Dies, werte Freunde, ist meine Geschichte. Geschrieben mit Blut und Tränen, in dunklen Zeiten voller Leid und Schmerz. Und doch auch eine Geschichte gefüllt mit Liebe und Güte, Freundschaft und Mut.
Mein Name ist Philipp von Lamberg-Sprinzenstein, Hauptmann im Dragonerregiment des Fürsten von Commercy, Grafen von Rosnay.
Ich wurde geboren im Jahre des Herrn 1658 an einem wunderschönen Maitag. Das Licht der Welt erblickte ich auf Schloss Sprinzenstein, in der Nähe vom Ort Sarleinsbach, unserem Familiensitz im Land ob der Enns. Ich bin der zweite Sohn des Reichsgrafen von und zu Lamberg-Sprinzenstein und somit zum Militärdienst auserkoren. Ich habe meine Kindheit überlebt, was, bei Gott, nicht selbstverständlich war. Ich habe meine geliebte Mutter in jungen Jahren verloren, der Allmächtige sei ihrer unsterblichen Seele gnädig, und wurde von meiner Stiefmutter erzogen. Sie tat ihr Bestes, so viel sei zu sagen.
Mein Vater erwarb für mich ein Offizierspatent und so schlug ich eine militärische Kariere ein. Ich habe die ersten Schlachten als Leutnant überlebt, was ebenso beachtlich, weil keinesfalls selbstverständlich, war.
Nun, im Jahre des Herrn 1683 diente ich im Range eines Hauptmanns und befand mich auf einer Mission, weit weg von meinem Regiment und meiner Kompanie. Ich wurde zusammen mit meinem Freund, Leutnant Alessandro Stradella, mit einer Geheimmission betraut. Den Feind aufspüren, das war unser Auftrag. Nun, wo fängt man an, wenn dieser Feind der Türke ist? Ich denke, hier, in Belgrad, waren wir genau richtig.
Von dem Mauervorsprung auf dem ich stand war die Aussicht auf die Stadt geradezu berauschend und die Vorfreude auf mein bevorstehendes Abenteuer lies mein Blut in Wallung geraten. Nur noch einen weiteren Vorsprung erklimmen und meine süße Belohnung war mir gewiss. Ich tastete mich an der Mauer voran und ergriff mit meiner rechten Hand die Balkonbrüstung. Ganz langsam zog ich mich hoch und lies mich über das Geländer auf den weißen Marmorfußboden gleiten. Nichts rührte sich im Garten, die Vögel zwitscherten wie bisher und keine Wache war zu sehen. Langsam bewegte ich mich in Richtung des Gemachs. Der Saray war schlechter gesichert als ich dachte. Manchmal belohnt einen das Leben, dachte ich. Wenn man mich hier finden würde, würde man mich bestimmt ganz langsam töten, und Köpfen wäre für mich, einen Ungläubigen, bestimmt noch eine zu milde Strafe. Was das betrifft kennen die Osmanen keine Gnade. „Surrayer“, flüsterte ich, „Geliebte, wo bist Du?“. Ich dachte an den Tag, als ich sie zum ersten Mal erblickte. Vor der Moschee ging sie an mir vorbei. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die Luft roch nach Lorbeer und Rosmarin. Anmutig, mit hoch erhobenem Haupt, schritt sie an mir vorbei. Dabei drehte sie den Kopf ganz leicht in meine Richtung. Oder hatte sie mir den Kopf verdreht? Wer will das schon noch so genau wissen. Was ich aber noch weiß, ist, dass sie einen grünen Seidenkaftan trug und Ihre Kurven zeichneten sich deutlich darunter ab. Sie musterte mich neugierig und Ihre katzenhaften, smaragdgrünen Augen lächelten mich unter langen, schwarzen Wimpern an. Und was für Haare! Schwarz wie Ebenholz, eine wahre orientalische Schönheit, wie aus einem Traum. Die Konkubine des Emirs war einfach atemberaubend. Was für ein Weib! Auch wenn vieles verhüllt war und ich deswegen nicht alles von ihr sah, füllte diese Grazie mein Herz mit Verlangen. Ich musste sie haben, koste es, was es wolle.
Ich traf sie von da an öfter, tat als wäre dieses Aufeinandertreffen rein zufällig, doch immer war ich auf der Suche nach ihr, und mir kam es sogar vor, dass sie von unserer ersten Begegnung an, auch häufiger spazieren ging, auf der Suche nach mir. Ich beobachtete dieses anmutige Wesen heimlich, doch immer wenn sie meiner gewahr wurde, war ihr Gang noch graziler, ihre Blicke noch sinnlicher.
