AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen
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AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen

Geschichten mit Geschichte aus der Uckermark

  1. 228 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen

Geschichten mit Geschichte aus der Uckermark

Über dieses Buch

In einer geheimen Fachschule der Stasi wurden zu DDR-Zeiten in der Uckermark sowohl Spezialkräfte für den Antiterroreinsatz ausgebildet wie Diversanten und Terroristen. Neben einem kinderreichen Kinderreich findet sich nahe der polnischen Grenze auch Deutschlands zweite Gedächtniskirche.Ein "homo liberalis" war hier ebenso zu Hause wie das Buch der Steine, wie Friedrich Schillers Arnheim und der aus Schweden stammende Engel der Gnade.In der Uckermark stolpert man über spannende Geschichten mit Geschichte, die weit über die Grenzen des Landkreises hinaus Bedeutung haben. Das Buch erzählt einige von ihnen. Ohne das letzte Wort haben zu wollen.

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783741280719
eBook-ISBN:
9783743168558
Auflage
1
Thema
History

AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen

Eine TU 134-A im Garten eines vorpommerschen Gasthauses ist der sichtbarste Beleg für die geheime Fachschule des Ministeriums für Staatssicherheit im uckermärkischen Wartin, die nicht nur Antiterroreinheiten der DDR, sondern auch Diversanten für den Kalten Krieg ausbildete.
Eine sowjetische Tupolew 134-A, Nato-Codename Crusty, ist die Sehenswürdigkeit des zu Penkun gehörenden Dorfes im Grenzgebiet Mecklenburg-Vorpommerns zu Brandenburg. Im Garten des für seine gute Küche bekannten „Deutschen Hauses“ steht das für bis zu 76 Passagiere ausgelegte zweistrahlige Kleinstreckenflugzeug, das ursprünglich für die Aeroflot unterwegs war. 1990 holte der Gastwirt Ernst Baumann die 1965 gebaute Maschine, Produktionsnummer 2351607, mit Hilfe schwerer Traktoren von ihrem Standort in den Schwarzen Bergen in seinen Garten. Er wollte mit dem Flieger zu gastronomischen Höhenflügen starten und in der Maschine ein Restaurant betreiben. Dafür erhielt er allerdings keine Zulassung. Fehlende Raumhöhe und Notausgänge sollen die gesetzlichen Hürden gewesen sein.
An der inzwischen in Grünz stehenden Tupolew 134-A übten Antiterroreinheiten des MfS die Befreiung von Geiseln in einem entführen Flugzeug.
Jetzt lockt die 50 Jahre alte Maschine in einem interflugähnlichen Anstrich als technisches Denkmal Dorf- und Wirtshausbesucher an. Bis der Flieger in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Grünz „überführt“ wurde, diente die 1984 aus dem Luftfahrtregister der UdSSR gestrichene Maschine Spezialeinheiten des Ministeriums für Staatssicherheit als Übungsobjekt bei der Antiterrorabwehr.
Das Ministerium unterhielt bis zu seiner Auflösung 1990 unmittelbar hinter der Grenze zum damaligen Bezirk Frankfurt (Oder) ein geheimes Ausbildungsobjekt. Das Dienstobjekt „Der lange Ort“ am Rand des uckermärkischen Wartins firmierte mit seinen fast 50 Hektar großen Ausbildungsflächen nahe dem vorpommerschen Grünz intern unter dem Tarnnamen „Wally“1. Es war eine von drei Einrichtungen, die der Geheimdienst 1962 von der Verwaltung 15 des Ministeriums für Nationale Verteidigung übernommen hatte und aus der 1973 durch Zusammenlegung der drei Objekte seine Zentrale Fachschule (ZF) Wartin wurde.
Der Eingang zum Dienstobjekt „Walli“ in Wartin
Foto: BStU2
Zu dieser Einrichtung gehörten auf dem 47 Hektar großen und von Bunkern durchzogenen Ausbildungsareal in den Grünzer und Schwarzen Bergen eigens angelegte Kampftrainingsplätze. Auf rund 4000 Quadratmetern gab es hier neben einem besonders eingerichteten Schießstand auch fünf Stechpuppen in freistehender oder gedeckter Ausstellung für Hieb-, Stich- und Strangulationsübungen, an denen Kursteilnehmer der Zentralen Fachschule das lautlose Töten übten. Im Handbuch der AGM/S (Arbeitsgruppe des Ministers für Sonderaufgaben) heißt es: „Die Angriffsmöglichkeiten des tödlichen Nahkampfes sind vielfältiger Art. In der Ausbildung ist eine Spezialisierung auf die Körperstellen durchzuführen, die der Zielstellung voll genügen. Die Angriffe durch Schlag, Stoß und Stich müssen sich gegen relativ ungeschützte, empfindliche Stellen des Körpers richten. Es muss die Wucht der Schläge, Stöße und Stiche trainiert werden, die einen unmittelbaren Erfolg gewährleisten. Auf die Methoden der lautlosen Annäherung und des lautlosen Tötens ist besonderer Wert zu legen. Die Anwendung von Waffen ist an einer Puppe zu trainieren, dem Training an der Puppe ist überhaupt der Vorrang zu geben.“
In der damals Bezirks- und heute Landesgrenzen überschreitenden Ausbildungsbasis trainierten die Antiterrorspezialisten des MfS darüber hinaus nach dem Vorbild der westdeutschen GSG 9 alles, was beim Einsatz gegen Terroristen gefragt ist: Scharfschießen und Geiselbefreiung à la Mogadischu, Panzerknacken, provozierte Autounfälle…
Lageskizze der Ausbildungsbasis Wartin3
Die Angehörigen der Hauptabteilung XXII lernten während ihrer Ausbildung die „operative Bearbeitung“ und „Überwachung“ von „terroristischen und anderen gewaltorientierten Organisationen, die gegen die DDR wirksam werden“ könnten. Zu ihren Pflichten gehörte die Aufklärung von „Androhungen von Terror und anderen Gewaltakten“, die „Feststellung“ von „sprengkörperverdächtigen Gegenständen“, der Schutz gegen Flugzeugentführer und die Ausbildung von Spezialkräften, wie Sprengmeister oder Nahkämpfer.
Ihren wohl spektakulärsten öffentlichen Auftritt hatte die Elite-Einheit am 20. September 1981, als vier Häftlinge aus dem Gefängnis in Frankfurt (Oder) ausbrachen, einen Polizisten erschossen und mit einer Geiselnahme ihre Ausreise in den Westen erzwingen wollten. Häufig waren sie auch an der Jagd nach fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten beteiligt, von...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen
  3. Traum und Trauma Afrika
  4. Im Glanz der Goldenen Zwanziger
  5. Für König und Vaterland
  6. Belgisches Todesurteil
  7. Als Eisenzahn die Faule Grete sprechen ließ
  8. Die Gedächtniskirche
  9. Kinderreiches Kinderreich
  10. Ein „homo liberalis“
  11. Eindrucksvolle Spur der Steine
  12. Reichlich „Schotter“ gemacht
  13. Die letzte Generation
  14. Engel der Gnade
  15. Schillers Arnheim
  16. Der Buch der Steine
  17. Tot gesagte Haudegen leben länger
  18. Ein neues Sanssouci
  19. Ein Heller und ein Batzen
  20. Der erste DRK-Präsident
  21. Am „Geburtsort“ der Uckermark
  22. Die Trauernde
  23. Die Zeit, die Eisen wachsen ließ
  24. Japanische Botschaft
  25. Fotos
  26. Der Autor
  27. Impressum