Die Gottesbilder großer Denker
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Die Gottesbilder großer Denker

Schutz vor religiösem Fanatismus

  1. 104 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die Gottesbilder großer Denker

Schutz vor religiösem Fanatismus

Über dieses Buch

Seit 2600 Jahren fragen Philosophen nach Gott und nach dem Ursprung und dem Sinn des Lebens. Wahrscheinlich wird es wegen der sich stets ändernden gesellschaftlichen Verhältnisse nie eine abschließende Antwort geben. Je weiter wir die Kausalzusammenhänge zur Entstehung der Welt zurückverfolgen, umso mehr tun sich neue, unbekannte Ursachen auf, deren Existenz wir nicht erklären können. Bei der Suche nach einem glücklichen Leben können die Vorstellungen der großen Denker uns Hilfe leisten und vor religiösem Fanatismus schützen. Wie haben sich ihre Gedanken über eine gute, gerechte Lebensordnung seit den Anfängen eines systematischen Nachdenkens über Gott entwickelt?In einem kurzen Überblick über die Gottesbilder großer Denker vom Altertum bis zur Gegenwart geht Klaus Peter Fuglsang-Petersen dieser Frage nach. In der für den eiligen Leser gedachten Zusammenfassung schildert er das breite Spektrum der Vorstellungen von den in den Naturgewalten lebenden Göttern, dem einen Gott, der die Idee des Guten verkörpert, bis hin zu der Feststellung "Gott ist tot" und den heute anerkannten erkenntnistheoretischen Überlegungen zur Frage der Gerechtigkeit. Als Ergebnis entsteht das Bild von der Würde des Menschen, das Jesus entworfen hat, und das sich auf Freiheit, Gleichheit und Nächstenliebe stützt.Ein Hinweis auf ausgewählte Literatur zur Vertiefung des Themas schließt die Darstellung ab.

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Information

Jahr
2018
ISBN drucken
9783746033648
eBook-ISBN:
9783746072661

1. Vom Altertum bis zur Mystik

Xenophanes (570 - 480)

Der eine Gott ist Alles

Als die ionische Küstenstadt Milet in Kleinasien unter persische Herrschaft kam (546 v. Chr.), wurde Xenophanes dort als Wandersänger populär. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Süditalien. Er hatte sich eingehend mit Homer (800 v. Chr.) beschäftigt und war zu seinem Kritiker geworden. Dass Homer und Hesiod (770 v. Chr.) den Göttern alle menschlichen Unarten andichteten wie Diebstahlt, Ehebruch, Arglist und Prahlerei fand Xenophanes nicht gut. Ebenfalls kritisierte er, dass die Menschen ihre eigenen Vorstellungen in ihre Götter hineinlegten und spottete über die olympische Götterversammlung. Er stellt sich als erster Grieche einen einzigen Gott vor. Das Höchste und Größte kann nur eines sein. Dieser Gott ist zugleich identisch mit dem Weltganzen. Er ist das unveränderliche Sein hinter der Vielfalt des Erkennbaren.
Xenophanes war Monotheist und Pantheist. Zugleich war er auch Agnostiker, gehörte also zu denen, die behaupten, dass man nicht wissen könne, ob es einen Gott gibt, die aber seine mögliche Existenz auch nicht leugnen. Xenophanes meinte, volle Gewissheit über Gott und die Natur habe noch niemand erlangt und werde auch keiner erlangen. Nicht von Beginn an enthüllten die Götter den Sterblichen alles, aber im Laufe der Zeit finde der Mensch suchend das Bessere. Sichere Wahrheit könne der Mensch jedoch niemals erkennen. Damit nahm Xenophanes bereits vor 2500 Jahren das Ergebnis der modernen Wissenschaftstheorie voraus, die von Karl Popper (1902 – 1994) formuliert wurde. Popper wies nach, dass es in der Wissenschaft keine gesicherten Erkenntnisse gibt, und etwas nur so lange als wahr gilt, bis es durch eine andere Wahrheit widerlegt, „falsifiziert“, wird.
Platon (427 - 347)

