
- 292 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Nutzt sich der Jakobsweg ab, weil er sozusagen in Mode gekommen ist? Seit Showmaster und andere Prominente von ihren Pilgerschaften nach Santiago di Compostela berichten, könnte dieser Verdacht aufkommen. Wie die vorliegenden Berichte einer realistischen und bodenständigen Persönlichkeit wie Brunhilde Schierl zeigen, kann sich ein Pilgerweg gar nicht abnützen, wenn er in der richtigen inneren Haltung begangen wird.Und da kommt es nicht einmal darauf an, dass das große Weihrauchfass von Santiago erreicht wird. Wer mit dem Willen aufbricht, sich von diesem Weg und seinen Begegnungen verändern zu lassen, kommt in jedem Fall ans Ziel.
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Information
BEGEGNUNG MIT LISELOTTE IN FRANKREICH
Sonntag, 17. Juli 2011
Gestern habe ich alles gut vorbereitet, damit ich heute rasch fertig werde. Der Kaffee ist schnell gefiltert, dazu gibt es Müsli mit dem letzten Rest Milch. Am winzigen Waschbecken im WC mache ich Katzenwäsche. Alle drei Compeed-Pflaster löse ich nun ab. Zwei große Blasen haben sich vollständig zurückgebildet. Die Blase an der linken großen Zehe ist fast weg. Ich versuche sie mit normalem Pflaster zu schützen. Denn die Compeed Gelschicht führt an dieser Stelle durch das Laufen zu einer Faltenbildung, was nur an der nächsten Zehe reibt.
Meine Küchengerätschaften habe ich mit Margrets Stofftasche ins Zimmer transportiert. Als ich die Tasche sehe und an sie denke, wird mir warm ums Herz und es gibt mir irgendwie Kraft. Ich will die Probleme meiner Kinder loslassen und an die bisherigen schönen Erfahrungen denken. Ich will versuchen, mich wieder ganz Gott anzuvertrauen, für alles Neue und Unbekannte, das nun auf mich zukommt. Er hat mich bisher gut geführt, er wird mich auch weiterhin gut führen. Bei diesen Gedanken geht es mir merklich besser. Daniela bin ich sehr dankbar, dass sie mich unterstützt und geweckt hat.
Zwar wollte ich schon um fünf Uhr loslaufen, aber es ist noch immer völlig dunkel. Auf dem Gelände brennt keine Laterne. Mit Hilfe meiner kleinen Solarleuchte finde ich mich in der Dunkelheit zurecht und verstaue meine Sachen im Auto. Dann höre ich die Wetternachrichten im Autoradio. Besonders am Rhein ist heute und morgen nicht nur Regen, sondern auch Gewitter im Gepäck, meldet die Stimme im Radio. Nun gut, das ist nichts Neues, das wusste ich bereits. Im ersten schwachen Morgengrauen will ich losmarschieren. Der Rucksack ist mit einem Liter Wasser und den Lebensmitteln erschreckend schwer geworden. Ich bringe ihn kaum hoch.
Ich habe den Wagen noch nicht abgesperrt, da lässt mich ein heftiger Platzregen ins Auto flüchten. Der Regen dauert nicht lange. Also starte ich noch einmal. Dunkle, schwere Wolken hängen am Himmel und wirken für eine Wanderung alles andere als einladend. Bisher war mein Weg einfach. Ich habe Unterstützung und Stärkung im Überfluss erhalten. Mir kam dabei manchmal die Geschichte von den fruchtbaren Jahren und den Jahren der Dürre in Ägypten in den Sinn. Als ob es auch für mich eine Zeit gäbe, in der mir die Energie im Überfluss geschenkt wurde, um anschließend die folgenden, schwierigen Zeiten meistern zu können. Vielleicht beginnen jetzt die schwierigen Zeiten, überlege ich.
Durch den kurzen Wolkenbruch komme ich erst um dreiviertel sechs Uhr los. Laut der Beschreibung von Herrn Scheiwe ist an der Grüninger Kapelle die erste Markierung zu finden. Aber ich kann sie nirgends entdecken. Es gibt mehrere Wege an der Kapelle. Ohne Markierung weiß ich nicht, welcher Weg der Jakobsweg ist. Also nehme ich lieber die Landstraße die nach Hartheim beschildert ist. Immer wieder regnet es. Ich habe den großen Regenponcho übergezogen, der auch meinen Rucksack schützt. Damit komme ich natürlich rasch ins Schwitzen.
