Glühwürmchen und Lyonerratten
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Glühwürmchen und Lyonerratten

Aus dem Leben des Kurt

  1. 216 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Glühwürmchen und Lyonerratten

Aus dem Leben des Kurt

Über dieses Buch

Günter Diesel erzählt kuriose und erheiternde Erlebnisse. Er schreibt in seiner Muttersprache, dem rheinfränkischen Saarländisch. Die Regionalsprache ermöglicht es ihm, den Charakter der Akteure treffender als im Hochdeutschen darzustellen. Im Dialekt wird die originäre Komik, die den Ereignissen innewohnt, deutlicher. Er kommt jedoch den Hochdeutschlesern entgegen, indem er den Text auf den ungeraden Buchseiten übersetzt präsentiert. Dabei sind die 22 Zeichnungen des Autors, in denen er die Komik der Situation optisch verdeutlicht, hilfreich.

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783739215884
eBook-ISBN:
9783739284262
Auflage
3
Thema
Poetry

1. Die Gliehwirmschà

Es war an e’me schbääde Juliòhmend. Die Lufd war schwiehl unn gewiddrisch. De ganze Òhmend hadd de Kurt emm Gaade geschaffd. Er hodd digge Sandschdäänbrogge uffenannà gesetzd. De Kurt wolld nämlisch noch e Felswand um sei Feischdbiotob aanlehje. Alles solld so aussiehn wie ìnn dà Vogese. Wo er als hinn wannare gehd. So medd Wassàfall unn Tannebäämschà drummerumm.
Fà die Brògge ze bewehje, hadd’à e Bräschschdang unn e paa Rundhälzà gehadd.
An demm Òhmend war’s noch lang hell. Unn es war noch scheen warm gewehn. Mà konnd drauße noch gudd schaffe. De Kurt hodd bei der Aawed aach nedd vill aan. Nuà e paa alde Sandale unn e kòrzi Bux. Trotzdemm ess’m die Brieh zwische dà Schullàbläddà runnà bis ìnn die Graddel geloff.
So gehje halb elef hann sisch sei Bandscheiwe gemelld. Dòh hadd de Kurt graad die Bräschschdang falle gelossd unn saad sisch: „Schluss, sunschd grisch’de’s wìddà enn’s Kreiz. Unn dann schelld deins wìddà medd’à.“
Dass ääs noch saan dääd: „Ja, für so ein Zeug, da legst du dich krumm, und alles andere lässt du wieder liegen“, das war’em Kurt die Vogese ìnn seim Gaade aach nommòh nedd werd.
Langsam ess’es aach duuschdà wòr. Er wolld sowieso graad ìnn de Kellà gehen, fà sisch e Flasch Bieà ze holle. Awwà e Liddà-Bomb, so e Dòrschd hadd’à gehadd. ’S war jòh aach kä Wunnà, bei der Aawed unn’rà Hitz wie ìnn Afriga. Mìdd denne Häwelle unn Hälzà die Felsbrògge e’rum ze schubse, dòh ess de Kurt sisch sowieso vòrkumm wie ìnn Afriga am Nil. Wie e aldà Ägibdà beim Piramidebau.

