Es gibt mehrere Arten, eine gegebene Position mit ein und derselben Armee einzunehmen. Ich behandele meinen Gegenstand stets auf mehrere Arten. (Napoleon)
Unter dem Image einer Band verstehen wir die Gesamtheit der Meinungen, welche die Umwelt (Publikum, potentielle Veranstalter, usw.) von der Band hat. Hat sich noch kein bestimmtes Image herausgebildet, kann die Band durch ihr Verhalten diese Meinungs-bildung beeinflussen. Hauptsächlich erreicht sie dies, indem sie möglichst positiv auf ihre Umwelt wirkt. Allgemein wirkt jemand dann – auch neben anderem - positiv auf einen anderen Menschen, wenn er dem anderen bestimmte Gefühle bzw. bestimmte Erlebnisse vermitteln kann.
Jedes Verhalten kann als motivierend (diese Band möchte ich gerne live sehen – von dieser Band möchte ich gerne eine CD haben) und damit als erfolgversprechend bezeichnet werden, welches dem Publikum/Fan eines oder mehrere der folgenden Erlebnisse vermittelt:
- - Erotik/Sex
- - Prestige
- - Natürlichkeit
- - Abwechslung/Neuartigkeit
- - Erfolg
- - Überlegenheit
- - Geselligkeit
- - Jugendlichkeit
Diese acht Erlebnis- und Gefühlswirkungen werden von einer Band auf drei Arten vermittelt:
1.) durch die Musik selbst
2.) durch die Personen der Band (bzw. ihrer Fähigkeit, Erlebnisse z.B. durch ihre Bühnenshows zu vermitteln) und
3.) durch die Werbemittel der Band (Erlebnis-Vermittlung durch Fotos, Plakate, Videos, Webauftritte usw…)
Allerdings ist unbedingt darauf zu achten, dass alle drei Gefühls- und Erlebniskomponenten aufeinander abgestimmt sein müssen.
Die Leute wären wohl nicht sonderlich davon begeistert, wenn die Jungs einer Heavy Metal Band Notenständer mit Noten zum ablesen vor sich stehen hätten. Ebenso schlecht würde es sich wohl machen, wenn eine Folk-Sängerin zu ihren Folksongs wilde Luftsprünge auf der Bühne veranstaltet oder eine brave Schlagersängerin mit „Strapse und Korsette“ bekleidet an die Öffentlichkeit ginge. Es wäre aber auch kaum erfolgversprechend, wenn das Konzert-Plakat einer heißen Discogruppe genauso langweilig gestaltet wäre wie das übliche Passfoto für den Personalausweis. Wichtig ist: zu einer bestimmten Musik gehört die richtige Person - die richtigen Personen - und die richtige Werbung.
Doch bleiben wir vorerst bei der Person. Eine Person vermittelt Erlebnisse wie Erotik, Prestige, Natürlichkeit usw. durch ihre Körpersprache. Körpersprache ist aber eine sehr komplexe Sache. Deshalb wollen wir sie im Folgenden in ihre Bestandteile zerlegen. Wenn wir dann ein gewisses Gespür für die Bestandteile der Körpersprache entwickelt haben, fällt es auch nicht mehr allzu schwer, das eigene Verhalten in die gewünschte Richtung zu lenken.
Was Körpersprache ist und wie vielseitig die Sprache des Körpers sein kann, macht ihr euch am besten anhand von Videoclips verschiedener Bands und Interpreten klar. Im Gegensatz zu Verhaltensanalysen einer live spielenden Band hat die Aufzeichnung den Vorteil, dass man sie mehrmals betrachten, sowie das Standbild benutzen kann.
Zu jedem der unten aufgeführten Eindrücke solltet ihr nun mindestens einen beschreibenden Begriff finden, der das Verhalten der betrachteten Band bzw. des betrachteten Interpreten möglichst genau wiedergibt.
Achtet bei eurer Analyse wirklich auf jede Kleinigkeit und gebt euch nicht mit voreiligen Begriffen zufrieden. Denkt daran, ihr sollt das gesamte sichtbare und hörbare Verhalten eines Menschen beschreiben und das ist bei weitem keine leichte Aufgabe. Wie umfangreich eine solche Analyse werden kann, habe ich an einem fiktiven Beispiel dargestellt. Anhand dieses Beispiels sollte euch auch klar werden, was unter den einzelnen Punkten zu verstehen ist. Beachtet bitte unbedingt, dass sich das Beispiel nur auf die Beschreibung einer Person bezieht.
Anmerkung: Zur Körpersprache des Menschen gehört auch die Art wie er sich kleidet. Durch seine Kleidung signalisiert der Mensch seiner Umwelt, was er ist oder was er sein möchte. Auch diese Aspekte sind gerade für die Imagebildung der Band von besonderer Wichtigkeit.
