Hilprant und die Familie der Taufkircher
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Hilprant und die Familie der Taufkircher

  1. 92 Seiten
  2. German
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Hilprant und die Familie der Taufkircher

Über dieses Buch

In unserer Gemeinde Taufkirchen kennt jeder den Mann, der in Ritterrüstung zu sehen ist im Vorraum der Dorfkirche St. Johannes der Täufer: Hilprant Taufkircher. Seine Familie, das Adelsgeschlecht der Taufkircher, bestimmte ab etwa 1300 für 250 Jahre das politische, wirtschaftliche und teils auch das religiöse Geschick des Dorfes. 1544 übergaben sie ihren Besitz an den bayerischen Herzog und wurden von ihm mit der Hofmark Höhenrain bei Aibling belehnt. Die Taufkircher waren in der Adelsgesellschaft gut vernetzt. Sie dienten den Herzögen als Beamte, Kirche und Klöstern als Geistliche, der Stadt München etliche Jahre als Richter.Das Geschick dieser Landadeligen lässt sich in diesem Buch nachvollziehen. Ob die Taufkircher für ihre Untertanen gerechte und weise Herren waren, kann man aber nur erahnen.

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Information

Jahr
2015
ISBN drucken
9783738654820
eBook-ISBN:
9783739261676
Auflage
1

Die Generationenfolge

Erste Namen

Möglicherweise stammen die Taufkircher aus der sacra familia, der Gefolgschaft des Klosters Tegernsee. Das Hachinger Tal war für das Kloster so wichtig, dass sich 1091 der gesamte Konvent hier zu einem Vogtding versammelte. Es heißt auch: „Größter Grundbesitzer in Haching ... war seit agilolfingerischer Zeit [vor 788] das Kloster Tegernsee.“24
Die Taufkirchner Adeligen werden hierorts üblicherweise als Ritter bezeichnet, wahrscheinlich, weil die in der Dorfkirche angebrachte Grabplatte den 1381 gestorbenen Hilprant in der Rüstung zeigt. Diese Grabsitte ist in Frankreich entstanden. Sie verweist auf das aus der Zeit der Kreuzzüge tradierte Ideal des Ritters als Kämpfer für die Sache Christi. Die Sitte wurde auch von adeligen Herren zivilen Standes praktiziert.25
Es gibt in den Dokumenten keinen Hinweis darauf das Hilprant oder seine Nachfolger zum Ritterstand gehört hätten. An Ritterturnieren, die zu Ende des 15. Jahrhunderts unter Beteiligung von hohem und niederem Adel eine letzte nostalgische Renaissance erlebten26, haben die Taufkircher wohl nicht teilgenommen. Ausnahmsweise taucht aber einer von ihnen in einem Bericht vom Turnier in Würzburg von 1479 auf, das besucht wurde von „Fürst, Graf, Herr, Ritter, Edlmann“. Es heißt dort: „Caspar thorer, Jörg Tawfkircher, die hat man der weiber wegen geschlagen (ausgeschlagen, ausgeschlossen), das sie nicht edl sein.“27 Das bedeutet offenbar, man war der Meinung, dass die Frauen des Torer28 und des Taufkircher aus Familien stammten, die nicht ritterbürdig waren und daher auch die Ehemänner nicht turnierfähig seien.
Im Urbar des Klosters Tegernsee von 1289, das die Höfe des Konventes und ihre jährlichen Abgabepflichten auflistet, heißt es: „mater taufkirchorum tenetur de area XXIIII denarios“ also „die Mutter der Taufkircher zahlt für ihren Hof 24 Dinare “. Der Hof erscheint in der Liste im Anschluss an die Anwesen in Oberhaching, woraus die Historikerin Gertrud Diepolder schließt, dass die betroffene „area“ ebenfalls dort gelegen hat. Da die Dame jedoch „Mutter der Taufkircher“ genannt wird, muss diese Familie schon zuvor in Taufkirchen besitzmäßig verankert gewesen sein. Die angesprochene Frau könnte Großmutter des Hilprant gewesen sein. Leider gibt es zu ihr keine Lebensdaten.
Als im Jahr 1998 Taufkirchen sein 850-jähriges Bestehen feierte, ging auch das Bayerische Hauptstaatsarchiv (HStA) in einer Stellungnahme davon aus, das Juditha de Tovkirchen, die zwischen 1148 und 1156 ihre Tochter dem Kloster Weihenstephan anvertraute, die Ahnherrin des hiesigen Adelsgeschlechtes sei. Auch Diepolder sah das 1999 so.29 Peter Acht hatte aber bereits 1952 zu Bedenken gegeben: „Die Zeugen [der Klosterübergabe] weisen mehr auf Taufkirchen an der Vils … hin.“
Tatsächlich kommen von den in dem Übergabeprotokoll des Neustifts in Freising30 genannten Zeugen nur zwei aus Putzbrunn und Hohenbrunn, während zahlreiche aus dem Bereich des „anderen Taufkirchen“ (Lengdorf, Tegernbach, Pfrombach, Finsing, Dorfen, Oberstrogen, Reichenkirchen) stammen.31 In anderen Dokumenten des Neustifts treten weitere Taufkircher auf, die sicher auch aus der Umgebung Freisings und nicht aus Haching kamen, nämlich Heinric de Tofchirchen, Uolrich de Taufchirchen und schließlich der Camerarius (Kämmerer) Ulricus de Tauphchirchen. Die hier berichtete Generationenfolge der Taufkircher (Vgl. Stammbaum im Anhang 2, der oben gezeigte Familienstammbaum aus dem Wappenbuch stimmt nur teilweise!) stützt sich im Wesentlichen auf die „Bayrischen Adls Beschreibung“32 von Johann Michael von Prey. Seine Genealogie basiert auf mehreren Vorgängerarbeiten; hier besonders auf denForschungen des herzoglichen Hofkammerpräsidenten Wigiläus Hundt33 und des späteren Freisinger Bischofs Johann Franz Eckher von Kapfing.34
Abb.: Fürstbischof Eckher von Kapfing
Abb.: Der Familienstammbaum aus dem Wappenbuch

