Ex oriente pax
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Eine Geschichte der Christlichen Friedenskonferenz Teil 1: 1958 - 1960

  1. 484 Seiten
  2. German
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Eine Geschichte der Christlichen Friedenskonferenz Teil 1: 1958 - 1960

Über dieses Buch

Gegenstand dieser auf drei Bände angelegten Arbeit ist die Christliche Friedenskonferenz (CFK), die 1958 in Prag gegründet wurde. In diesem ersten Band geht es um die Hoffnung der Kommunisten, die Christen möchten vor der Kraft des Atheismus kapitulieren, und um die Hoffnung von Christen, die Kommunisten möchten von ihrem vermeintlich wissenschaftlichen Atheismus lassen - jeweils im Ergebis ihres gemeinsamen Friedenskampfes. Da geht es um die Appelle Linus Paulings und Albert Schweitzers, auf Atombombenexplosionen zu Versuchszwecken zu verzichten und atomar abzurüsten - und um die Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland zu den Bemühungen der christdemokratisch geführten Bundesregierung um Wiederbewaffnung und Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen. Da geht es um die die Gründung der CFK vorbereitenden Konferenzen tschechoslowakischer Kirchenarbeiter 1957 in Modra und in Prag, um das "Experiment" CFK, das meint die drei christlichen Friedenskonferenzen 1958, 1959 und 1960 - und um die theologischen Positionen Josef L. Hromádkas, der als der geistige und geistliche Vater der CFK zu gelten hat. Vor allem ihm (aber auch Männern und Frauen wie Emil Fuchs, Hans-Joachim Iwand, Renate Riemeck, Werner Schmauch und Richard K. Ullmann) ist es zu danken, dass der Christlichen Friedenskonferenz stets klar war, dass diese Welt nicht aus Engeln und Teufeln, sondern aus Menschen besteht; dass wir, wo es um Gut und Böse, um Recht und Unrecht, um Leben und Tod geht, alle auf derselben Seite stehen; und dass wir nicht in Sicherheit voreinander, sondern nur im Frieden miteinander eine Zukunft haben. Die Erinnerung daran scheint um so dringlicher, als die Fragen, die die CFK Ende der 1950er Jahre auf den Plan riefen, noch immer aktuell sind. Da ist der kalte Krieg, der unter dem Namen hybrid warfare den Systemgegensatz überdauert hat; da sind die Massenvernichtungsmittel und die mit ihnen gegebene Möglichkeit, alles Leben auf dieser Erde auszulöschen; und da ist der ungebrochene Anspruch der traditionell sich als christlich verstehenden Völker, die Welt nach ihrem Bild zu formen und ihren Interessen dienstbar zu machen.

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Information

Einleitung

Gegenstand dieser Arbeit ist die Christliche Friedenskonferenz (CFK), eine Bewegung, die einmal als die ökumenische B-Mannschaft galt, und die 1958 in Prag gegründet wurde. Schon dies war für den Berlin-brandenburgischen Bischof und Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Otto Dibelius, Beweis genug für deren theologische und politische Unlauterkeit. Es überrascht deshalb nicht, dass er seinen Pfarrern die Teilnahme daran untersagte. Und es überrascht auch nicht, dass es der CFK nicht gelang, sich aus eigener Kraft in den Gemeinden bekannt zu machen; das besorgten unter anderen die Moralische Aufrüstung (Moral Re-Armament, MRA) und das Internationale Comité zur Verteidigung der christlichen Kultur, aber auch der westdeutsche Verfassungsschutz - im Geiste des Kalten Krieges, der Brückenorganisationen nicht schätzt, sondern in ihnen vorzugsweise Brückenköpfe des Feindes sieht. Und das besorgten im Zuge einer so genannten Aufarbeitung der Stasi-Belastung insbesondere der evangelischen Kirchen in den ehemaligen Ostblockstaaten all jene, die in den Mitarbeitern der CFK von Kommunisten eingesetzte Kirchenführer-Marionetten, naive fellow travellers oder Schlimmeres zu erkennen meinten. Im Westen ist die Christliche Friedenskonferenz deshalb immer eine Randerscheinung geblieben.
