Du bist wertvoll. Finde deine Werte und lebe sie
Ich habe mich von nichts mehr überzeugt, als dass ich meinen Lebensweg nicht nach den Meinungen anderer bestimmen darf.
(Sokrates)
Die gute Nachricht: Auch du hast das Führungsgen in dir. Die Entdeckungsreise beginnt mit der Suche nach deinen Werten. Entscheide dich für die, die für dich auf der Skala der „Wert-Vollsten“ ganz oben stehen. Entscheide dich, was du als wertvoll für dich ansiehst, was sinnvoll für dich ist. Mach dir bewusst, dass es ausschließlich darum geht, was für dich wertvoll ist, und nicht um das, was andere dir gesagt haben, was für dich wertvoll sein sollte. Mit dieser Entscheidung hast du schon die ersten zwei Schritte zur Führungskraft getan. Du hast entschieden und du hast dich dafür entschieden, wofür du stehst. Wer du bist.
Jeder, der entscheidet, ist eine Führungskraft. Wo immer wir agieren, auf welchen Platz auch immer uns das Leben gestellt hat, was immer wir tun, mit der bewussten Entscheidung für oder gegen etwas übernehmen wir Führungsverantwortung. Führungsverantwortung für unser Leben. Für das, wie wir es führen wollen. Für das, wofür wir stehen wollen. Für das, wofür wir eintreten werden. Für das, was wir authentisch vertreten können. Weil es in uns ist, geboren in uns, aus unserer Entscheidung. Weil es für uns wertvoll ist, sinnvoll ist, unserem Leben einen Sinn gibt.
Hier liegt der eigentliche Triggerpunkt. Die bewusste Entscheidung für das, was für dich wertvoll ist, was deinem Wesen entspricht. Wofür dein Herz brennt. Nicht, was dir dein Verstand, dein Ego als opportun, als nützlich, einzureden versucht.
Entscheide dich, wozu du dauerhaft stehen wirst und wovon du dich nicht abbringen lässt. Wo du das Gefühl hast, ganz bei dir zu sein, wenn du diesen Weg gehst. Auf diesem Fundament kannst du aufbauen. Kannst du dir Lebensziele setzen, die organisatorischen Voraussetzungen schaffen und die Maßnahmen entwickeln und durchsetzen, mit denen du die Ziele erreichen willst. Kannst du deine Fortschritte kontrollieren, messen und beurteilen. Kannst du dein eigenes Förderungs- und Entwicklungsprogramm bestimmen. Lebensgestaltung betreiben in Richtung eines sinnvollen, erfüllten Lebens. Nicht das eines Schauspielers, sondern ein Leben, in dem du du selbst sein kannst, ein Leben in dem du dich selbst führst und dein Sein und Werden aktiv eigenverantwortlich bestimmst.
Was ist für dich wichtig? Was ist für dich wert-voll? Was ist es, wofür du „geradestehst“? Wofür du dich durch nichts „verbiegen“ lassen willst? Was ist deinWertefundament, dein innerer Kompass, nach dem du dein Leben ausrichten willst? Wenn du gefunden hast, was für dich wichtig und wert-voll ist, und du dich dann konsequent in den Dienst dieses für dich Wichtigen und Wert-Vollen stellst, dann wird sich auch dein Leben als wert- und sinnvoll gestalten. Dann wirst du deine Prioritäten danach setzen.
An deinen Werten orientieren sich deine Gedanken, Gefühle, Empfindungen, deine Wahrnehmung, Verhaltens- und Handlungsmuster, schließlich tragen sie zur Formung deines Charakters, deiner Identität bei. „Werte können wir nicht lehren – Werte müssen wir leben. Und einen Sinn können wir dem Leben des anderen nicht geben – was wir ihm zu geben, mit auf den Weg zu geben vermöchten, ist vielmehr einzig und allein ein Beispiel: das Beispiel unseres ganzen Seins. Denn auf die Frage nach dem letzten Sinn menschlichen Leidens, menschlichen Lebens kann die Antwort nicht mehr eine intellektuelle, sondern nur noch eine existentielle sein: Wir antworten nicht in Worten, sondern unser ganzes Dasein ist die Antwort.“ (Frankl, 26)
Werte sind die Aufsetzpunkte für die Beantwortung der Frage, worin du Meisterschaft anstreben könntest. Wofür du deine Talente und Fähigkeiten einsetzen willst, um deinem Potenzial gemäß einen Beitrag zur Etablierung deiner Werte zu leisten. Für dich und für andere.