Ich fing an, ihr Liebesgedichte zu schreiben und steckte sie ihr heimlich zu. Gedichte voller Schmerz und Sehnsucht, Leidenschaft und Erfüllung. Ich ersann Ablenkungsmanöver für ihre Begleiter. Nicht selten machte sich Alessandro für mich zum Narren. Unsere Wege kreuzten sich ständig und immer war es eben ein Gedicht oder eine wohlriechende Blume, was den Weg, unbemerkt von ihren Begleiter in die zarte Hand des wunderschönen Mädchens fand. Dabei versuchte ich jedes Mal, sie kurz zu berühren. Ihr Blick wurde immer schmachtender, ihr Lächeln immer betörender und siehe da, eines Abends schickte sie mir ihren Diener mit einer Nachricht. Auch dieses Mal fand er mich an unserem Lieblingsplatz, beim Marmor Brunnen vor dem Gebetshaus. Der hoch gewachsene Maure lies die Nachricht seiner Herrin einfach im Vorbeigehen unbemerkt in meinen Schoß fallen und setzte seinen Weg weiter fort. Begierig las ich ihre Nachricht:
„Komm am dritten Tag bei Sonnenuntergang zu meinem Balkon mein Liebster, er wird für Dich geöffnet sein! Sei vorsichtig, mein Herz, ich warte voll Sehnsucht!“
Der dritte Tag, sagte sie, der dritte Tag. Und ich hoffte, ich hatte mich nicht getäuscht und sie meinte diesen wunderschönen Tag. Wenn nicht, würde ich wohl früher als erhofft meinem Schöpfer begegnen.
Nun, hier stand ich also auf ihrem Balkon und die letzten Sonnenstrahlen durchfluteten das riesige Zimmer und beleuchteten allerlei Kostbarkeiten. Der Emir musste ein Mann von gewaltigem Reichtum sein. Überall an den Wänden hingen kostbare Wandteppiche, Skulpturen aller Herren Länder schmückten Edelholzkästchen und ein edles Gemälde mit größtenteils halb bekleideten Frauen zierte die Decke. Die Luft roch nach Rosenblätter und Sandelholz. Langsam durchquerte ich den Raum, ständig bedacht, kein Geräusch zu machen. Im Zentrum des Raumes standen einladende Diwane, doch waren diese leer. Als ich fast den ganzen Raum durchquert hatte, fiel mein Blick auf ein weiteres riesiges Gemälde, welches direkt gegenüber dem Balkon an der Wand angebracht war. Ein alter fetter Osmane mit riesigem, weißem Turban starrte herrschaftlich dem Besucher entgegen. Ringe schmückten seine wulstigen Finger und ein Dolch in einer rubinbesetzten Scheide steckte in seinem Gürtel. „Selim Mustafa“, dachte ich bei mir, „es wird mir eine Ehre sein, deine Konkubine zu beglücken und so adrett wie Du aussiehst“, dachte ich, „gehe ich davon aus, dass es nicht nur mein Vergnügen sein wird.“ Unter dem strafenden Blick des Paschas schlich ich weiter durch die prächtigen Räumlichkeiten.
An einem Durchgang hingen dicke, rote Vorhänge mit goldenen Kordeln verknotet. Ich spähte ganz vorsichtig in den Raum dahinter und was ich sah, war der Himmel auf Erden. Ein Himmelbett, riesengroß, ein Traum in weiß! Überall waren weiße Kissen, weißer Chiffon oder weiße Seide. Vor dem Bett aber stand ein Waschzuber aus Elfenbein und darin saß anmutig Surrayer. Rasch sah ich mich im Zimmer um, aber außer ihr war niemand zu sehen. Rosenblätter schwammen in ihrem Badewasser und manche klebten auch auf ihrer samtenen, olivfarbenen Haut.
Mich hielt es nicht mehr im Durchgang, langsam, damit ich meine Herzdame nicht erschreckte, ging ich auf sie zu. Sie blickte auf und lächelte mich wohlwollend an. Dann, als ich kurz vor ihr stand, erhob sie sich anmutig aus ihrem Badewasser. Ein kleiner Rinnsaal lief zwischen ihren runden, perfekten Brüsten über Ihren flachen Bauch zu ihrer leicht beharrten Scham. „Ich fürchtete schon, Du würdest nicht kommen,“ hauchte sie mit betörendem Augenaufschlag. Ihr Schmollmund lies einen Anflug von Traurigkeit erkennen. Dann lächelte sie und ihre Augen strahlten. „Doch jetzt bist hier bei mir“.
