Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 18
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Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 18

  1. 168 Seiten
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Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 18

Über dieses Buch

Die Detlefsen-Gesellschaft legt zum 18. Mal ihre "Vorträge" dem geneigten Leser vor. Unserem Ziel, die Erforschung der Geschichte unserer engen und weiteren Region zu fördern und die Forschungsergebnisse einem interessierten Publikum vorzustellen, kommen wir auch mit der vorliegenden Publikation wieder einen Schritt näher.In diesem Band finden Sie Beiträge zu den folgenden Themen: H.-Peter Widderich: "Der Tiermaler August Schenck (1821–1900) – Ein Glückstädter in Frankreich – Hommage á Geerd Spanjer (1905–1992)"Ingo Lafrentz: "Von Ivenfleth nach Itzehoe – die Geschichte des Klosters Itzehoe"Hauke Petersen: "Die Glückstädter Fortuna als Spiegel politischer Strömungen in Schleswig-Holstein vom November 1863 bis zum August 1866"Reimer Möller: "Die Polizeiverwaltung der Stadt Glückstadt in der NS-Zeit"Elke Witt: "Dörfliche Schulchroniken – Spiegel der Zeitgeschichte (1933–1945)"

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783741284021
eBook-ISBN:
9783741287374
Auflage
1

Die Polizeiverwaltung der Stadt Glückstadt in der NS-Zeit

Reimer Möller

1933 gehörten zur Gemeindepolizei in Glückstadt, Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein, fünf Beamte und ein Angestellter: die Polizeihauptwachtmeister Hans Fölster56, Emil Glas57, Hugo Hauschildt58, August Meinecke59 und Karl Willer60 sowie der Polizeihilfswachtmeister Wilhelm Meiszus61. Meiszus hatte keine polizeiliche Fachausbildung durchlaufen und wurde als Nachtschutzmann verwendet.
Das polizeiliche Arbeitsgebiet, die Stadt Glückstadt, liegt ca. 45 Kilometer nordwestlich von Hamburg am Ufer der Elbe. 1925 hatte die Stadt 6817 Einwohnerinnen und Einwohner. Größte Arbeitgeber am Ort waren das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) mit 602 (1930), die Papierfabrik Peter Temming AG mit 142 (1925), die Glückstädter Heringsfischerei AG mit 317 (1927)62 sowie Druckerei und Verlag J. J. Augustin mit 160 Beschäftigten; die Fa. Augustin war auf Satz und Druck von Büchern in nicht lateinischen Schrifttypen spezialisiert und genoss internationales Renommee als Helferin der Sprachwissenschaften.63
Der westliche Teil der Innenstadt war von einer großen nicht gewerblichen Einrichtung bestimmt, der Landesarbeitsanstalt der Provinz Schleswig-Holstein. In dem düsteren, wuchtigen Gebäudekomplex waren 1925 119 Arbeitshausgefangene, Untersuchungsgefangene, entmündigte Trinker, »säumig Nährpflichtige« und »Landhilfsbedürftige« untergebracht; Ende März 1933 waren es 169 und Ende März 1937 435 Insassen.64
Die Beschäftigten des Glückstädter Reichsbahnausbesserungswerks waren zum großen Teil gelernte Facharbeiter in Metallberufen, die den in der Weltwirtschaftskrise unschätzbaren Vorzug genossen, unkündbar zu sein. Sie waren der Rückhalt der Glückstädter Sozialdemokraten, die in den beiden Kommunalwahlen 1919 und 1924 absolute Mehrheiten erreichten und seit 1925 mit Wilhelm Schinkel den Bürgermeister stellten.
Die Papierfabrik Peter Temming und die Glückstädter Heringsfischerei, die viele Ungelernte beschäftigten, gerieten in der Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten und reagierten mit Entlassungen. Die Glückstädter Heringsfischerei musste 1931 sogar Konkurs anmelden. Die Zahl der Arbeitssuchenden betrug in Glückstadt am 12. Januar 1931 599, am 1. Dezember 1931 769, am 31. Dezember 1932 788 und am 31. Dezember 1933 434.65
Viele Ungelernte und Arbeitslose sahen sich von der KPD politisch gut vertreten, die in der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 in Glückstadt 15,1 % der Stimmen erhielt und damit drittstärkste politische Kraft der Stadt war. Die NSDAP war aus dieser Wahl erstmals als stärkste politische Partei der Stadt hervorgegangen, auf sie entfielen 37,8 % der Stimmen, auf die SPD 37,2 %.

