Logik und Mystik Band 2
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Logik und Mystik Band 2

  1. 584 Seiten
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Logik und Mystik Band 2

Über dieses Buch

Logik + Mystik ist ein Werk der Philosophie in mehreren Bänden. Seit Jahrtausenden wird von den Philosophen ein einziger, grundlegender und absoluter Ursprung der Philosophie bestimmt: die Verwunderung. Doch was ist Verwunderung? Sie ist in einem Wort: selbst zu philosophieren. Niemand kann bloß "über" Philosophie sprechen, sich in ihr belehren lassen oder einen anderen im Philosophieren nachahmen. Man kann entweder nur verwundert selbst philosophieren oder aber hat mit Philosophie gar nichts zu tun. Logik + Mystik fordert daher seine LeserInnen zu genau diesem Philosophieren auf. Es handelt von der einzigen und absolut freien philosophischen Erkenntnishandlung des Menschen. Sich wahrhaft zu verwundern, ist kein unbestimmtes Gefühl, sondern höchster, freiester und geisterfülltester Erkenntnisakt. Diese vollkommenste Wissensform, nämlich immer nur: selbst zu philosophieren, ist das Thema der sog. Mystik.Doch schwebt die Mystik dabei nicht im luftleeren Raum. Es gibt keine rasche Abkürzung zu ihr und sie besteht auch nicht in einer sentimentalen esoterischen Privateinsicht. Sie wird allein durch ihr eigenes Sichbegreifen und damit ihre eigene Wissenschaft verfügbar gemacht. Diese Wissenschaft, d.h. der Weg zur und der Akt der Mystik, ist: die Logik.Logik und Mystik ergänzen einander zur Freiheit der Verwunderung.Die Bände von Logik + Mystik fordern in ihren Teilen zum Selbstphilosophieren, d.h. zum Sichverwundern, auf. Die einzelnen Teile der Bände, die sog. "Mirabilien" (Verwunderlichkeiten) sind (auch von einem Band zum anderen) sowohl untereinander verbunden, als auch jeweils in ihrer ganz eigenen Logik entwickelt und selbstgenugsam. Jede Mirabilie hat ihr genuines logisches Thema, doch führen sie alle in dieselbe Mystik der Verwunderung hinein.Natürlich bleibt auch so eine Zusammenfassung äußerlich und oberflächlich, wenn die LeserInnen nicht selbst mit den Mirabilien philosophieren und damit selbst an Logik + Mystik teilnehmen und mitarbeiten. Das Buch braucht, um Philosophie zu werden, dich. Verwundere dich also. Du bist willkommen.

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Idou. Ho anthropos.

Je mehr ich versuche, mein Leser, mein Hörer, Betrachter und Verbündeter, das, was ich hier sagen will, anzufangen, umso mehr verschließt es sich. Fast ist es mir, als wollte ich ein Zwiegespräch nicht nur mit dir, Freund, oder mir selbst, sondern mit einem führen, der sich nicht etwa selbst von mir abwendet, sondern von dem vielmehr ich mich immer schon abgewandt habe, wenn ich ihn anspreche. Ich weiß nicht, ob du begreifst, wovon ich spreche und bin doch zugleich sicher, dass du es tust, so sicher, wie ich bin, dass ich es kann. Hier teilen wir etwas miteinander, du und ich, wir beide, weil wir nicht anders können. Nicht allein, weil es zu groß für mich allein wäre, denn zu groß ist es auch für uns beide, und wir verstehen vielleicht noch gar nicht, was dies Wörtchen „groß“ hier eigentlich meint. Mehr noch, bin ich doch sicher, du kennst es, bin ich sicher, du weißt, wovon ich spreche, ohne, dass ich es dir oder du es mir einfach sagen könnte. Gerade weil da stets eines ist, das sich, wenn es sich auch zuwendet, dennoch sich abwendend zuwendet und zuwendend abwendet, wollen wir nicht anders, weil stets anders – man spreche davon wie man wolle. Es zertrennt mir, wie hier, ständig meine Sätze, lässt ein Wort, ein Zeichen und einen Gedanken den andern unterbrechen, ein Gefühl das nächste jagen, keins davon zugleich das sein, von dem ich eigentlich weiß, dass sie es alle sein sollten, lässt mich selbst hier Komma um Komma um Komma setzen, indem es mir unablässig entwischt. Mein Versuch, er ist dein und unser Versuch zugleich, von jenem zu sprechen, hier schon allein dadurch gescheitert, dass es mir nicht nur im dauernden Fehlgehen meine Sätze und Gedanken zertrennt, sondern unseren Versuch umso mehr misslingen lässt, als wir wiederum: versuchen, die Lücke, die hier lugt, durch nur wieder das Scheitern ausdrückende Worte wie „Eines“, „groß“ oder „jenes“ zu schließen. Freilich, sie klafft dabei umso mehr und geht umso tiefer. Jedes Mal davon zu sprechen, ist so ein bestimmtes Mal. Solche Male, du verstehst mich, Verbündeter, sind jedes Mal dies Abgewandtsein, wenn wir versuchen. Ich kann es nicht sagen.
