Mozart-Briefe
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Mozart-Briefe

Ausgewählte Briefe von Wolfgang Amadeus Mozart

  1. 325 Seiten
  2. German
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Mozart-Briefe

Ausgewählte Briefe von Wolfgang Amadeus Mozart

Über dieses Buch

Über Wolfgang Amadeus Mozart ist viel geschrieben, geredet und gefilmt worden. Die vorliegende Briefsammlung bietet die Chance, Mozart nach seinen eigenen Worten zu beurteilen. Der Verfasser dieser Briefe weicht charakterlich offenbar deutlich vom Klischee des lauten und exaltierten Genies ab, als das der Komponist oft dargestellt wurde. Seine Briefe zeigen einen hochsensiblen Menschen, der um seinen Erfolg kämpfen muss. Sie sind ein wertvolles Dokument der Musikgeschichte.

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Information

eBook-ISBN:
9783752872903
Auflage
1

Briefe


[1769]

Freundin!
Ich bitte um Verzeihung, daß ich mir die Freiheit nehme, Ihnen mit etlichen Zeilen zu plagen; aber weil Sie gestern sagten, Sie können alle Sachen verstehen, ich mag Ihnen lateinisch herschreiben, was ich will, so hat mich der Vorwitz überwunden, Ihnen allerhand lateinische Worte, Zeilen herzuschreiben. Haben Sie die Güte für mich, daß, wenn Sie selbige Worte aufgeleset, so schicken Sie durch ein Hagenauermensch die Antwort zu mir; dann unser Mandel kann nicht warten. (Aber Sie müssen mir auch mit einem Brief antworten.)
Cuperem scire, de qua causa a quam plurimis adolescentibus otium usque adeo aestimetur, ut ipsi se nec verbis nec verberibus ab hoc sinant abduci.

Mailand, 26. Jenner 1770.

Mich freut es recht von ganzem Herzen, daß Du bei der Schlittenfahrt, von der Du mir schreibst, Dich so sehr ergötzt hast, und ich wünsche Dir tausend Gelegenheiten zur Ergötzung, damit Du recht lustig Dein Leben zubringen möchtest. Aber eins verdrießt mich, daß Du den Herrn von Mölk so unendlich seufzen und leiden hast lassen und daß Du nicht mit ihm Schlitten gefahren bist, damit er Dich hätte umschmeißen können. Wie viele Schnupftücher wird er nicht denselbigen Tag wegen Deiner gebraucht haben vor Weinen. Er wird zwar vorher schon drei Lot Weinstein eingenommen haben, die ihm die grausame Unreinigkeit seines Leibes, die er besitzt, ausgetrieben haben wird. Neues weiß ich nichts, als daß Herr Gellert, der Poet zu Leipzig, gestorben ist und dann nach seinem Tode keine Poesien mehr gemacht hat. Just ehe ich diesen Brief angefangen habe, habe ich eine Arie aus dem Demetrio verfertigt, welche so anfängt: Misero tu non sei usw.

Mailand, 17. Februar 1770.

Da bin ich auch, da habts mich. Du Mariandel, mich freut es recht, daß Du so erschrecklich – lustig gewesen bist. Dem Kindsmensch, der Urserl, sage, daß ich immer meine, ich hätte ihr alle Lieder wieder zurückgestellt, oder allenfalls, ich hätte sie in den wichtigen und hohen Gedanken nach Italien mit mir geschoben, so werde ich nicht ermangeln, wenn ich es finde, es in den Brief hineinzuprägen. Addio , Kinder, lebts wohl. Der Mama küsse ich tausendmal die Hände, und Dir schicke ich hundert Busserln oder Schmatzerln auf Dein wunderbares Pferdegesicht. Per fare il fine, bin ich Dein

Rom, 14. April 1770.