Visuelle Eindrücke
1.1 Körperliche Erscheinung:
Mädchen, ca. 17 Jahre alt, dunkelhaarig, Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, harmonische Gesichtszüge, große schwarze Augen, geöffnete (große) Pupillen, hohe Stirn, volle Lippen, groß und schlank, knackiger Po, mittelgroßer Busen
1.2 Haltung:
gelassen und aufrecht, Körper und Beine bilden eine gerade Linie, Kopf oft ein wenig zur Seite geneigt, dadurch naive, unschuldige Wirkung
1.3 Bewegungen:
flotte Tanzart mit weit ausladenden Schritten und unvermitteltem Übergang zu einer Mischung von Flamenco- und Bauchtanz, verbale Äußerungen werden durch Gestik und Mimik unterstützt. Zurückwerfen des Kopfes nach Sprechpausen, häufiges Anwinkeln des rechten Beines und Berühren der Oberschenkel mit den Händen
2.1 Gangart:
gleichmäßige, gegliederte Bewegungen beim Laufen
2.2 Gesten:
beim Nachdenken Zeigefinger der rechten Hand an den rechten Nasenflügel und offenes Grinsen, Kußhand zuwerfen, Kopfnicken, mit ausgebreiteten Armen auf jemand zugehen
2.3 Mimik:
herzliches Lächeln und freches Augenzwinkern, manchmal schwaches und kurzes Stirnrunzeln, Hochziehen der Augenbrauen, Beben der Nasenflügel
2.4 Ticks:
keine
3.1 Geschicklichkeit:
besonders gelungen wirken Gesten und begleitende Mimik, welche verbale Äußerungen unterstützen
3.2 Beweglichkeit:
Reaktionen erfolgen rasch, Übergänge vom Stehen zum Laufen und in den Tanz wirken fließend, Kopf, Körper, Arme und Beine bilden eine dynamische Einheit
3.3 Rhythmus:
bewegt
4.1 Gefühlsreaktionen:
Lachen, Schulter zucken, Augen rollen, Kopf zur Seite neigen
4.2 Verhalten im Raum:
Offenes, unbekümmertes Verhalten, keine Abwehrsignale
5.1 Kleidung:
weiße edle Lederjacke, schwarze Bluse, weißer Minirock(ebenfalls aus Leder), schwarze Strümpfe, schwarze hohe Pumps
5.2 Schmuck:
großer, goldener Ohrring am linken Ohr, weiße Sonnenbrille, breiter, einseitig an der Hüfte herabhängender Gürtel
5.3 Accessoires:
weiße Handschuhe, Gürtel, Sonnenbrille
5.4 Frisur:
Pferdeschwanz, Haare etwas zottig getragen
5.5 Make-up:
dezentes, „natürliches“ Make-up
Gehöreindrücke
1.1 Tonlage, Rhythmus, Vortragsart und Spannweite der Stimme, Lachen:
helle Stimme, sprudelnder, fröhlicher Klang, mädchenhaftes Lachen
1.2 Vortragsstörungen:
keine
Nach dem ihr eine solche Verhaltensanalyse gründlich durchgeführt habt, werdet ihr sicherlich festgestellt haben, dass die analysierte Person über ein ganz bestimmtes Ausdrucksrepertoire verfügt. Dieses Repertoire spiegelt eine Mischung der acht Erlebnis-Wirkungen wieder. Das könnt ihr leicht überprüfen, indem ihr versucht, jeden gefundenen Begriff einem der acht Schlüsselerlebnisse Erotik, Prestige, Natürlichkeit, Neuartigkeit, Erfolg, Überlegenheit, Geselligkeit oder Jugendlichkeit zuzuordnen.
Wenn ihr euch die Mühe macht und noch ein paar andere Videoclips oder Interviews mit Popstars analysiert, werdet ihr deren Verhalten immer wieder auf die acht Schlüsselerlebnisse zurückführen können, mal dominiert die Neuartigkeit, mal der Sex usw.
Für eure Aktivitäten in Sachen Werbung bzw. für die Präsenz der Band auf Konzerten ist es unerlässlich, ein ganz konkretes Image-Konzept zu entwerfen, d. h. ein Verhaltenskonzept auszuarbeiten, das Erlebnisse vermittelt und repräsentativ für die Band ist.
Dieses Konzept sollte eine beliebige Kombination der acht Erlebnis-Wirkungen durch die Elemente der Köpersprache darstellen. Selbstverständlich kann man sich nicht dicker und nicht dünner machen, als man in Wirklichkeit ist, und man kann auch keine langen blonden Haare in ein Imagekonzept aufnehmen, wenn man eine Glatze hat, aber das ist auch gar nicht Sinn und Zweck der Übung. Hier soll nicht ausgedacht werden, wie man dieses oder jenes Image am besten kopieren könnte, sondern es soll gerade das Gegenteil bewirkt werden: Die eigene Persönlichkeit abtasten und all die vielen Elemente der eigenen individuellen Körpersprache ausfindig machen, die in irgendeinem Zusammenh...