Napoleon Bonaparte
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Napoleon Bonaparte

Eine Romanbiografie

  1. 280 Seiten
  2. German
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Napoleon Bonaparte

Eine Romanbiografie

Über dieses Buch

Napoleon Bonapartes vielschichtige Persönlichkeit lädt dazu ein, die Quellen seiner Erfolge und Misserfolge aufzudecken, sein Genie und seine Denkart zu begreifen. Als Alexandre Dumas der Ältere 1831 durch seine frühe Biografie Napoleon Bonapartes die erfolgreiche Zeit des Kaisers ins Gedächtnis rief, gab es noch nicht die große Zahl wissenschaftlicher Quellen, die heutigen Forschern zur Verfügung steht. Es ging Alexandre Dumas auch nicht darum, ein Werk zu liefern, das den Ansprüchen gelehrter Kritiker genügen würde. Das Buch ist eher eine Romanbiografie, die das Geschehen spannend, oft in direkter Rede, widergibt. Es ist zu spüren, dass Alexandre Dumas ein Zeitgenosse Napoleons war, der aus eigener Erfahrung berichtet. Gerade hierdurch erhält diese mit allen Vorzügen Dumasscher Darstellungskunst ausgestattete Biografie ihren besonderen Unterhaltungswert.

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Information

Auflage
1

Napoleon Kaiser

Die letzten Augenblicke des Konsuls dienten dazu, mit Hinrichtungen oder Gnadenerweisen die Wege zum Thron zu ebnen. Einmal auf den Kaiserthron gelangt, machte sich Napoleon an eine neue Organisation des Reiches.
Der alte Lehnsadel war verschwunden, Napoleon schuf einen neuen volkstümlichen. Die verschiedenen Ritterorden waren in Mißachtung gesunken. Napoleon setzte die Ehrenlegion ein. Seit zwölf Jahren war der Generalsrang die höchste militärische Auszeichnung, Napoleon setzte zwölf Marschälle ein.
Diese zwölf Marschälle waren die Gefährten seiner Mühen, Geburt und Gunst hatten keine Stimme bei ihrer Wahl. Alle hatten ihre Tapferkeit zur Mutter und den Sieg zum Vater. Die Auserkorenen waren Berthier, Murat, Moncey, Jourdan, Massena, Augereau, Bernadotte, Soult, Brune, Lannes, Mortier, Ney, Daooust, Bessieres, Kellermann, Lefèvre, Pérignon und Serrurier.
Heute, nach 39 Jahren, leben noch drei, die die Sonne der Republik aufgehen und den Stern des Kaiserreichs sinken sahen; der erste ist zur Stunde, wo wir diese Zeilen schreiben, Gouverneur der Invaliden (Moncey), der zweite Präsident des Ministerrats (Soult) und der dritte König von Schweden (Bernadotte), als die einzigen und letzten Reste der kaiserlichen Plejaden; die beiden ersten haben sich auf ihrer Höhe gehalten, und der dritte ist noch höher gestiegen.
Am 2. Dezember 1804 fand die Salbung in der Kirche Notre-Dame statt; der Papst Pius VII. war ausdrücklich von Rom gekommen, um die Krone auf das Haupt des neuen Kaisers zu setzen. Von seiner Garde begleitet, in einem achtspännigen Wagen, Josephine neben ihm, begab sich Napoleon in die Hauptkirche. Der Papst, die Kardinäle und die Erzbischöfe, die Bischöfe und alle großen Staatskörperschaften erwarteten ihn in der Kathedrale, auf deren Stufen er einige Augenblicke stillhielt, um eine Anrede anzuhören und darauf zu antworten. Sodann trat er in die Kirche ein und stieg, die Krone auf dem Haupt und das Szepter in der Hand, auf den für ihn bereiteten Thron. In dem durch das Zeremoniell bezeichneten Augenblick kam ein Kardinal, der Groß-Almosenier, und ein Bischof, um ihn abzuholen, und geleiteten ihn zum Fuße des Altars; jetzt nahte sich ihm der Papst und sprach, indem er ihm auf Haupt und beide Hände die dreifache Salbung erteilte, mit lauter Stimme folgende Worte:
„Gott, Allmächtiger, der du Hasael gesetzt hast, Syrien zu regieren, der du Jehu gemacht hast zum König in Israel und ihnen geoffenbaret deinen Willen durch den Mund des Propheten Elias, du, der gleichermaßen ausgegossen hat die heilige Ölung der Könige auf das Haupt von Saul und David durch die Hand des Propheten Samuel, gieße durch meine Hände die Schätze deiner Gnade und deiner Segnungen über deinen Knecht Napoleon aus. den wir trotz unserer persönlichen Unwürdigkeit heute in deinem Namen zum Kaiser weihen.“
Darauf stieg der Papst langsam und majestätisch wieder auf seinen Thron. Man brachte dem neuen Kaiser die heiligen Evangelien: er streckte die Hand darüber aus und leistet den durch die Konstitution vorgeschriebenen Eid. Nach Leistung des Eides rief der Oberste der Wappenherolde mit starker Stimme:
„Der sehr glorreiche und sehr erhabene Kaiser der Franzosen ist gekrönt und auf den Thron gesetzt. – Es lebe der Kaiser!“
Sofort ertönte die Kirche von demselben Rufe; eine Artilleriesalve erwiderte ihn mit eherner Stimme, und der Papst stimmte das Te Deum an. Ganz aus war es von dieser Stunde an mit der Republik; die Revolution hatte sich verkörpert.
Aber an einer Krone genügte es nicht; der Riese mit den hundert Armen des Geryon hatte, schien es, auch dessen drei Köpfe. Am 17. März 1805 kam Herr von Melzi, Vizepräsident per Staatskonsulta der Zisalpinischen Republik, ihm die Vereinigung des Königreichs Italien mit dem französischen Kaiserreiche anzubieten, und am 26. Mai empfing er zu Mailand in dem Dome, dessen Stein Galeas Visconti gelegt hatte, und dessen letzte Verzierungen er selbst meißeln lassen sollte, die eiserne Krone der alten Lombardenkönige, die Karl der Große getragen hatte, und die er nun auf sein Haupt setzte, mit den Worten: „Gott hat sie mir gegeben, wehe dem, der sie berührt!“
Von Mailand, wo er Eugen mit dem Titel eines Vizekönigs zurückläßt, begibt sich Napoleon nach Genua, das seiner Souveränität entsagt, und dessen mit dem Kaiserreich vereintes Gebiet fortan die drei Departements Genua, Montenotte und Apenninen bilden. Bei dieser Gelegenheit machte er auch die Republik Lukka zum Fürstentum Piombino. Napoleon, der aus seinem Stiefsohn einen Vizekönig und aus seiner Schwester eine Prinzessin macht, schickt sich an, aus seinen Brüdern Könige zu machen.
Mitten in dieser Neugestaltung von Ruinen erfährt Napoleon, daß England, um der ihm angedrohten Landung zu entgehen, Österreich abermals zu dem Entschluß bewogen hat, Frankreich mit Krieg zu überziehen. Nicht genug! Paul I., unser ritterlicher Bundesgenosse, war ermordet worden; Alexander hat des Vaters Doppelkrone als Hoherpriester und Kaiser geerbt. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war der Abschluß eines Allianzvertrages mit dem britischen Ministerium am 11. April 1805 gewesen; und eben diesem Vertrag, der Europa zu einer dritten Koalition aufbietet, ist Österreich am 9. August beigetreten.