Ich bin, Gott Lob und Dank, nebst meiner miserablen Feder gesund und küsse die Mama und die Nannerl tausendoder 1000 mal. Ich wünschte nur, daß meine Schwester zu Rom wäre, dann ihr würde diese Stadt gewiß wohl gefallen, indem die Peterskirche regulär und viele andere Sachen zu Rom regulär sind. Die schönsten Blumen tragen sie jetzt vorbei; den Augenblick sagt es mir der Papa. Ich bin ein Narr, das ist bekannt. O, ich habe eine Not. In unserm Quartier ist nur ein Bett. Das kann die Mama sich leicht einbilden, daß ich bei dem Papa keine Ruhe habe. Ich freue mich auf das neue Quartier. Jetzt habe ich just den heiligen Petrus mit dem Schlüsselamt, den heiligen Paulus mit dem Schwert und den heiligen Lukas mit meiner Schwester usw. usw. abgezeichnet. Ich habe die Ehre gehabt, des heiligen Petrus Fuß zu S. Pietro zu küssen, und weil ich das Unglück habe, so klein zu sein, so hat man mich als den nämlichen alten
Wolfgang Mozart
hinaufgehoben.

Neapel, 19. Mai 1770.

C.S.M.
Vi prego di scrivermi presto e tutti i giorni di posta. Io vi ringrazio di avermi mandata questi Rechenhistorie, e vi prego, se mai volete avere mal di testa, di mandarmi ancora un poca di questi Künste . Perdonate mi che scrivo si malamente, ma la razione è perchè anche io ebbi un poco mal di testa. Der zwölfte Menuett vom Haydn, den Du mir geschickt hast, gefällt mir recht wohl, und den Baß hast Du unvergleichlich dazu komponiert und ohne mindesten Fehler. Ich bitte Dich, probiere öfter solche Sachen.
Die Mama soll nicht vergessen, die Flinten alle beide putzen zu lassen. Schreibe mir, wie es dem Herrn Kanari geht. Singt er noch? Pfeift er noch? Weißt Du, warum ich auf den Kanari denke? Weil in unserm Vorzimmer einer ist, welcher ein Gseis macht wie unserer. Apropos, der Herr Johannes wird wohl den Gratulationsbrief empfangen haben, den wir haben schreiben wollen. Wenn er ihn aber nicht empfangen hätte, so werde ich ihm schon selbst mündlich sagen zu Salzburg, was darin hätte stehen sollen. Gestern haben wir unsere neuen Kleider angezogen; wir waren schön wie die Engel. An die Nandl meine Empfehlung, und sie soll fleißig für mich beten. Den 30. wird die Oper anfangen, welche der Jomelli komponiert. Die Königin und den König haben wir unter der Messe zu Portici in der Hofkapelle gesehen, und den Vesuvius haben wir auch gesehen. Neapel ist schön, ist aber volkreich wie Wien und Paris. Und von London und Neapel, in der Impertinenz des Volkes weiß ich nicht, ob nicht Neapel London übertrifft, indem hier das Volk, die Lazzaroni, ihren eigenen Oberen oder Haupt haben, welcher alle Monate 25 Ducati d'argento vom König hat, um nur die Lazzaroni in einer Ordnung zu halten. Bei der Oper singt die de' Amicis. Wir waren bei ihr. Die zweite Oper komponiert Caffaro, die dritte Ciccio di Majo, und die vierte weiß man noch nicht. Gehe fleißig nach Mirabell in die Litaneien und höre das Regina coeli oder das Salve Regina und schlaf gesund und laß Dir nichts Böses träumen. An Herrn von Schiedenhofen meine grausame Empfehlung, tralaliera, tralaliera! Und sage ihm, er soll den Repetitermenuett auf dem Klaviere lernen, damit er ihn nicht vergessen tut. Er soll bald dazu tun, damit er mir die Freude tut machen, daß ich ihm einmal tue akkompagnieren. An alle andere gute Freunde und Freundinnen tue meine Empfehlung machen und tue gesund leben und tue nit sterben, damit Du mir noch kannst einen Brief tun, und ich dir hernach noch einen tue, und dann tun wir immer so fort, bis wir was hinaustun, aber doch bin ich der, der will tun, bis es sich endlich nimmer tun läßt. Indessen will ich tun bleiben
W. M.

Neapel, 5. Juni 1770.