Wer jedoch über eine Fußnote der kirchlichen Zeitgeschichte eine größere Arbeit schreiben will, der muss sich erklären. Zumal dann, wenn unter den Älteren viele ihre Vorbehalte gegen sie haben und unter den Jüngeren kaum eine/r mehr weiß, um was es da geht. Zwei Gründe sind es, die mich dazu bewogen haben: Zum einen ist mir die Christliche Friedenskonferenz, sind mir vor allem der Westberliner Regionalausschuss der CFK und das Hendrik Kraemer Haus, in dem der Regionalausschuss zuhause war, gut anderthalb Jahrzehnte geistliche Heimat gewesen. (Kontakte zur internationalen CFK sind erst 1988, anlässlich ihres dreißigjährigen Bestehens, entstanden.) Dort habe ich schon als Student der Theologie meine ersten ökumenischen Erfahrungen gemacht, dort habe ich meine ersten theologischen Gehversuche unternommen. Dort habe ich auch den nötigen Rückhalt gefunden, als mich meine Kirche vor die Alternative stellte: Vikariat oder Mitarbeit in der CFK. Und als meine Bemühungen, mich zu habilitieren, gleichfalls an meinem Engagement in der CFK scheiterten. „Dann kann ich nichts für sie tun“, habe ich mehr als einmal von einem möglichen Gutachter gehört. Wenn ich diese Erfahrungen seinerzeit machen konnte, ohne darüber zu verbittern, dann wegen der Gemeinschaft, die mich dort trug. Und wenn ich heute diese Arbeit schreibe, dann nicht zuletzt deshalb, weil ich damit eine Dankesschuld abtragen will.
Zum anderen möchte ich an eine Bewegung erinnern, die in beispielhafter Weise darauf verzichtete, Sünde und Fehlbarkeit nur im privaten Leben zu bekennen, das politische Leben und die politische Verantwortung aber davon auszunehmen. Das erscheint mir um so dringlicher, als die Fragen, die die CFK Ende der 1950er Jahre auf den Plan riefen, noch immer aktuell sind. Da ist der Kalte Krieg, der unter dem Namen hybrid warfare den Systemgegensatz überdauert hat; da sind die Massenvernichtungsmittel und die mit ihnen gegebene Möglichkeit, alles Leben auf dieser Erde auszulöschen, die wir schlicht verdrängt haben; und da ist der ungebrochene Anspruch der traditionell sich als christlich verstehenden Völker, die Welt nach ihrem Bild zu formen und ihren Interessen dienstbar zu machen.
Hinzu kommt der von den politischen Eliten dieser Völker beklagte so genannte Rechtspopulismus, das ist die Übertragung dieser Identitätspolitik von der internationalen auf die nationale Ebene. Hinzu kommt aber auch, dass die dadurch hervorgerufenen Auseinandersetzungen (wie schon der Kampf zwischen Kapitalismus und Sozialismus) alle Merkmale eines Religionskrieges aufweisen. So werden der „Kampf gegen den Terror“ als Ersatz für die rote Gefahr beschworen und der militärische Schutz deutscher Interessen beispielsweise am Hindukusch als Übernahme von Verantwortung beworben. Und die Kirchen schweigen dazu, sei es, weil sie fürchten, durch wesentlich von den Selbstverständlichkeiten bundesdeutscher Politik abweichende Positionen an Einfluss zu verlieren, sei es, weil sie davon ausgehen, dass sich ihre Botschaft im Falle eines solchen Konflikts ohnehin als wirkungslos erweisen wird.