Diesmal sind es wiederum die verbündeten Monarchen, die den Kaiser zwingen das Szepter niederzulegen, und den General, wieder zum Degen zu greifen. Napoleon begibt sich am 25. September in den Senat, erwirkt eine Aushebung von 80 000 Mann, reist am folgenden Tag ab, geht am 1. Oktober über den Rhein, betritt am 6. Bayern, entsetzt München am 12., nimmt Ulm am 20. und bemächtigt sich Wiens am 13. November. Am 29. d. M. vereinigt er sich mit der italienischen Armee und steht am 2. Dezember, dem Jahrestag seiner Krönung, den Russen und Österreichern in den Ebenen von Austerlitz gegenüber.
Am Abend zuvor hatte Napoleon den Fehler entdeckt, den seine Feinde begingen, indem sie alle ihre Streitkräfte um das Dorf Austerlitz zusammenzogen, um den linken Flügel der Franzosen zu umgehen.
Gegen Mittag war er mit den Marschällen Soult, Bernadotte und Bessières zu Pferde gestiegen, durch die Reihen der Gardeinfanterie und -kavallerie, die auf der Ebene von Schlapanitz unter den Waffen standen, geritten und hatte sich dabei bis auf die Vorpostenlinie von Murats Reiterei, die einige Karabinerschüsse mit dem Feinde wechselte, hinausgewagt. Von da hatte er mitten in dem Kugelregen die Bewegungen der verschiedenen Kolonnen beobachtet und, von einem plötzlichen Geistesblitz erleuchtet, wie sie seinem Genie eigen waren, Kutusoffs ganzen Plan geahnt. Von diesem Augenblick an war Kutusoff in seiner Vorstellung geschlagen, und als er in seine Baracke, die er sich inmitten seiner Garde auf einer die ganze Ebene beherrschenden Plattform hatte aufschlagen lassen, zurückkehrte, sagte er, sein Roß umwendend, mit einem letzten Blick auf den Feind: „Bevor morgen die Sonne untergeht, wird diese ganze Armee mein sein.“
Gegen 5 Uhr nachmittags wurde der Armee folgender Tagesbefehl bekanntgegeben:
„Soldaten, die russische Armee steht vor euch, um den Unfall der Österreicher bei Ulm zu rächen. Es sind dieselben Bataillone, die ihr bei Hollabrunn geschlagen und seither ununterbrochen verfolgt habt.
Unsere Stellungen sind furchtbar, und während der Feind versuchen wird, meinen rechten Flügel zu umgehen, wird er mir seine Flanke preisgeben.
Soldaten, ich selbst werde eure Bataillone führen; ich werde weit vom Feuer bleiben, wenn ihr mit eurer gewohnten Tapferkeit Verderben und Verwirrung in den feindlichen Reihen verbreitet; sollte aber der Sieg nur einen Augenblick zweifelhaft sein, so würdet ihr sehen, wie sich euer Kaiser den ersten Streichen aussetzt; denn der Sieg darf nicht ungewiß sein, am wenigsten an einem Tage, wo es sich um die Ehre der französischen Infanterie handelt, die so viel zur Ehre der ganzen Nation beiträgt.
„Keiner verlasse unter dem Vorwand, die Verwundeten fortzubringen, die Reihen, und jeder durchdringe sich mit dem Gedanken, daß diese Söldlinge Englands überwunden werden müssen, die von so großem Hasse gegen unsere Nation beseelt sind.
„Dieser Sieg wird unserm Feldzug ein Ende machen, und wir werden Winterquartiere beziehen können, wo die neuen Armeen, die sich in Frankreich bilden, zu uns stoßen, und dann werde ich einen Frieden schließen, der meines Volkes, euer und meiner würdig ist.“
Lassen wir jetzt Napoleon selbst reden; hören wir, wie Cäsar von Pharsalus erzählt!
