Das dynamische System Erde in Zeit und Raum
Übersicht
Die Entwicklung unserer Erde war mit dem Auftauchen des Menschen nicht plötzlich abgeschlossen, sondern sie setzt sich weiter fort. Denn wir sind in ein lebendiges System hinein geboren worden, das bereits etwa 4,6 Milliarden Jahre alt ist, das sind 4.600.000.000 Jahre!
Beispiel: Man kann es kaum besser ausdrücken, als auf der letzten Schautafel eines geologischen Lehrpfades in den Foothills der Rocky Mountains bei Denver (Colorado), nachdem man die geologischen Formationen von der Erdfrühzeit bis zur Gegenwart durchquert hat (der Autor zitiert aus der Erinnerung):
„Dieser Blick auf das Tal von Denver ist nur eine Momentaufnahme in der geologischen Entwicklungsgeschichte unserer Erde und wird sich in den nächsten Jahrmillionen vollständig verändern“.
Eine solche Momentaufnahme können wir nicht festhalten, auch wenn uns ihr Anblick lieb und teuer geworden ist. Die Veränderungen und Klimaschwankungen, denen unsere Erde im Laufe ihrer bisherigen Entwicklung bereits unterworfen gewesen ist, sind aus unserem persönlichen Erleben heraus völlig unvorstellbar. Und dieser Prozess wird sich weiter so in die Zukunft fortsetzen, von uns in unserer persönlichen Lebenszeit völlig unbemerkt.
Unsere Erde ist also bereits ca. 4,6 Milliarden Jahre alt, aber der moderne Mensch existiert erst seit 400.000 Jahren. Mit seinen älteren Entwicklungsstufen seit der Abspaltung unserer Linie von den gemeinsamen Vorfahren mit den Primaten werden es insgesamt etwa 2 Millionen Jahre sein. Schon diese kurzen geologischen Zeiträume sprengen aber jede menschliche Vorstellung.
Wenn wir, im maßstäblichen Sinne, mit unseren persönlichen Erfahrungen pro Lebensjahrzehnt etwa eine Sekunde einer 18-jährigen Erdgeschichte überblicken, dann können wir aus dieser Erfahrung heraus überhaupt nichts über Vergangenheit und Zukunft unserer Erde und ihren Klimaverlauf aussagen; und natürlich auch keine Bewertung über die Gegenwart abgeben. Und trotzdem versuchen wir dann, vor unserem persönlichen Erfahrungshintergrund die aktuellen Geschehnisse auf unserer Erde zu erklären und vielleicht sogar aktiv zu beeinflussen. Ersteres ist eher naiv; Letzteres ist zumindest tollkühn, wenn nicht sogar dumm!
Um einen Eindruck von der Variabilität unseres Paläoklimas zu bekommen, können wir anstelle eigener Erfahrungen bestenfalls Hochrechnungen anhand von sogenannten Klimaproxis durchführen. Dazu müssen wir dann aber auch ausreichend große Zeiträume betrachten, die alle unsere natürlichen Klimafaktoren mit einbeziehen. Wir dürfen uns in unseren Klimabetrachtungen also nicht auf zu kurze Zeitabschnitte beschränken, sonst machen wir Fehler. So fallen zum Beispiel der Beginn der Industrialisierung und das Ende der „kleinen Eiszeit“ zeitlich in etwa zusammen, und beides könnte den seither gemessenen weltweiten Temperaturanstieg von knapp einem Grad Celsius ganz oder teilweise verursacht haben.
Die Kernfrage bleibt also, wie sich dieses eine Grad Celsius eigentlich in einen natürlichen und einen anthropogen Anteil aufschlüsseln lässt!
Die geologische Entwicklung der Erde
Vielleicht sollten wir zunächst einmal die Lebensgeschichte von Mutter Erde kennen lernen, um uns wirklich ein Urteil bilden zu können!
In Abbildung 2 ist die gesamte Erdgeschichte dargestellt. Das Alter der Erde mit 4,6 Milliarden Jahren entspricht dabei der gegenwärtigen gesicherten Lehrmeinung, auch wenn neuere wissenschaftliche Theorien zu einem noch höheren Alter für unsere Erde kommen.
Im Verlauf des Präkambriums (Erdfrühzeit) entwickelte sich zunächst eine feste Erdkruste mit Ozeanen und Atmosphäre, später dann erste einzellige Lebensformen wie Bakterien und Algen bis hin zu mehrzelligen Lebewesen. Die eigentliche Entwicklung der Biosphäre begann dann im Kambrium vor etwa 550 Millionen Jahren. Das Kambrium ist in Abbildung 2 der erste andersfarbige Streifen unter der türkisfarbenen Erdfrühzeit. Wenn wir das untere Ende der bunten Säule betrachten, so endet der darstellbare Teil mit den Erdzeitaltern Kreide, Paläogen und Neogen. Das Quartär, in dem sich die Abspaltung unserer Linie Sapiens von ihren tierischen Vorfahren vollzogen hat und das Erscheinen des modernen Menschen vor ca. 400.000 Jahren werden in diesem Maßstab noch nicht einmal grafisch sichtbar.
Die bunt dargestellten Erdzeitalter in Abbildung 2 stellen also denjenigen Teil der Erdgeschichte dar, in dem die Erde eine Biosphäre aus höherem Leben besitzt. Dieser Teil macht gerade einmal 12 Prozent der gesamten Erdgeschichte aus. Es ist der Teil, über den wir geologisch am besten Bescheid wissen. In diesem Zeitmaßstab können wir an der Basis der Zeitsäule gerade noch das Neogen identifizieren. Die Stammesgeschichte des Menschen ist viel zu kurz, um sie in einem Zuge mit der gesamten Erdgeschichte darstellen zu können.
