II. Die Alkohol-MPU
1. Biographie
Es ist wichtig alle prägnanten Daten Ihrer Biographie zu kennen. Zusätzlich ist es wichtig die Daten Ihrer Familienangehörigen zu kennen. Dies ist für den Prüfer von großer Bedeutung. Er leitet daraus ab, dass jemand der die Daten seines Lebens kennt auch verantwortungsvoll damit umgehen kann. Zudem sieht er, dass Sie Ihr Leben strukturieren können und somit im Griff haben.
Fangen Sie mit dem Alter und den Geburtstagen Ihrer Eltern und Geschwister an. Weiter sind der Beruf und die Arbeitsstelle Ihrer Familienmitglieder wichtig. Hierzu gehören auch Ausbildungen bzw. Ausbildungsabbrüche.
Dies bedeutet:
Wie alt ist Ihr Vater, wann und wo wurde er geboren, was hat er wo gearbeitet?
Wie alt ist Ihre Mutter, wann und wo wurde sie geboren, was hat sie wo gearbeitet?
Wie alt sind Ihre Geschwister, wann und wo wurden sie geboren, was haben sie gearbeitet?
Nun zu Ihnen.
Wichtige Daten: Wie alt sind Sie?
Wann und wo wurden Sie geboren?
Wann sind Sie in den Kindergarten gekommen?
Wann sind Sie in die Schule gekommen?
Welchen Abschluss haben Sie wann und in welcher Schule gemacht?
Haben Sie eine Berufsausbildung gemacht? Wann? Welche? Wo?
Wann haben Sie wo gearbeitet?
Wann waren Sie arbeitslos? Gründe hierfür?
Wenn Sie aktuell arbeitslos sind, ist es wichtig trotzdem einen strukturierten Tages- und Wochenverlauf aufzuzeigen. Hierzu gehört der sinnvolle Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit. Dies können z.B. ehrenamtliche Aufgaben, organisieren von Jugendfreizeiten, Mitarbeit in Arbeitslosenprojekten, Besuch von Kursen, Hausmann, usw. sein.
Ganz ungünstig wäre hier auf die Frage: „Was machen Sie den ganzen Tag bzw. die Woche über?“ zu antworten:
„Mir fällt immer etwas ein.“ oder „Ich weiß nicht.“.
Wie war das Verhältnis zu Eltern und Geschwistern?
Wie sind Sie in der Schule zurecht gekommen?
Hatten Sie einen Freundeskreis?
Wie war Ihre Stellung im Freundeskreis?
Wie sind Sie in der Ausbildung zurecht gekommen?
Wann und wo waren Sie bei der Bundeswehr?
Wann und wo haben Sie Zivildienst geleistet?
Leben Ihre Eltern noch? Wenn nein, wann sind sie gestorben?
Wann haben Sie geheiratet?
Wann wurden Sie geschieden?
Wie viele Kinder haben Sie?
Wie alt sind diese, wann wurden sie geboren?
Wie Sie sehen, können das eine ganze Menge Daten sein, die Sie wissen sollten. Das bedeutet aber nicht, dass alles abgefragt wird. Für Sie ist es wichtig, dass sie im Fall eines Falles alles wissen und beantworten können. Versuchen Sie die Antworten möglichst im Erzählstil zu geben und nicht als abgehackte Antwort.
Nicht so:
Mein Geburtstag ist der …
Mein Geburtsort ist …
Meine Mutter ist am … geboren.
Mein Vater ist am … geboren.
Sondern möglichst so:
Mein Vater wurde am 20.02.1950 in Hamburg geboren. Er zog als Kind mit seinen Eltern nach Heidelberg. Dort arbeitete er seit 1965 als Maschinist bei der Firma ABC. Seit dem 01.Mai 2006 ist er in Rente.
Meine Mutter wurde am 15.05.1955 in Heidelberg geboren und arbeitete ebenfalls bei der Firma ABC. Die beiden lernten sich in der Firma kennen und heirateten am 20.05.1975.
Ich wurde am 01.01.1980 in der Nähe von Heidelberg in einem kleinen Dorf mit dem Namen Wieblingen geboren. Ich habe noch einen jüngeren Bruder, dieser wurde am 19.04.1982 geboren …..
Der Erzählstil hat den Vorteil, dass der Gutachter sieht, dass Sie mit Ihrer Geschichte vertraut sind und diese nicht nur auswendig gelernt haben.
Zudem benötigen Sie mehr Zeit, um Ihre Biographie zu erzählen. Das bedeutet, der Gutachter kann Ihnen nicht so viele Fragen stellen.
Wichtig in der Biographie ist der Punkt an dem festgemacht werden kann, warum Sie nun dem Alkohol zugeneigt sind.
Dies könnte z.B. sein, dass Sie es von Ihrem Vater gelernt haben Alkohol zu trinken. Für Ihn war der tägliche Konsum normal. Probleme wurden in Ihrem Elternhaus nicht diskutiert sondern weggeschwiegen und mit Alkohol weggetrunken.
Diese Probleme wurden dadurch verdrängt und nicht bearbeitet.
Oder, die Erwartungshaltung von Seiten Ihrer Eltern war zu groß. Sie konnten den Erwartungen dieser nicht gerecht werden.
