Teil 1
Fundamentale Verwerfungen
aus quasi-demokratischen Prozessen
des letzten halben Jahrhunderts
Unsere heutigen Demokratien, mit ĂŒber in Jahrzehnten geĂŒbten Usancen, sind fĂŒr uns eine SelbstverstĂ€ndlichkeit. Wer kĂ€me auf die Idee, sie ernsthaft zu hinterfragen? So selbstverstĂ€ndlich sind sie, dass wir die Scheu vor der Obrigkeit verloren haben, alles und jedes kritisieren â hĂ€ufig ungerecht, ohne Kenntnis der komplexen ZusammenhĂ€nge. Aber auch der Obrigkeit, Politik und Ăffentliche Verwaltung, scheint der Verlust ihrer âBerufungâ â ehemals Ansehen, Ehre â nicht gewahr zu sein, scheint sich im tagespolitischen Geschehen zu verlieren; als doch einzigartiger Aufgabe einer fĂŒr alle BĂŒrger bestmöglichen Steuerung unseres Staates, höchste Auszeichnung die der SouverĂ€n zu vergeben hat. âStaatliche Verwaltungâ wird zur laschen Gewohnheit, zu Routine. Ob das fĂŒr die Herausforderungen in einer nun globalen Welt reicht? Im hektischen Wettlauf hunderter Nationen, stĂ€ndig wechselnder politischer Beziehungen, technologischer, ökonomischer, ökologischer u.a. Katastrophen, ethischer und religiöser Auseinandersetzungen in einer ĂŒberfĂŒllten Welt? Oder haben sie, zugunsten persönlicher Vorteile, tagespolitischer BanalitĂ€ten, aufgegeben? Der Eindruck nimmt zu!
Demokratien â nach westlichem Muster â finden wir primĂ€r in Nordamerika und Europa. Sie bleiben aber eine Minderheit. NatĂŒrlich könnte man nun â je Nation, je âdemokratischem Systemâ wie auch persönlicher Beurteilung â fundamentale Verzerrungen intuitiv identifizieren und interpretieren (was ja verhindert werden sollte). Nachfolgendes entspricht zwangslĂ€ufig dem persönliches Lebens-, Wissens- und Erfahrungsumfeld (was ja immer gilt â nur kaum erklĂ€rt wird). Daher war zu versuchen, wesentliche Abweichungen von einer sinnvollen volkswirtschaftlich kontinuierlichen Entwicklung aufzuzeigen â primĂ€r des deutschen Sprachraums â, zu komprimieren und zu interpretieren.
Als Ursprung demokratischen Gedankenguts gilt das alte Griechenland, andererseits demokratische Bestrebungen aus der AufklĂ€rung â z.B. aus der Französischen Revolution 1789-1799 wie auch der amerikanischen UnabhĂ€ngigkeitserklĂ€rung 1776-1789. Als gravierende UmbrĂŒche menschlichen Denkens und Verhaltens, begrĂŒndet auf den Ideen freiheitlicher und gleichberechtigter Gemeinsamkeit. Die weitere weltweite Verbreitung demokratischen Gedankenguts erfolgte im Zuge der kolonialen Entfaltung, aber dennoch â bis heute â mit deutlichen Differenzierungen zu anderen Kulturkreisen, zu anderen MentalitĂ€ten; und blieb verstĂ€ndlicherweise so immer Kern internationaler Diskrepanzen.
