Camus in 60 Minuten
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Camus in 60 Minuten

  1. 84 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Camus in 60 Minuten

Über dieses Buch

Albert Camus war schon zu Lebzeiten als erfolgreicher Schriftsteller, Philosoph und Frauenheld eine Legende. Seine philosophische Entdeckung ist bis heute eine Provokation. Denn wie alle großen Philosophen stellte Camus die Frage nach dem Sinn des Lebens. Doch seine Antwort fällt völlig aus dem Rahmen. Natürlich wird die Sinnfrage seit jeher unterschiedlich beantwortet. Für Platon ist es das Gute, das die Welt im Innersten zusammenhält; für Hegel der Weltgeist, für Marx die Produktionsverhältnisse, für Sartre die Freiheit, für Nietzsche der Wille zur Macht und für Habermas die Entfaltung der kommunikativen Vernunft. Im Grunde gibt jeder Philosoph eine eigene Antwort auf die Sinnfrage. Nicht so Camus. Er hat keine. Schlimmer noch, er gibt eine Antwort, aber diese ist äußerst ernüchternd. Auf die Frage "Was ist der Sinn des Lebens?" entgegnet er schlicht und einfach: Es gibt keinen. Das Leben ist absurd.Wir planen zwar immer voraus und treffen Entscheidungen, letztlich aber hängt unser ganzes Leben dann doch von einer Reihe von Zufällen ab, die wir nicht beeinflussen können. Auch gibt es kein wirkliches Ziel. Unsere Aufgabe ist es aber, stolz und unverzagt weiterzuleben. Camus vergleicht das Leben des Menschen mit dem Mythos von Sisyphos. Dieser versucht unermüdlich, eine Kugel den Berg hinaufzuschieben, obwohl sie ihm immer wieder herunterrollt. Doch gerade in diesem scheinbar sinnlosen und absurden Tun liegt die Chance auf ein erfülltes Leben. Camus verrät uns, wie wir mit der Absurdität leben können. Wir müssen uns, so Camus, Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.Das Buch "Camus in 60 Minuten" erklärt anhand ausgewählter Zitate und Beispiele die Theorie des Absurden, wie sie uns Camus selbst in seinen philosophischen Hauptwerken "Der Mythos des Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" präsentiert. In dem Kapitel "Was nützt uns Camus' Entdeckung heute?" wird der von ihm empfohlene "absurde Lebensstil" beschrieben. Camus schillernde Beispiele von absurden Lebensentwürfen und seine Vorschläge, wie man dem Absurden am besten begegnet und ein Leben ohne Gott und ideologische Orientierung führt, sind gerade in modernen Gesellschaften von kraftvoller Aktualität.Das Buch ist in der beliebten Reihe "Große Denker in 60 Minuten" erschienen.