Davon aber, dass wir es beide nicht sagen können, berichten wir einander, Freund. Überhaupt scheint es sich um eines zu drehen, ein Geheimnis vielleicht, das wir nur sagen können, indem wir miteinander darüber sprechen. Wir kennen es womöglich gar nicht, weil es zu viel für jeden von uns allein ist, zu sehr und zu wenig zu-gleich. Wo also beginnen? Wo beginnen, wenn sich alles auf einmal sagen möchte? Wo beginnen, wenn wir vielleicht immer schon hineingeraten sind, indem wir erst noch versuchen, darüber zu sprechen? Wo beginnen, wenn wir einander davon erzählen, weil wir es nicht schweigen können, weil unser Schweigen ist, ebenso hineingeraten zu sein. Wenn ich davon schweige, Kamerad, wird es mir nur lauter und drängender, dir doch wieder davon zu erzählen. Weißt du, was ich meine? Ich nämlich nicht. Und doch bin ich sicher, wir wissen es. Durch welche Worte ich es angemessen tue, weiß ich nicht. Und doch weiß ich zugleich, du kannst es hören, dies erzählsame Schweigen, den schweigsamen Gesang von dem, das sich stets nur mit und auf einmal sagen möchte. Vielleicht erzählen wir in allem einander nur Geschichten von demjenigen, dem nicht nur jede dieser Geschichten, sondern zuletzt auch unser Geschichtenerzählen selbst unendlich unangemessen ist, von dem wir aber, zertrennt durch Beistriche, doch endlos erzählen. Und allein, indem wir davon erzählen, wird uns überhaupt klar, wovon wir da nur versuchen, zu erzählen, und dass wir doch niemals über etwas Anderes sprechen als über es. Ja, unser Sprechen selber hiervon ist nur dies Auf- und Miteinmal, das wir nicht sagen können. Dadurch sich uns die Linien dieses Schreibens, die Laute, Zeichen, in welcher Weise auch immer, ziehen, die Geschichte nur zufällig wieder beginnt, darin, dass sich alles nacheinander, alles Schritt für Schritt zu sagen hat und sein Aufeinmal stets entrückt, erzählen wir. Es scheint, als müssten wir in Zahlen wie eins, zwei, drei, nacheinander er-zählen, auf-zählen, was sich erst in solchem Zählen auf einmal sagen möchte – so, wie du selbst mir entrückst und ich mir entrückt bin, mein Verbündeter, du, den ich nicht kenne, du, der keinen Namen hat und über den ich, indem ich ihm von der Ratlosigkeit erzähle, in die ich hierüber sprechend stets gerate und in ihr weilend niemals sagen kann, wer du bist. Wer bist du eigentlich, mit dem ich spreche? Wo und wann bist du eigentlich? Wer bist du, dem ich diese Zeilen schreibe, weil ich nicht anders kann? Wer bist du, Bruder und Verbündeter, der keinen Namen hat? Ich kenne dich nicht und doch erzähle ich dir, vielleicht ja deshalb, wer weiß. Jedes Mal meiner Male im Erzählen von dem, das ich nicht sagen kann, ist auch das deine. Ich erzähle dir von unserem Geheimnis, dem Geheimnis, das für mich zu sehr ist, als dass ich es einfach aussprechen könnte, zu groß, es zu sagen, zu weit, es zu überblicken. Zu sehr, schreibe ich, und dies Zusehr, es ist nichts als selbst mein Schreiben. Du musst mich nicht verstehen und schon gar nicht musst du mich hierfür kennen oder irgendetwas von mir wissen, mein Lieber, ich kenne dich ja auch nicht, verstehe obendrein mich selber nicht, daher rührt ja unser Gespräch, Namenloser, mit dem ich spreche, weil ich taumele, taumele, dadurch ich stets hier her, hier in unsre Geschichte geraten bin, ratlos darüber, dass dieser Rat sich weder dir noch mir erraten mag.