„Den 30. bezogen die Feinde ein Biwak bei Hogieditz. Diesen ganzen Tag über durchritt ich die Gegend; ich sah, daß es bloß von mir abhing, meinem rechten Flügel einen guten Stützpunkt zu verschaffen und das Vorhaben des Feindes zu vereiteln, wenn ich nämlich die Hochebene von Pratzen, vom Santon an bis Kresenowitz, mit starker Macht besetzte, um ihn in der Front aufzuhalten. Dadurch wäre aber bloß ein Zusammenstoß mit gleichen Aussichten für beide Teile herbeigeführt worden, und ich wollte etwas Besseres. Die Absicht der Verbündeten, sich um meine rechte Flanke zu ziehen, lag zutage; ich glaubte, einen ganz sicheren Streich führen zu können, wenn ich sie ungestört ihren linken Flügel ausdehnen ließ, und stellte nur eine Reiterabteilung auf den Höhen von Pratzen auf.
Am 1. Dezember rückte der Feind aus Austerlitz vor und stellte sich uns gegenüber in der Stellung von Pratzen auf, indem er seinen linken Flügel bis Aujest ausdehnte. Bernadotte, der aus Böhmen zurückkam, rückte in die Linie ein, und Davoust erreichte mit einer seiner Divisionen die Abtei Raigern, Gudins Division biwakierte bei Nikolsburg.
Die von allen Seiten über den Marsch der feindlichen Kolonnen einlaufenden Berichte bestätigten mich in meiner Meinung. Um 9 Uhr abends durchritt ich meine Linie, sowohl um die Richtung der feindlichen Feuer zu erkennen, als um meine Truppen anzufeuern. Ich hatte ihnen eben erst einen Tagesbefehl verlesen lassen, der ihnen nicht nur den Sieg verhieß, sondern auch mitteilte, welches Manöver ihn uns verschaffen sollte. Es war dies wohl das erstemal, daß ein General seiner ganzen Armee den Plan kundgab, wodurch er den Sieg zu erreichen hoffte. Ich befürchtete nicht, daß der Feind davon Kenntnis erhalte; er würde auch nicht daran geglaubt haben. Dieser Ritt war die Veranlassung zu einer der rührendsten Begebenheiten, die ich je erlebt habe. Meine Anwesenheit vor der Front der Armeekorps teilte ihnen einen elektrischen Schwung mit, der, von einem zum andern fortschwingend, mit Blitzesschnelle zum äußersten Ende der Linie gelangte; in unwillkürlicher Bewegung schwangen alle Infanteriedivisionen brennende Strohbunde an langen Stangen in die Höhe und bereiteten mir so ein Feuerwerk, dessen erhabener und sonderbarer Anblick etwas Majestätisches hatte. Es war der erste Jahrestag meiner Krönung!!
Der Anblick dieser Feuer erinnerte mich an die Reisigbüschel, durch die Hannibal die Römer täuschte, und an die Biwaks bei Liegnitz, wo Daun und Laudon sich dadurch anführen ließen und Friedrichs Armee gerettet wurde. Bei meinem Vorüberreiten erschallt der Ruf: „ Es lebe der Kaiser !“, und dieser Ruf, den jedes Korps, dem ich mich näherte, immerfort wiederholt, trägt den lauten Beweis von der Begeisterung meiner Soldaten ins feindliche Lager hinüber. Nie machte ein kriegerischer Auftritt einen feierlicheren Eindruck, und jeder Soldat teilte das Vertrauen, das eine solche Ergebenheit mir einflößen mußte.
Es erstreckte sich diese von mir bis Mitternacht durchrittene Linie von Kobelnitz bis an den Santon. Soults Korps bildete deren rechten Flügel; zwischen Sokelnitz und Puntowitz aufgestellt, befand er sich demnach dem feindlichen Zentrum gerade gegenüber. Bernadotte biwakierte hinter Girskowitz. Murat links von diesem Dorfe und Lannes auf beiden Seiten der Straße nach Brünn; meine Reserven stellten sich hinter Soult und Bernadotte auf.
