Land ohne Kinder
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Land ohne Kinder

Wege aus der demographischen Krise

  1. 212 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Land ohne Kinder

Wege aus der demographischen Krise

Über dieses Buch

Die Menschen in Deutschland werden immer älter, gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren: Deutschland altert mit unvorstellbarer Geschwindigkeit. Bislang konzentrieren sich fast alle Vorschläge zur Anhebung der Geburtenrate auf eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Peter Mersch stellt dar, dass solche Maßnahmen zwar wünschenswert sind, aber keine ausreichenden Effekte erzielen werden, zumal sie die eigentliche Ursache der Kinderarmut nicht ausreichend adressieren. Er schlägt stattdessen den neuen Beruf der "Familienmanagerin" vor: speziell ausgebildete Erzieherinnen, deren Leistung entsprechend der Zahl der von ihnen aufgezogenen Kinder vergütet wird. Die Finanzierung der Familienmanagerinnen könnte über zusätzliche, nach Einkommensgruppen und Kinderzahl gestaffelte Abgaben erfolgen. Damit würde die Lücke zur Rentenversicherung geschlossen und jeder Erwerbstätige verpflichtet, für Nachfolger der eigenen Person zu sorgen, sei es durch das Aufziehen eigener Kinder oder indirekt über Abgaben. Der Autor zeigt auf, dass die qualitative Verbesserung der kindlichen Erziehung in modernen Wissensgesellschaften einen Standortvorteil darstellt. Die Familienmanagerinnen könnten hier neue Maßstäbe setzen. 2. unveränderte Auflage der Erstausgabe aus 2006

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783842355606
eBook-ISBN:
9783741248535
Auflage
1

1 Was auf uns zukommt

Im Vergleich zur demographischen Katastrophe ist der Zusammenbruch des Kommunismus unwichtig.7
Die Menschen in Deutschland – und fast überall sonst auf der Welt – werden immer älter, während gleichzeitig immer weniger Kinder in die Welt gesetzt werden. Mit anderen Worten: Deutschland altert mit unvorstellbarer Geschwindigkeit.
Die Tatsache ist schon seit vielen Jahren bekannt und dokumentiert, trotzdem wird politisch darauf kaum reagiert. Ein Hauptargument ist, dass sich dagegen kaum etwas tun lasse, weil es sich bei demographischen Entwicklungen um Naturprozesse (biologische Prozesse) handelt, die man politisch nicht beeinflussen8, sondern an die man sich lediglich anpassen kann, auch wenn dies schmerzlich ist. Politiker neigen dazu, nur das als Problem anzuerkennen, wofür es eine erkennbare Lösung gibt, und folglich wird die Entwicklung ignoriert.
Daneben gibt es andere Stimmen, die verstärkt ökonomische und soziale Ursachen für den Bevölkerungsschwund verantwortlich machen9. Eine solche Auffassung würde politische Gegensteuerungen ermöglichen.
Für welche Auffassung man sich auch immer entscheiden mag: Wenn nichts geschieht oder die beschlossenen Maßnahmen nicht greifen, werden die mittelfristigen Auswirkungen gewaltig sein10:
Das flache Land entvölkert sich, nur die Regionen um die Großstädte bleiben attraktiv und müssen den Unterhalt für den Rest der Republik erwirtschaften. Immobilienkapital entwertet sich in großem Umfang, die Binnennachfrage stagniert. Die öffentlichen Haushalte sind nicht mehr auszugleichen, ihre Kreditwürdigkeit sinkt. Soweit lassen sich die Wirkungsketten mit einiger Sicherheit voraussehen. Welche politischen und sozialen Weiterungen daraus entstehen, lässt sich nur ahnen: zunehmende Verarmung, Abwanderung, soziale Unruhen, neue extremistische Parteien, kollektiver Vertrauensverlust, vielleicht auch kollektive Erstarrungserscheinungen.
Oder etwas allgemeiner formuliert11:
Der unaufhaltsame, sich von Tag zu Tag beschleunigende Verfall unserer Bevölkerung, die Überalterung unserer Gesellschaft, die graue Revolution wird das Antlitz Europas stärker verändern als die Französische, die Russische oder die osteuropäische Revolution, wird größere gesellschaftliche Veränderungen anrichten als der Erste und Zweite Weltkrieg zusammen.
Das vorliegende Buch ist so strukturiert, dass im ersten Kapitel die möglichen oder wahrscheinlichen Konsequenzen der Entwicklung näher betrachtet werden, und zwar unter der Prämisse, dass sich die Fertilitätsraten in der Zukunft nicht wesentlich ändern werden.
Die Kapitel 2-4 beleuchten einige Hauptursachen der Entwicklung, während sich die Kapitel 5-9 mit möglichen Maßnahmen zur Gegensteuerung beschäftigen. Kapitel 10 und 11 diskutieren schließlich ergänzende Maßnahmen, die in erster Linie als Ausblick zu verstehen sind.