Ratlos darüber kann ich – mich hier mit mir selber in deinem Angesicht über all das beratend – mir nur raten, Rat mit dir zu halten, Freund, wer immer du auch seiest, von dem ich weiß, er wisse Rat allein schon darin, dass ich ihm erzähle vom hilflosen Raten, alles auf einmal sagen zu wollen. Kein Gerät taugt hierzu, kein Hausrat ist, dem wir einen Vorrat entnehmen könnten, damit uns unsre Unterhaltung besser geraten möge. Immer noch weiß ich nicht einmal, an wen überhaupt ich diese Worte richte, ob an mich selbst oder dich, der keinen Namen hat, ob beides gar einerlei sei. Es ist gleich, gleicher Verrat an dem, wovon ich erzählen möchte und doch nicht anders kann, als so zu erzählen, dass ich verrate. Ich verrate, begehe Verrat und tue kund von meinem Verrat zugleich, ich, der zu all diesem Versuchen versuchte Verräter. Ich verrate das Geheimnis in diesem Verrat, im ratlosen Aufhören allen Rates, ich verrate es dir, Verbündeter, in unsrem Bund, indem wir beide davon erzählen, Nachricht davon geben, wie einem guten Freund, der unsrem Gespräch hier und jetzt lauscht, indem ich dir erzähle und doch nicht weiß, wer du bist. Ob hier also zwei oder drei zusammenstehen, es ist dasselbe, Freund, da uns beiden noch einer lauscht, indem wir einander hiervon, genau hiervon erzählen und wir so selber abwechselnd derjenige sind, über den je die beiden andren miteinander sprechen. Ja, auch wir lauschen, Verbrüderter. Ja, wenn ich – wie ich nicht anders kann – meine Ratlosigkeit verrate, ist es deshalb, weil ihr beide darin von mir als ratlos erzählt, ich euch lausche und nichts weiter tun kann, als schreibend, sprechend, erzählend und berichtend zu lauschen. Was ich erzähle, ist mein Lauschen und mein Ratlossein schon deine Geschichte, Namenloser. Und so berichten diese Zeilen und ihre Buchstaben nicht allein von meinem Gespräch mit dir, dem gelauschet wird, dessen Lauscher du zugleich selber bist, Freund, ich kann ebenso sehr all das nicht sagen, wovon ich dir eigentlich erzählen möchte – und muss gerade deshalb davon erzählen, weil ich es nicht sagen kann. Dies mein Erzählen ist selber nur das ratlose Lauschen am verschlossnen Tor eures Gespräches, das ihr in diesen meinen Zeilen führt, ohne dass ich davon erzählen kann. Während du dies liest, hörst, nimmst und vernimmst, erzählst du, Freund, die Nachricht von unsrem Zusammenstehen, ich bin es dann, der lauscht. Ich scheine nur, für mich allein zu erzählen, denke ich. Wer weiß so etwas schon? Denn auch ich bin dein namenloser Verbündeter, wir erst zu zweit, indem du nicht mir, sondern jenem dir Namenlosen davon berichtest, ich euch und euer Wort belauschen darf, und so erst dein Verbündeter werde. Indem du dies hier vernimmst, lange, nachdem ich es schrieb, berichtest du einem anderen von uns als ich es bin, der dir gerade hier und jetzt von dem erzählt, was du da tust, ohne dass ich es selber sagen könnte. Wer dieser andre also ist, kannst du dabei lesend genau so wenig sagen, wie ich. Und dadurch bin es ich für dich, wie du für mich, indem uns immer ein Dritter zuhört, der hier mit uns anwesend ist schon dadurch, dass wir hier miteinander ratlos Rat halten. Dass zwei oder drei hier zusammenstehen, ist dasselbe und zugleich nicht, denn wir zwei stehen nur zusammen, weil wir drei zusammenstehen, über den Verbündeten, Verbündeter, wir aber mehr und mehr nur berichten können, dass wir – alles auf einmal sagend – nicht wissen, wo und womit wir anfangen sollen.
