ERSTER TEIL
ELEMENTE DER RESONANZ
DER REGELKREIS
„Erstens der angeborene Auslösemechanismus (AAM), der dem Tier das ‚angeborene Erkennen‘ einer biologisch relevanten Umweltsituation vermittelt. und zweitens die phylogenetisch programmierte, erbkoordinierte Bewegung, die durch den AAM in Gang gebracht, diese Situation mit ‚angeborenem Können‘ meistert.“
(K.Lorenz: 1978, S.122)
„… daß jegliches Erkennen und Wiedererkennen realer Gegebenheiten darauf beruht, daß äußere in den Sinnesdaten obwaltende Konfigurationen oder ‚Muster‘ mit solchen zur Deckung gebracht werden, die, entweder aus der individuellen Erfahrung oder aus der Stammesgeschichte gewonnen, als Grundlage weiterer Erkenntnis bereitliegen … “
(K.Lorenz: 1973, S.157)
Beides ist für das Lebewesen notwendig: gespeichertes Wissen und Information. Erst dann ist sinnvolle Aktion möglich. Mit einem einfachen Regelkreis läßt sich der Vorgang beschreiben: Die eingegangene Information (Reiz, Stimulus) wird mit dem Sollwert des Regelkreises, dem Wissen, verglichen. Führt der Vergleich zur regulierenden Aktion, entsteht ein neuer Stimulus. Ein neuer Regelkreis kann sich anschließen. Der Sollwert – meist ein vererbter Wert, der sich in der Entwicklungsgeschichte bewährt hat – zeigt an, was durch den Regelkreis erreicht werden soll, z.B. eine bestimmte Körpertemperatur.
Die Begrifunge
Anstelle des feststehenden Sollwertes wird beim „geistigen Regelkreis“ die Begrifunge2 mit ihrer Resonanzfähigkeit eingeführt. Die Begrifunge wird als Drehpunkt dieses Regelkreises und als Teil der noch zu beschreibenden geistigen Struktur angesehen. Es wird angenommen, daß die Begrifunge aus Resonanzmuster (Empfänger) und Aktionsmuster (Sender) besteht, wobei sie zusätzlich die Aufgabe eines Relais3 für den energetischen Träger übernimmt; ein Energiespeicher wird angenommen. Die Begrifungen bilden positive oder negative Reihungen. Ausgehend von Verhaltensbeobachtungen können mit dem Modell „Begrifunge“ verschiedene Funktionen beschrieben werden, für die im Zentralnervensystem kein anschaulicher Bauplan zu finden ist. (Sensorische und motorische Regionen sind im Gehirn unterschiedlich lokalisiert und diese sind, soweit bisher erforscht, mehrfach in spezialisierte Areale untergliedert, teilweise ohne räumlichen Zusammenhang.)
Der energetische Träger und das Relais
Die Trägerenergie und ihre Vorstufen (gespeicherte und offene Energie) werden als energetisches System vorausgesetzt. Das Relais nimmt Trägerenergie für das Resonanzmuster immer an, für das Aktionsmuster wird Trägerenergie angenommen oder zurückgewiesen. Annahme bedeutet, daß die gespeicherte Energie und die zu verbrauchende offene Energie vom Resonanz- bzw. vom Aktionsmuster moduliert4 und damit zur Trägerenergie werden. Modulation von Energie wirkt als positive, Zurückweisung als negative Bestärkung.