Dadurch, daß ich meinen rechten Flügel unter Soult dem Zentrum des Feindes gegenüberstellte, mußte die schwerste Aufgabe der Schlacht natürlich ihm zuteil werden. Damit aber seiner Begegnung der von mir gehoffte Erfolg nicht fehle, mußte man damit anfangen, die feindlichen Truppen, die sich auf Blasowitz zu und über die Austerlitzer Heerstraße entwickelten, von ihm abzuhalten. Wahrscheinlich befanden sich die Kaiser und das Hauptquartier in Austerlitz, vor allem mußte daher ein Streich dorthin geführt werden, um sich sodann mit einer Frontveränderung gegen ihren linken Flügel wenden zu können: auch wurde hierdurch jener linke Flügel von der Olmützer Straße abgeschnitten.
Ich faßte daher den Entschluß, zuerst die Bewegung von Bernadottes Korps auf Blasowitz mit meinen Garden und der Grenadierreserve zu unterstützen, um den feindlichen rechten Flügel zurückzutreiben und mich dann gegen seinen linken zu wenden, der, je weiter er über Telnitz herausrückte, um so mehr preisgegeben war.
Schon den Abend vorher war mein Plan gefaßt, den ich ja auch meinen Soldaten mitgeteilt hatte. Nun kam es aber hauptsächlich darauf an, den rechten Augenblick zu treffen. Die Nacht hatte ich im Biwak zugebracht, und die Marschälle hatten sich bei mir eingefunden, um meine letzten Befehle einzuholen.
Um vier Uhr morgens stieg ich zu Pferde: der Mond war untergegangen, die Nacht kalt und ziemlich dunkel, das Wetter jedoch heiter. Es lag mir daran, zu erfahren, ob der Feind keine nächtliche Bewegung gemacht habe, die meinen Plan hätte stören können. Die Berichte der Feldwachen kamen darin überein, daß sich alles Geräusch vom rechten Flügel des Feindes nach dem linken hingezogen habe, die Feuer schienen mehr gegen Aujest zu ausgedehnt. Mit Tagesanbruch verdunkelte ein leichter Nebel den Horizont ein wenig, besonders in den Gründen. Plötzlich fällt dieser Nebel, die Sonne beginnt mit ihren Strahlen die Gipfel der Berge zu vergolden, während ein dunstiges Gewölk noch auf den Tälern lag. Wir erkennen ganz deutlich die Höhen von Pratzen. Unlängst noch mit Truppen bedeckt, sind sie jetzt vom linken Flügel des Feindes verlassen; es ist klar, daß er seinen Vorsatz, seine Linie bis jenseits Telnitz auszudehnen, verfolgt hat. Jedoch zugleich entdecke ich eine andere Masse, die sich vom Zentrum aus gegen den rechten Flügel in der Richtung nach Holubitz bewegt. Nun ist es zweifellos, daß der Feind sein entblößtes Zentrum allen Streichen, die ich dagegen führen will, selbst preisgibt. Es war 8 Uhr morgens; Soults Truppen waren im Hintergrunde von Puntowitz auf zwei Linien, in Bataillonsangriffskolonnen zusammengedrängt. Ich frage den Marschall, wieviel Zeit er bedürfe, um die Höhen von Pratzen zu erreichen; er verspricht mir, in weniger als 20 Minuten dort zu sein. – Wir wollen noch warten, antwortete ich ihm ... solange der Feind eine falsche Bewegung macht, muß man sich wohl hüten, ihn darin zu unterbrechen.
Bald wird das Kleingewehrfeuer gegen Sokelnitz und Telnitz zu lebhafter; ein Adjutant meldet mir, daß der Feind mit drohender Macht daraus hervorbreche. Darauf hatte ich gewartet; ich gebe das Zeichen, und im Augenblick sprengen Murat, Lannes, Bernadotte und Soult davon. Auch ich steige zu Pferde, um mich zum Zentrum zu begeben: beim Vorüberreiten bei meinen Truppen feuere ich sie aufs neue mit den Worten an: Der Feind stellt sich ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Napoleon Bonaparte
  2. Vorwort
  3. Napoleon Bonaparte
  4. Der General Bonaparte
  5. Bonaparte Erster Konsul
  6. Napoleon Kaiser
  7. Napoleon auf der Insel Elba
  8. Die Hundert Tage
  9. Napoleon auf St. Helena
  10. Nachschrift des Übersetzers
  11. Impressum