Unterscheidung der Stutzen.
Wenn ich vom Scheibenschießen spreche; so verstehe ich darunter nicht das Schießen mit Armbrust, Bolz- oder Flinten etc. etc., sondern beschränke mich lediglich auf Pürsch- oder Scheibenstutzen, und Schießen aus freier Hand.
Pürschstutzen.
Pürsch- und Scheibenstutzen sind nach Uebereinkunft mehrerer Schützengesellschaften auf folgende Weise zu unterscheiden.
Der Lauf eines Pürschstutzen soll (nach der Kaliberseele gemessen) nicht über 30 Zoll Länge betragen, nicht über 8½lb schwer seyn, keine Rippen-Griffe oder Fingerbügel haben, nicht mit Nadeltupfer, Guckel (Diopter) oder Blenden versehen seyn, und der Hahn ohne einzutupfen sich mit vorderem Züngel abdrucken lassen.
Scheibenstutzen
Bei Scheibenstutzen kann keine Länge oder Schwere bestimmt werden, und es können demnach auch beliebige Tupfer, Bügel, Blenden und Guckel etc. etc. in Anwendung gebracht werden, jedoch wird ein Riemen oder Band an dem Scheibenstutzen nicht gestattet.
Von dem Bau der Stutzen.
Der Bau der Stutzen soll im Allgemeinen in nachfolgender Weise beschaffen seyn.
Der Stutzen soll von vorn nach hinten eine gleichmäßige Schwere haben und beim Anschlagen so liegen, daß er, wenn der Ellenbogen des linken Armes frei, und der untere Theil des Armes senkrecht steht, ziemlich waagrecht in der Hand liegt.
Kaliber.
Das zweckmäßigste Bley oder Kaliber scheint zwischen 30 und 45 Kugeln bayerischen Pfundes zu seyn. –
Kleineres Blei wird durch das Laden empfindlich. Und größeres den Wind mehr scheuen, auch bei einer verhältnißmäßigen Pulverladung Unannehmlichkeiten hervorbringen.
Züge.
Bezüglich der Züge oder Furchen in der Kaliberseele gibt es noch unterschiedliche Meinungen; - ich habe deren schon 5 bis 18 gesehen, und finde daher Folgendes am zweckmässigsten:
Bei Kaliber von 24 bis 30 Kugeln auf das Pfund 8 - 9 Züge von 30 bis 45 7 Züge, vom Kaliber zu 45 Kugeln bis weiter 6 Züge.
Die Züge der Läufe müssen im Verhältniß der Felder seyn; sind selbe zu schmal, so wird sich hierin der Brand leicht ansetzen, und sind sie zu breit, so muss daher der Schuß an Dichtigkeit verlieren, sind übrigens die Züge zu tief, so wird der Schießparchent dieselben nicht gehörig ausfüllen, und das Feuer durchspritzen lassen bevor die Kugel den Lauf verläßt.
Hinsichtlich der Windung, oder des Tralls der Züge, sind die Meinungen ebenfalls verschieden, jedoch kommt es zum Theil auch auf die Länge des Laufes an, und es hat sich eine Mündung von ¾ bis 7/8 Theil bis jetzt am besten bewährt.
Gut ist es, und bei den meisten Stutzenläufen auch zu finden, daß selbe unten einen Fall (kleine Erweiterung) 4 – 5 Zoll lang, haben.
An der Mündung muß der Lauf gleichförmig ausgebrochen seyn, und es ist Acht zu geben, daß kein Feld an den Zügen eine Schärfe hat; - solche würde den Barchent durchschneiden, und den Schuß unrichtig machen.
Die Kugel soll von der Größe seyn, daß, wenn der Gußzapfen noch daran ist, sich selbe mittelst des Daumen in den Lauf drücken läßt.
Bei einer kleinen Kugel läßt sich mittelst starken, und bei einer größern durch dünnern Barchent etwas helfen; die Anwendung des stärkern Parchent ist immer dem dünnern vorzuziehen, indem das Eisen des Laufes dadurch mehr geschont wird.