Neurophysik: Beobachtungen der Ethologen lassen es sinnvoll erscheinen, von Energien zu sprechen. K.Lorenz 1978, S.117: „Wann immer ein Reiz eintreffen mag, und wie klein er auch sei, auf alle Fälle hat er eine Modulation der ausgesandten Frequenzen zur Folge.“ Das bedeutet, Bio-Frequenzen (Frequenzen sind Energien) werden moduliert, ähnlich den elektromagnetischen Schwingungen beim Radio. Dieses Prinzip ist vermutlich ebenso Grundlage der weiteren geistigen Verarbeitung. Das Thema „Resonanz und Modulation“ könnte eines Tages wissenschaftlich gesichert sein. Der Dualismus Welle/Korpuskel ist bekannt. Vielleicht bringt die Erforschung der bioelektromagnetischen Felder und Biophotonen (Lichtquanten) Erkenntnisse für den geistigen Bereich. Auch wenn es nicht zu erwarten ist, sollte die „Materie“ ohne Modulation „Geist“ tragen, wäre dies mit einer Resonanztheorie zu vereinbaren, die auf andere Weise Antwort auf das Signal „Resonanz“ gibt (mit einem unbekannten Faktor X).
Neurochemie: Aus dem ursprünglich elektrischen Kontakt zwischen Nervenfasern und Nervenzellen sind im Lauf der Evolution die chemischen Synapsen mit ihren unterschiedlichen Überträgerstoffen (Transmitter) entstanden. Ein interessanter Neurotransmitter ist Dopamin, das als ein „Belohnungssystem des Gehirns“ nachgewiesen wurde. Anzunehmen ist, daß Dopamin und andere Transmitter an dem System der Träger-Modulation beteiligt sind oder zusätzlich auf andere Weise „bestärkend“ wirken. (Die Synapsen sind elektronenmikroskopisch nachweisbar und nicht mit dem Modell „Begrifunge“ und ihrem „Relais“ gleichzusetzen, wenn sich auch Ähnlichkeiten ergeben.)
Das Resonanzmuster: Resonanz, Steuerung, Bindung
Von der Resonanz ausgelöst, moduliert das Resonanzmuster Energie als „Träger“ und dies wirkt positiv bestärkend. Voraussetzung ist ein auslösender Reiz (Ethologie: Schlüsselreiz, Auslöser, Reizkombination). Hier wird die Bezeichnung „Stimulus“ verwendet; der dauernde Gebrauch zwingt dazu. Der Stimulus wird als Informationsmuster vom Lebewesen aufgenommen und mit den Resonanzmustern der verschiedenen Begrifungen verglichen. Nur die passenden Resonanzmuster geben Resonanz und modulieren Trägerenergie. Resonanz ist immer positiv bestärkend. (Eine negative Begrifunge kann verkürzt als „negativ resonant“ bezeichnet werden, vorausgesetzt man weiß, daß nur das Aktionsmuster negativ sein kann, nicht aber das Resonanzmuster.) Der Wettbewerb der resonanten Begrifungen führt zur Prävalenz (Überlegenheit) einer Begrifunge. Mit Resonanz wird geregelt (bei einem steuernden System wird eine geringe positive Bestärkung als ausreichend angenommen) und Resonanz ist Voraussetzung für Lernen (Bindung der neuen Begrifunge an ein Resonanzmuster).
Das Aktionsmuster: Aktion, Bestärkung, Wertigkeit (Valenz)5
Das Aktionsmuster bestimmt die positive oder negative Wertigkeit der Begrifunge, etwas „aufgewertet“ mit dem Resonanzmuster. Die Valenz der Begrifungen ist unterschiedlich und reicht von der positiven Seite der Skala über Nullvalenz in den negativen Bereich – und sie kann mit Üben und Lernen verändert werden, vorausgesetzt dies ist möglich. Je mehr Trägerenergie vom Aktionsmuster moduliert wird, um so höher ist die positive Bestärkung und um so höher wird die positive Wertigkeit. Je mehr bereitgestellte Energie abgewiesen wird, um so negativer ist die Bestärkung und wird die Wertigkeit. Die Valenz kann erhalten bleiben, auch wenn zwischenzeitlich die Bestärkung ausfällt (Intervall-Bestärkung).
Positive Bestärkung
Die Resonanz einer positiven Begrifunge führt, zusätzlich zur ausgelösten Modulation mit dem Resonanzmuster, zur stärkeren Modulation mit dem Aktionsmuster (entweder es bleibt beim Impuls oder die Aktion erfolgt), was die positive Wertigkeit der Begrifunge bestätigt oder erhöhen kann. Die Bindung einer Begrifunge an eine positive Begrifunge (und ihre Reihung) ist positiv bestärkend; denn die Fähigkeit zur Modulation wird übernommen.
