1 Einleitung
Regelmässig treffe ich einen langjährigen Freund, um zusammen Sport zu machen, danach essen zu gehen und uns auszutauschen. Über die Jahre ist eine vertrauensvolle Freundschaft entstanden. Wir trafen uns neulich wieder zum Training und hatten danach tiefe und ehrliche Gespräche. Ich erzählte ihm von diesem Buch, welches ich gerade am Schreiben war. Er fragte mich für wen das Buch geschrieben sei und was ihm selber denn das Buch bringen würde, respektive was er daraus lernen könnte. Ich erzählte ihm davon, wie jeder Mensch, der Veränderung in seinem Leben herbeiführen möchte, diese auch tatsächlich herbeiführen kann. Egal welchen Lebensbereich es betrifft, jeder Mensch kann aus einem Minus ein Plus machen.
Ich erzählte ihm von der Methodik, wie wir unsere Identität festigen, in dem wir die Werte definieren, welche wir erleben wollen, wie wir dank der 7 Lebensbereiche eine Art Steuerungs-Cockpit erhalten und wie wir uns über Ziele nach vorne orientieren. Dabei erwähnte ich die Techniken der Grabrede, Kaizen und wie wir über Krisen hinwegkommen und zu Überwindern werden.
Plötzlich schaute er mich traurig an. Er erklärte, dass er sich oft nicht getraue, sich zu fragen, was er eigentlich gerne ändern würde, denn ihn könnten vielleicht verpasste Chancen plagen. Er empfand die Fragen, die ich stelle, als sehr gefährlich. Ich gab ihm Recht, ich stelle gefährliche Fragen. Und ich versicherte ihm, dass jemand, der mein Buch durcharbeitet, danach garantiert nicht mehr dieselbe Person sein werde, die er oder sie vorher war.
Dieses Buch geht also einigen lebenswichtigen Fragen nach und hilft Ihnen, diese für sich zu beantworten:
- Wie werde ich glücklich?
- Was ist wertvoll für mich?
- Was möchte ich in meinem Leben alles erreichen?
- Wie erreiche ich meine Ziele?
- Wie überwinde ich Krisen?
- Wie setze ich Ambitionen um, ohne auszubrennen?
Wenn Sie solche Fragen beschäftigen, liegen Sie mit diesem Buch richtig. Die Fragen werden mit Beispielen, persönlichen oder biografischen Geschichten, Metaphern, Zitaten und auch belegbaren Fakten untermauert. Dieses Buch geht aber weiter, als nur die Fragen für sich zu beantworten. Es stellt Sie mitten in Ihren realen Kontext und macht daraus das Beste für Sie, aber auch Ihr Umfeld. Durch das Buch haben Sie einen Leitfaden in der Hand, der Sie Stufe für Stufe die Treppe hochführt und am Schluss haben Sie Ihr Rüstwerk beisammen, um solide durchs Leben zu gehen.
Bei jedem Schritt, den Sie erarbeiten, bleibt aber immer eine Entscheidung bei Ihnen. Glauben Sie daran oder nicht? Mit dieser einfachen Frage entscheidet sich so manches in unserem Leben. Haben Sie den Glauben, dass Sie etwas erreichen können oder nicht? Lassen Sie den Zweifel als ständigen Begleiter neben sich hergehen oder schieben Sie dem Zweifel einen Riegel vor? Ich möchte Sie ermutigen, sich bewusst zu machen, dass in dieser kleinen Frage »Glauben Sie daran?« eine unglaubliche Wunderwaffe liegt. Sobald Sie diese Frage mit einem inneren »Ja« beantworten können, werden in Ihnen Kräfte freigesetzt, mit denen wahrlich Wunder möglich sind. Ich glaube daran, weil ich es selbst erlebt habe und möchte Sie damit ermutigen, sich auf den Weg zu machen, um es selbst zu erfahren.
Bitte verstehen Sie die Beispiele in diesem Buch nicht als Richtschnur! Einige sind meine privaten Erlebnisse, andere habe ich gewählt, weil sie mich persönlich begeistern. Sie müssen jedoch Ihre eigenen Ideen, Werte und Lebensgeschichten finden und definieren. Den Inhalt bestimmen Sie alleine. Mein Anspruch ist niemals Recht zu haben, sondern Sie dazu anzuregen, Ihre eigene Geschichte zu schreiben.