Die CFK ist dieses Risiko eingegangen. Denn ihr war klar, dass diese Welt nicht aus Engeln und Teufeln, sondern aus Menschen besteht; dass wir, wo es um Gut und Böse, um Recht und Unrecht, um Leben und Tod geht, alle auf derselben Seite stehen; und dass wir nicht in Sicherheit voreinander, sondern nur im Frieden miteinander eine Zukunft haben. So klein ihr Beitrag auch gewesen sein mag, sie hat damit dazu beigetragen, dass wir die Selbstvernichtung der Menschheit immer noch vor uns haben. Allerdings sind die Möglichkeiten dazu seither deutlicher größer geworden. Neben einem Atomkrieg kommen dafür jetzt auch die Folgen eines ungezügelten Wachstums in Frage. In den letzten Jahren ihrer Existenz hat sich die Christliche Friedenskonferenz deshalb auch damit befasst, dass sowohl Sozialismus als auch Kapitalismus materialistische Utopien sind, die konkurrierende Versionen eines irdischen Paradieses anbieten - und dass der Sozialismus die natürliche Umwelt nicht weniger belastete als der Kapitalismus. Aber zumindest versprach er, die irdischen Güter zu teilen, während der Kapitalismus darauf beharrt, dass das ökonomische Potential unendlich und Teilen daher irrelevant sei. Die Folgen sind beachtlich: Jeden Tag sterben 25.000 Menschen allein an verseuchtem Wasser. Jedes Jahr bleiben 20 Millionen Kinder aufgrund von Unterernährung geistig zurück. Und das ist nicht mehr alles. Anders als in der Vergangenheit, in der nur die Armen betroffen waren, ist es heute die ganze Menschheit. Denn, so Ronald Wright: „Wenn die Zivilisation überleben soll, muss sie von den Zinsen, nicht vom Kapital der Natur leben. Ökologische Daten sprechen dafür, dass die Menschheit Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts rund 70 Prozent des jährlichen Ertrags der Natur verbraucht hat. Anfang der achtziger Jahre hatten wir 100 Prozent erreicht, und 1999 waren wir bei 125 Prozent angekommen. Solche Schätzungen mögen unpräzise sein, doch ihr Trend ist klar - sie weisen den Weg in den Bankrott.“1
Nun lässt Gottes Wort keinen Zweifel daran, dass dieser Himmel und diese Erde vergehen werden. Aber es macht ebenso deutlich, dass wir diesen Untergang nicht in eigener Regie heraufführen dürfen; das göttliche Gebot, die Erde zu bebauen und zu bewahren (1 Mo 1,28), bleibt in Geltung. Und das Gebot, Hüter unserer Geschwister zu sein, auch. Doch fehlt es auch heute wieder - wie 1958, als die CFK gegründet wurde - an unbequemen Mahnern, die eben daran erinnern und sich dabei nicht darauf beschränken, die Gewissen zu schärfen - die nicht ängstlich die Ebene meiden, auf der die Entscheidungen fallen, sondern beispielsweise darauf hinweisen: Wer für die Opfer des Krieges im Jemen sammelt, ohne sich gleichzeitig gegen den Export von Ersatzteilen für die saudische Bomberflotte zu stemmen, die diese Opfer schafft; wer für die Hungernden in der Welt sammelt, ohne sich gleichzeitig gegen die Lebensmittelspekulation zu stemmen, der mag zwar sein Gewissen beruhigen. Aber seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen wird er gerade nicht gerecht. Es überrascht deshalb sicher nicht, wenn sich diese Arbeit zuletzt auch der Hoffnung verdankt, es möchten wieder solch unbequeme Mahner entstehen.
Inhaltlich setzt diese Arbeit bei der Frage ein, warum sich die regierenden kommunistischen und Arbeiterparteien in den sozialistischen Ländern in den 1950er Jahren bereit fanden, eine christliche Friedenskonferenz nicht nur zu dulden, sondern in Teilen sogar zu unterstützen, obwohl sie die weltanschauliche Gleichberechtigung der christlichen Kirchen verneinten und ihrem als schädlich erachteten Einfluss durch administrative Maßnahmen Einhalt zu gebieten suchten. Sie vergegenwärtigt sodann die Auseinandersetzungen in jenen Jahren um die fortgesetzten Atombombenexplosionen zu Versuchszwecken, um die Bemühungen der Regierung Adenauer um eine Wiederbewaffnung Westdeutschlands und, im Zusammenhang damit, um die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen, und um die Vorschläge des polnischen Außenministers Rapacki zur Schaffung atomwaffenfreier Zonen in Europa. Besonderes Gewicht legt sie dabei auf die Initiativen Linus Paulings und Albert Schweitzers wie auf das Echo, das diese Initiativen nicht zuletzt in dem von 18 deutschen Atomphysikern unterschriebenen Göttinger Appell in Westdeutschland fanden. Zugleich würdigt sie die Rolle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in dieser Auseinandersetzung als integrierender und integrierter Faktor Adenauerscher Politik und als fester Größe im westlichen Lager.
Ist damit der Hintergrund ausgeleuchtet, vor dem allein die Gründung der CFK verständlich wird, wendet sich diese Arbeit der Vorgeschichte der Christlichen Friedenskonferenz zu. Sie thematisiert die beiden Konferenzen in Modra im Juli und in Prag im Dezember 1957, auf denen die protestantischen theologischen Fakultäten und die sie tragenden Kirchen in der Tschechoslowakei im Anschluss an den Appell Albert Schweitzers und in Aufnahme der Rede Dietrich Bonhoeffers auf der Jugendkonferenz des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen im August 1934 ein ökumenisches Konzil forderten, das sich mit dem Problem von Frieden und Krieg befassen und die Frage des Gebrauchs von Massenvernichtungsmitteln entscheiden sollte.