Wenn eine Kugel in den Lauf gedrückt wird, und derselbe regelmäßig gezogen und gefrischt ist, so muß, wenn die Patentschwanzschraube oder Schwanzschraube herausgenommen, die Kugel wie Fig. I in dem Laufe passen, und es ist eine große Aufmerksamkeit der Büchsenmacher nöthig, daß selbe bei dem Frischen eine schöne Rundung und gleiches Verhältniß der Felder erhalten; sämmtliche Felder müssen ganz gleich anliegen, und es ist um dieses zu erlangen das öftere Umwenden der Frischkolben erforderlich.
Um eine Frische des Laufes zu untersuchen, verfährt man auf nachstehende Weise:
Die Kugel wird ohne Parchent von oben in den Lauf gedrückt; theilweise durchgeschoben und beständig nachgesehen, ob die Balken oder Felder schön gleich anliegen. – Dann bedient man sich einer zweiten Kugel, schlägt selbe in die Mündung; - und sie muß sich sodann ganz gleich, mittelst Ladstock durchdrücken, es macht sich am meisten einer Abweichung fühlbar, wenn man auf den Ladstock oder Setzer mittelst dem die Kugel durchgedrückt wird, die Hand und auf dieselbe das Kinn auflegt.
Eine dritte Kugel wird sodann von unten nach oben durchgedrückt, um auszumitteln, ob der Lauf nicht nach oben einen Zwang (Verengung) hat, welches besonders nachtheilig ist. Auch eine vierte Kugel wird mittelst eingeschlagenen Schießbarchents durch den Lauf gedrückt, und der Barchent darf hierauf auf keiner Stelle durchschnitten seyn.
Absehen.
Hinsichtlich des vordern Absehens oder Mucke herrscht eine Verschiedenheit, und es kommt zum Theil auch auf das schlechtere, oder beßere Gesicht an.
Es gibt daher schwarze und helle Absehen. Ich finde allerdings ein helles Absehen bei einer Schießstätte, auf welchen das Licht gegen den Schützen, und der Schatten auf der Scheibe ist, für zweckmäßig, und die Stutzen werden gewöhnlich so eingeschossen, das man in die Mitte des Schwarz oder Mal visiren muß.
Im entgegengesetzten Falle ist aber immer ein schwarzes Absehen vorzuziehen, auch kann man mit einem schwarzen feinen Absehen schärfer visiren, wo das Mal unten scharf angestochen wird, als mit hellen Absehen. Siehe die Absehen Fig. II a b c d e f g h
Stöckel.
Das Stöckel oder hintere Absehen soll breit, und das sich befindliche Einschnittchen fein seyn; abgerundet wie bei Fig. III finde ich nicht für zweckmäßig, indem eine Drehung des Stutzens bei dem Visiren nicht so leicht merklich wird, und ein breites Stöckel leichter wagerecht gehalten werden kann.
Auch soll das Stöckel nicht zu nahe am Guckel seyn, indem, wenn es ferner, am letzten Dritttheil des Laufes angebracht ist, sich die Absehen besser und feiner zusammen schauen lassen, und die Verrichtung eines der beiden Absehen hat sodann mehr Einfluß auf den Schuß.
Guckel.
Das Guckel soll nicht zu enge seyn, indem hiedurch die Augen sehr in Anspruch genommen werden. Auch soll der ausgedrehte Theil, oder die Höhlung auswärts zu stehen kommen.
Lauf.
Der Lauf eines Stutzens soll von gleicher Eisenstärke seyn, und sich am Dritttheil desselben verstärken.
Stark ausgehohlte Läufe, welche vorn und hinten viel Eisen haben, sind nicht so gut, werden bei warmen Wetter und häufigen Schießen eine ungleiche Wärme erhalten, und sich das Eisen dadurch mehr oder minder ausdehnen, worunter die Sicherheit des Schusses leiden kann.
Ueber die Bohrung der Patentschwanzschraube, findet sich eine Verschiedenheit, jedoch habe ich jene Fig. IV die konische, am zweckmäßigsten gefunden.
Zündröhrchen, oder Pistons sollen fein gebohrt seyn, und sich nach unten trichterförmig öffnen.
Schloßteile.