Gott ist die Idee des Guten

Platon, Schüler des Sokrates und Gründer der „Akademie“ in Athen, das den dreißigjährigen Bruderkrieg gegen Sparta verloren hatte, wollte die Sophisten – die Lehrer der Weisheit, wichtigster Vertreter war Protagoras (485 – 415 v. Chr.) – bekämpfen und überwinden. Die Sophisten waren bereits Aufklärer, fortschrittliche Denker, die an die Stelle des blinden Gehorsams gegenüber religiösen Autoritäten die Mündigkeit des Menschen und seine Selbstbestimmung setzten. Platon hielt die These, dass es keinen allgemein gültigen Maßstab gebe, und der Mensch mit seinen Werturteilen das Maß aller Dinge sei, für falsch und verderblich, weil sie die Grundlage der Sittlichkeit zerstöre. Platon wollte zeigen, dass es doch ein allgemein gültiges Richtmaß gibt, und wie man zu ihm gelangt. Die sichtbare Welt war für ihn nur eine Scheinwelt, ein bloßes Abbild der wahren Welt, die hinter den vom Menschen erkennbaren Erscheinungen steht. In seinem berühmten Höhlengleichnis beschreibt er, wie der Mensch aus der Scheinwelt der Wahrnehmungen in die wirkliche Welt der Ideen gelangen kann. Gefangen in der Höhle der sinnlichen Welt nehmen die Menschen die Wirklichkeit nur als Schatten eines hinter ihnen leuchtenden Lichtes wahr. Dieses Licht, die Idee des Guten und Gerechten zu erkennen, sei Aufgabe des Philosophen. Das Ziel des Menschen sei es, durch Erhebung in die übersinnliche Welt jene höchste Idee des Guten zu erlangen.
Der eigentliche Grund der Welt und des Werdens ist nach Platon Gottes Wille, dass alles ihm selbst so ähnlich wie möglich werde. Das heißt: gut, gerecht, schön und vollkommen. Der Mensch trägt in seiner Seele Urbilder all dieser gerechten Weisen des Verhaltens. Dass Gott existiert, ist für Platon keine Frage des Glaubens, sondern Gegenstand des Wissens. Kein Volk könne groß sein, das keinen Gott habe, der die Idee des Guten und Vollkommenen verkörpere. Platons Gott hat die Welt nicht aus dem Nichts erschaffen wie der jüdische und der christliche Gott, sondern hat bereits vorhandenen Stoff neu geordnet. Das Göttliche existiert im All und in den Menschen. Es bedarf daher keiner besonderen geschichtlichen Offenbarung, keiner religiösen Lehre, keiner Theologie.
Aus der Überzeugung, dass die Philosophen die Gerechtigkeit erkennen können, entwirft Platon auch sein Idealbild des Staates. Der Staat muss von den durch Auslese herausgefundenen Besten regiert werden. Die Philosophen müssen Könige werden oder die Könige Philosophen, sonst wird es auf der Erde kein Ende des Übels geben. Um die Besten vor irdischen Versuchungen zu schützen, dürfen sie im Gegensatz zur breiten Masse, die an der Politik nicht mitwirkt, kein Eigentum besitzen und müssen streng nach dem Gleichheitsprinzip leben. Vom Staat bekommen sie das, was sie und ihre Familien für ihren Unterhalt benötigen.
Aristoteles (384 - 323)

Gott ist das Streben der Welt

Platons Schüler Aristoteles betrachtete die Konzeption seines Lehrers von der sinnlichen (sichtbaren) Scheinwelt und der wahren Welt der Ideen als willkürliche Theorie. Auch von Platons Staatsidee hielt er nichts. Für Aristoteles war die gegenständliche, erkennbare Welt der Dinge die wahre Welt, der Ausgangspunkt seines Denkens. Als Naturforscher hat er das Weltgebäude mit Raum, Zeit, Materie, Ursache und Bewegung eingehend beschrieben und dadurch einen gewaltigen Vorrat sachlichen Wissens über die Natur und die menschliche Zivilisation zusammengetragen, von dem die Wissenschaft bis in die Neuzeit gezehrt hat. Aber mit der Ordnung des von ihm Erkannten gab er sich als Philosoph nicht zufrieden. Zuletzt stellte er die Frage: worin gründet denn all das, was sich in so verschwenderischem Reichtum vor den Augen auftut? Worin haben Welt und Mensch ihren wahren Ursprung?
Die Antwort findet er im durchgängigen Streben, das er überall in den Bereichen der Wirklichkeit entdeckt. Woher kommt eigentlich die große und umfassende Bewegung, die Menschen und Natur durchwaltet? Was hält die Welt in ihrer ständigen Bewegtheit? Muss es nicht, so fragt Aristoteles, ein erstes Bewegendes geben, von dem alle Bewegung ihren Ausgang nimmt? Alles Streben in der Welt, glaubt er zu erkennen, geht auf Vollkommenheit. Also muss das letzte Ziel der Menschen und der Natur das Vollkommenste sein. Was aber ist das Wirkliche und das Vollkommenste? Aristoteles antwortet: die Gottheit. Freilich nicht der Schöpfergott des Christentums, der von außen her die Welt ins Dasein ruft, sondern die Gottheit als das der Welt immanente letzte Ziel ihres Strebens, ihre kraftspendende Gestalt. Die Gottheit denkt er sich als höchste Vollkommenheit: als Vernunft (Logos). In diesem Sinne sagt Aristoteles: „Gott ist Geist oder noch über den Geist hinaus.“
Epikur (341 - 270)