Ich empfehle Ihnen parallel zum Lesen dieses Buches ein liniertes Tagebuch zu führen. Denn Sie halten einen ganzheitlichen Ratgeber in der Hand, welche praktische Analysen, Entscheidungsfindungen und Action Steps für Sie bereithält, damit Ihr Leben gelingen kann. Ebenfalls richtet das Buch sein Augenmerk darauf, wie Sie aus einer Schwäche eine Stärke machen können – also wie Sie aus einem Minus ein Plus machen können. Wenn Sie diese Tools und Methoden durchlaufen, werden Sie am Schluss des Buches nicht mehr dieselbe Person sein. Denn Sie werden sich immer wieder entscheiden müssen, was Sie wollen und was nicht. Wenn Sie dies schriftlich dokumentieren, hat dies viel mehr Kraft, als wenn Sie die Entscheidungen und Erkenntnisse bloss »denken«. Sie haben am Schluss den Plan für Ihr Leben in den eigenen Händen und zwar Schwarz auf Weiss.
Bevor Sie nun beginnen, möchte ich Ihnen noch einen praktischen Tipp mitgeben: Machen Sie nur die Übungen, die Sie im Moment ansprechen. Haben Sie Mut zur Lücke. Verstehen Sie das Buch als eine Art Vitaparcour1. Wenn Sie beim Vitaparcour alle 15 Übungen durchführen wollen, sind Sie vermutlich spätestens nach der sechsten Übung völlig k.o. und haben keine Lust mehr weiterzulaufen. Darum lassen Sie einfach ein paar Übungen aus. Sie können die Übungen auch an einem anderen Tag machen. Sie sind deswegen kein schlechter Mensch, wenn Sie nicht alles exakt nach Vorgabe absolvieren.
Die empfohlenen Methoden sind zwar wichtig, aber sie sind nicht die Lösung. Sie helfen lediglich, um Ihre persönliche Lösung heraus zu schälen. Oder mit anderen Worten: »Die Suppe ist nicht dann gut, wenn sie nach Rezept gekocht wird, sondern dann, wenn Sie sie als lecker empfinden«.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude und Inspiration beim Lesen und Entdecken Ihres eigenen Ichs.
2 Vorspiel
»Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, wo wir lieben.«
Wilhelm Busch, Dichter und Zeichner, 1832 – 1908
Es ist ein wundervoller Frühlingstag. Ich bin jetzt 39 Jahre alt und sitze gerade in einem guten Züricher Café an der Sonne. Der leichte Wind streicht mir über die Haut und die Sonnenstrahlen wärmen mich. Man kann bereits in Shorts und T-Shirt draussen verweilen ohne zu frieren. Ich trinke wie üblich einen doppelten Espresso mit etwas Milch und ein Glas mit Wasser. Ich geniesse die Atmosphäre, beobachte die vorbeigehenden Leute, höre wie sie reden und was sie beschäftigt. Es ist ein farbenfrohes Treiben. Frühling liegt in der Luft – es riecht nach Aufbruchsstimmung.
Ich habe Zeit und sinne über die guten Dinge meines Lebens. Ich habe ein schönes Leben. Ich habe eine tolle Familie, eine spannende Liebesbeziehung, einen guten Job, habe einen trainierten Körper und braungebrannte, schöne Haut. Ich bin beliebt und geschätzt bei meinen Mitmenschen. Ich kann sagen, dass ich glücklich bin.
Das war nicht immer so. Darum Szenenwechsel: Vor wenigen Jahren organisierte ich zusammen mit einer Kollegin eine Klassenzusammenkunft. Ich war erstaunt, dass viele ehemalige Kameraden noch ähnlich aussahen wie am letzten gemeinsamen Schultag vor 18 Jahren. Viele von der Klasse haben einen soliden Beruf gelernt und sind der Richtung treu geblieben. Ein Schulkamerad verunfallte tragischerweise tödlich, ein anderer sass gerade im Gefängnis und ein dritter wollte sich nicht finden lassen. Eine Kollegin wollte vorerst nicht an die Feier kommen, weil sie dem Lehrer noch immer nachtragend war. Unter uns: Sie war ja selber auch nicht gerade die Einfachste. Sie kam dann aber trotzdem an das Treffen.