Ernsthafte politische Vergleiche demokratischer Prozesse sind daher begrenzt; jede Demokratie entwickelt sich individuell, aus jahrhundertealter Kultur und lokaler MentalitĂ€t. Nur die fundamentalen GrundansĂ€tze bilden eine Gemeinsamkeit â wie der von Freiheit, Gleichheit, von LiberalitĂ€t und Ableitungen daraus â und werden dennoch unterschiedlich interpretiert. Wir spĂŒren schon, wie sich Vorbehalte öffnen â auch, wie schwer es ist, bessere Alternativen abzuleiten. Die Demokratie bleibt also eine dynamische Regierungsform. Leider entwickelt sie sich heute nach tagespolitischen Geschehen, und besonders, nach jeweiligen Machtinhabern â als das Kernproblem. So erfahren wir aus den zwar schon reifen, wenn auch noch jungen Demokratien Europas, viele fundamentale Verzerrungen aus vielfĂ€ltigen âdemokratischen Usancenâ, die zwangslĂ€ufig Krisen und Belastungen auslösen; nicht nur temporĂ€r, sondern wie dz. in der EU, sich selbst in Richtung Auflösung beschleunigen (und doch nur eine Auswahl bleiben):
1. Sicherheit â Erste Aufgabe des Staates
Aus den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte lernen wir, der Mensch formierte sich in Gruppen, in Herden, dann nach Regionen, spĂ€ter in Staaten, temporĂ€r in StaatenbĂŒnden. Das gab dem Einzelnen mehr Sicherheit, nĂŒtzte aber auch, um andere aggressiv zu ĂŒberfallen. Man pflegte also entsprechendes Kriegshandwerk, um zu plĂŒndern, zu unterjochen, also auf Kosten anderer Vorteile zu erheischen. Es war ein stĂ€ndiges Hin und Her â niemals, nirgendwo, gab es in der Menschheitsgeschichte nachhaltig (!) Frieden. Gruppierungen wuchsen immer wieder neu. Waren sie wirtschaftlich stark, dann zumeist auch militĂ€risch; bĂŒĂten irgendwann ihre Ăberlegenheit wieder ein, verschwanden. Irgendwo gab es immer einen MissgĂŒnstigen, einen PlĂŒnderer, der die Gunst der Stunde nutzte (wie auch heute, meist in verdeckter Form). Hat sich hier etwas geĂ€ndert? Mit Sicherheit können wir aus annĂ€hernd zehn Jahrtausenden sesshafter Menschheit doch ableiten, nichts hat Bestand, alles unterliegt stĂ€ndiger wie dynamischer VerĂ€nderung. Gesellschaften kommen und Gesellschaften gehen. Und mit Sicherheit gilt Gleiches auch fĂŒr die unsere. Auch sie hat nicht ewig Bestand, ist genauso dem Strudel weltweiter VerĂ€nderungen unterworfen, den menschlichen Egoismen. Es liegt an uns, an unserer Politik, mit welcher KontinuitĂ€t (mit welchen Erfolg) wir, als Nation, nun als Union, die Zukunft (und wie nachhaltig) meistern, besser, die wechselhaften Zeiten ĂŒberstehen werden.
Unsere westlichen Gesellschaften â nach Jahrhunderten katastrophaler Auseinandersetzungen â sonnen sich seit nun gut 70 Jahren in Wohlstand, wiegen sich in Sicherheit. Die letzten Veteranen aus dem Weltkrieg sterben aus, und mit ihnen die tief prĂ€genden Traumata aus dieser Zeit. FĂŒr die jetzige Generation ist Frieden und Wohlstand eine SelbstverstĂ€ndlichkeit. Anderes nicht mehr vorstellbar, dieser stĂ€ndige Ăberlebenskampf wĂ€hrend der ganzen Menschheitsgeschichte; die Kriege, Revolten, ĂberfĂ€lle, nie enden wollende Bedrohung an Leib und Leben, fehlende Sicherheit und keinerlei Sozialnetze. Es fehlt in ihrer Erfahrung. Und das bestimmt die Verhaltensunterschiede zu den Alten â bestimmt die differenten Einstellungen; so vernachlĂ€ssigen wir selbst adĂ€quate militĂ€rische Vorsorge. Ein gefĂ€hrlicher Fehler, erwachsen aus einer saturierten Gesellschaft â dank wuchernder sozialer Netzwerke, in einer noch immer leistungsfĂ€higen Wirtschaft. Die realen Erfahrungen aus der Geschichte â zumeist brutales Zusammenleben in wechselhaften Systemen und Gesellschaften â sind nicht mehr evident, belasten persönlich nicht mehr; ausgenommen einige weniger historischer âHighlightsâ des letzten Jahrhunderts, die immer noch medial wirken, paradoxerweise stĂ€ndig reflektiert werden. Dennoch, der Mensch Ă€ndert sich nicht, ist nicht plötzlich friedfertig, sozial â und das, weltweit.