Götter leben in den Vorstellungen der Menschen

Für Epikur, der nach Anfängen auf Lesbos hauptsächlich in Athen lehrte, hat die Philosophie die Aufgabe, den Weg zum Glück zu weisen. Anders als bei Platon und Aristoteles setzt sich der Mensch die Ziele für ein glückliches Leben selbst. Die Willensfreiheit erscheint als Grundbedingung des Glücks. Das Glück liegt nicht in den Zwecken, die von der kosmischen Ordnung vorgegeben sind, sondern im persönlichen seelischen Gleichgewicht. Das höchste Gut, die individuelle Glückseligkeit, besteht aus dem Bewusstsein, dass die eigenen Wünsche erfüllbar sind, und führt zum inneren Frieden, zur Seelenruhe. Heute wird ein reiner Genussmensch Epikureer genannt. Damit wird Epikur jedoch falsch verstanden. Nicht der Genuss war für ihn das höchste Ziel, sondern der innere Frieden durch eine bedachte Lebensführung. Dazu aber bedarf es einer Mäßigung der Begierden. Diese Gesinnung entwickelt er zu einer durchgebildeten Tugendlehre und zu feinsinnigen ethischen Betrachtungen.
Epikur geht davon aus, dass die Natur den Menschen die Vorstellung von Göttern in ihre Seelen eingepflanzt hat. Aber die Götter nehmen keinen Einfluss auf das Schicksal der Menschen. Weder könnten diese selbst bei steter Sorge um fremde Angelegenheiten volles Glück genießen, noch wäre dann das Übel und Leid erklärlich, das alle Wirklichkeit erkennbar durchdringt. Deshalb hält Epikur die Furcht vor den Göttern für unbegründet und wendet sich gegen die religiösen Mythen. Für ihn zählt nur, was wir durch unsere Sinne aufnehmen. Er greift daher gegen den platonischen Idealismus auf die Atomtheorie Demokrits (480 - 370 v. Chr.) zurück. Bereits Demokrit hat die Theorie des Leukippos (zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr.) systematisch ausgebaut, wonach die Welt sich aus Atomen zusammensetzt.
Zenon (332 - 262)

Götter sind die Gesetzlichkeit der Welt

Zenon aus Kition auf Zypern lehnt die Philosophie Epikurs vom Weg zum Glück des Menschen ab. An die Stelle des Glücks tritt für ihn die Pflicht. Auch die Willensfreiheit des Menschen leugnet er. Alles vollzieht sich nach einer festen Schicksalsordnung. Aber wenn uns auch das Schicksal vorbestimmt ist, so enthebt uns das nicht der eigenen moralischen Verantwortung. Zenons Lebensideal ist die Leidenschaftslosigkeit und Unerschütterlichkeit gegenüber den Schlägen des Schicksals. Über allem steht der Gedanke der Pflicht...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Einleitung
  3. 1. Vom Altertum bis zur Mystik
  4. 2. Vom Humanismus bis zur Gegenwart
  5. 3. Aktuelle Diskussion
  6. 4. Das Gottesbild moderner Denker
  7. Literatur zur Vertiefung
  8. Bildnachweis
  9. Über den Autor
  10. Impressum