Sachen gibt's
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Sachen gibt's

Wie man auf Alltagssituationen auch anders reagieren kann

  1. 184 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Sachen gibt's

Wie man auf Alltagssituationen auch anders reagieren kann

Über dieses Buch

Manchmal trifft man auf Menschen, die nach Verhaltensmustern handeln, über die man nur staunen kann. Oder man schlittert in Situationen hinein, die derart skurril und unglaublich sind, dass unweigerlich der Eindruck entsteht: Sachen gibt's, die gibt's gar nicht! Während ihrer langjährigen Tätigkeit als Coach und Trainerin hat Astrid Haltmeyer viele ungewöhnliche Geschichten erlebt und zahlreiche erstaunliche Persönlichkeiten getroffen, von denen sie nun in diesem Buch erzählt. Anhand ausgewählter Fallbeispiele, die dem Leser garantiert ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, deckt die Autorin verschiedene Ursachen für den ungünstigen Verlauf zwischenmenschlicher Interaktionen auf. Darüber hinaus vermittelt sie auf unterhaltsame Weise praktische Methoden aus der Transaktionsanalyse und dem NLP, um dem Leser einige Tipps zum Abbau von Verständigungsschwierigkeiten im Alltag wie im Berufsleben an die Hand zu geben.

Häufig gestellte Fragen

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Teil 1 Sachen gibt’s! – Szenen aus dem Einzelcoaching

Wie Sie ja wissen, unterliegen wir Lebens- und SozialberaterInnen der Schweigepflicht. Das bedeutet, dass wir nicht namentlich herumposaunen dürfen, wer bei uns in der Beratung war und mit welchem Thema er zu uns kam. Nun müssen wir Lebens- und SozialberaterInnen uns auch hin und wieder etwas von der Seele reden oder einen Fall diskutieren. Das ist sehr wohl erlaubt, wenn man dabei den Klienten anonymisiert.
Ich werde deshalb in allen Fällen, die Sie jetzt lesen werden, die Namen Jane oder John Doe wählen, wie sie in amerikanischen Filmen immer verwendet werden, wenn die Polizei ein namenloses Wesen findet, das sich aus verschiedenen Gründen nicht an seine Identität erinnern kann.
Diese Klientenpersönlichkeiten der diversen John und Jane Does sind teilweise aus mehreren Personen zusammengesetzt. Die Fälle sind trotzdem wahr. Ich betone nochmals, dass Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig sind.

Kapitel 1.1 Hilfe! Ich bin umzingelt!