24 Gertrud Diepolder, Das Hachinger Tal - Fiskus Haching in Bay. Vorgeschichtsblätter, Jg.75, München 2010, S.184
25 Kurt Bauch, Das mittelalterliche Grabbild, Verlag de Gruyter, Oldenburg 1976
26 Heide Stamm, Das Turnierbuch des Ludwig von Eyb, Akademischer Verlag, Stuttgart 1986
27 Ludwig Albert Freiherr von Gumppenberg, Die Gumppenberger auf turnieren, Würzburg 1862, S. 151
28 Die Torer haben sich vom 13. bis zum 15. Jahrhundert immer wieder an Turnieren beteiligt, s. Heide Stamm, o a O.
29 Gertrud Diepolder, Die Anfänge von Haching (…) in Hermann Rumschöttel (Hg.), Lebendige Heimat Oberhaching, Gemeinde Oberhaching 1999 (im Weiteren: Heimatbuch Oberhaching).
30 Gegründet von Bischof Otto I im Jahr 1141
31 Monumenta Boica (MB), Bd. 9, Teil 4, Freising-Neustift, S. 420
32 Johann Michael von Prey, Bayrischen Adls Beschreibung, Bay. Landesbibli. Online (BLO), Cgm 2290, Band 25
33 Wigiläus Hund, Bayrisch StammenBuch III, Nachdruck Neustadt/ Aich 1999
34 Johann Franz Eckher von Kapfing, Alph. Sammlung zur Genealogie des B. Adels, BLO, Cgm 2268, Band 5