Demokratische Gesellschaften wie wir sie nach dem Zweiten Weltkrieg erleben, entwickeln ĂŒber Jahrzehnte ausgefeilte Sozialsysteme, die zwangslĂ€ufig â wie wir feststellen â immer weiter wachsen, unbegrenzt wuchern (Korrekturen verhindern sich ja âdemokratischâ. Kap. 9). Hemmung der Leistungsbereitschaft ist die Folge und bewirkt ökonomische Verzerrungen, beeinflusst selbst staatliches Verhalten. Ăber Jahrzehnte nimmt die LeistungsfĂ€higkeit ab. Des Staates primĂ€ren Aufgaben treten in den Hintergrund â BĂŒrokratien wuchern, verzweigen sich in alle Lebensbereiche des BĂŒrgers; und prĂ€gen so auch die Politik. Selbst fundamentale Staatsaufgaben wie Gestaltung und Modernisierung der Infrastruktur, Sicherheit und Verteidigung, Förderung des allgemeinen Wohlstands, der Bildung, nĂ€mlich nach den GrundsĂ€tzen der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, treten in den Hintergrund (wenn auch stĂ€ndig betont!). Eine wachsende Zahl von BĂŒrgern zieht sich aus dem politischen Geschehen zurĂŒck, koppelt sich von der politischen Verantwortung ab, ĂŒberlĂ€sst das âStaatsgeschehenâ der Administration, den Parteien. Noch können wir die Folgen kaum abschĂ€tzen. Selbst in der internationalen KonfliktbewĂ€ltigung handeln die starren öffentlichen Strukturen autonom (wie heute, den FlĂŒchtlingswellen, des wirtschaftlichen Niedergangs, Widererstarkens des Nationalismus, des Auflösens europĂ€ischen Gedankenguts usw.), als unstrukturiertes, ein selbstgenĂŒgsames âVerwaltenâ. Noch verlassen wir uns als Nation auf den Weltpolizisten USA und Nato; und geben so langsam, schleichend, unsere SelbststĂ€ndigkeit â geruhsam in Wohlstand und vermeintlicher Sicherheit eingenistet â auf.
So werden in Europa z.B. die Verteidigungsausgaben zurĂŒckgefahren, die Wehrpflicht abgeschafft, die Verteidigungsindustrie vernachlĂ€ssigt und drohende VerĂ€nderungen in der Welt negiert. Wie zum Beispiel sich abzeichnende Gefahren aus der Informationstechnik, von ABC-EinsĂ€tzen, terroristischen Gruppierungen, ausgeflippten Potentaten (selbst in Demokratien!). Dazu mit unsinnigen, zufallsgenerierten MilitĂ€reinsĂ€tzen im fernen Ausland, einer VernachlĂ€ssigung der Förderung von Forschung und Entwicklung fĂŒr relevante technologische Neuerungen auf militĂ€rischen und benachbarten Gebieten, als Negation der weltweit politischen (Macht-)Verschiebungen mit all den massiven Gefahren fĂŒr die eigene Sicherheit. Eines ist in der Welt jedenfalls Fakt: Je autoritĂ€rer Systeme, desto bedeutsamer sind fĂŒr die Machthaber die Armeen, und je demokratischer Staaten sind, desto deutlicher degenerieren Verteidigung (sofern nicht akute Gefahren vom Nachbarn drohen, wie z.B. fĂŒr Israel). Die Sicherheitsvorsorge wird lascher, zunehmend vernachlĂ€ssigt. Und zwar mit bleibend negativem Einfluss auf die âSozialisierungâ allgemein (Kap.14.), auch fĂŒr die Identifikation mit dem Staat, mit der Union; als doch natĂŒrliche Verteidigungsbereitschaft, einer sozialen Verantwortung zur Gesellschaft.