Die Glühwürmchen

Es war an einem späten Juliabend. Die Luft war schwül und gewittrig. Während des ganzen Abends arbeitete Kurt im Garten. Er hatte dicke Sandsteinfelsen aufeinandergesetzt. Kurt wollte nämlich noch eine Felswand um sein Feuchtbiotop anlegen. Alles sollte so aussehen wie in den Vogesen, wo er öfters zum Wandern hinfährt. So mit Wasserfall und Tannenbäumchen drumherum.
Um die Felsen zu bewegen, benutzt Kurt eine Brechstange und ein paar Rundhölzer. An dem Abend war es noch lange hell, und es war noch schön warm gewesen. Man konnte so spät auch außer Haus noch gut arbeiten. So hatte Kurt bei der Arbeit nicht viel Kleidung an. Nur ein Paar alte Sandalen und eine kurze Hose. Trotzdem lief ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern hindurch bis in den Schritt.
Gegen halb elf Uhr hatten sich seine Bandscheiben bemerkbar gemacht. Da ließ Kurt umgehend die Brechstange fallen und sagte sich: „Schluss, sonst bekommst du wieder Kreuzschmerzen und dann schimpft deine Frau nochmal mit dir.“
Dass Sie am Ende auch noch sagt: „Ja, für so ein Zeug, da legst du dich krumm, und alles andere lässt du wieder liegen“, das waren Kurt die Vogesen in seinem Garten nun doch nicht wert.
Langsam wurde es auch dunkel. Er wollte sowieso schon in den Keller gehen, um sich eine Flasche Bier zu holen. Aber eine „Liter-Bombe“, so einen Durst hatte er. Das war ja auch kein Wunder, bei so einer Arbeit und einer Hitze wie in Afrika. Mit Hebeln und Hölzern die dicken Felsen herumzuwuchten, da kam Kurt sich sowieso vor, als wäre er in Afrika am Nil. Wie ein alter Ägypter beim Pyramidenbau.
Wie de Kurt dann fà das Bieà ìnn de Kellà dòrsch sei Gaade gang ess, hadd'à eerschd mòhl gesiehn, was dòh los war! Beim Bròggewälze hadd’à das garnedd so meddgrìdd. Dort war’s jòh graad wie ìnn e’me oriendalische Zaubàgaade. Gudd, ìnn dà Vogese hodd de Kurt das aach schunn mòhl gesiehn, Awwà ìnn seim Gaade?! Iwwàall, ìnn dà Hägge unn iwwà dà Wies war alles vollà Gliehwirmschà. Iwwàall klääne leischdende Schdernschà uff dà Reise dòrsch sei Gaade! De Kurt war baff! Er saad sisch. „Okay – Romantik hinn, Romantik häà, jetzd ze’eerschd mòhl das Bieà!“ Die Kellàdijà hadd jòh noch uff geschdann unn de Kurt hadd nedd misse owwe rum iwwà die Terrass dòrsch die Wohnung ìnn de Kellà gehen. Er also ab unn vumm Gaade direggd ìnn de Kellà an de alde Kiehlschrank unn die Flasch geholl. Medd der Bomb ess er dann die Gaadedrebb e’ruff unn hadd sisch gemiedlisch uff die Terrassebank gesetzd. Es war schunn elf Uhà, awwà noch zu frieh fà ìnn’s Bedd ze gehen. Sei Fraa, ’s Hilde, war jòh aach noch nedd dehemm. Die war nämlisch tòrne. Bessà gesaad, zu der Zeit dirfd die graad bei dà gastronomischen Gymnastik gewehn sìnn. De Kurt konnd sisch also Zeit losse, Er dengkd: „Dòh loss isch misch doch nedd lumbe isch gänn mà jetzt die Bombe“!

E’ Orgie!.

Dann hadd’à die Bääm vunn dà Bank geschdeggd unn denne Gliehwirmschà unne ìmm Gaade zugeguggd. Es war wie ìmm Märsche. Es ess’m ìmmà wärmà ums Herz wòr. Was wolld er noch meh! E’ scheenà Sommàòhmend uff seinà Terrass, mìdd Gliehwirmschà ìnn dà lauen Luft unn à´rà Flasch Bieà ìnn dà Hand. Pròschd! „Schaad, dass es Hilde so lang uff sisch waade lossd“, hadd’à gedengkd.
Als Kurt durch seinen Garten in Richtung Keller ging, sah er zum ersten Mal, was dort los war! Beim Felsenwälzen bekam er das gar nicht recht mit. In seinem Garten ging es ja gerade zu wie in einem orientalischen Zaubergarten. Gut – in den Vogesen hatte Kurt das auch schon mal gesehen, aber hier, in seinem Garten?! Überall, in den Hecken und über seiner Wiese, war die Luft voller Glühwürmchen. Überall kleine leuchtende Sternchen auf der Reise durch seinen Garten! Kurt war verblüfft! Da sagte er sisch „Okay, - Romantik hin, Romantik her, zunächst hole ich mir mal das Bier!“
Die Kellertüre stand ja noch offen und Kurt musste nicht oben herum über die Terrasse und durch die Wohnung in den Keller gehen. Kurt ging also vom Garten sofort in den Keller an den ausgemusterten Kühlschrank um sich die Flasche zu fassen.
Mit der „Bombe“ ging er dann die Gartentreppe hinauf und setzte sich gemütlich auf die Terrassenbank. Es war schon 11 Uhr, aber noch zu früh, um zu Bett zu gehen. Seine Frau, die Hilde, war ja auch noch nicht zu Hause. Sie war nämlich zum Turnen. Besser gesagt, zu der Zeit dürfte sie gerade bei der gastronomischen Gymnastik gewesen sein. Kurt konnte sich Zeit lassen. Er dachte: „Da lass ich mich nicht lumpen und gönne mir die „Bombe“.