Überalterung

Das Problem der gesellschaftlichen Überalterung besteht aus zwei Komponenten:
  • Die Menschen werden aufgrund des medizinischen Fortschritts bei gleichzeitig geringeren physischen Belastungen (beispielsweise sind die meisten Menschen Wind und Wetter nur noch selten ausgesetzt) und einer geringeren Gefährdung immer älter.
  • Auf der anderen Seite werden in den meisten Industrieländern immer weniger Kinder in die Welt gesetzt. In Deutschland beträgt die Fertilitätsrate12 zurzeit 1,36. Stabile Bevölkerungsgrößen setzen eine Fertilitätsrate von 2,1 (= durchschnittlich 2,1 Kinder pro Frau) voraus.
In nackten Zahlen drückt sich das Problem so aus13:
  • Geht man von einem Rentenalter von 60 Jahren aus, dann kamen in 1985 auf 100 Erwerbstätige 35 Rentner, während dieses Verhältnis in 2030 auf 71 Rentner und in 2050 auf 78 Rentner pro 100 Erwerbstätige ansteigen wird. Heute liegt der Wert bei 45.
  • Geht man von einem Rentenalter von 65 Jahren aus, dann kamen in 1985 auf 100 Erwerbstätige 24 Rentner, während dieses Verhältnis in 2030 auf 49 Rentner und in 2050 auf 55 Rentner pro 100 Erwerbstätige ansteigen wird. Heute liegt der Wert bei 32.
  • In 2030 wird jede dritte Person (34,4 Prozent) in Deutschland 60 Jahre oder älter sein.
  • Gab es 1985 noch 19,8 Millionen Frauen in einem gebärfähigen Alter, so wird diese Zahl in 2030 auf 16,3 Millionen und in 2050 auf 14,2 Millionen sinken. Aktuell sind 19,6 Millionen Frauen in diesem Alter.
  • Wurden in 1964 noch 1,36 Millionen Kinder geboren, so wird diese Zahl im Jahr 2050 auf 548.000 bis 450.000 sinken14. In 2005 wurden 680.000 Kinder geboren.
Das Statistische Bundesamt schreibt zur Basis der aufgeführten Schätzwerte15:
Für den Zeitraum von 2002 bis 2050 wurden die Ergebnisse der mittleren Variante der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung herangezogen. Dieser Variante liegen folgende Annahmen zugrunde:
  1. Die Geburtenhäufigkeit bleibt während des gesamten Zeitraums der Vorausberechnung bei 1,4 Kindern pro Frau.
  2. Die Lebenserwartung bei Geburt steigt bis 2050 für Mädchen auf 86,6 Jahre und für Jungen auf 81,1 Jahre; die "fernere" Lebenserwartung beträgt 2050 für 60-jährige Frauen 28 weitere Lebensjahre und für gleichaltrige Männer etwa 24 Lebensjahre.
  3. Der Außenwanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung beträgt 200.000 jährlich; die Nettozuwanderung der Deutschen geht von etwa 80.000 im Jahr 2002 schrittweise zurück bis zum Nullniveau im Jahr 2040.
Mit anderen Worten: Die Geburtenrate wurde optimistisch noch mit 1,4 Kindern pro Frau angenommen. Davon scheint man aber nicht mehr ausgehen zu können, denn aktuell ist die Zahl bundesweit bereits auf 1,36 gesunken16, in einigen Bundesländern liegt sie sogar deutlich darunter.