Ich erhalte einen Anruf und melde mich professionell. „Sie sind mir empfohlen worden!“, brüllt jemand im breitesten wienerischen Slang in die Leitung. Schön! Und weiter? Der Anrufer bleibt bei einem höchst aggressiven Ton: „Ich halte das nämlich nicht mehr aus. Nur blöde Leute auf dieser Welt! Das ist ein Wahnsinn. Dafür muss es doch eine Erklärung geben!“ Äh … „Mir ist gesagt worden, Sie können mir da helfen.“ Das kann ich mir im Augenblick grade nicht vorstellen, aber o.k. Ich vereinbare ein Erstgespräch mit ihm, weil mich die Sache interessiert und weil ich wissen will, ob John Doe den Termin wahrnehmen wird oder ob seine Wut nach dem Anruf schon beseitigt ist.
John Doe kommt tatsächlich! Er setzt sich ins Coachingzimmer und fängt sofort an zu schimpfen. Die Parkplatzsituation vor meiner Praxis sei katastrophal, aber noch schlimmer sei der Verkehr, lauter Wahnsinnige, die nicht Auto fahren könnten. Und überhaupt, wieso müsse meine Praxis in einem so entlegenen Bezirk sein! Er sei jetzt 45 Minuten hergefahren, das zahle ihm doch keiner!
Außer für „Guten Tag“, lässt er mir keine Gelegenheit, etwas zu sagen. Als er einen Schluck Wasser nimmt, habe ich endlich die Möglichkeit, zu fragen, warum er hier ist.
Er bellt mich an: „Das müssten Sie eigentlich nach dem Telefongespräch wissen!“ Ich sage ihm, dass ich mich eigentlich nur mehr an „Die Welt ist blöd“ usw. erinnern kann. Ein paar Details mehr könnten nicht schaden, sonst müsste ich Uri Geller heranziehen.
Herr Doe tut mir den Gefallen und rückt mit Details heraus: Er besitze eine Kfz-Werkstätte, die ganz gut laufen würde, wenn da nicht die bescheuerten Kunden und seine noch bescheuerteren Angestellten wären. Die Kunden seien bescheuert, weil sie keine Ahnung von Tuten und Blasen hätten. (Warum auch? Sonst könnten sie sich das Auto ja selber reparieren.) Und seine Angestellten seien ebenfalls bescheuert, weil die auch keine Ahnung hätten. Also müsse er alles selber machen.
Aha. Daher weht also der Wind. Ich werfe nur kurz ein: „Und jetzt sitzen Sie bei einer bescheuerten Beraterin, der Sie erst erklären müssen, was Sache ist.“ Kurze Stille. Ofenbar habe ich einen Punkt getroffen, denn er wird ganz plötzlich viel ruhiger und freundlicher. „Ganz genau“, sagt er, „Sie haben das Problem erfasst.“ Ich bin nicht ganz sicher, ob ich das als Kompliment aufassen soll. „Rundherum nur Idioten!“, fängt er wieder an zu tönen. Er schimpft über die Kunden, die nicht bezahlen bzw. zu früh, zu spät oder zu wenig bezahlen, dann über die Angestellten, die kaum wissen, wo hinten und vorne ist bei einem Auto, sowie über die Macken der Exfrau. (Klar, Exfrau! Wenn der Typ daheim auch so tickt, kann man nur das Weite suchen.) Aber immerhin: Er ist ja jetzt da. Hut ab – und das meine ich wirklich so. Ofenbar sieht er, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Hochachtung kriecht in mir herauf. „Stellen Sie sich vor! Keiner schaut mehr auf den anderen!“ Ah, denke ich mir, jetzt kommt’s! Er wünscht sich also mehr Respekt und Aufmerksamkeit zwischen den Menschen! Wie schön! „Wie meinen Sie das genau?“, frage ich, um in diese Richtung zu lenken. „Ganz einfach“, sagt er, „meine Leute sind so egoistisch und gedankenlos, dass sie nicht einmal daran denken, die leere Klopapierrolle zu tauschen. Selbst da muss ich ihnen noch hinterherarbeiten.“ Sofort werden weitere Attacken gegen seine Mitarbeiter geritten: Die Angestellten sind frech zu ihm, schimpfen die ganze Zeit über Gott und die Welt. (Na geh!) Und er ist jetzt schon so fix und fertig, dass sein Freund gesagt hat, er soll zu mir kommen und mit mir darüber reden. Ah, endlich!
Ich frage also: „Und wie kann ich Ihnen jetzt behilflich sein?“
Wie aus der Pistole geschossen kommt: „Sie sollen einfach machen, dass die anderen so funktionieren, wie ich mir das vorstelle! Das sind ja schließlich lauter Idioten, die mich hinten und vorne ausnehmen und auch sonst nur Geld kosten. Arbeiten tu eh nur ich. Diese Faulenzer!“
Ich höre noch ein Weilchen zu, dann entkommt mir der Satz: „Wer hat diese Idioten eigentlich eingestellt?“
Verdutztes Schauen bei John. „Na ich!“, sagt er verwundert. Darauf muss ich einfach sagen: „Wieso stellen Sie in dem Unternehmen, das Sie selbst aufgebaut haben, nur Idioten ein?“