Die Orgie

Dann streckte er die Beine von der Bank und schaute den Glühwürmchen unten im Garten zu.
Es war wie im Märchen. Es wurde ihm immer wärmer ums Herz. Was wollte Kurt noch mehr! Ein schöner Sommerabend auf seiner Terrasse, mit Glühwürmchen in der lauen Luft und einer Flasche Bier in der Hand. Prost! „Schade, dass meine liebe Hilde so lange auf sich warten lässt“, dachte er.
Awwà gudd, wer wääß was bassierd wäà, wenn s’e dòh gewehn wäà? De Kurt war graad so ìnn Schdimmung, er hädd mìdd der noch Haschmisch ìmm Gaade geschbield. So wie die Gliehwirmschà medd-’e’nannà. Wie er, ganz ìnn Gedangke, denne Kääfà ìmm Liebestaumel bis ìnn’s Gebisch nòh geguggd hodd, ess’em äbbes uffgefall. ìnn denne Nòhbarsgärde hadd de Kurt garkänn Gliehwirmschà gesiehn! Sollde die sich villeischd nuà ìnn seinem Gaade wohlfiehle? Weil de Kurt seinà ökologisch, das heischd mìdd Felse unn Nadurzeisch, aangeleed hodd? Ääwe so wie’s am Lac Vert ess, unn nedd so „universell“, wie’s ìnn dà äänschläschische Gaade-Kaddalooch ze siehn ess! Dass hodd’em Kurt dann awwà doch känn Ruh gelossd. Liebesdolle Gliehwirmschà nuà ìnn seim Gaade? Wie ein Luchs hodd er jedi Hägg ìnn seinà Nòhbarschafd ausgeschbähd. Nix war ze siehn!
„Vàdammd, soll isch dann schunn Bieàschaum vòr dà Aue hann!?“ fròhd er sisch. Blätzlisch ess’em de nägschde Schlugg aus dà Flasch fàschd ìmm Sunndaachshälsje schdegge geblieb! Unn zwar, als'à vunn seinà Terrass aus runnà ìnns Daal geguggd hadd. Unne an dà Haubdschdròòß, nääwe demm äänzelne Haus ìnn dà Kurv, dòrd wo der Bierebaam schdehd, danzde doch dausende Gliehwirmschà uff äänem Haufe ìnn dà Luft rum!
Aber gut, wer weiß, was geschehen wäre, wenn Hilde dagewesen wäre? Kurt war gerade so in Stimmung, er hätte mit ihr noch „Haschmich“ im Garten gespielt. So wie die Glühwürmchen miteinander.
Als er, ganz in Gedanken versunken, den Käfern im Liebestaumel bis ins Gebüsch nachschaute, fiel ihm etwas auf. In den Nachbargärten sah Kurt garkeine Glühwürmchen! Sollten diese sich vielleicht nur in seinem Garten wohlfühlen? Weil er seinen ökologisch, das heißt mit Felsen und Natur-Materialien, gestaltet hatte? Halt eben so, wie es in den Vogesen, am Lac Vert, aussieht und keinesfalls universell, so wie es in einschlägigen Garten-Katalogen zu sehen war.
Das ließ Kurt dann aber doch keine Ruhe. Liebestolle Glühwürmchen nur in seinem Garten? Wie ein Luchs spähte er jede Hecke in seiner Nachbarschaft aus. Nichts war zu sehen! „Verdammt, sollte ich denn schon Bierschaum vor den Augen haben?“, zweifelte er. Plötzlich blieb ihm der nächste Schluck aus der Flasche fast im „Sonntags-Hälschen“ (Kehle) stecken, als er von seiner Terrasse aus ins Tal hinunterschaute. Unten an der Hauptstraße, neben dem einzelnen Haus in der Kurve, vor dem ein Birnbaum stand, tanzten doch tausende Glühwürmchen in einer großen, grün-gelb schillernden Wolke in der Luft umher!
E großi, grien-gääl schillàndi Wolk war ze siehn. „Donnàweddà! Dausende vunn liebesdolle Gliehwirmschà“, saad er ganz pladd. Es hodd graad so aus gesiehn, als hädde die sich vunn iwwàall – aussà aus seim Gaade – zur Hochzeits-Orgie dord hinngezòh. Er war devunn iwwàzeischd, dass das e äänmòhlisches Nadurphänomeen ess.