Hilprant I und seine Verwandten

Hilprant ist im Jahr 1381 gestorben und hat 1330 geheiratet. Wenn er bei der Hochzeit etwa 20 Jahre alt war, ist er ungefähr 1310 geboren. Von da an kann man die Familiengeschichte der Taufkircher lückenlos nacherzählt. Hilprants Braut war Mechtild von und zu Weichs. Sie stammte aus einem alten Hochadelsgeschlecht, das in dem Ort Weichs im Dachauer Land seinen Stammsitz hatte und lange das Amt des „Erbkämmerers“ beim Bischof in Freising versah. Für 1337 ist überliefert, dass das Taufkirchener Ehepaar einen Hof in Ebrach bei Grafing verkaufte.35
Welche Situation bestand, als Hilprant die Herrschaft antrat? Die Struktur im Bereich Taufkirchen mit Westerham war außergewöhnlich! Die Vermutung ist, dass um 1000 das Doppeldorf noch aus einem einzigen „Ökonomiebetrieb“, dem Sedelhof, bestand. Er hatte die Größe der späteren Hofmark Taufkirchen-Westerham.
Bis 1300 waren fünf Anwesen aber an kirchliche Einrichtungen gegeben worden: Bachmühle, Markl und Kanzler an das Stift St. Veit in Weihenstephan, der Limmer an das Kloster Tegernsee und der Saxhuber an Schäftlarn. Die Taufkircher verfügten damals aber wahrscheinlich schon über drei Mühlenbetriebe: die Kottmühle (in Potzham), die Sixtmühle und die Zaunmühle. Als Ausgleich für Flächenabgaben gelang es den Taufkirchern im Laufe der Zeit in anderen Dörfern Grundbesitz zu erwerben.
In späteren Zeiten nimmt die Vielgestaltigkeit ein wenig zu: Es werden in Taufkirchen und Westerham Grundstücke bereitgestellt für den Wirt, den Schmid (schon am Entenbach stationiert?), den Frühmesser und schließlich für Kleinanwesen. Gertrud Diepolder schreibt: „Die Ansiedlung solcher >armen Leute< geschah im ganzen Münchner Umland mit Duldung und Förderung des Landesherrn vor allem im 16. Jahrhundert.“36 Aber noch 1848, bei der Auflösung der Hofmark, gibt es hier im Vergleich zu den anderen Dörfern Hachings eine sehr viel geringe Zahl von Obereigentümern.
Die Familie der Taufkircher hatte im zentralen Schlossanger ihren „Sitz“, ihr Schloss oder Burg37: ein Gebäude in Holzkonstruktion38 (Vgl. Anhang 9: ein Haus in der zeitgenössischen Ständer-Bohlen-Bauweise). Später wurde ein „Pfegerhaus“ angefügt. Leider wurde bei der Bebauung des Schlossangers im 20. Jahrhundert versäumt nach den Grundmauern dieser Gebäude zu fahnden.
Hilprant tritt bei zahlreichen Beurkundungen als „Siegler“ auf, wobei er bereits das „Löwensiegel“ benutzt, von dessen Entstehung die Dokumente schweigen.39 Es ist in Anhang 6 wiedergegeben.40
Hier zwei Beispiele für Verbriefungen durch Hilprant mit dem „Haussiegel“: 1366 verkaufte Frau Hailweick, die Wildegkerin, und ihr Sohn Hans eine Hube mit Zehentrecht zu Sauerlach: Siegler Hilprant der Taufkircher. Um 1370 bestätigte Hilprant dem Propst Vlrich und dem Konvent von Schäftlarn die Rückzahlung eines Kredites von 18 Pf. Pfg. (= Pfund Pfennige) 41
Über das Wappen der Taufkircher gibt es zahlreiche historische Beschreibungen. In der amtlichen Blasionierung (Beschreibung), die der Einführung des Wappens als Gemeindeemblem 1957 zugrunde liegt, ist erläutert, dass sich der Löwe das Schwert in den Rachen stößt. Im Familienstammbuch der Taufkircher heißt es lapidar: „halber Löwe, sich mit einem Schwert durch das Maul und Kopf stechend“. Johann Siebmachers Beschreibung - er hat 1605 das Standartwerk der Wappenkunde herausgegeben - lautet: „Ein oberhalber goldener Löwe, der sich ein silbernes Schwert durch Rachen und Hinterkopf bohrt.“
In den letzten Jahrzehnten ist die Idee aufgekommen (und wird schon Kindern in der Grundschule beigebracht) der Löwe habe sich nicht selbst verwundet, sondern das Schwert neben seinem Kopf nur zum Schlag erhoben. Die zitierten und weitere Beschreibungen des Wappens geben dafür keine Anhaltspunkte. Dieser U...

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Autoren
  2. Grußwort von Bürgermeister Ulrich Sander
  3. Grußwort von Prof. Dr. Hermann Rumschöttel
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. Vorgeschichte
  7. Rechtspflege
  8. Die Generationenfolge
  9. Resümee
  10. Danksagung
  11. Literatur
  12. Bildnachweis
  13. Anhang
  14. Impressum