Die Frage bleibt unbeantwortet. Ich sage: „Könnte es sein, dass es etwas mit Ihrer Einstellung zu sich und der Welt zu tun hat?“
Ein Sturm der Entrüstung entlädt sich auf mir. „Was ist das für eine idiotische Frage? Wie kommen Sie darauf? Können Sie jetzt etwas machen mit meinen Leuten oder nicht?“ Das muss ich leider verneinen.
Er springt auf und schreit: „Ich hab ja gleich gewusst, dass so eine Sch…-Beratung nichts bringt. Jetzt habe ich meine Zeit sinnlos verplempert. War ja klar! Was kann man denn schon von solchen Leuten wie Ihnen erwarten?“ Sagt’s und rennt aus der Praxis.
Zurück bleibe ich mit ofenem Mund. Eine sensationelle Vorstellung von diesem Mann. Ich kann nur staunen.
Was muss in diesem Menschen vorgehen, um ständig so drauf zu sein? Wie schlimm muss es sein, sich dauernd zu ärgern, weil man der Meinung ist, dass sich die ganze Welt gegen einen verschworen hat? Aber gut, wenn man nichts mit ihm zu tun hat, kann es einem eigentlich herzlich egal sein, wie er drauf ist. Man kann ihm ja aus dem Weg gehen. Doch hin und wieder kommt es vor, dass man im Alltag mit solchen Fällen konfrontiert wird, sei es im Büro oder womöglich im Privatleben, weil der Mann einer Freundin so gestrickt ist (natürlich gibt es auch Frauen mit diesem Verhalten). Wie geht man dann damit um? Gut, zugegeben, unser Beispiel ist schon sehr extrem, die abgeschwächte Version gibt es dafür sehr häufig.
Man könnte jetzt eine der drei Universalerklärungen strapazieren:
  1. Er hatte eben eine schreckliche Kindheit.
  2. Die Mutter/der Vater ist schuld, weil sie/er nie da war oder zu oft da war, sich zu viel oder zu wenig gekümmert hat, zu streng oder zu wenig streng war.
  3. Er ist eben so.
Hilft uns das im Umgang mit solchen Menschen? Eher nicht. Was ist also jetzt los mit diesem Typen und was können wir tun, um noch ein produktives Gespräch mit ihm zustande zu bringen?
Hierzu lässt sich das Prinzip des Dramadreiecks aus der Transaktionsanalyse heranziehen, dessen Muster Stephen Karpman als Erster analysiert hat. Eine Weiterentwicklung dieses Modells, welche recht plausibel ist, findet man bei Roman Braun:
In der Welt des Dramas gibt es drei Rollen, die wir als „Täter“ (bei Karpman „Verfolger“), „Opfer“ und „Retter“ bezeichnen. Der Täter wirkt in einer solchen Situation als Aggressor. Sein Selbstwertgefühl ist jedoch so winzig, dass er sich nicht einmal traut, sein Bedürfnis, das er zweifellos hat, klar und deutlich zu formulieren, denn er hat Angst, abgewiesen zu werden. Um vor sich selbst und anderen größer zu wirken, plustert er sich auf, indem er so tut, als seien seine Argumente Tatsachen. Dies unterstreicht er durch Sätze wie „Das ist ein Blödsinn!“, „Du bist schuld!“, „Sie sind eine Zumutung!“.
Seine Haltung in diesen Situationen lässt sich am besten mit „Ich bin o.k. – du bist nicht o.k.!“ beschreiben. Seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse sowie Vorbilder mit ähnlichem Verhalten haben diese Einstellung bei ihm reifen lassen. Und nun, wo sie gereift ist, wird sie auch immer wieder bestätigt, denn da er nicht konkret sagen kann, was er in Wahrheit möchte, verstehen die angesprochenen Personen natürlich auch nicht, was er tatsächlich will, und kennen sich nicht aus. Entweder verziehen sie sich dann mit dem Gedanken: „Der spinnt schon wieder“, oder sie schalten auf Durchzug. Auf jeden Fall erfüllen sie seinen Wunsch nicht. Wie auch? Sie können ja nicht hellsehen. Und damit bestätigen sie dem Täter aus seiner Sicht, dass die Menschheit offenbar vollkommen verblödet ist. Dies wiederum führt dazu, dass er seine Mitmenschen noch lauter anschreit und noch mehr beschimpft, was – wie Sie sicherlich schon erraten – natürlich nicht hilft und im Endefekt nur wieder dazu führt, dass die Leute einen großen Bogen um ihn machen.
Der Täter verweigert sich Gefühle, da er annimmt, das würde ihn noch schwächer machen. Damit verliert er aber das Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, seine Reaktionen zu dosieren. Manche dieser Reaktionen können dann wirklich sehr irrational sein. Der Zugang zu seinen Gefühlen ist wie abgeschnürt.
Was können Sie also tun, wenn Sie einem Täter begegnen?