Haschdisch hadd er die Bomb läär gemachd unn hadd s’e vòrsischdisch nääwe die Bank geschdelld. Zefòrd wolld de Kurt jòh runnà uff die Haubdschdròòß renne, um das alles aus näägschdà Näh ze siehn, awwà dann hodd’à gemennd das wird doch ze lang dauàre bis er dort unne ess. Am Änn wäre die Glieh-wirmschà schunn wägg, bis er unne aankumm wäà. Unn aussàdemm konnd er jòh nedd äänfach so wägg-renne, er hadd doch ze’eerschd noch die Kellàdijà zu-mache misse, die uffgeschdann hodd. Schließ-lich konnd mà jòh naachds nedd äänfach aus’em Haus renne unn die Diere uffschdehn losse. Wenn’s Hilde dòh zwischedòrsch hemm komm wäà? Wie solld er demm dann beibringe, dass er alles uffschdehn gelossd hädd, nuà wehje e paar Inseggde unne uff dà Haubdschdròòß? Unn dass aach noch kòrz vòr 12 Uhr naachds! Die hädd garandierd Zòòres gemachd. Eerschd reschd, wenn s’e die groß, läär Flasch nääwe dà Bank gesiehn hädd. Aach wenn s’e selwà Ännà gedrungk gehadd hädd.
Dòh hodd de Kurt e Idee grìdd fà nòh denne Gliehwirmschà ze gugge. „Isch fahre doch bessà medd’em Audo runnà uff die Schdròòß. Dann bìnn isch medd’em Audo aach schnell wìddà owwe“, saad’à sisch. Die Audoschlissel hodd de Kurt noch ìnn dà Bux gehadd. Weil er vòrhäà jòh denne Waacheheewà aus'em Audo geholl hodd.
Eine große. grün-gelb schillernde Wolke war zu sehen „Donnerwetter! Tausende von liebestollen Glühwürmchen“, sagte er erstaunt. Es sah gerade so aus, als hätten sie sich von überall – außer aus seinem Garten – dort zur Hochzeit-Orgie versammelt. Er war davon überzeugt, daß das ein einmaliges Naturphänomen sei. Hastig machte er die Bombe leer und stellte sie vorsichtig neben die Bank.
Zuerst wollte Kurt ja zur Hauptstraße runterrennen, um sich das mal aus nächster Nähe anzusehen. Aber dann dachte Kurt, das würde doch zu lange dauern, bis er dort unten ankäme. Am Ende wären die Glühwürmchen schon weggeflogen, bis er unten wäre. Und außerdem konnte er ja nicht so einfach wegrennen, er musste doch zuerst noch die offene Kellertüre schließen. Schließlich konnte man ja nachts nicht einfach aus dem Haus rennen und die Türen offenstehen lassen. Wenn die Hilde dann zwischendurch nach Hause gekommen wäre! Wie sollte er ihr denn beibringen, dass er, nur wegen ein paar Insekten unten auf der Hauptstraße, alles offenstehen ließ? Und das auch noch kurz vor 12 Uhr nachts! Sie hätte garantiert Terror gemacht. Erst recht, wenn sie die große, leere Flasche neben der Bank gesehen hätte. Auch wenn sie selber „Einen“ getrunken hätte.
Dann hatte Kurt eine Idee, um sich die Glühwürmchen näher anzusehen: „Ich fahre doch besser mit dem Auto runter auf die Straße. Mit dem Auto bin ich auch schnell wieder oben!“
Die Autoschlüssel hatte Kurt noch in seiner Hose, weil er ja zuvor den Wagenheber aus seinem Auto heraus genommen hatte.
Denne hadd de Kurt nämlisch gebrauchd, um die Felse e bisje aanzeheewe, dass’à die Rundhälzà iwwàhaubd unnà die Felse schiewe konnd. Denne Schlissel hodd de Kurt also schunn mòhl, dòh hadd’à nìmmeh medd denne dräggische Laadsche ìnn die Wohnung laafe misse. „Awwà schdobb – mei Fiehràschein!...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorweg gesagt
  3. 1. Die Gliehwirmschà
  4. 2. Kreizschmerze
  5. 3. Bruschdsause
  6. 4. Madratzeliefàrung
  7. 5. Schamaikalyonà
  8. 6. Selmas Grumbiere
  9. 7. Schukrutt – wie gudd
  10. 8. Saarland (Gedischd)
  11. Lesehilfe
  12. Der Autor
  13. Weitere Bücher von Günter Diesel
  14. Impressum