Es war ein sehr schöner Abend. Auffällig war jedoch, wie die alten Settings und Muster ohne vorherige Absprache sofort wieder aufflammten. Es war beinahe fast wie früher in der Klasse, wie wenn sich nichts verändert hätte. Es sassen die gleichen Personen in Gruppen beieinander, wie früher. Die Rollen schienen unverändert geblieben zu sein: Der Sprücheklopfer war der Sprücheklopfer, der Dicke war der Dicke, der Scheue blieb der Scheue, der Italiener …, also gut, ich gebe es zu, der Italiener hatte sich verändert und wurde vom geschätzten Klassenclown zum geachteten und disziplinierten Offizier bei der Schweizer Armee.
Und ich? Ich war alles andere als der Gleiche. Ich muss zugeben, dass ich in der Schulzeit nicht gerade beliebt war. Ich gab das Bild eines gross gewachsenen, milchigen, eher schwachen und kränklichen (ich hatte starke Neurodermitis) Jungen ab. Oft brauchte ich wegen der Krankheit eine Sonderbehandlung. Ich war weder cool noch besonders schlau. Zudem war ich verträumt. Durch meine Grösse, sah man mich schon von weitem. Und man sah auch meine Ekzeme auf der Haut, das war kein schönes Bild. Ich konnte mich also kaum verstecken und stand jeweils ungewollt im Mittelpunkt.
Das einzige was mir damals Spass machte war mein Sport, der Radsport. Ich gehörte in der Schweiz zu den besten Rennfahrern meines Jahrgangs. In der Schule war Radsport allerdings verpönt. Fussball, Eishockey und Basketball waren angesagt. Die Stimmung an der Schule war zudem aggressiv, es gab regelmässig Schlägereien. Das war gerade während des jugoslawischen Bürgerkrieges. An unserer Schule gab es dann auch gerne stellvertretende »Prügeleien«, manchmal auch mit Waffen. Man musste immer auf alles gefasst sein. Ich war es nicht, ich träumte ja gerne vor mich hin. Man traute mir nicht viel zu und man lachte gerne über mich. Ich wurde in Schubladen gesteckt wie »unsportlich«, »zu dünn«, »schwach und krank« oder »Opfer«. Kurzum, ich wurde als Looser abgestempelt und limitiert.
Die Schule war für mich einem Albtraum nahe. Das wusste ich damals natürlich nicht. Ich hatte ja keinerlei Referenzerlebnisse. Hätte ich nicht eine grundlegende Veränderung durchgemacht, wäre ich vielleicht heute nachtragend, wie eben eine meiner Kameradinnen. Vielleicht hätte ich aber auch eines Tages resigniert, die Lügen geglaubt und mich ebenfalls minderwertig betrachtet. Ich glaube, viele meiner ehemaligen Schulkameradinnen und –kameraden haben resigniert, das lebensfrohe Feuer in den Augen habe ich bei vielen nicht mehr gesehen.
Ich hatte früh die Fähigkeit, mich und die Situationen um mich herum zu reflektieren. Vielleicht nicht so strukturiert wie heute. Aber ich machte mir bereits damals Gedanken, was ich will und was nicht. Und ich entschied mich, dass mein Leben nach der Schule anders verlaufen würde. Entschied ich mich nie wieder ein Looser zu sein? Wäre wohl verständlich, aber stimmt nicht ganz: Ich entschied damals das erste Mal, dass ich mich nicht limitieren lassen werde.
Die Klassenzusammenkunft war übrigens ein Highlight, alle freuten sich sehr einander wiederzusehen. Die Stimmung war gut und die Gespräche waren spannend. Ich freute mich vermutlich fast am meisten, alle wiederzusehen. Denn ich war stolz darauf, dass ich aus einem Minus im Leben (so hatten mich die Klassenkameraden und – kameradinnen in Erinnerung), ein grosses Plus machen konnte. Ich hatte denen vergeben, die mich diffamiert hatten und war inzwischen ein reich gesegneter Mann geworden.
»Kritikern hat man noch nie ein Denkmal gebaut,
den Kritisierten dagegen schon oft.«
Glenn W. Turner, Unternehmer, geboren 1934
3 Lassen Sie sich limitieren?
»Wenn du dein Leben nicht selbst änderst,
kann dir nicht geholfen werden.«
Hippokrates, Arzt, 460 – 375 v. Chr.