Die heutige große Etappe will ich nach Möglichkeit abkürzen und versuche per Anhalter nach Hartheim zu kommen. Etliche Autos fahren an mir vorbei, aber keines nimmt mich mit. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel: „Jetzt brauche ich all den Segen, den mir die Menschen unterwegs gewünscht haben!“
Da wo ich hin will, ist der Himmel besonders schwarz. Offensichtlich regnet es dort auch. Der Rucksack ist grauenhaft schwer, die Luft ist selbst am frühen Morgen drückend schwül. Der Regenumhang gibt mir den Rest.
Ich hätte doch nicht soviel Proviant mitnehmen sollen. Lieber hungern, als so schwer tragen, fälle ich meine Entscheidung für die Zukunft.
Um sieben Uhr bin ich in Hartheim. Nach Fessenheim sind es noch neun Kilometer. Meine linke kleine Zehe braucht ein Pflaster. Alles um mich herum ist nass. Dann finde ich eine überdachte Treppe, an der ich auspacken und meine Zehe pflastern kann.
Der Ballen am linken Fuß schmerzt heftig unter dem ungewohnten Gewicht des Rucksacks. Bisher hatte ich sechs bis sechseinhalb Kilo getragen, nun sind es mindestens zehn Kilo. Ob ich mich daran ebenfalls gewöhnen kann, bezweifle ich.
Nach der Ortschaft Hartheim führt mich der Weg durch den Wald in Richtung Rhein. Dann geht es direkt am Rhein auf einem Damm entlang bis zur Brücke.
Mir ist mulmig zumute. Ich brauche heute mein ganzes Gottvertrauen, um gegen die aufsteigende Angst anzukämpfen. Ich frage mich, wie es nach all meinen Erlebnissen und meinem Hochgefühl möglich ist, dass ich von einem Tag zum anderen so ängstlich und verzagt bin.
Wo ist diese psychische Kraft, die mich ständig umgeben hat? Ich versuche meine Angst erst einmal anzunehmen und dann zu betrachten. Dabei wird mir plötzlich bewusst, wo dieses ausgeprägte Angstgefühl seinen Anfang nahm und seine Ursache hat. Mein Angstgefühl kommt weniger vom Gewitter und dem Weg ins Unbekannte. Mein gestriges Gespräch mit Julia ist die Ursache! Das erkenne ich nun in aller Schärfe. Ich mache mir allergrößte Sorgen und habe richtige Angst um meine Jüngste. Kommt durch sie vielleicht etwas Schweres auf mich zu, frage ich mich?
Mir kommen bei den Gedanken an Julia die Tränen und sie laufen mir übers Gesicht.
„Beschütze mein Kind, lass sie keinen fatalen Irrweg gehen“, bete ich inbrünstig.
Wie so oft, wenn ich überhaupt nichts mehr tun kann, keinerlei Einfluss auf das Leben meiner Kinder habe, bleibt mir nur noch, sie Gott anzuvertrauen. Dies tue ich auch jetzt und sehe dabei bildlich die Segenskerze vor mir, die ich zuhause in solchen Momenten anzünde.
Danach geht es mir tatsächlich bedeutend besser mit meiner Angst.
Ich habe Julia innerlich an eine höhere Macht abgegeben und neues Vertrauen breitet sich in Bezug auf ihre Person in mir aus. Ich werde zuversichtlicher, dass sie letztendlich ihren Weg findet.
Kurz vor acht Uhr kommt erneut ein heftiger Regenguss. Dann mischen sich auch Hagelkörner darunter. Mein Schirm fängt alles von oben gut ab. Am Rhein stehen in Abständen immer wieder Schilder mit der Aufschrift:
Lebensgefahr!
Hochwasser steigt rasch, auch bei schönem Wetter.
Dazu ein Bild, wie ein Mensch von einer Welle auf dem Damm davon gespült wird. Ich habe noch viele Kilometer auf diesem Damm zu laufen. Auf der anderen Seite des Dammes ist der Wald, ein dichtes Gestrüpp, durch das man nur langsam voran käme. Was kann dieses Schild wohl bedeuten? Es ist doch kaum vorstellbar, dass dieses große Flussbett so rasch auf Dammhöhe steigt, um solche Warnschilder zu benötigen, überlege ich. Ich weiß von der Wüste, dass dort mehr Menschen ertrinken als verdursten. Wenn die Beduinen in den ausgetrockneten Flussbetten lagern und es irgendwo, weit entfernt heftige Regengüsse gibt, die plötzlich von allen Seiten zusammenlaufen, dann entsteht eine Flutwelle, von der die Menschen so schnell überrascht werden, dass sie das rettende Ufer nicht mehr erreichen können. Sollte so etwas bei starken Regenfällen auch am Rhein möglich sein? Jedenfalls tragen die häufigen Warnschilder in meiner gegenwärtigen Verfassung nicht gerade zur Entspannung bei. Sie veranlassen mich, den Rhein zu beobachten. Steigt er oder bleibt er unverändert? Ganz offensichtlich ist der Wasserstand höher als normal. Man sieht es an den Büschen und Zweigen, wie sie aus dem Wasser herausragen. Später komme ich an einem kleinen Stromkraftwerk vorbei.