Aus deinen Werten leiten sich auch deine Zielsetzungen und Strategien zur unmittelbaren Bewältigung deines Lebens ab. Werte sind nicht etwas Statisches, sondern etwas Dynamisches. Sie verändern sich mit der Veränderungsdynamik der Wünsche deines Herzens und deiner Seele, mit deinen Lebensumständen, mit deinem Alter. Mit deinem Wissen und deiner Weisheit. Die Konsequenz, mit der du deine Werthaltung lebst, hinterlässt die Spur, die aufzeigt, wofür du gestanden hast. Sie ist auch ein Abdruck deines Lernprozesses. Du wächst in deinem Selbstvertrauen, in deiner Selbstachtung mit deiner Fähigkeit, die Werte umzusetzen, die du für dich als relevant und als Priorität entschieden hast. Die Werte, für die du eingestanden bist, das, was für dich wichtig und wert-voll war, wird auch einmal das sein, worüber deine Freunde an deinem Grab sprechen werden. Worauf eure Freundschaft wahrlich beruht hat. Wofür du eingestanden bist und damit auch für deine Freunde wert-voll und wichtig geworden bist.
Du verlierst dich selbst, wenn du in Bezug auf deine Werte Kompromisse schließt. Wenn du sie opportunistisch am Altar von vermeintlichen Vorteilen und Notwendigkeiten opferst. Deine Werte zu opfern, ist kein Kavaliersdelikt. Dieses Opfer ist nichts Oberflächliches, sondern verändert dich tiefgreifend. Die Werte aufzugeben bedeutet, sich aufzugeben. Nicht zu dir zu stehen, zu dem, was für dich wichtig und wert-voll ist. Wenn du in deiner Werthaltung schwankst, wirst du wie ein Blatt im Wind. Kein „Kraftort“ für Vertrauen und Verlässlichkeit und schließlich Sicherheit. Weder für dich noch insbesondere für andere.
Deine Werte sind deine wahre Stärke. Sie kommen nicht von Dritten vorgegeben, sondern kommen aus deinem Inneren. Du brauchst nur auf deine innere Stimme zu hören. Deine Werte, dafür hast du dich entschieden, und mit jedem Mal, wo du zu deinen Werten stehst, diese für dich bestätigst, sie mit deinem Löwenherz verteidigst, dich für sie begeisterst, wächst du, wirst du stärker. Wirst du Wert und Sinn deines Lebens erfahren. Bist du, wie du bist. Hast du die Grundlage für dein Glücklichsein gelegt.
Auf der Suche nach Beispielen für Werte im Internet findet man viele. Hunderte Wertbegriffe. „Überschriften“. Davon findest du nachstehend fünfzig Beispiele, die von mir ausgewählt wurden:
Achtsamkeit, Akzeptanz, Anerkennung, Aufgeschlossenheit, Authentizität, Begeisterung, Dankbarkeit, Demut, Disziplin, Ehrlichkeit, Einfachheit, Einfühlungsvermögen, Einzigartigkeit, Energie, Entschlossenheit, Erfolg, Fairness, Familie, Flow, Freiheit, Freude, Freundlichkeit, Frieden, Geben, Gelassenheit, Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit, Glückseligkeit, Harmonie, Heilen, Herz, Hingabe, Humor, Inspiration, Integrität, Klarheit, Liebe, Mäßigung, Mitgefühl, Mut, Optimismus, Pünktlichkeit, Respekt, Selbstvertrauen, Spiritualität, Stille, Verständnis, Vertrauen, Weisheit, Zufriedenheit.
Die Überschriften, die reinen Wertbegriffe, genügen natürlich nicht, wenn du für dich und für andere nachvollziehbare Werte identifizieren und als Leitstrahl für dich definieren willst. Dem jeweiligen Wertbegriff, den du für dich identifizierst, muss Leben eingehaucht werden. Das „Leben“ gibst du ihm, in dem du beschreibst, was der jeweilige Wert für dich bedeutet. Unmissverständlich. Dieser Wert muss dich begeistern, berühren, du musst es spüren, welche Bedeutung er für dich hat. Dass er dich weiterbringen kann. Dass er deinem inneren Bedürfnis entspricht. Dass er dich dir selbst näher bringt. Dass er dich anspornt und du zu ihm stehen kannst und wirst. Dass er das repräsentiert, was du dir für dich von ganzem Herzen wünschst. Ein Wert, auf dem du aufbauen und dich weiterentwickeln kannst.