„Nichts hätte mich vom Kommen abhalten können, meine Prinzessin. Keine Macht dieser Erde“ erwiderte ich, und war mir der Zweideutigkeit sehr wohl bewusst. Ihre grünen Katzenaugen richteten sich auf die Wölbung meines Kaftans unterhalb meines Gürtels. „Hast du eine Waffe in mein Gemach mitgebracht, mein Liebster“, schnurrte sie neckisch. Meine Stiefel hatte ich schon abgestreift als sie mir, offenbar mit geübter Hand, den Gürtel öffnete. Gürtel und Dolch glitten zu Boden. Mit einer einzigen geschickten Bewegung zog ich mir meine Oberbekleidung über den Kopf und streifte sie ab. Nackt, wie Gott mich schuf, stand ich nun vor ihr. Sie stieg aus der Wanne und drückte sich an mich. Ihre Lippen berührten die meinen und wir küssten uns lange und leidenschaftlich. Ihre schwarzen Locken streichelten meine Wangen während wir uns küssten und ich wünschte dieser Moment würde ewig andauern. Meine Hände glitten über ihren Rücken und fanden ihren Po. Mit der rechten Hand streichelte ich weiterhin ihre runden Backen, die linke aber, wanderte zu ihrer üppigen Brust. Sie stöhnte leise vor Vergnügen. Ihre rechte Hand umfasste kurz entschlossen mein erregiertes Glied und sie fing langsam an, mich zu streicheln. Wahnsinnig vor Verlangen hob ich sie hoch und trug sie zu ihrem Bett. Ihr Duft nach Rosen war so betörend, dass ich fürchtete, mir würden die Sinne schwinden. Dies hier musste wahrlich der Himmel sein! Ich legte sie sanft, mit dem Rücken voran, auf das Bett. Sie war leicht wie eine Feder. Ihre wohlgeformten Beine gingen auseinander und ich sah ihre Scham. Ich kniete mich vor ihr nieder und küsste sie dort zärtlich. Die Lust durchfuhr ihren Körper und Surrayer bäumte sich unter meinen Liebkosungen auf. Sie stöhnte immer lauter, und als ich dachte, sie hielte es nicht mehr länger aus, und würde uns durch ihr Stöhnen verraten, legte ich mich auf sie und versiegelte mit meinem Mund ihre Lippen. Sie reckte mir ihr Becken entgegen und ich drang sanft in sie ein. Ein Schauer lief durch Ihren Körper. „Ja, nimm´ mich mein Liebster“, hauchte sie in mein Ohr, „ich bin ganz die Deine.“ Ich genoss Ihre Wärme und Ihre Enge und küsste abwechselnd ihre vollen, sinnlichen Lippen und Ihre prallen Brüste. Wenn unsere Lippen nicht aneinander gepresst waren, biss sie verzückt in ein Kissen um ihr Stöhnen zu unterdrücken. Ich erhöhte das Tempo, versuchte so tief wie möglich in sie einzudringen. Dann ließ ich mir wieder Zeit nur um gleich darauf das Tempo für meine Geliebte überraschend das Tempo wieder zu erhöhen. Surrayer stöhnte immer heftiger bis ihr ganzer Körper zu zucken begann, sie presste ihr Becken gegen das meine und grub ihre Fingernägel in meine Pobacken. Das vormals klare Weiß ihrer Augen wurde milchig und ihr Blick trübte sich vor Verzückung. Sie öffnete leicht ihren vollkommenen Mund und seufzte vor Wonne. Auch ich bog meinen Oberkörper nach hinten und explodierte in ihr. Grelle Blitze tanzten vor meinen Augen und ich küsste sie zärtlich auf den Mund bis ich wieder klar denken konnte.
Als wir wieder ein wenig zu Atem kamen, schmiegte sie sich an mich. Zärtlich streichelte sie meine Brust. Ich spürte ihren Atem an meinem Hals. „Du bist ein junger Gott“, flüsterte sie. „Zumindest siehst Du so aus.“ „Nein“, widersprach sie sich selbst, „es ist nicht nur dein Aussehen, auch was und wie du es tust ist göttlich.“ Sie lächelte zufrieden.