Fazit: Deutschland wird – sofern keine gravierenden Änderungen eintreten – spätestens in 2030 ein Land voller alter Menschen sein, mehr als jede dritte Person wird über 60 Jahre alt sein. Ob die dann in Deutschland aufwachsenden Kinder im Erwachsenenalter hier noch leben wollen oder nicht lieber irgendwo sonst auf der Welt ihr Glück versuchen werden, kann man zurzeit nicht voraussehen. Die im Osten Deutschlands bereits stattfindende Landflucht spricht aber eine klare Sprache. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass gerade die Leistungsträger frühzeitig in Länder auswandern werden, die über bessere Rahmenbedingungen verfügen17:
Die jungen Hoffnungsträger wandern scharenweise aus in andere Länder, wo sie bessere Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich halte die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden, für ein erschwerendes, aber letztendlich lösbares Problem: Viele alte Menschen können immer noch gesellschaftlich wichtige Aufgaben übernehmen, dazu werden verschiedene Vorschläge im Kapitel Die Alten auf Seite gemacht. Die wirklich schwerwiegende Komponente des Überalterungsproblems stellt die zunehmende Kinderlosigkeit dar. Eine Gesellschaft mit vielen alten Menschen reift, eine Gesellschaft ohne Kinder stirbt dagegen.
Franz-Xaver Kaufmann dazu18:
Je mehr die Bevölkerung altert, desto wichtiger ist eine Fertilität, die das Reproduktionsniveau nicht wesentlich unterschreitet.
Und an anderer Stelle19:
Nicht das Altern, sondern der absehbare und sich voraussichtlich beschleunigende Rückgang unserer Bevölkerung ist das zentrale demographische Problem.
Allerdings darf bezweifelt werden, dass dies auf Dauer auch so von der Bevölkerung gesehen wird. Wenn die demographische Entwicklung unverändert weiter geht, wird sich eine zunehmende Intoleranz gegenüber alten Menschen herausbilden. Bei verstärkter ökonomischer Belastung des erwerbstätigen Teils der Bevölkerung werden ältere Menschen empfindliche Einbußen bei der medizinischen Betreuung erfahren. Dies wird sowohl für medikamentöse Therapien, medizinische Eingriffe, physikalische Therapien als auch Pflegedienste gelten. Die Veränderungen werden an grundsätzlichen ethischen und moralischen Wertvorstellungen unserer Gesellschaft rütteln. Es ist nicht auszuschließen, dass sich gleichzeitig ein offener Altenhass entwickeln wird, in dessen Rahmen zum Beispiel jede größere Grippewelle mit Verlusten bei der älteren Bevöl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Abbildungsverzeichnis
  3. Danksagung
  4. Widmung
  5. Vorwort
  6. 1. Was auf uns zukommt
  7. 2. Rentenversicherung
  8. 3. Emanzipation der Frauen
  9. 4. Ehe-Risiken
  10. 5. Was nicht funktioniert
  11. 6. Die Familienmanagerin
  12. 7. Scheidung
  13. 8. Die Alten
  14. 9. Rationalisierung
  15. 10. Chancen für den Osten
  16. 11. Bevölkerungsplanung
  17. 12. Schlussbemerkung
  18. 13. Literatur
  19. Ebenfalls von Peter Mersch
  20. Impressum