Der Hahn muß so konstruiert seyn, daß so viel als möglich das Zurückspritzen des Feuers und Trümmern der Zündhütchens verhindert wird.
Es ist daher nicht zu verwerfen, daß der Hahn nach Vornen eine Oeffnung hat, und nicht enge auf dem Zündstifte aufsitzt. Eine Konstruirung des Schlosses und Patentschwanzschraube, welche vorzüglich empfohlen zu werden verdient, ist Fig. V abgebildet, bei welcher sowohl das Spritzen, als auch das viele Anrußen an Lauf, Schloß und Schaft verhindert wird.
Die Schlagfeder darf weder zu stark noch zu schwach seyn. Im ersten Falle verprellt das starke Aufschlagen des Hahns die ruhige Haltung des Stutzens, und es werden auch die Zündstifte darunter leiden; im zweiten, das Feuer langsam seyn, und die Zündhütchen nicht immer sicher losschlagen.
Auch gibt es Scheibenstutzen, bei welchen das Schloß umgekehrt ist, und der Hahn gegen die Schulter schlägt, welches allerdings ruhiger seyn kann, allein es ist hierbei das Spritzen mehr zu befürchten, und leidet auch die Eleganz der Stutzen darunter.
Tupfer.
Der Tupfer muß nach dem Eintupfen fest stehen, und das vordere Züngel oder Nadel darf bei dem Abziehen bevor der Tupfer ausspringt, nicht zurückweichen (kriechen). Es sind auch Züngeltupfer vorzuziehen, indem an selben mehr Fühlung vorhanden ist, als bei feinen Nadeltupfern, und selbe auch sehr fein zum Abziehen gemacht werden können.
Schaft.
Der Anschlag oder Kolben kann nicht ganz bestimmt angegeben werden, indem es auch auf den Körperbau einer Person ankommt, ob ein Stutzen gut oder schlecht liegt. Hauptsächlich ist aber darauf zu sehen, daß der Backenknochen bei dem Zusammenvisiren nicht zu hart an den Kolben zu liegen kommt, wodurch auch das häufige Aufschlagen im Gesichte herrührt.
Es kommt zum Theil auch auf das Halten des Stutzens an; und es wird ein Schütze welcher nur unbedeutende Erfahrungen im Schießen gemacht hat, bemerkt haben, daß eine Person stark aufgeschlagen wurde, während es einen andern Schützen welcher denselben Stutzen und Ladung geschossen hat, nichts machte.
Frischen.
Auf das Frischen zurückkehrend, glaube ich noch Folgendes berühren zu müssen.
Durch das Frischen wird immer das Kaliber etwas erweitert werden, und es kommt hierin theils auf die Fehler oder Abplattung der Züge, theils auf den Büchsenmacher, ob die Erweiterung viel oder wenig wird, an. So ist selbe natürlich bei einem kleinen Kaliber unbedeutend, und es läßt sich Nachstehendes verhältnißmäßig annehmen, daß ein Kaliber (wenn nicht besondere Fehler vorkommen) welches 48 - 42 Kugeln auf das Pfund schießt, um eine halbe Kugel erweitert wird, und so kann nach dem Frischen nachstehendes Verhältniß angenommen werden.
| Von | 48 – 42 Kug. Kal. |
| „ | 42 – 36 „ „ |
| „ | 36 – 30 „ „ |
| „ | 30 – 24 „ „ |
| eine halbe | Kugel weniger |
| „ ganze | „ „ |
| ein, eine halbe | „ „ |
| „ „ 2 – 3 | „ „ |
Ladung.
Pulver.
Das Schießpulver besteht aus drei Ingredienzien: Salpeter, Schwefel und Kohle. Sämmtliche Theile müssen, wenn das Pulver brauchbar werden soll, von guter Qualität seyn. Nicht jede Kohle ist zu Pulverbereitung anwendbar. Das Verkohlen und die Qualität des Holzes bedingen erhebliche Unterschiede.
Es sind nur sehr faserige Hölzer anwendbar, und es muß die Verkohlung bei gänzlich abgeschlossener Luft bewerkstelligt werden. Das Verhä...