Die Rolle der örtlichen Polizei bei der Sicherung der NS-Herrschaft und der Unterdrückung der Opposition

Sofort nach ihrer Einsetzung begann die Regierung Hitler, ihre Machtposition auszubauen, gegnerische politische Organisationen zu zerschlagen und jegliche oppositionelle Regung zu unterdrücken. Dabei kam dem Polizeiapparat entscheidende Bedeutung zu.
Zwei Tage nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler setzten die Repressionen gegen die KPD und ihre Nebenorganisationen ein.66
Per Funkspruch ordnete der Preußische Innenminister am 1. Februar 1933 das Verbot aller Versammlungen der KPD und ihrer Nebenorganisationen unter freiem Himmel an. Am 2. März 1933 erweiterte der Regierungspräsident im Regierungsbezirk Schleswig dieses Versammlungsverbot auf Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, auch wenn sie nur der Mitgliedschaft vorbehalten waren.67 Der Funkspruch des Innenministers wies die Polizei an, »planmäßige Durchsuchung« bei der »KPD-Leitung« und »verdächtigen Funktionären« durchzuführen. Daraufhin wurden in Glückstadt neun Haushalte durchsucht – ohne Ergebnis.68
Am 26. Mai 1933 wurde das »Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens« erlassen, woraufhin die Polizei bei KPD-Mitgliedern Schreibmaschinen und Vervielfältigungsapparate beschlagnahmte.69
Per Funkspruch veranlasste das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin am 9. Mai 1933 die Beschlagnahme des Vermögens der SPD, der sozialdemokratischen Zeitungen und des Reichsbanners. Am 11. Mai 1933 erstattete die Ortspolizeibehörde Bericht. In den Wohnungen führender Sozialdemokraten seien der schriftliche Auflösungsbeschluss der Reichsbanner Ortsgruppe sowie eine Quartalsübersicht über die Mitgliederentwicklung der Glückstädter SPD gefunden worden. Danach hätten 250 der zu Jahresbeginn 1933 eingeschriebenen
300 Mitglieder ihren Austritt erklärt. Die geraden Zahlen legen zwar die Vermutung nahe, dass die Angaben manipuliert waren; für einen tatsächlichen Mitgliederschwund sprach aber, dass die vielen Sozialdemokraten in der Belegschaft des Reichsbahnausbesserungswerks das Bedürfnis gehabt haben werden, ihr parteipolitisches Engagement zu beenden, um nicht ihren Arbeitsplatz in dem Staatsbetrieb zu verlieren. Nach dieser Selbstpreisgabe schuf das eigentliche reichsweite Verbot der SPD vom 22. Juni 1933 keine neue Lage mehr. Zur Durchsetzung des Verbotes durchsuchten die Polizeikräfte die Wohnungen der führenden Sozialdemokraten ein weiteres Mal. Dabei beschlagnahmten sie u. a. Protokolle der Beschlüsse, den Glückstädter SPD-Ortsverein aufzulösen und das Heim des Ortsjugendkartells zu verkaufen.70
Es gingen weitere Funksprüche des Preußischen Innenministeriums, des Geheimen Staatspolizeiamts oder des Polizeipräsidenten von Leipzig ein, in denen Auflösung und Einziehung des Eigentums weiterer Organisationen angeordnet wurde, die von Sozialdemokraten geführt waren, darunter der Arbeiter-Samariterbund, der Arbeiterturn- und Sportverband, der Deutsche Freidenkerverband und die Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde.71
Am 2. Mai 1933 wurden die freien Gewerkschaften zerschlagen. Dazu führte die Glückstädter Polizei Haussuchungen bei Funktionären des Ortskartells des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und bei Kassierern der Einzelgewerkschaften durch und beschlagnahmte Unterlagen und Bargeld.72
Die Eingriffe wurden durch das »Gesetz zur Einziehung staats- und volksfeindlichen Vermögens« vom 16. Juli 1933 nachträglich formal »legalisiert«.

