“. Direkt im spitz zulaufenden Bugbereich war nur noch die Vorpik, wo Tampen aller Art, Farben, Pinsel und Reinigungsgeräte gelagert wurden.
Eine genauere Besichtigung dieser Nebenräume schenkten wir uns. Aber es reizte mich, einen Blick in das 15-Mann-Deck zu werfen. Ich war jedoch angenehm überrascht: Verglichen mit den Verhältnissen auf einem Schnellen Minensuchboot, wie ich sie während der Fähnrichszeit auf dem „Steinbock“ kennen gelernt hatte, schien der Platz gut ausreichend dimensioniert zu sein, zumal die 3-stöckigen Kojenverschläge platzsparend jeweils an ...

Inhaltsverzeichnis

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