Ich kann nicht verhehlen, dass es mir immer schon leicht fiel Frauen zu beeindrucken. Mit meinen fünfundzwanzig Jahren, einer Statur wie eine griechische Statue, bis auf das Gemächt versteht sich, da ist meines bedeutend üppiger, und einer Größe von sechs Fuß war ich bestimmt nicht die hässlichste Erscheinung auf Gottes Erde. Die körperlichen Anstrengungen im Leben eines Soldaten trugen dazu bei, dass sich meine Muskeln sichtlich wohl geformt hatten. Auch konnte ich es bis jetzt verhindern, mich im Kriege grob körperlich zu entstellen. Was eher am Glück lag und nicht an den mangelnden Gelegenheiten. Meine braunen Haare fallen mir bis zu den Schultern und ich wusste, dass meine blauen Augen auch zu überzeugen wissen. Auch meine wohlgeformte Nase und mein sinnlicher Mund kommen bei den meisten Frauen gut an. Kurz um, es war mir bewusst, wie ich auf die holde Weiblichkeit wirkte und ich nutzte meist dieses Wissen.
Surrayer seufzte und stützte sich auf ihre Ellenbogen auf. Das Seidenlaken, bedeckte nur die Hälfte Ihres Körpers und ich betrachtete ihre wohlgeformten Beine. „Warum kannst Du nicht der Emir sein“, fragte sie mit gespielter Entrüstung. Eine Zornesfalte erschien auf ihrer ansonsten makellosen Stirn. Ihr Schmollmund sah entzückend aus. „Dann könnten wir immer zusammen sein und ich wäre deine Hauptfrau“, ereiferte sie sich.
„Ja, der Emir“, sagte ich. „Wo ist er und warum konnte ich Dich heute ungestört besuchen?“
Ihr gespielter Ernst war verflogen und sie lächelte mich wieder an.
„Den habe ich fortgeschickt, und er wird auch so bald nicht zurückkommen. Dem Eunuchen habe ich gesagt, er solle mir das Bad einlassen und sich dann für heute zurückziehen. Habe ich das gut gemacht?“ Wieder dieser Schmollmund. „Du bist eine Göttin“, sagte ich. „Wie aus einer griechischen Sage. Wunderschön und offensichtlich auch verschlagen.“ Sie biss mich zärtlich in die Schulter. „Zur Strafe für die Verschlagenheit“, sagte sie. „Diese Bestrafung gefällt mir“, erwiderte ich. Sie lächelte. „Wo ist er hin?“ fragte ich sie erneut. „Ich meine nur, damit ich weiß, wie lange wir noch für uns haben?“ „Er ist dem Großwesir entgegen geritten und wird tagelang fort sein. Wir haben also noch ein wenig Zeit, Liebster.“
Dem Großwesir entgegen, dachte ich. Was führt den Großwesir nach Belgrad? Meine Gedanken überschlugen sich. Konnte dies die Information sein, die uns einen Vorteil verschaffte, aus dem Gemach des Emirs? Ich versuchte noch einmal mein Glück. „Kommt er alleine, auf eine Kurzvisite, oder ist er gar mit dem Emir verwandt?“ „Was Du alles wissen willst, mein Geliebter. Nein, Selim Mustafa ist nicht mit ihm verwandt, und der Großwesir kommt mit vielen Männern, über 100.000 Mann habe ich gehört. Mein Herr ist für deren Verpflegung verantwortlich, und war anhand der hohen Kosten in letzter Zeit ziemlich mürrisch. Aber Schluss jetzt, mein Liebster, spar dir deinen Atem auf für Besseres! Zufällig fällt mir da gerade was ein.“ Zärtlich küsste sie meinen Hals und wanderte zielstrebig herauf zu meinen Lippen. Während sie mich küsste, wanderte ihre rechte Hand zwischen meine Beine. „So wie Du stramm stehst, könnte ich fast vermuten, du seiest Soldat!“ Ihr Kopf verschwand aus meinem Gesichtsfeld und Surrayer´s Lippen fanden, was sie suchten. Kurz darauf durchfluteten wohltuende Schauer meinen Körper. Das war knapp, dachte ich, kurz bevor ich an nichts mehr denken konnte.
Es war schon spät, als ich zu den Pferden zurückkam. Alessandro hatte mich beim Durchgang in den Innenhof, wo wir unsere Pferde angebunden hatten, an sich vorbei gehen lassen. Jetzt kam er zurück und steckte beim Gehen seinen Dolch wieder in die Scheide.