Erster Schritt:

Nehmen Sie es nicht persönlich, egal mit welchen Schimpfwörtern er Sie gerade bedenkt oder was er Ihnen alles vorwirft, woran Sie gerade schuld sein sollen.

Zweiter Schritt:

Erkennen Sie, dass der Täter gerade ein Thema hat und nicht Sie selbst, auch wenn der Täter versuchen wird, Ihnen das weiszumachen.

Dritter Schritt:

Weisen Sie den Täter darauf hin, dass Sie erwachsen sind und eine altersadäquate Kommunikation mit einem respektvollen Umgangston wünschen. Sagen Sie, dass Sie ansonsten die Unterhaltung abbrechen werden. Kriegt er sich dann immer noch nicht ein, müssen Sie diese Warnung jedoch wahrmachen. (Kleiner Haken! Sorry …)

Vierter Schritt:

Erinnern Sie sich daran, dass der Täter ein Bedürfnis hat, das er sich nicht zu sagen traut. Da Sie nicht hellsehen können (behaupte ich jetzt mal ganz salopp), bleibt Ihnen nur der Weg des Ratens. Eine halbwegs passable Frage dazu wäre: „Worum geht es Ihnen gerade? Geht es um XY?“ Schlagen Sie etwas vor, was zur Situation passen könnte, jedoch ohne den Anspruch zu haben, dass Sie ins Schwarze treffen. Natürlich könnte man auch einfach fragen, was der Täter jetzt eigentlich von einem will. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass man, wie im Fallbeispiel, zumeist keine umsetzbare Antwort bekommt.

Fünfter Schritt:

Falls all dies nicht zu einem halbwegs konstruktiven Gespräch führt, liegt es nicht an Ihnen. Wenn jemand ein Drama machen will, dann macht er eines. Selbst wenn Sie Gandhi wären, könnten Sie nichts dagegen tun. Sie haben nur den Trost: Sie können von diesem Menschen weggehen. Er jedoch geht mit sich nach Hause und hat sich selbst 24 Stunden am Tag.

Kapitel 1.2 Es ist einfach passiert – ich kann nichts dafür!