Abbildung 2: Die Erdgeschichte in Millionen Jahren
Wir müssen deshalb noch viel weiter ins Detail gehen (Abbildung 3), um unsere Menschheitsgeschichte und die Erdgeschichte optisch überhaupt verknüpfen zu können.
Abbildung 3: Die Erdgeschichte seit der Kreide – die Menschheitsge
schichte wird gerade sichtbar
Hier in Abbildung 3 sind nur die Erdzeitalter seit der Kreide dargestellt (roter Ausschnitt aus der geologischen Zeitskala). In der vorigen Abbildung endete der sichtbare Teil der bunten Säule mit dem hellblauen Neogen. Jetzt kann man jetzt auch das Quartär und einen grünen Strich an der
Basis dieser Säule erkennen. Im Quartär fand die Abspaltung unserer Linie von unseren tierischen Vorfahren statt und der grüne Strich an der Basis der Säule stellt die gesamte Existenz des modernen Menschen dar. Der Zeitraum unserer historischen Überlieferungen oder gar unsere technische Zivilisation ist in diesem Maßstab immer noch nicht sichtbar.
Und dann werden uns, zum Beispiel vom Internationalen Forum für den Klimawandel (IPCC), als Beweis für die erwartete Klimakatastrophe globale Klimastatistiken [10] gezeigt, die erst am Ende der historischen „kleinen Eiszeit“ um 1850 beginnen!
Köppen und Wegener ([15] – hier S.→, Abb.16) hatten dagegen bereits im Jahre 1924 Klimadaten für einen Zeitraum von 650.000 Jahren veröffentlicht, was immerhin mehr als dem grünen Streifen an der Basis der Zeitsäule in Abbildung 3 entspricht. Diese Klimadaten aus der jüngsten geologischen Vergangenheit unserer Erde zeigen über den gesamten dargestellten Zeitraum keinerlei Klimakonstanz, sondern einen beständigen Wandel.
Und der wichtigste Beweis der vorausschauenden Klimaforschung für die befürchtete Klimakatastrophe besteht nun in der Zusammenführung zweier über einen Zeitraum von 150 Jahren parallel ansteigenden Messreihen, nämlich dem industriellen CO2-Ausstoß und den globalen Durchschnittstemperaturen seit der „Kleinen Eiszeit“!
Das einzig sichere an einer solchen Konstruktion ist aber die Tatsache, dass beide Werte zeitgleich ansteigen und deshalb auch rechnerisch irgendwie korrelieren müssen. Ein wissenschaftlicher Beweis für den ursächlichen Zusammenhang zwischen den beiden Messgrößen CO2 und der globalen Durchschnittstemperatur ist das aber nicht!
Die Klimageschichte der Erde
Was unser persönliches Erfahrungswissen angeht, auf das wir unser Urteil über eine mögliche Klimakatastrophe gründen, so hat dieses Erfahrungswissen im Rahmen der Erdgeschichte überhaupt keine Relevanz.
Dabei hat der Mensch das Gesicht der Erde verändert, seit er vom Hirten zum Bauern wurde, was nach gängiger Auffassung nach der letzten Eiszeit in Mesopotamien geschehen sein soll.
Seither hat der Mensch immer stärker in natürliche Abläufe eingegriffen und in seinen Siedlungsgebieten das natürliche Gleichgewicht durch ein „kulturelles“ Gleichgewicht ersetzt. Dieses kulturelle Gleichgewicht steht in beständigem Konflikt mit dem natürlichen Gleichgewicht und benötigt zu seiner Aufrechterhaltung die ständige aktive Fürsorge des Menschen, auch heute noch!
Wenn wir uns in Abbildung 4 einmal den Verlauf des Weltklimas über die Erdgeschichte ansehen, dann stellen wir fest, dass wir, absolut gesehen, in einer Kaltzeit leben. Unsere gegenwärtige Zwischeneiszeit oder Warmzeit ist in diesem Zeitmaßstab gar nicht darstellbar.
Zunächst einmal sollten wir uns also über unser ausgesprochen angenehmes Klima freuen!
Übrigens weist Scotese [16] nach, dass sich in der gesamten Erdgeschichte die globalen Durchschnittstemperaturen nur ganz selten aus einem Korridor zwischen 10 und 25 Grad Celsius herausbewegt haben.
Wir können dieser Abbildung aber auch entnehmen, dass es über den größten Teil der Erdgeschichte überhaupt keine Vereisungen auf unserer Erde gegeben hat. Erst in der
jüngeren Erdgeschichte gibt es dann seit etwa einer Milliarde Jahren bis heute einen permanenten und natürlichen Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten. Mit diesen Erkenntnissen sollten sich zumindest die ständigen Hinweise auf das unnatürliche Abschmelzen von Gletschern als Beweis für den Beginn einer Klimakatastrophe relativieren lassen.
Abbildung 4: Klimaveränderungen in der Erdgeschichte
aus Wikipedia [17] mit den Erdzeitaltern aus Abbildung 2
Wie schon gezeigt wurde, ist unsere Erde so alt, dass in einem relativen Vergleich zu 18 Jahren Erdgeschichte ein 80-jähriger Mensch gerade einmal zehn Sekunden gelebt hätte.
Unser persönliches Erfahrungswissen spielt also in Bezug auf die Erdgeschichte und die hier dargestellte Klimaentwicklung überhaupt keine Rolle!
Aber der Mensch ist konservativ!
Unsere persö...