Sehen wir nur einige aktuelle Entwicklungen im nĂ€heren Umfeld. Russland z.B. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion öffnete sich das Land gegen den Westen, mit offener, mit wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer AnnĂ€herung an die EU. Mangels diplomatischem Geschick Europas kam es allerdings zur radikalen Kehrtwende, mit â im internationalen MachtgefĂŒge â unabsehbaren Konsequenzen auf Jahrzehnte; z.B. seiner Hinwendung gegen den Osten/SĂŒdosten, gefolgt von einem gefĂ€hrlichem Militarismus. Persönliche Einstellungen, Machtbewusstsein, besonders jedoch fehlendes strategisch staatspolitisches Denken Westeuropas und begrenzte FĂ€higkeiten der Spitzenpolitiker lieĂen den ursprĂŒnglich interessanten Ansatz, mit VerstĂ€ndnis fĂŒr ein zusammenbrechendes Imperium, so different auch die MentalitĂ€ten sein mögen, missen. Dass die Annexion der Krim völkerrechtswidrig war, ist nicht zu bestreiten; aber genauso lĂ€sst sich nicht bestreiten, dass Russland die Abtrennung seiner national-heroischen MilitĂ€rbasis, mit Zugang zum Mittelmeer, kaum akzeptieren kann (wenn auch mit fadenscheiniger BegrĂŒndung). Und dass ein Land wie Russland die gravierende Ausweitung des NATO-Einflussgebietes als Bedrohung empfinden muss, genauso. NatĂŒrlich meinen wir das im Westen anders â sind aber auch anders, zwangslĂ€ufig ânationalâ sozialisiert. Und der nĂ€chste Schritt Russlands, der Versuch die abtrĂŒnnige Ukraine zu destabilisieren, war ein â in der aufgeheizten Stimmung â sich schleichend entwickelnder âNebeneffektâ. Ungebremst geht seitdem die Eskalation voran â keiner glĂ€ttet diplomatisch die Wogen. Das Land schottet sich immer stĂ€rker ab, versucht sogar die EU (wie die USA) â ĂŒber mediale Trolle und politische Unterwanderungen â zu destabilisieren. Und die Dinge beschleunigen sich, spalten die Beziehungen im Nahen Osten, in Nordafrika, selbst innerhalb der EU; und das, bei all den weltweit schwellenden Auseinandersetzungen. Die europĂ€ische Politik hĂ€tte, und hat noch immer die Möglichkeit, diplomatisch ausgleichend einzugreifen. Aber, es fehlt âdiplomatische GröĂeâ, auch die FĂ€higkeiten, wie in Deutschland, das so seine politischen Vorteile verspielt.
So ist die ĂŒber ein Jahrzehnt fruchtbarer Zusammenarbeit Europas mit Russland (bei dem historischen Hintergrund!) nicht nur infrage gestellt â ganz zu schweigen von all den militĂ€rischen Konsequenzen, in der Ukraine, in Syrien, der TĂŒrkei, im Iran u.a., ferner der verlorenen Wirtschaftspotenziale, der problematischen Sicherheitsaspekte â, sondern der Abbruch, die Kehrtwende, wird auf lange Zeit das weltweite Gleichgewicht zu Ungunsten Europas verĂ€ndern. Ein sich dĂŒpiert fĂŒhlendes Russland (besser, ein sich dĂŒpiert fĂŒhlender Autokrat) löste sich aus der Zusammenarbeit, schottet sich, verletzt durch Sanktionen, ab, entwickelt sich zunehmend autoritĂ€r. FĂŒhrt gelegentliche ScharmĂŒtzel und Kriege â durchaus im Sinne der Destabilisierung Europas â und engagiert sich militĂ€risch und politisch in instabilen LĂ€ndern; was ebenfalls nicht im Sinne der EU liegen kann. Bis zu extremen Auswirkungen (in Syrien), die uns vor Entsetzen erstarren lassen. Pflegt die AnnĂ€herung an China â auch nicht in unserem Interesse â, gefolgt von einer sicherheitspolitisch problematischen Entwicklung fĂŒr den europĂ€ischen Kontinent. Ursachen: Massive Fehler der europĂ€ischen Politik, staatspolitische UnfĂ€higkeiten, fehlendes VerstĂ€ndnis fĂŒr die Interessen und SensibilitĂ€ten anderer Staaten; eben, auf gleicher Augenhöhe zu kooperieren. Und, das Ganze gefolgt von wirtschaftlichen SchĂ€den auf Jahrzehnte. So autoritĂ€r, so destabilisierend sich das heutige Russland auch geben möge, im Grunde genommen haben wir, im Westen, massiv Schuld an der Misere.