Dabei wirst du auch Neuland betreten. Dich ganz einlassen, das eine oder andere loslassen müssen. Werte stellen Ansprüche an dich. Fordern dich. Fordern deine Konsequenz und Disziplin. Deinen Mut und deine Anpassungsfähigkeit. Mit den Werten im Gepäck begibst du dich auf einen Weg, der Haltung verlangt. Konzentration und Achtsamkeit für Abweichungen vom Weg. Kontrolle! Aber auch Gefühle der Freude und des Wohlbefindens, wenn du gut vorankommst auf deinem „Werte-Weg“.
Werte sind das Fundament im „Menschwerdungsprozess“. Wenn du dieses Fundament erschütterst, gefährdest du dich selbst. Wenn du das Fundament festigst, Erfahrungen in deinem Werteprozess sammelst und dein Wertegerüst stetig und bewusst ausbaust und deinem Entwicklungsprozess anpasst, wirst du stärker. Wächst du.
Wie kann ein systematischer Wertefindungsprozess ablaufen? Für mich selbst habe ich dafür den Prozessvorschlag von der in Wien lebenden Humanenergetikerin Zsuzsa Szabo übernommen.
- Es beginnt mit der Ausgangsfrage: „Was ist in meinem Leben von Wert? Was ist mir wichtig?“ Anhaltspunkte für die Suche nach den für dich relevanten Werten können die oben angeführtenWertbegriffe sein. Die Suche nach Werten gestaltet sich relativ einfach, der Entscheidungsprozess für „deine Werte“ ist weit schwieriger. Lass dir Zeit. Spüre nach, welcher Wert dich anspricht. Etwas in dir zum Klingen bringt. Deinem „inneren Wesen“ entspricht. Lass dich keineswegs von „äußerer Attraktivität und Notwendigkeit“ leiten. Werte sind kein Marketingprogramm, sondern eine fundamentale, in deinem Inneren gewachsene Grundsatzerklärung.
- Unterscheide in deinem „Wertekatalog“ zwischen materiellen und immateriellen Werten. Um die immateriellen Werte geht es.
- Wähle aus diesen immateriellen Werten drei, maximal sieben Werte aus.
- Bringe diese Werte in eine Reihenfolge und entscheide, welche Werte davon für dich nicht verhandelbar sind. Werte, für die du kompromisslos stehst. Naturgemäß die Erstgereihten.
- Suche und finde die präzise Definition für jeden deiner Werte, für die du dich entschieden hast. Dabei ist jedes Wort wichtig. Es muss so geschrieben sein, dass du jedes Wort empfinden und nachempfinden kannst.
- Deine „Werte“ – das „bist du“! Die Werte können nur von dir allein umgesetzt und durchgesetzt werden. Wenn du sie nicht umsetzen kannst, sind es nicht deine richtigen Werte. Für die Umsetzung der Werte trägst du allein die Verantwortung! Du musst demnach ihre Umsetzung auch kontrollieren.
- Was ist dein „Opfer“? Was bist du bereit dafür zu geben – für deine Werte? Zwischen Wert und Tun muss es immer einen direkten, unverkennbaren Zusammenhang geben.
Wenn du diesen Prozess immer wieder durchlaufen hast, bringe die Werte, die du gewählt hast, in dir zum Klingen. Spüre, wie sie sich anfühlen. Ein weiterer Schritt, für dich selbst die Plausibilität deiner Werte nachzuempfinden. Eine Herzensübung – keine Verstandesübung. Rezitiere deine Werte in der Stille, beim Gehen, wo auch immer.
Das „Mantra“: „Ich bin der Wert; um mich ist der Wert; mein Ich erschafft den Wert.“ Amen!
Zum Beispiel: „Ich bin Liebe; um mich ist Liebe; mein Ich schafft Liebe.“ Amen!
Ich selbst war in meinen in den letzten zwölf Monaten ablaufenden Wertefindungs- und Revisionsprozess mit folgenden Wertbegriffen gestartet:
- Ruhe und Frieden
- Demut und Hingabe
- Liebe und Freude (Mitgefühl)
- Heilung und Flow
- Wahrnehmung und Erkenntnis
- Gemeinschaft und Familie
Schließlich habe ich mich nach Monaten des Selektionsprozes-ses für die Werte Liebe, Freude, Frieden und Heilung entschieden. (Vor meiner zweiten Jakobsweg- Pilgerschaft im April 2014 stand noch der Wert „Erkenntnis“ als fünfter Wert auf meiner Werteliste. Diesen Wert habe ich schließlich nicht in meine finale Werteliste aufgenommen.)