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Information

Camus´ Kerngedanke

Das Gefühl der Absurdität

Das Absurde ist für Camus nicht das Ergebnis einer Überlegung oder einer rationalen Analyse, sondern ein Gefühl, das sich immer dann einstellt, wenn die vertraute alltägliche Routine zusammenbricht:
Hat der Mensch nämlich erst einmal angefangen, an der gewohnten Welt zu zweifeln, wird er nie mehr vollständig darin aufgehen können. Die Erfahrung des Absurden wird, wenn sie erst einmal aufgetreten ist, den Menschen nicht mehr loslassen. Die unmittelbare Wahrnehmung der Absurdität kann von einzelnen Gefühlen oder Ereignissen ausgelöst werden. Wenn beispielsweise eine Beziehung zerbricht und man einen Partner verliert, dessen Zuneigung und Liebe man für ewig hielt, kommen schnell auch alle anderen Lebensbezüge ins Wanken. Alles, was einem vor kurzem noch vertraut war, erscheint plötzlich absurd und fremd. Man merkt auf einmal, dass man all das, was man früher für objektiv und wirklich hielt, letztlich nur in die Welt hineininterpretiert hatte:
Die romantische Altbauwohnung beispielsweise, in der wir mit der geliebten Person so lange gelebt haben, die Restaurants und Plätze, die uns freundlich aufgenommen haben, werden auf einmal wieder das, was sie sind, anonym und teilnahmslos. Die Liebesfilme im Fernsehen kommen uns geheuchelt vor und sogar der romantische Wanderweg und die uns umgebende Natur zeigen plötzlich ihr wahres Gesicht. Die vertraute Natur offenbart nämlich auf einmal ihre Gleichgültigkeit:
Auch die Diagnose einer schweren Krankheit, wie beispielsweise Krebs, kann das Gefühl des Absurden auslösen. Die medizinische Erklärung, dass die Erneuerung der Körperzellen ein ganz alltäglicher Vorgang ist, dass sich Krebszellen lediglich über den natürlichen Bedarf hinaus unkontrolliert weiter vermehren, ist sinnvoll und anschaulich. Für den betroffenen Menschen aber ist und bleibt dieser Prozess der forcierten Zellteilung eine absurde Zumutung. Man kann die Krankheit einfach nicht in die gewohnte Lebensplanung einordnen, da sie alles in Frage stellt. Das Absurde bedarf aber, wie Camus betont, keineswegs immer einer existenziellen Erschütterung, um urplötzlich in unser Leben zu treten:
Viele kennen beispielsweise das seltsame Gefühl, wenn man von einem Kirchturm auf einen belebten Platz herunterschaut. Die Menschen sehen von weit oben betrachtet nur noch wie kleine schwarze Punkte aus. Wie Ameisen laufen sie hektisch in unterschiedliche Richtungen, kreuzen dabei ihre Wege und verschwinden irgendwann wieder im Nichts, während bereits wieder andere ihren Platz einnehmen. Aus der Vogelperspektive erscheint dieses emsige Treiben lächerlich, ja geradezu absurd. Obgleich wahrscheinlich jeder dieser Leute auf dem Platz ein wohlüberlegtes Ziel und vielleicht sogar eine ehrgeizige Lebensplanung hat, wirkt diese Betriebsamkeit in der Summe höchst befremdlich und unbedeutend. Würde nämlich einer von ihnen plötzlich nicht mehr dabei sein, etwa weil er tot ist, spielte das keinerlei Rolle. Man würde sein Fehlen in dem ganzen Getümmel nicht einmal bemerken. Von oben aus betrachtet ist die Bewegung des Einzelnen total entbehrlich – irgendwie überflüssig. Die ganze Rastlosigkeit, die gegenläufigen Bewegungen, die scheinbare Austauschbarkeit der Vorhaben und Anlaufpunkte erscheinen sinnlos. All die kleinen Wichtigkeiten und Ziele, welche für jeden einzelnen eine so große Bedeutung haben, wirken aus der Distanz völlig beliebig, relativieren sich auf Null und werden für den Betrachter von Sekunde zu Sekunde absurder.
Die Unheimlichkeit dieser Empfindung des Absurden wird noch durch die Ahnung gesteigert, dass man selbst auch nur eine dieser „Ameisen“ ist – ebenso austauschbar, ebenso unbedeutend, ebenso verzichtbar. Man empfindet sich am Ende selbst als bloßen Punkt, der sich von A nach B bewegt – und sich irgendwann eben nicht mehr bewegt. Camus gibt uns ein ähnliches Beispiel für das Aufleuchten der Absurdität mitten im Alltag:
Das Gefühl des Absurden kann sogar morgens am Frühstückstisch aufkommen, wenn uns ein vertrauter Mensch auf einmal völlig fremd erscheint. Camus beschreibt hier die surreale Empfindung eines Mannes, der beim Frühstück seine langjährige Partnerin betrachtet. Irgendwie gelingt es ihm einfach nicht mehr, sie in der gewohnten Art wahrzunehmen. Denn er erinnert sich für einige Augenblicke an die Frau, in die er sich vor vielen Jahren verliebt hatte, die aber jener Frau, die ihm jetzt am Frühstückstisch gegenübersitzt, in gar nichts mehr gleichen will:
Man ist in so einer Situation natürlich erst einmal irritiert und wird schmerzlich daran erinnert, dass einem die eigene Frau fremd geworden ist, dass sie nicht mehr diejenige ist, die sie früher einmal war. Wo ist die Geliebte geblieben? Hat sie sich so verändert? Oder haben wir uns selbst verändert? Warum ist die Stimmung am Frühstückstisch so anders? Haben wir den Sinn für die Schönheit der Partnerin verloren?
Wie auch immer man sich diese Fragen beantwortet, für einen Augenblick bricht die gewohnte Welt zusammen. Man wollte wie jeden Morgen gemütlich frühstücken, doch anstelle der vertrauten Harmonie ist man – und sei es auch nur für einen kurzen Moment – auf die Fremdheit und Absurdität des Lebens gestoßen, in der alles aus den Fugen gerät. Das Absurde kann uns für einen kurzen Moment, aber auch über einen längeren Zeitraum erfassen und sogar zur inneren Gewissheit werden. Camus spricht deshalb nicht nur vom Gefühl, sondern an vielen Stellen auch vom „Klima“ der Absurdität. Dieses Klima nistet sich zuerst im Herzen der Menschen ein und wird später zu einer Geisteshaltung:
In der Regel vermeiden die Menschen die Wahrnehmung des Absurden so gut es irgendwie geht und versuchen, sich ausschließlich in der ihnen vertrauten Welt zu bewegen. Sie geben ihrem Leben einen Sinn und halten sich an Routinen fest. Sie strukturieren ihren Alltag, setzen sich berufliche und private Ziele, für die sie alle möglichen guten Gründe aufzählen können. Dennoch kann das Absurde jederzeit aufbrechen und die Vertrautheit erschüttern:
Die Absurdität entsteht also immer dann, wenn sich der Mensch in seinen Lebensbezügen nicht mehr zurechtfindet. Er fühlt sich dann als Ausgestoßener in einer fremden Welt. Diese Entzweiung ist aber kein Zufall. Sie ereignet sich nach Camus zwangsläufig. Deshalb trifft die Erfahrung des Absurden auch nicht nur einzelne Menschen, sondern uns alle. Jeder von uns erlebt irgendwann den Konflikt mit der Welt, da der Wunsch nach Einheit, Vorhersehbarkeit und Ordnung eine fundamentale Triebkraft des Menschen ist:
Camus spricht an dieser Stelle von einem „menschlichen Drama“, also einer unausweichlichen Katastrophe, in die alle Beteiligten hineinschlittern. Denn einerseits muss die Suche nach dem Sinn unternommen werden, andererseits ist sie zum Scheitern verurtei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Camus´ große Entdeckung
  4. Camus´ Kerngedanke
  5. Was nützt uns Camus´ Entdeckung heute?
  6. Zitatverzeichnis
  7. In dieser Reihe erschienen
  8. Demnachst in dieser Reihe
  9. Der Autor
  10. Impressum