Auch hier steht das Warnschild:
Hochspannung!
Bei Gewitter besteht in der Umgebung des Kraftwerks Lebensgefahr.
Normalerweise kommen Gewitter erst mittags oder am Nachmittag. Aber nachdem es vorhin gehagelt hat und wir laut Wetterbericht ein unberechenbares, verrücktes Aprilwetter haben, muss man ja mit allem rechnen.
Ich beschleunige meinen Schritt und möchte möglichst schnell die Brücke über den Rhein erreichen. Die Schmerzen an den Füßen und an den Schultern vom Rucksack verschwinden nun fast. Endlich ist die Brücke in Sicht!
Als ich sie überquere peitscht mir der Regen heftig ins Gesicht. Nun bin ich in Frankreich! Kein Mensch weit und breit, kein Auto unterwegs. Ganz allein bin ich unterwegs. An der Brücke ist ein Hinweisschild: 2218 km nach Santiago.
An dieser Uferseite, sind die gleichen Warnschilder, die auf das Hochwasser hinweisen. Hier gibt es allerdings keinen Damm. Bei Hochwasser, würde der Rhein sofort die Wiesen überschwemmen. Nach einiger Zeit komme ich an ein großes Kraftwerk. Wieder die Warnschilder mit Lebensgefahr bei Gewitter.
Nur schnell weg von hier!
Doch ich muss kilometerlang um das Kraftwerk herumlaufen. Hier ist ein Knotenpunkt für die großen Oberleitungen. Sie führen kreuz und quer nach allen Seiten von hier weg. Ständig laufe ich neben und unter derartigen Stromleitungen. Ich bin von ihnen geradezu umzingelt. Ich weiß, dass die Leitungen bei Gewitter den Blitz anziehen. Die ganze Umgebung, die ganzen Umstände erzeugen bei mir heute das Gefühl einsam und verlassen zu sein.
Endlich, endlich tauchen die ersten Häuser auf. Das lässt mich hoffen. Hier sind wenigstens wieder Menschen, da ist alles besser, denke ich. Während der vielen Kilometer, die ich bis hierher laufe, fahren nur drei Autos von der Rheinbrücke in meine Richtung. Keines hält für mich an. Die wenigen anderen Fahrzeuge, die sich auf der Straße bewegen, fahren alle nach Deutschland. Im Moment habe ich keinen Ehrgeiz, hier jeden Kilometer zu laufen. Ich habe nur ein Ziel, möglichst rasch aus dieser dünn besiedelten Rheinebene bis nach Ensisheim zu kommen. Nur weg von dieser Gewitterzone!
Bei den ersten Häusern eines kleinen Ortes sehe ich vielleicht zweihundert Meter vor mir einen Mann mit Rucksack laufen. In der Hoffnung einen Jakobswegpilger zu treffen, rufe ich mehrfach ganz laut: „Hallo.” Der Mann hat mich gehört und dreht sich um. Ich fuchtle mit meinen Stöcken und verfalle in Laufschritt. Doch er wartet nicht, sondern dreht sich um und läuft weiter. Ich weiß, dass ich ihn mit meinem schweren Rucksack nicht einholen kann, wenn er nicht stehen bleibt. Also laufe ich wieder in normalem Tempo weiter. Wenige Augenblicke später biegt der Mann ab und ist aus meinen Blicken verschwunden. Vermutlich war das gar kein Pilger, sondern ein Franzose, der mit Rucksack unterwegs ist.
Wieder fühle ich mich ganz allein. Kein Mensch ist im Ort zu sehen. Auch viele Häuser wirken so unbelebt, möglicherweise sind sie unbewohnt, Vielleicht sind es nur Ferienhäuser, überlege ich. Es dauert nicht lange, da befinde ich mich wieder in freier Natur.
Der Weg zieht sich lange unter den Bäumen einer Allee dahin, bis ich endlich in Fessenheim ankomme. Hoffnungsvoll steuere ich auf den Kirchturm zu, um mich in der Kirche auszuruhen. Doch die Kirche ist verschlossen. Sie befindet sich an einer Kreuzung. Hier sind Hinweisschilder für die nächsten Orte. Daran versuche ich mich zu orientieren. Schon lange habe ich weit und breit keine Jakobsmuschel mehr gesehen Laut Pilgerbuch müsste ich an der Kirche auf der „Rue des Seigneurs“ zum Ort hinaus gehen, um dann mit dem Jakobsweg durch Maisfelder und Wälder geführt zu werden. Ich habe mir diesen markanten Punkt hier zwar notiert, aber wenn ich in Wald und Feld auch keine Markierung finde, dann habe ich mich schnell verlaufen. Gerade bei dieser großen Etappe kann ich mir keine zusätzlichen Kilometer erlauben. Und Gewitter im Maisfeld oder Wald will ich nicht erleben.