Oder, der Zugang zu einem oder beiden Elternteilen war gestört.
Es gab wenig oder keine Gemeinsamkeiten.
Oder, Sie haben zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und haben sich diese im trinkenden Freundeskreis gesucht.
Sie haben keine oder eine nicht ausreichend sinnvolle Freizeitgestaltungen gehabt und sind darum nur mit Freunden herumgezogen und haben getrunken.
Wie Sie sehen ist es wichtig, die eigene Vergangenheit kritisch zu betrachten. Warum haben Sie den Weg in den übermäßigen Konsum von Alkohol gesucht?
Was haben Sie in Ihrer Kindheit und Jugend vermisst?
Waren die Ansprüche Ihrer Eltern zu hoch, konnten Sie diesen nicht gerecht werden?
Was hat Sie überfordert?
Aber nicht nur Probleme aus der Jugendzeit können als Auslöser für den erhöhten Konsum gesehen werden. Ereignisse mit denen Sie nur schwer fertig werden, können ebenso zu einem gesteigerten Konsum führen.
Je mehr Ihnen beim bisherigen Lesen aufgefallen oder besser gesagt für sich eingefallen ist, desto besser ist dies für die MPU.
Denken Sie immer daran, dass Sie auf keinen Fall eine harmonische und gute Kindheits- bzw. Jugendzeit vorbringen, wenn diese in einigen Punkten nicht so war bzw. belastbar war.
Der Schlüssel zur erfolgreichen MPU liegt in der Wahrheit.
Dieser Teil, Ihre Biografie, ist der eigentliche Schlüssel zu einer erfolgreichen MPU-Begutachtung. Vielleicht haben Sie bereits beim Lesen bemerkt, welcher Punkt bei Ihnen besonders zutrifft bzw. welches Ereignis Sie besonders beschäftigt hat.
Den Gebrauch des Wortes „Sucht“ habe ich bis jetzt absichtlich vermieden. Dieses Buch soll kein Therapiebuch sein, sondern ein Arbeitsbuch für die erfolgreiche MPU-Begutachtung.
2. Die Alkoholfahrt
Hier geht es darum, dem Gutachter zu erläutern, warum Sie soviel getrunken haben und wie alles passiert ist. Kurz gesagt, warum sind Sie damals im alkoholisierten Zustand noch gefahren.
Hier genügt nicht eine Antwort wie: „Ich dachte nicht daran, dass etwas passieren könnte“ oder „der Weg war so kurz“. Selbst ein Notfall wäre vermutlich kein Grund.
Und warum nicht?
Weil Sie nicht nur sich, sondern auch andere durch ihr Verhalten gefährdet haben. Vielleicht denken Sie jetzt „Ich konnte sehr wohl noch gut fahren und habe niemanden gefährdet, die Polizeikontrolle war schuld, dass ich meinen Führerschein nicht mehr habe.“
Diesen oder ähnliche Gedanken legen Sie bitte schnellst möglich ab! Verantwortung für sich und für Ihr Tun ist hier gefragt. Dies bedeutet, dass niemand außer Ihnen selbst am Führerscheinverlust schuld ist, und dass Sie durch Ihr Verhalten sehr wohl sich selbst und andere gefährdet haben.
Überlegen Sie auch, falls Ihnen der Führerschein nur durch eine gewöhnliche Alkoholkontrolle abgenommen wurde, was passiert wäre, wenn Sie in einen Unfall verwickelt gewesen wären. Und noch schlimmer, falls es dabei zu einem Personenschaden gekommen wäre.
Aber auf mögliche Konsequenzen der Trunkenheitsfahrt gehen wir später noch genauer ein.
Nun zu Ihrer Alkoholfahrt:
Was war davor? Sie haben getrunken!
Wir wollen aber noch weiter zurückblicken. Was war bevor Sie getrunken haben?
Wo waren Sie?
Hatten Sie bereits vor mit dem Auto unterwegs zu sein und auch etwas Alkoholisches zu trinken? Hatten Sie die feste Absicht sich zu betrinken oder hatten Sie ein bestimmtes Maß im Kopf oder war es die gewöhnliche Menge?
Wie waren Ihre Gedanken? Hatten Sie ein ungutes Gefühl?
Ist an diesem Tag etwas besonderes passiert, über das Sie sich geärgert haben oder gab es einen Grund zum Feiern.
In welchem Zeitraum haben Sie wie viel getrunken? Wo haben Sie getrunken? Was war der Anlass? Haben Sie alleine getrunken? Wie war Ihre Stimmung? Wie war die Stimmung um Sie herum?
Gab es eine Möglichkeit in dieser Situation nicht zu trinken.
Wie waren ihre Gedanken als Sie zum Fahrzeug gingen?
Wie waren Ihre Gefühle dabei?
Wie war Ihr Zustand?
Wie sind Sie zu Ihrem Fahrzeug gegangen?
Sind sie direkt zum Fahrzeug gegangen?
Waren Sie allein oder waren noch andere Personen dabei?
Welche Personen waren dabei?
Hatten diese ebenfalls getrunken?
Was haben Sie danach gemacht?
Nun zu den Konsequenzen:
Haben Sie sich darüber im Vorfeld Gedanken gemacht? Haben Sie sich nach der Fahrt darüber Gedanken gemacht?
Was sind die ku...