Wie oft hören wir jeden Tag Sätze wie »Das kannst du nicht!«, »Dafür bist du zu jung oder zu alt!«, »Das ist ausserhalb deiner Kompetenzen!«, »Das hast du doch nicht gelernt!«, »Dafür hast du kein Talent!«, »Du bist zu dick oder zu dünn!« und so weiter. Wir limitieren uns auch oft selbst, in dem wir solche und ähnliche Sätze in der ich-Form denken und aussprechen: »Ich kann das nicht!«, »Ich bin zu alt!«, »Ich bin zu dick!«, »Ich bin einfach unsportlich!«, »Ich bin zu wenig intelligent!« und so weiter. Wenn wir solche Sätze aussprechen, leiten wir quasi eine selbst erfüllende Prophezeiung ein. Und wir tun das häufig.
Falls Sie Lust auf ein Experiment haben, können Sie 30 Tage lang aufschreiben, mit welchen Sätzen Sie sich limitieren. Sie werden vermutlich staunen, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit können Sie jeden Tag mindestens eine Limitierung identifizieren. Das wären dann 365 Limitierungen im Jahr. Ich rede nicht von gesunden Limitierungen, wie beispielsweise »Ich kann nicht vom Haus springen.« oder »Die roten Ampeln im Verkehr hindern mich die ganze Zeit.«. Logischerweise haben diese Limitierungen oder Regeln einen Schutzzweck, welchen Sie nicht ignorieren dürfen. Nein, ich rede von Limitierungen, welche sie im Alltag einschränken, dies aber nicht so sein müsste. Denn diese Limitierungen kosten Energie.
Jede dieser Limitierung bedeutet also ein Energieabfluss, denn eine Limitierung gibt’s nicht gratis. Sie kostet Ihre Energie. Wenn Sie sich zu viel limitieren, kann Sie das sogar Ihre Lebensenergie kosten.
3.1 Identifizieren Sie Ihre Glaubenssätze
Ich habe mir mal eine halbe Stunde Zeit genommen, die Sätze aufzuschreiben, welche mir Personen mit auf den Weg geben wollten. Vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst. Zum Teil waren es Feinde, zum Teil Freunde, Familie, Lehrer oder Vorgesetzte. Egal, es sind Sätze die vielleicht nur in einem kurzen Augenblick unbedacht ausgesprochen wurden. Zum Teil sind es aber auch Sätze, die vorsätzlich und gezielt ausgesprochen wurden. Das entscheidende liegt darin, was ich oder Sie mit diesen Sätzen machen. Nehmen Sie sie mit auf Ihren Weg oder lassen Sie sie liegen? Ich staune manchmal, welchen Schrott wir uns eigentlich aufladen lassen. Denn Glaubenssätze sind die Bausubstanz worauf wir ein Haus – unser Identitätshaus – bauen. Solche inneren Sätze, werden Glaubenssätze genannt. Weil wir aus irgendwelchen Gründen daran glauben und uns danach orientieren. Manchmal bewusst oder eben unbewusst. Schauen Sie, welche limitierenden Sätze ich bei mir entdeckte:
»Schau mal wie du aussiehst! Du bist so ein Looser!«
»Igitt, du bist krank! Hast du Aids? Oder Lepra?«
»Du hast Allergien. Du kannst nicht so leben, wie alle anderen.«
»Du wirst die (Lehrabschluss-)Prüfung nicht schaffen.«
»Das bist doch gar nicht du.«
»Du begreifst die Mathe einfach nicht.«
»Dir fehlt das Talent, du bist unsportlich.«
»Als Künstler bringst du keinen Nutzen.«
»Du bist ein Einzelgänger. Du wirst nie eine Familie haben.«
»Das ist nichts für dich.«
»Du kannst dich nicht tätowieren lassen, du hast ja Angst vor Nadeln.«
»Diese Schule schaffst du nicht. Du bist zu wenig intelligent.«
»Du hast Angst.«
»Du wirst kein Kilo Muskeln aufbauen können.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du scheiterst.«
»Ich werde das Vorhaben boykottieren.«
Action Step: Nehmen Sie sich doch nun ebenfalls einen Augenblick Zeit und schreiben Sie die Limitierungen auf, welche über Sie ausgesprochen wurden. Verwenden Sie nicht mehr als 15 Minuten für diese Übung (siehe Tabellenvorlage in Kapitel 3.3).
Wenn Sie sich der Festlegungen über Ihrem Leben be...