Besonders augenscheinlich dabei die Rolle Deutschlands. Hat es doch, als wirtschaftlich gröĂtes Land der EU, zwangslĂ€ufig bedeutenden Einfluss auf die Strategie und die Verhandlungen â somit besondere Verantwortung fĂŒr die EU. So hĂ€tte es â aus der bekannt positiven NĂ€he zum russischen Staatschef â die Initiative ergreifen, diplomatisch ausgleichend wirken mĂŒssen. Welch wirtschaftlicher und strategischer Nutzen wurde hier verspielt! Dazu zĂ€hlen auch die Sicherheitsbedenken der osteuropĂ€ischen EU-Staaten mit ihren Grenzen zu Russland. Deren Befinden hĂ€tte oberste PrioritĂ€t gehabt; die zwar â ĂŒber die NATO-Beistandsverpflichtung (wie sicher ist die schon, denken wir nur an die USA heute) â unbegrĂŒndet scheinen, aber dennoch Unsicherheiten nicht verhindern; und, gravierende wirtschaftliche Nachteile aus unterbrochenen Wirtschaftsbeziehungen in Kauf nehmen mussten.
Sorge kommt auch auf aus den AblĂ€ufen der Entscheidungsprozesse in der EU. An diesen Verhandlungen haben ja nur Frankreich, Deutschland und einigen EU-Spitzendiplomaten teilgenommen. Wie eben immer, liegt die Voraussetzung zur Lösung solcher Konflikte â und der KomplexitĂ€t demokratischer Entscheidungsfindung wie des irrational langen Zeithorizonts â eben, bei vorbehaltlos und strategisch denkenden, bei charismatischen FĂŒhrungspersönlichkeiten; sinnvoller Weise der wirtschaftlich starken LĂ€nder. Die deutsche Regierung wĂ€re aus ihrer Position wie auch historisch dafĂŒr prĂ€destiniert gewesen. Hat es aber nicht geschafft (eines der massivsten demokratischen Mankos. Kap.18)!
Wie nicht anders zu erwarten, wirkte zwar der erste Teil: NĂ€mlich, das wirtschaftlich stĂ€rkste Land ĂŒbernimmt die GesprĂ€chsrunde. Fehlt jedoch der zweite Teil, der vorbehaltslos und strategisch denkende, der charismatische und fĂ€hige âModeratorâ, wird zwar verhandelt, aber â wie eben auch in vielen Unternehmen â ist das Resultat zwar nicht chaotisch, aber dennoch falsch. Erreicht wurde wenig: Zwar klangen die ScharmĂŒtzel ab, aber der Status quo stabilisierte sich hemmend, und mit ihm die Sanktionen â auch zum Nachteil der EuropĂ€er. Die Verantwortlichen haben zwar ihren âJobâ erfĂŒllt, tragen selbst aber keinerlei Schaden. Wir sehen, Demokratien sind nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn die Besten fĂŒhren, und wenn sie auch Sorge tragen, dass genĂŒgend FĂ€hige gefördert werden â eine menschliche HĂŒrde, die nur reife Persönlichkeiten meistern. Eine HĂŒrde die, jedenfalls in Demokratien, offenbar schwer zu ĂŒberwinden ist (Kap. 23).
Und, wie lief es tatsĂ€chlich ab? Intuitiv, nach persönlicher Neigung wurde vorgegangen, ohne RĂŒcksicht auf die Historik anderer LĂ€nder, auf SensibilitĂ€ten, dazu mit wenig âWeisheitâ (Weisheit als Resultat von Wissen, Reife und Erfahrung). Fehler wirken umso gravierender, je gröĂer der angeschlossene Interessenskreis ist. Es zeigt aber auch, dass wissenschaftliche, dass logische, dass erfahrene und reife ProfessionalitĂ€t in der Politik, selbst in Demokratien, kaum zĂ€hlt. Ăhnliches Verhalten, Ă€hnliche Logik, findet sich auch bei all den nachfolgend wesentlichen Verzerrungen. Die politische FĂŒhrung Deutschlands in der EU mag sich zwar aus der GröĂe anbieten, dennoch, es entspricht keinem demokratischen Konsens â und wirkt umso negativer, je geringer die âProfessionalitĂ€tâ der fĂŒhrenden Initiatoren ist.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Die Entwicklung in Afghanistan. Ein mehr als zehnjÀhriger MilitÀreinsatz d...