56 Hans Fölster, geb. 30.1.1892, 16.10.1913–26.4.1920 Militärdienstzeit, 20.4.1917–28.2.1920 Kriegsgefangenschaft in Frankreich, 30.8.1920–30.11.1926 Schutzpolizei, 22.12.1925 Oberwachtmeisterprüfung an der Polizeischule Kiel, 1.12.1926–28.2.1927 Polizeiassistent auf Probe bei der Polizeiverwaltung Glückstadt, 1.3.1927 Polizeiassistent, später Polizeihauptwachtmeister (A7b); Formular Festsetzung des Besoldungsdienstalters v. 25.1.1936, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig (LAS), Abt. 320 Steinburg, Nr. 378. Am 1.4.1941 Beförderung zum Meister der Schutzpolizei; Vermerk des Landrats des Kreises Steinburg, StA Glü, 2804.
57 Emil Glas, geb. 19.2.1895, 10.5.1915–21.10.1919 Militärdienst, 19.4.1921–7.6.1921 Schutzpolizei, Wintersemester 1923/24 Polizeioberwachtmeisterlehrgang an der Polizeischule für Rheinland-Westfalen in Höxter, Dienst in der Schutzpolizei Altona-Wandsbek, Ausscheiden wegen Stellenmangels, 4.10.1927–4.1.1928 Polizei-Oberwachtmeister bei der Polizeiverwaltung Glückstadt, 5.11.1928–28.2.1929 Polizeihauptwachtmeister auf Probe in Glückstadt, 1.3.1929 Polizeihauptwachtmeister; Formular Festsetzung des Besoldungsdienstalters v. 25.1.1936, LAS, Abt. 320 Steinburg, Nr. 378.
58 Hugo Hauschildt, geb. 21.10.1892, 10.5.1914–30.11.1918 Militärdienst, 24.4.1920–30.8.1927 Schutzpolizei, 20.1.1927 Oberwachtmeisterprüfung an der Polizeischule Kiel, 1.9.1927–31.12.1927 Polizeiassistent auf Probe bei der Polizeiverwaltung Glückstadt, 1.1.1928 Ernennung zum Polizeihauptwachtmeister (A7b); Formular Festsetzung des Besoldungsdienstalters v. 25.1.1936, LAS, Abt. 320 Steinburg, Nr. 378. Am 1.4.1941 Beförderung zum Meister der Schutzpolizei; Vermerk des Landrats des Kreises Steinburg, StA Glü, 2804.
59 August Meinecke, geb. 5.2.1901, 13.8.1919–27.4.1920 Freikorps 3. Marinebrigade von Löwenfeld, 27.5.1920–31.12.1920 Reichswehr, 16.6.1921–30.4.1925 u. 1.7.1925–30.4.1932 Polizeiwachtmeister in der Ordnungspolizei Hamburg, 23.2.1925 1. Fachprüfung an der Polizeischule Hamburg, 12.3.1932 1. Polizeibeamtenprüfung an der Polizeischule Hamburg, 19.12.1932 Polizeioberwachtmeister auf Probe bei der Polizeiverwaltung Glückstadt (A10c), seit 1.10.1933 Polizeihauptwachtmeister in Glückstadt (A7b); Formular Festsetzung des Besoldungsdienstalters v. 4.10.1935, LAS, Abt. 320 Steinburg, Nr. 378.
60 Karl Willer, geb. 19.6.1894, 16.12.1914–23.9.1919 Militärdienst, 23.1.1920–15.4.1927 Schutzpolizei, 8.7.1927–30.9.1927 Hilfspolizeibeamter in Eckernförde, 1.2.1928–30.6.1928 Polizeihauptwachtmeister auf Probe in Glückstadt, 1.7.1928 Übernahme als Polizeihauptwachtmeister; Formular Festsetzung des Besoldungsdienstalters v. 25.1.1936, LAS, Abt. 320 Steinburg, Nr. 378.
61 Wilhelm Meiszus, geb. 7.2.1888 in Windenburg/Kreis Heydekrug, Ostpreußen, bis 1925 Strafanstaltshilfswachtmeister im Glückstädter Gefängnis.
62 Reimer Möller: Widerstand und Verfolgung in einer agrarisch-kleinstädtischen Region: SPD, KPD und »Bibelforscher« im Kreis Steinburg 1933–1945, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 114 (1989), S. 125–228, hier S. 138.
63 Vgl. Karl Nissen: 350 Jahre Buchdrucker in Glückstadt, Glückstadt, o. J. [1982]; Christian Bau/Artur Dieckhoff: Zwiebelfische. Jimmy Ernst, Glückstadt – New York, Grethen-Bü...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Der Tiermaler August Schenck (1821–1900) – Ein Glückstädter in Frankreich – Hommage á Geerd Spanjer (1905–1992): H.-Peter Widderich
  4. Von Ivenfleth nach Itzehoe – die Geschichte des Klosters Itzehoe: Ingo Lafrentz
  5. Die Glückstädter Fortuna als Spiegel politischer Strömungen in Schleswig-Holstein vom November 1863 bis zum August 1866: Hauke Petersen
  6. Die Polizeiverwaltung der Stadt Glückstadt in der NS-Zeit: Reimer Möller
  7. Dörfliche Schulchroniken — Spiegel der Zeitgeschichte (1933–1945): Elke Witt
  8. Nachruf
  9. Impressum