Heut raucht der Vesuvius stark. Potz Blitz und kanent aini. Haid homa gfresa beim Herr Doll. Das is a deutscha Kompositör und a browa Mo. Anjetzo beginn ich meinen Lebenslauf zu beschreiben. Alle nove ore, qualche voita anche alle dieci mi sveglio, e poi andiamo fuor di casa e poi pranziamo da un trattore e dopo pranzo scriviamo e poi sortiamo e indi caniamo, ma che cosa? Al giornio di grasso un mezzo pollo ovvero un piccolo pesce; e di poi andiamo a dormire. Est-ce que Vous avez compris? Redma dafir soisburgarisch, don as is gschaida. Wir sand Gottlob gsund, da Voda und i. Ich hoffe, Du wirst Dich auch wohl befinden, wie auch die Mama. Neapel und Rom sind zwei Schlafstädte. A scheni Schrift! Net wohr? Schreibe mir und sei nicht so faul. Altrimente avrete qualche bastonate di me. Quel plaisir! Je te casserei la tête. Ich freue mich schon auf die Portraite, und i bi korios, wias da gleich sieht; wons ma gfoin, so los i mi und den Vodan a so macho. Maidli, laß Da saga, wo bist dan gwesa, he? Die Oper hier ist von Jomelli: sie ist schön, aber zu gescheit und zu altväterisch fürs Theater. Die de' Amicis singt unvergleichlich, wie auch der Aprile, welcher zu Mailand gesungen hat. Die Tänze sind miserabel pompös. Das Theater ist schön. Der König ist grob neapolitanisch auferzogen und steht in der Oper allezeit auf einem Schemerl, damit er ein bisset größer als die Königin scheint. Die Königin ist schön und höflich, indem sie mich gewiß sechsmal im Molo auf das freundlichste gegrüßt hat.

Bologna, 21. August 1770.

Ich bin auch noch lebendig, und zwar sehr lustig. Heute kam mir die Lust, auf einem Esel zu reiten, dann in Italien ist es der Brauch, und also habe ich gedacht, ich muß es doch auch probieren. Wir haben die Ehre, mit einem gewissen Dominikaner umzugehen, welcher für heilig gehalten wird. Ich zwar glaube es nicht recht, dann er nimmt zum Frühstück oft eine Tasse Schokolade, gleich darauf ein gutes Glas starken spanischen Wein; und ich habe selbst die Ehre gehabt, mit diesem Heiligen zu speisen, welcher brav Wein und auf die Letzt ein ganzes Glas voll starken Weins bei der Tafel getrunken hat, zwei gute Schnitze Melonen, Pfirsiche, Birnen, fünf Schalen Kaffee, einen ganzen Teller voll Nägeln, zwei volle Teller Milch mit Limonien. Doch dieses könnte er mit Fleiß tun, aber ich glaube nicht, dann es wäre zuviel, und aber er nimmt viele Sachen zur Jausen auf Nachmittag.

Bologna, 8. September 1770.

Damit ich nicht wider meine Schuldigkeit fehle, so will ich ein paar Worte auch schreiben. Ich bitte mir zu schreiben, in was für Bruderschaften ich bin, und mir selbige dazu notwendige Gebeter zu wissen zu machen. Jetzt lese ich just den Telemach: ich bin schon im zweiten Teil. Inzwischen lebe wohl. Meinen Handkuß an die Mama.

Bologna, 22. September 1770.

Die sechs Menuetten vom Haydn gefallen mir besser als die ersten zwölf. Wir haben sie der Gräfin oft machen müssen, und wir wünschen, daß wir imstande wären, den deutschen Menuettgusto in Italien einzuführen, indem ihre Menuette bald so lang wie ganze Sinfonien dauern. Verzeihe mir, daß ich so schlecht schreibe; allein ich könnte es schon besser, aber ich eile.

Bologna, 29. September 1770.

Damit der Brief ein wenig voller wird, will ich auch ein paar Worte hinzusetzen. Mir ist von Herzen leid wegen der so lang anhaltenden Krankheit, welche die arme Jungfrau Martha empfinden und mit Geduld übertragen muß. Ich hoffe, mit der Hilfe Gottes wird sie schon wieder gesund werden. Wo nicht, so muß man sich nicht so stark betrüben, dann der Wille Gottes ist allezeit der beste, und Gott wird schon besser wissen, ob es besser ist zu sein auf dieser Welt oder in der andern. Aber sie soll sich trösten, indem sie jetzt von dem Regen in das schöne Wetter kommen kann.

Verona, 18. August 1771.

Allerliebste Schwester!
Ich hab nicht mehr als eine halbe Stund geschlafen, dann das Schlafen nach dem Essen freuet mich nicht. Du kannst hoffen, glauben, meinen, der Meinung sein, in der steten Hoffnung verharren, gut befinden. Dir einbilden, Dir vorstellen, in Zuversicht leben, daß wir gesund sind; aber gewiß kann ich Dir Nachricht geben. Ich muß eilen. Addio.