„Niemand ist dir gefolgt“, sagte er. „Was hast Du herausgefunden?“ Neugierig musterte er mein Gesicht. „Zweierlei, mein Freund!“ sagte ich. „Orientalische Frauen sind den unseren in mancher Hinsicht überlegen.“ Ich musste dabei grinsen und machte eine Pause. „Und weiter“, sagte Alessandro. „Was war das zweite?“. Dann polterte Alessandro los: „Immer du mit deinen Frauengeschichten, ich meine, ich kann hier den ganzen Tag auf dich warten und was machst du? Du gibst mir Ratschläge über Frauen! Mir, einem direkten Nachfahren von Eros, dem römischen Liebesgott! Das ist fast, als glaubtest Du, eine Taube könnte einem Adler das Fliegen beibringen!“ Jetzt musste ich lachen, und auch Alessandro konnte sich nicht mehr zurückhalten. „Spaß beiseite“, sagte er. „Was hast Du sonst noch herausgefunden?“ „Sie kommen Alessandro“, sagte ich. „Es hat begonnen! Kara Mustafa Pascha ist auf dem Weg, zumindest nach Belgrad, und mit ihm 100.000 Mann.“ „Aber ob sie nach Wien kommen hast Du nicht erfahren, oder?“ Hoffnung breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Nein, mein Freund, das wusste sie nicht.“ „ Er könnte auch nach Ungarn wollen, wer weiß, vielleicht haben wir soviel Glück.“ „Ich befürchte aber, Kara Mustafa Pascha, der Großwesir der Türken wird im Sommer mit seinem Heer vor Wien stehen. So wird es in meinem Bericht stehen“, sagte ich. „Und, wir müssen uns darauf vorbereiten!“ Alessandro nickte. „Wahrscheinlich hast Du Recht“, sagte er. „Lass uns reiten, wir müssen den Herzog informieren, und es ist ein weiter Weg nach Raab!“ „Ja, du hast Recht“, sagte ich. „Wir müssen aufbrechen! Schade, eigentlich. Ich fing gerade an, Belgrad, seine Einwohner und die vortreffliche sogar liebevolle Gastfreundschaft der Osmanen zu genießen.“
Papst Innozenz XI. hatte nicht viel geschlafen. Zu viel hing vom Ausgang des heutigen Tages ab. Die Bedrohung aus dem Osten hatte Gestalt angenommen. Die Osmanen rüsten sich zum Kampf. Seinen tüchtigen serbischen Spitzeln war es zu verdanken, diesen Umstand überhaupt zu bemerken. Aber die christliche Welt schlief. Schlimmer noch, die großen christlichen Herrscher zerfleischen sich gegenseitig. Seit Jahren versuchte er nun Frankreich und das Haus Habsburg zum Frieden zu bewegen damit diese beiden christlichen Herrscher gemeinsam gegen die verhassten Türken ins Feld ziehen. Es war seiner Heiligkeit bis heute nicht gelungen. Im Gegenteil, Frankreich schickte Pioniere und Berater zu diesem Heiden, dem türkischen Sultan Mehmet IV., der Geißel der Christenheit. Alles um sich das Vorrecht des Handels mit Indien zu sichern. Und als wäre dies nicht Frevel genug, macht Ludwig der XIV. der Kirche auch noch ihre Abgaben streitig.
Aber heute war der Tag an dem sich das Blatt wenden würde, an dem dich das Schicksal der Christenheit entscheiden würde, dies würde sein Tag werden. Er blickte aus dem Fenster seiner Gemächer auf den Vorplatz. Kutschen waren vorgefahren und der Papst erkannte vertraute Gesichter. Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, als er Pater Marco und den Nuntius von Wien, Kardinal Buonvisi, aus einer Kutsche steigen sah. Seine getreuen Mitstreiter, dachte er bei sich. Ohne sie wäre das Komplott zum Scheitern verurteilt. Auf der Kutsche gleich dahinter erkannte er das Wappen der Habsburger, den roten Löwen. Also war Kaiser Leopold ebenfalls angekommen.
Hufgeklapper erfüllte den Innenhof und eine dritte prächtige Kutsche, von acht Schimmeln gezogen, kam in sein Blickfeld. „König Johann Sobieski“, flüsterte er. Auch er hielt sein Versprechen und machte die weite Reise. Es klopfte an seiner mit christlichen Ornamenten verzierten Tür. „Herein!“ rief er. Die Tür ging auf und der Kämmerer betrat seine Gemächer. „Die Hoheiten sind er...