Du weißt, Freund, ihr wisst, Freunde, dass wir hier über etwas sprechen, über das wir nur zusammen sprechen können. Keiner von uns kann es einfach sagen. Ohne euch könnte ich nicht einmal sagen, dass ich es nicht sagen kann und wüsste gar nichts von meiner Ratlosigkeit. Ohne mich hinwiederum wüsste er nichts von dieser Nachricht. Wir können nicht anders, als unablässig, ständig, immer wieder und immer wieder ratlos, be-, ent-, er-, ver-, ge- und auch missratend Rat darüber zu halten. Eins, zwei, drei.
Dass der, über den wir sprechen, dem einer ist, mit dem wir sprechen, der, der spricht, wir aber, wenn wir hier sprechen, immer schon nur lauschen, unser Sprechen selbst ein Lauschen – kein Sprechen und doch Sprechen – ist, taucht und tauchte stets allen unter uns auf, die je von demjenigen erzählten, von dem diese Zeilen, die wir hier gemeinsam erlauschen, gar nichts zu sagen vermögen, weil sie eben bloß ein Lauschen und kein Sagen sind. Wie weit sich der, dem wir lauschen, ja, der, dem gelauscht wird, mitteilt, wie weit du, mein Verbündeter, dich mitteilst und ich mich dir, es liegt an unsrer Erzählung. Und erzählen müssen wir, so sehr wir nicht wissen, was eigentlich und warum und wie und wozu und wem.
Einem von uns stieß dies zu, der in Briefen, in solchen Zwiegesprächen unter Dreien hiervon erzählte, von jenem und allzu bekannten Nichtwissen und jenem immer erkannten Nichtgewussten, das sich eben dadurch im doppelten Sinne: verrät. In seiner Erzählung, seinem wie eins, zwei, drei Zählen, muss es sich Schritt für Schritt, Tat für Tat, Wort für Wort und Buchstaben für Buchstaben verraten und schrieb daher selber in ratlosen Buchstaben einmal so: Der Buchstabe tötet, der Geist aber verlebendigt. Warum wir einander solch einen Satz erzählen sollten, einen Satz, der anhebt, alles auf einmal zu sagen, indem er sich mit sich selbst entzweit, zwei oder drei in ihm zusammenstehen, erzählt sich umso mehr, je mehr sich die Nachricht seiner viel zu großen Bedeutung verrät. – Denn dieser Satz, er verrät sein eigenes Unzulangen, indem er sich dadurch zugleich selbst verrät. Er verrät sich dadurch, dass er nicht sagen kann, was er doch sagen möchte, dass er nichtsagt, indem er selbst in Buchstaben mitteilt, was er nicht als durch Buchstaben mitteilbar erzählt. Durch das Zumsterben- und Zumlebenbringen wird dabei nur angekündigt, worauf er hinausläuft, etwas, das vom Buchstaben und seiner Erzählung aus, wie der unsrigen, Bruder, gar nicht gesagt werden kann, nicht, weil es sich erst ergeben müsste, sondern weil es sich auf einmal sagt und deshalb nicht dem Buchstaben und seinem namenlosen Erzählen anheimfällt. Wie also der Atem selbst, der Hauch, das Pneuma, von dem unser Verbündeter dort, zugleich in diesen Buchstaben nur die eigenen Unvermögen verratend, erzählt, verhaucht das, was die Grammata, die Schriften und Buchstaben nicht sagen können. Wir hauchen mit, Freund, indem in unsren Mündern alles äschern zerfällt, die Weise seines Daseins aufgibt, eben getötet wird, um in andrer Weise – hauchend – verlebendigt zu sein. Freilich findet dieser Augenblick gänzlicher Herumwendung selber allein durch die unvermögende Erzählung der Schrift statt, die sich verrät und ihr eigener Verräter ist, und sich derart mit sich selber in andrer Weise, sich ihren Buchstaben geheimnisvoll wie hinter einem Vorhang verwandelnd, seine Hülle abstreifend, ihr wahres Inneres und ihr Inneres als Wahrheit verrät: das Pneuma, den Hauch. Das Gramma, die Schrift und die Buchstaben geraten sich selbst zum Pneuma, zum Atem, zum lebendigen Pulsieren ihrer ganz und gar eignen Selbstverhauchung und -verwandlung, die sich mit sich zu sich geratend berät, indem sich das eigne Schreiben tötet. Sich niederzuschreiben und wiederzulesen ist uns, Mitschreiber, selber dies, sich zu töten, indem sich darin offenbart, dass allein den hierdurch Verbündeten in dieser Selbstvernichtung von ihrem eigenen Verhauchen berichtet wird. Es heißt, vom eigenen Nicht und der eigenen Entschriftlichung und mit ihr der eigenen Unerzählbarkeit und Unzählbarkeit zu erzählen. So eins, zwei, drei erzählend ist nicht zu zählen, teilt der Tod im Buchstaben mit. Schrift, die von sich selber schreibt, zu töten, Buchstabe, der sich dahin buchstabiert, sich zu verhauchen: pulsiert, lebt. Dieser Puls ist nämlich selbst ihr Pneuma, das Pneuma mithin nicht das Andere der Schrift, sondern sie sein unumkehrbares Anderes, dasjenige in anderen Worten, welches ihm, dem eigenen Puls: nur lauschen kann. Die Schrift hört sein Pochen, sein Ein- und Ausatmen, dessen eine Phase sie zugleich ist.