Mailand, 24. August 1771.

Allerliebste Schwester!
Wir haben auf der Reise viele Hitz ausgestanden, und der Staub hat uns beständig impertinent sekkiert, daß wir gewiß ersticket und verschmachtet wären, wenn wir nicht gescheiter gewesen wären. Hier hat es ein ganzes Monat durch (sagen die Mailänder) nicht geregnet, heunt hat es angefangen, ein wenig zu tröpfeln, jetzt aber scheunt wieder die Sonne, und es ist wieder sehr warm. Was Du mir versprochen hast (Du weißt schon was – o Du Lieb Du!), halte gewiß, ich bitte Dich. Ich werde Dir gewiß verbunden sein ... Jetzt blas ich just vor Hitz! Nun reiß ich das Leibel auf! Addio , lebe wohl!
Ober unser ist ein Violinist, unter unser auch einer, neben unser ein Singmeister, der Lektion gibt, in dem letzten Zimmer gegen unser ist ein Hautboist. Das ist lustig zum Komponieren, gibt einem viel Gedanken.

Mailand, 31. August 1771.

Allerliebste Schwester!
Wir sind, Gott Lob und Dank, gesund. Ich hab schon anstatt Deiner viel gute Biren und Pferschig und Melaunen geessen. Meine einzige Lustbarkeit ist, mit dem Stummen zu deuten, denn das kann ich aus der Perfektion. Herr Hasse ist gestern hier angelangt, heunt werden wir ihn besuchen. Das Buch von der Serenata ist auch erst vergangenen Donnerstag angelangt. Ich weiß nicht viel zu schreiben. Ich bitte Dich noch wegen dem gar andern, wo nichts anders mehr sein kann, Du verstehst mich schon.

Mailand, 30. November 1774.

Damit Ihr nicht glaubet, daß ich krank bin, so schreibe ich diese zwei Zeilen ... Ich habe auf dem Domplatz hier vier Kerl henken sehen: sie henken hier wie zu Lyon.

Mailand, 18. Dezember 1772.

Ich hoffe, Du wirst Dich gut befinden, meine liebe Schwester. Wenn Du diesen Brief erhaltst, meine liebe Schwester, so geht denselbigen Abend, meine liebe Schwester, meine Opera in scena. Denke auf mich, meine liebe Schwester, und bilde Dir nur, meine liebe Schwester, kräftig ein, Du stehest und hörst, meine liebe Schwester, sie auch. Freilich ist es hart, weil es schon elf Uhr ist, sonst glaube ich und zweifle gar nicht, daß es beim Tag lichter ist als zu Ostern. Meine liebe Schwester, morgen speisen wir beim Herrn von Mayer, und warum glaubst Du? Rate! Weil er uns eingeladen hat. Die morgige Probe ist auf dem Theater. Der Impresario aber, der Signor Castiglioni, hat mich ersucht, ich solle niemand nichts darvon sagen, dann sonst laufeten alle Leute hinein, und das wollen wir nicht. Also, mein Kind, ich bitte Dich, sage niemanden nichts davon, mein Kind, dann sonst laufeten zuviel Leute hinein, mein Kind. Approposito. Weißt Du schon die Historie, die hier vorgegangen ist? Nun will ich sie Dir erzählen. Wir gingen heut von Graf Firmian weg, um nach Haus zu gehen, und als wir in unser Gassen kommen, so machten wir unsere Haustür auf, und was meinst Du wohl, was sich zugetragen? – Wir gingen hinein. Lebe wohl, mein Lungel. Ich küsse Dich, meine Leber, und bleibe wie allzeit, mein Magen, Dein unwürdiger Bruder (frater)
Wolfgang
Bitte bitt, meine liebe Schwester, mich beißts, kratze mich!

Wien, 14. August 1773.

Ich hoffe, meine Königin, Du wirst den höchsten Grad der Gesundheit genießen und doch dann und wann oder vielmehr zuweilen oder besser bisweilen oder noch besser qualche volta , wie der Welsche spricht, von Deinen wichtigen und dringenden Gedanken (welche allzeit aus dem schönsten und sichersten Vernunft herkommen, den Du nebst Deiner Schönheit besitzest, obwohlen in so zarten Jahren und bei einem Frauenzimmer fast nichts von Obgesagtem verlangt wird, Du, o Königin, auf solche Art besitzest, daß Du die Mannspersonen, ja sogar die Greise beschämest) mir etliche davon aufopfern. Lebe wohl!
Hier hast Du was Gescheites.