Siebenundvierzig Tage auf dem Jakobsweg. Achthundert Kilometer von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela. Tage der Besinnung und der inneren Einkehr. Eine ideale Gelegenheit, die Stimmigkeit meiner „neuen“ Werte zu überprüfen. Ob diese meinem Selbst, meinem Herzen gemäß und meiner Situation entsprechend sind. Davor hatte ich mich über Jahrzehnte in meinem Berufs- und Privatleben, in meinem eigenen Zielsetzungsund Strategieprozess an den Werten Erfolg, Familie, Authentizität, Begeisterung, Fairness und Dankbarkeit orientiert. Ein erfülltes Leben war das Ergebnis.
Ein tibetisches Gebet bringt es für mich auf den Punkt: „Möge ich das Glück und alle Ursachen des Glücks erlangen, möge ich frei sein von Leid und allen Ursachen des Leidens.“ Ich wurde mit diesem „Glück“ reich beschenkt und von allem „Leiden“ verschont. Ich bin ein glücklicher Mensch!
Ich rezitierte auf dem Jakobsweg in der Einsamkeit und Stille stundenlang die Mantras, während ich ging, und meditierte auch über die Werte.
- „Ich bin Liebe, um mich ist Liebe, mein Ich schafft Liebe.“ Amen!
- „Ich bin Freude, um michist Freude, mein Ich schafft Freude.“ Amen!
- „Ich bin Frieden, um mich ist Frieden, mein Ich schafft Frieden.“Amen!
- „Ich bin Heilung, um mich ist Heilung, mein Ich schafft Heilung.“ Amen!
- „Ich bin Erkenntnis, um mich ist Erkenntnis, mein Ich schafft Erkenntnis.“ Amen!
Ich sprach das Mantra. Ich sang das Mantra. Ich spürte der Liebe, der Freude, dem Frieden, der Heilung und der Erkenntnis nach. Versuchte, die diesen Werten im „Definitionsprozess“ von mir zugeordnete Bedeutung – mein inneres Verständnis dieser Werte – zu vertiefen. Die Stimmigkeit des Rankings für mich zu bestätigen. Mein Verstand war auch noch der Logik des Rankings nachgegangen. Der Frage: Baut einer dieser Werte auf dem anderen Wert auf – wirken diese synergistisch?
Ich verstand und spürte schließlich die tiefere Bedeutung jedes einzelnen Wertes für mich. Sie hatten ihre ersten Spuren in mir hinterlassen. Ich konnte sie fühlen. Es wurde mir warm ums Herz. Sie waren auch in meinem Herzen angekommen. Ich fühlte mich eins mit meinen Werten. Ich freute mich darauf, sie in der Wirklichkeit – im Alltag – zu erproben. Erfahrungen zu sammeln. Meine diesbezügliche Achtsamkeit zu erhöhen. Mich entlang der neuen Werte weiterzuentwickeln. Dazu ein Erlebnis auf meiner ersten Jakobsweg-Pilgerschaft vor zehn Jahren:
Seit Tagen beschäftigte mich eine Frage: „Zu wem bete ich?“ Zu Gott Vater oder Jesus? In einem Telefongespräch mit meiner Schwester Marlies stellte diese spontan – ohne Bezug auf unser generelles Gesprächsthema – die Frage: „Zu wem betest du?“ Ich erzählte ihr, dass diese Frage mich seit Tagen unablässig beschäftigte. Schließlich sagte sie zu mir, es gebe einen russischen Mönch, der schon seit vierzig Jahren durch Russland pilgert und immer folgendes Gebet spricht: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.“ In der Folge rezitierte ich immer wieder dieses Gebet, spürte allerdings, dass es nicht „meins“ war. Mich nicht so im Herzen berührte, wie ich mir vorstellte, dass „mein Mantra“ mich berühren sollte. Ich kam schließlich im Dorf Rabanal del Camino an. Ich war ziemlich erschöpft. Halb zog es mich, halb sank ich hin ins Refugio „Gaucelmo“ der britischen Confraternity of Saint James. Dabei hatte ich die fixe Vorstellung, noch heute, weitere zwei Stunden, bis zum Cruz de Ferro weiterzuwandern, dort im Freien zu übernachten und in der Früh den Sonnenaufgang zu erleben.
Ich wurde von der Leiterin des Refugios auf das Herzlichste empfangen. Einem Engel gleich umsorgte sie mich, besorgte mir gleic...