Und wir? Uns ergeht es, ihn belauschend, ganz gleich, Freund, ganz gleich wie jenem Selbstverräter, der von tötender Schrift geschrieben haben soll, indem er sich selber so geschah, wie sich seine Schrift geschah, als er vom Pferde gefallen sein soll und nichts mehr sah, das er hätte verfolgen und das hätte folgen können. Da tötete sich der Buchstabe in ihm. Auf die gleiche und je eigene Weise missraten auch unsere gegenseitigen, wechselseitigen Nachrichten, während wir sie hier hererzählen, darauf lauschend, ob sich darin etwas mitteilen möge, das wir nicht mitteilen können. Wir lauschen jenem Hauch und Atem, seinem Puls weiter, indem wir ohne Unterlass davon erzählen, weil wir nicht anders können, als in allem die Nachricht des buchstäblichen Sterbens in Buchstaben zu berichten und sie auf diese Art selber sterben zu lassen, so sehr, als wir darin nichts als diese Grammata sind.
Weil wir selber Buchstaben sind, nennt uns jener geblendete Berater: Episteln, Briefe. Seine Buchstaben davon seien in unsere Herzen einbuchstabiert, immerhin sind sie selber verbriefte Episteln, wie auch wir, die wir hier miteinander schreiben, Freund. Dies alles ist selber als Schrift freilich eine sterbende, aber nicht anders könnende Erzählung vom schlagenden Herzen des hauchenden Pulses, von jenem Lauschen eines Anderen, das als Gramma des pulsierenden Herzens verlebendigt, indem es gleichsam seine Grammatik tötet. Der Rat und das Raten der Buchstaben also, die fleischernen Tafeln, von denen unser verbrüderter Berater in seinen eignen Briefen spricht, zu denen sich die buchstabenen Steintafeln stets pneumatisch verwandeln, er ist in alledem nichts als der gute Rat, das Euangelion davon, eben hiervon zu erzählen, um es dadurch im Hauch zu beatmen, das Herz zum Schlagen zu bringen. Es ist darin nicht um das buchstäbliche Herz zu tun, das schlagend selber Gramma bleibt, sondern um das Schlagen, das sich der Buchstabierbarkeit fleischern buchstabierend entschlägt.
Von all dem können wir, Freund, freilich bloß erzählen, weil wir einander und dadurch diesem Anderen da, dem Pneuma, lauschen. Ohne davon zu erzählen, ohne all den guten Rat in unsrem gegenseitigen Erzählen, würde es sich nicht mitteilen, denn dies Erzählen, das seinem Puls zum Trotze alles auf einmal sagen möchte und das sich darin selbst zum Buchstaben buchstabiert und dennoch pulsiert, obwohl es stets nur nichtpulsierend pulsiert: stirbt und verlebendigt. Dies Erzählen also erzählt zugleich von nichts als sich selber, indem es erzählt. Wir verraten uns in doppeltem Sinne selbst, wenn wir, Verbündeter, einander berichten, indem wir hierdurch zulassen, ihm, diesem Erzählen und seinem erzählten Puls, zu lauschen. Ihm lauschen wir, dem wir buchstabierend und erzählend stets nur absterben, dessen Sterben wir dabei selber buchstabengeformt als Grammata, wie in unsrem Erzählen eben jetzt sind, als Epistel des Herzschlags, geschrieben nicht mit Tinte. Die Nachricht vom endlos tötenden Buchstaben also annehmend, schauen wir in diesem ganz und gar eigenartigen Erzählen unablässig unsrem Tod und Sterben ins Gesicht, mein Bruder. Das ist gleichsam der Bund mit jener Nachricht, Buchstabieren des Tötens dieses Buchstabierens zu sein, das sich auf seine Weise verrät.