München, 14. Jenner 1775.

Gottlob! Meine Opera ist gestern, als den 13., in scena gangen und so gut ausgefallen, daß ich der Mama den Lärmen ohnmöglich beschreiben kann. Erstens war das ganze Theater so gestrotzt voll, daß viele Leute wieder zurück haben müssen. Nach einer jeden Arie war allzeit ein erschröckliches Getös mit Klatschen und Viva maestro! schreien. S. Durchlaucht, die Kurfürstin und die Verwitwete (welche mir vis-à-vis waren) sagten mir auch Bravo. Wie die Opera aus war, so ist unter der Zeit, wo man still ist, bis der Ballett anfängt, nichts als geklatscht und Bravo geschrien worden, bald aufgehört, bald wieder angefangen, und so fort. Nachdem bin ich mit meinem Papa in ein gewisses Zimmer gangen, wo der Kurfürst und der ganze Hof durch muß, und hab S. Durchlaucht dem Kurfürst und Kurfürstin und den Hoheiten die Händ geküßt, welche alle sehr gnädig waren. Heunt in aller Frühe schickt S. Fürstlich Gnaden Bischof in Chiemsee her und läßt mir gratulieren, daß die Opera bei allen so unvergleichlich ausgefallen ist. Wegen unsrer Rückreise wird es so bald nichts werden, und die Mama soll es auch nicht wünschen, dann die Mama weiß ja, wie wohl das Schnaufen tut. Wir werden noch früh genung kommen. Eine rechte und notwendige Ursach ist, weil den künftigen Freitag die Opera abermal geben wird und ich sehr notwendig bei der Produktion bin; sonst würde man sie nicht mehr kennen, dann ist es gar kurios hier ... Adieu! An Bimberl tausend Busserln.

Wasserburg, 23. September 1777.

undecima hora nocte tempore.
Mon très cher père!
Wir sind, Gott Lob und Dank, glücklich zu Waging, Stein, Frabertsham und Wasserburg ankommen. Nun eine kleine Reis'beschreibung. Gleich als wir zum Tor kamen, mußten wir fast eine Viertelstund warten, bis uns das Tor ganz aufgemacht wurde; dann man war im Arbeiten. Vor Schinn begegneten wir eine Anzahl Kühe, worunter eine merkwürdig war, dann sie war einseitig, welches wir noch niemal gesehen haben. Zu Schinn endlich sahen wir einen Wagen, welcher still stunde, und Ecce – unser Postillion rief alsogleich: »Da müssen wir wechseln.« – »Meintwegen!« sprach ich. Meine Mama und ich parlierten, als ein dicker Herr an Wagen kam, dessen Sinfonie mir sogleich bekannt war; es war ein Kaufmann von Memmingen. Er betrachtet mich eine gute Weile; endlich sagt er: »Sie sind ja der Herr Mozart?« – »Zu dienen, ich kenne Sie auch, aber Ihren Namen nicht; ich habe Sie vor einem Jahr in Mirabell bei der Musik gesehen.« Darauf entdeckte er mir seinen Namen, den ich aber, Gott Lob und Dank, vergessen habe. Doch behielte ich aber einen vielleicht wichtigeren. Er hatte damals, als ich ihn in Salzburg gesehen, einen jungen Menschen bei sich und nun einen Bruder dieses jungen Menschen, welcher von Memmingen ist und sich Herr von Unhold schreibt; dieser junge Herr bat mich recht, ich möchte doch, wenns möglich ist, nach Memmingen kommen. Wir gaben diesen Herren hunderttausend Komplimenten an Papa und meine Schwester die Canaglie auf. Sie versprachen uns auch, daß sie selbe gewiß ausrichten werden. Dies Postwechseln war mir sehr ungelegen, dann ich hätte dem Postillion gern von Waging aus einen Brief mitgegeben. Nun hatten wir die Ehre (nachdem wir zu Waging ein wenig geessen hatten), von den nämlichen Pferden fortgezogen zu werden, mit welchen wir schon anderthalb Stund bis Stein gefahren sind. Zu Waging war ich allein auf einen Augenblick bei dem Herrn Pfarrer. Er machte große ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Briefe
  3. Impressum