Erst einmal brauche ich eine Überdachung, ein trockenes Fleckchen. Gegenüber von der Kirche finde ich ein entsprechendes Gebäude. Hier ziehe ich den Regenumhang aus. Dann kann ich endlich den Rucksack von den Schultern nehmen und alles im Trockenen ablegen.
Die oberste Stufe der Steintreppe ist trocken. Hier kann ich mich setzen und meine Beine etwas entlasten. Die Treppe ist sehr kalt, aber immerhin trocken.
Für solche Fälle habe ich mir einen Schaumgummi mit Plastik bezogen. Wie gerne hätte ich jetzt dieses Sitzkissen. Trotz seines unerheblichen Gewichts hat es die gestrige Gepäckprüfung nicht bestanden. Es war mir einfach zu lästig, das Kissen außen am Rucksack baumeln zu haben.
Schräg gegenüber sehe ich ein Gebäude, zu dem in kurzen Abständen öfters Autos fahren, um nach wenigen Minuten wieder davon zu fahren. Ich lasse alles Gepäck zurück und laufe zu den Autofahrern über die Straße. Jeden einzelnen spreche ich an und frage, ob er mich Richtung Ensisheim mitnehmen würde. Die Franzosen, die ich anspreche, verstehen alle ein wenig Deutsch und wissen genau, was ich möchte.
Aber sie schütteln den Kopf. Keiner ist bereit, mich ein Stück mitzunehmen, auch wenn er in diese Richtung fährt. Teilweise spüre ich sogar Empörung. Jedenfalls ist keiner dieser Männer für mich offen oder in irgendeiner Weise berührbar. Ich habe bestimmt schon zehn Männer gefragt.
Ratlos gehe ich zu meinem Unterschlupf zurück. Irgendwann kommt ein Auto mit deutschem Kennzeichen. Es hält genau vor meinem Gebäude. Ein etwa 55-jähriger Mann steigt aus, läuft zur Kirchentüre, liest die Anschlagtafel. Ich vermute einen Urlauber, der die Gottesdienstzeiten wissen will.
Ein deutscher Mann, wie schön!
Sofort erfasst mich Zuversicht und neue Hoffnung.
Freudig trete ich ihm entgegen, als er zu seinem Auto zurück kommt:
„Guten Morgen“, grüße ich ihn freundlich. „Fahren Sie vielleicht Richtung Ensisheim und würden mich ein Stück mitnehmen?“
Seine Reaktion ist vernichtend!
Er drückt ganz massiv seine Entrüstung aus, schüttelt den Kopf, als ob er die Welt nicht mehr verstehen könnte: „Auf keinen Fall! Wie kommen Sie dazu, so etwas zu fragen?” Dann steigt er in sein Auto und fährt davon.
Ich setze mich wieder auf meine kalte Treppenstufe. Mit Anhalten, das wird ganz offensichtlich nichts. Nun muss ich entscheiden, wie ich den Weg weiter gehen will. Durch die Felder oder an der Ortsverbindungsstraße entlang.
Ich bin noch am Abwägen, da kommt der Urlauber zurück. Erneut schaut er zur Anschlagtafel an der Kirche und mustert mich mit geringschätzigen Blicken, als ob ich für ihn eine Verrückte wäre, bevor er wieder davon fährt.
Kurz danach fährt eine Frau vor. Sie parkt und geht dann in die Kirche. Sie hat einen Schlüssel. Wenig später verlässt sie die Kirche wieder. Sie sieht, dass ich mit meinem Zett...
Inhaltsverzeichnis
- Danksung
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Die Pilgerreise beginnt
- Ein Schulbus rettet mich aus dem Gewitter
- Bittet, und ihr werdet bekommen!
- Herzen und Türen öffnen sich
- Der inneren Stimme folgen
- Bewegung in der Natur macht glücklich und heilt
- Gemeinsamkeit verbindet
- Dem Herzen schenken
- Im Hier und Jetzt leben
- Segenswünsche
- Abschied von Deutschland
- Begegnung mit Liselotte in Frankreich
- Verwirrung in Thann
- Fröhliche Nonnen und Riesenzucchini
- Espresso gratis
- Wetterchaos und einsame Wälder
- Innere Heilung
- Rettender Engel in der Not
- Heimkehr
- Nachtrag: Der Weg ist das Ziel
- Bilder
- Impressum