Die Diskussion einer alternativen Sicht schließt sich an, derzufolge es sich bei diesen Konferenzen (wie bei der dort in Aussicht genommenen christlichen Friedenskonferenz) um eine Initiative des tschechoslowakischen Staatsamtes für Kirchenfragen handele mit dem Ziel, nach der sowjetischen Militärintervention in Ungarn 1956 erneut in die Offensive zu gehen. Diese Sicht berührt sich mit den im Zuge der so genannten Aufarbeitung der Stasi-Belastung der evangelischen Kirchen erhobenen Vorwürfen; beide gründen in der Reduktion der CFK auf ihre politische Wirkung und darin in der kritiklosen Übernahme ihrer Einschätzung durch die Staatsämter für Kirchenfragen der sozialistischen Länder und durch die „tschekistische Internationale“.
Mit besonderem Interesse wendet sich diese Arbeit deshalb der Prager Theologie und dem sie lange Jahre prägenden Prager Systematiker Josef L. Hromádka zu. Sie tut dies im Gespräch sowohl mit seinen Kritikern als auch mit seinen Weggefährten. Am Ende dieser Untersuchung wird das Spannungsfeld deutlich, in dem sich die Arbeit der Christlichen Friedenskonferenz von Anfang an vollziehen sollte: Erwarteten die Kommunisten, dass sich die Christen durch ihre Teilnahme am Friedenskampf allmählich zu einer Kapitulation vor der Kraft des Atheismus verstehen könnten, hofften die Christen darauf, dass ihre Arbeit in der CFK die Kommunisten davon überzeugen werde, ihrerseits von einem vermeintlich wissenschaftlichen Atheismus zu lassen.
Ein Blick auf das „Experiment“ CFK (Josef L. Hromádka) schließt sich an. Das sind die drei Christlichen Friedenskonferenzen, die im Juni 1958, im April 1959 und im September 1960 in Prag stattfanden; sie wurden zusammengehalten durch ihre Ausrichtung auf ein ökumenisches Friedenskonzil und können von daher charakterisiert werden als Vorbereitungstreffen für eine „allchristliche Friedensversammlung“. Ihre Darstellung entspricht einer Forderung, die die CFK im Interesse einer Überwindung des kalten Krieges (und erst recht des kalten Kirchenkrieges als der giftigsten Gestalt des kalten Krieges) immer wieder erhoben hat: Sie nimmt die Dokumente der CFK beim Wort. Und sie nimmt ihre Verfasser ernst, die nach eigenem Bekunden nicht als Politiker und Diplomaten, sondern als Zeugen und Seelsorger in und mit der CFK tätig waren. Denn: Sie haben sich zwar immer wieder auch zu politischen Fragen geäußert und sind deswegen ebenso regelmäßig von der einen Seite gelobt und von der anderen getadelt worden. Aber es ist ihnen immer wieder gelungen, sich weder von dem einen noch von dem anderen bestimmen zu lassen und weder das Lob zu suchen noch den Tadel zu fürchten, sondern in der Freiheit der Kinder Gottes beisammen zu bleiben und das Gespräch über den Eisernen beziehungsweise über den Goldenen Vorhang hinweg nicht abreißen zu lassen.
Das ist nicht immer so geblieben; davon ist an anderer Stelle zu reden. Es überrascht deshalb nicht, dass schon dieses Beisammensein ein spannungsgeladenes war, ja, dass diese Spannungen die CFK mehr als einmal fast zerrissen hätten.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: (1) Wer sich zur Mitarbeit in der Christlichen Friedenskonferenz entschloss, der wollte im Westen, in der Regel in einem von einer christdemokratischen Partei geführten Land, als Christ erkennbar bleiben. Weil er sich in einer in einem sozialistischen Land beheimateten Organisation engagierte, weil er es wagte, das Wort „Frieden“ in den Mund...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Teil 1 – Hintergrund und Vorgeschichte
  4. Teil 2 – Das Experiment
  5. Dokumente
  6. Literaturverzeichnis
  7. Zeitschriften
  8. Impressum