Indem es darin, weshalb wir wohl alles auf einmal sagen wollen, stets um unsren eignen Tod zu gehen scheint, ohne dass wir freilich wissen, was damit überhaupt gemeint sei und auch wenn wir nicht sagen können, wie, wird die Nachricht, die wir hier einander unvermögend ständig mitteilen wollen, selbst belauschter Rat. Rat erbitten wir stets, wenn wir erzählen. Denn es geht um unsren Tod. Wir zwei oder drei – es ist ganz gleich, denn drei sind wir immer, du und ich – wir zwei oder drei also sind selbst die Erzählung von alldem, drum können wir's nicht sagen, indem wir darüber Rat halten, die Grammata zu erraten. Die Schrift, sie ist in unsrem Berichten, das wir selber eigentümlich pneumatisch sind, das Beraten und Erraten. Was alles ist und, dasselbe sagend, was alles Buchstabe ist, ist beratend zu erraten. Wir wissen es nicht, du und ich, was Buchstabe zu sein bedeutet. Das gerade heißt es, Buchstabe zu sein. Davon erzählt die Schrift und alles, was Schrift und Buchstabe ist, davon erzählt alles, das sich aufschreibt ohne selbst schreiben zu können, was es denn sei, zu schreiben. Davon erzählen wir als dies Sichbuchstabieren des Buchstabens. Davon erzählt letztlich auch, was sich hier schreibt zwischen uns, mein Gefährte. Was ich dir erzähle oder du mir, wer weiß das schon? Wir sind darin dennoch zugleich mit den allerursprünglichsten der Buchstaben, denen, die vielleicht niemand mehr lesen kann und die doch alle kennen, am Ende. Und ebenso bleiben wir ein niemals endendes Weiterschreiben, das in jeder Epistel dieses Erzählens, so auch der unsrigen, Freund, ganz in ihr Ende, ihren Tod und ihre neuerliche Verlebendigung als Tod der Schrift gerät, der sich zugleich selber: niederschreibt. Ich weiß, und sagte es, Verbündeter, du verstehst, wovon ich spreche, auch wenn wir's einander weiterhin nicht sagen können. Auch, wenn wir beide nur davon erzählen können, dass all das sich nicht auf einmal sagen lässt, so genügt jeder kleinste Trunk aus diesem unermesslichen Ozean, weil jeder gar erbärmlichste Buchstabe seinen eignen Hauch in sich trägt. Die Erzählung berät mit sich und errät sich selbst, indem sie erzählt. Was sich buchstabiert, wir wissen nicht wie, und dennoch wissen wir's und hierin verrät sich buchstäblich das Hauchen. Wir belauschen es in seinem Verrat.
Selber über sich als dieses aufgedeckte Verhüllen und verhüllende Aufdecken pulsiert, atmet, verlebendigt und haucht es, insofern dieser allem Buchstaben willkürlich scheinende Hauch darin besteht, sich eben nicht durch diesen oder jenen Buchstaben erraten zu lassen, sondern der Verrat der Buchstaben, der Verrat der Schrift zu sein. Auch hier und jetzt. Deshalb erscheint er ja allem, das ihn buchstabieren möchte, willkürlich – auch uns, Vertrauter. Freilich sind die Worte Hauch, Atem oder Puls selber nur ein solch missratener Buchstabe, aber jener, der diesen Missja, Unrat im Buchstaben verrät. Wie? Das können wir durch Buchstaben, so scheint es, gar nicht sagen. Wir lauschen in ihnen bloß dem, das sich hier erzählt, indem wir erzählen.
Weil wir also Schrift und Buchstabe sind, selber Episteln und Buchstaben eines sich schriftvernichtend lebendig buchstabierenden Pulses, erzählen wir einander und können nicht anders, als die Nachricht unablässig zu wiederholen. Es reicht auch, scheint es. Dass wir einander in allem nur hiervon, nur von diesem Verlebendige...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über den Autor
  2. Gebrauchsanweisung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Non Sequitur
  5. Grammatica Mystica
  6. Idou. Ho Anthropos.
  7. Logik und Mystik
  8. Impressum