Der nächste John Doe ist ein gut aussehender, gut gekleideter und gebildeter Mann Anfang 40. Sein Leben könnte man als Erfolgsstory bezeichnen. Geboren mit dem sprichwörtlichen silbernen Löfel im Mund, wuchs er wohlbehütet in einem katholischen, jedoch aufgeschlossenen Elternhaus auf, das sehr viel Wert auf Etikette und Leistung legte. Alle Entscheidungen wurden ihm seit jeher liebevoll abgenommen. Daher rührt auch seine Entscheidungsschwäche.
Nach Beendigung des Studiums wurde ihm, dank Papis Beziehungen, ein überdurchschnittlich gut bezahlter Job direkt ins Haus geliefert. Alles in seinem Leben lief easy und reibungslos. Auf einer Businessveranstaltung lernte er seine Frau kennen, die sich ihr Studium selbst finanziert hatte und auch eine aussichtsreiche Karriere vor sich hatte, aber aus nicht so guten Verhältnissen stammte.
Vielleicht ist dies der Grund dafür, warum Frau Doe mehr Biss bei der Verfolgung ihrer Karriereziele zeigte und einen phänomenalen Aufstieg in einem Konzern hinlegte, der sie bis knapp vor die Vorstandsetage brachte. Nebenbei schmiss sie noch den Haushalt und putzige, wohlerzogene Zwillinge.
Als Herr Doe bei mir erscheint, sind die Kinder schon aus dem Gröbsten raus. Nach fast 20 Jahren Ehe und einer eigenen schleppenden Karriere überfällt ihn eine Midlife-Crisis. Seine Frau ist aufgrund ihres hohen Postens häufig unterwegs. Herr Doe kommt sich einsam und verlassen vor, unverstanden von seiner Firma und seiner Frau. Sein Job füllt ihn nicht mehr aus und ihm ist häufig langweilig, wofür er seine Frau und die Welt insgeheim verantwortlich macht.
Er erzählt seiner Frau jedoch nichts von seinen Befindlichkeiten. Sie merkt zwar, dass da irgendetwas nicht stimmt, auf ihre Fragen bekommt sie jedoch keine Antwort. Irgendwann schlägt sie ihm vor, sich doch ein Hobby zu suchen bzw. einen Coach aufzusuchen.
Er kommt also ein paar Mal zu mir, um über seine innere Leere zu sprechen, über seine Unzufriedenheit und das Gefühl, nichts geschafen zu haben, was bleibend sei (die Kinder zählen da ofenbar nicht). Es macht ihm sichtlich Spaß, sich bei mir auszuweinen, er findet auch meine Ratschläge ganz toll! Allerdings wird keiner davon jemals umgesetzt.
Dann höre ich monatelang nichts von ihm. Bis eines Tages das Telefon klingelt …
„Frau Haltmeyer, ich bräuchte dringend einen Termin! Meine Ehe ist in der Krise und ich weiß nicht, wieso und was ich tun soll.“ Herr Doe klingt sehr gestresst und spricht mit wackeliger Stimme. Ich gebe ihm einen Termin und bin gespannt, was passiert ist.
Genau das frage ich Herrn Doe, als er sich zum Termin einfindet. Er sitzt völlig geknickt und fahl im Gesicht da, ein Häufchen Elend. „Meine Ehe ist zu Ende.“ Punkt. Darf’s ein bisserl mehr sein? Ich stelle die unvermeidliche Frage: „Was lässt Sie darauf schließen, dass Ihre Ehe zu Ende ist?“ „Ich habe eine Afäre“, sagt Herr Doe. Gut, das ist ein schlagendes Argument. „Und“, sagt er, „meine Frau weiß es.“ Na großartig. „Woher wissen Sie, dass Ihre Frau es weiß?“, frage ich naiv. „Weil ich es ihr gesagt habe! Ich hatte doch so ein schlechtes Gewissen, da musste ich es ihr sagen“, meint er in weinerlichem Ton. Na spitze! Ich frage: „Und haben Sie die Afäre dann aufgrund Ihres schlechten Gewissens beendet?“ Er schaut mich verdutzt an. „Nein! Das mache ich auf gar keinen Fall! Schließlich möchte ich mit dieser Frau ja zusammenleben!“ Häh? Wie jetzt? „Sie wollen sich also scheiden lassen und mit der neuen Frau zusammenleben?“ Meine Naivität in diesem Fall ist echt.
Er schaut mich verständnislos an. „Aber nein! Ich will mich nicht scheiden lassen. Meine Frau ist toll! Aber ich will sie beide behalten!“ Es wird spannend für mich. „Wie stellen Sie sich das vor?“, frage ich neugierig. Achtung – jetzt kommt es: „Ich ...

Inhaltsverzeichnis

  1. DANKSAGUNG
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Einleitung
  5. Teil 1 Sachen gibt’s! – Szenen aus dem Einzelcoaching
  6. Teil 2 Sachen gibt’s! – Rund ums Seminar
  7. Teil 3 Sachen gibt’s! – Alltagsgeschichten
  8. Schlusswort
  9. Literaturverzeichnis
  10. Impressum