Negative Bestärkung
Das Resonanzmuster einer negativen Begrifunge moduliert (etwas positiv bestärkend) ebenso Trägerenergie. Dagegen weist das Relais jene Trägerenergie zurück, die für das Aktionsmuster aktiviert war. Wird die abgewiesene Energie von der Begrifunge nicht gespeichert, muß sie als offene Energie sofort von anderen Begrifungen gespeichert oder verbraucht werden, zum Beispiel für Aktionen der Abwehr oder Flucht. Die Zurückweisung von Trägerenergie, insbesondere das Entstehen von offener Energie, ist negativ bestärkend. Die Bindung einer Begrifunge an eine negative Begrifunge (und ihre Reihung) ist negativ bestärkend; denn die Fähigkeit, Energie zurückzuweisen, wird übernommen.
Nullvalenz
Die behavioristische Lerntheorie spricht von „Löschung“. Diese Bezeichnung ist gut zu verwenden, wenn auch eine Löschung (Nullvalenz) wieder rückgängig zu machen ist. Erlernte Begrifungen erhalten Nullvalenz durch grundsätzliche Nicht-Bestärkung, d.h. jede positive oder negative Bestärkung muß ausfallen. Nach erfolgter Nullvalenz bzw. Löschung werden diese Begrifungen weder gesucht noch gemieden, gehören aber zur Struktur und können wieder Valenz erhalten. Ausnahmen: Wird die Aktion durch den zwingenden Verbrauch gespeicherter Energie (und vor allem von offener Energie) positiv bestärkt, kann die Begrifunge nicht nullvalent werden. Ebenfalls positiv bestärkend ist das Ausbleiben einer erwarteten negativen Rückmeldung.
Reihungen und Struktur
Die Begrifunge ist mit positiven oder negativen Werten angeboren, vorgeprägt (durch Prägung noch zu erlernen) oder erlernt und an das Resonanzmuster einer bewährten Begrifunge gebunden (soweit sie nicht selbst zum Zentrum gehört). Die so entstandenen positiven oder negativen Reihungen bilden die geistige Struktur. Begrifungen werden vor allem entlang ihrer Reihung abgerufen. Bei Coresonanz können die Begrifungen der gesamten Struktur mitklingen. Die Modulationsmöglichkeit ist abhängig von der Begrifunge, der Reihung, dem energetischen Träger und der Struktur.
Lernen und Verhalten
Allein Lernen mit Assoziation6 wird hier als „Lernen“ bezeichnet: Es kann nur gelernt werden, was vom Resonanzmuster einer bewährten Begrifunge sofort positiv bestärkt wird. Damit wird die neu erlernte Begrifunge an eine positive oder negative Reihung gebunden. Zwar ist die Bestärkung mit einem Resonanzmuster schwach, insbesondere bei negativen Begrifungen (zusätzlich bestärkend sind weitere Resonanzmuster der Reihung, die „vorausschauend“ coresonant werden). Die anfangs schwach angebundene neue Begrifunge kann durch ihr wiederholt aktiviertes Resonanzmuster und durch wiederholte Aktion gefestigt werden, da vor allem Aktionsmuster Energie modulieren. Resonanzmuster beanspruchen als steuerndes System weniger Energie. Bei aller Schwäche, Voraussetzung für Lernen ist die positive Bestärkung (Modulation) mit dem Resonanzmuster der bewährten Begrifunge; denn mit ihr wird an Reihung und Struktur gebunden.
Auch bei Verhalten (kein Lernen) ist die erwartete Bestärkung Voraussetzung. Das Lebewesen sucht den positiven und vermeidet den negativen Stimulus. Die Resonanz informiert und steuert.
Die beiden Zyklen
Mit den Zyklen der Resonanztheorie lassen sich der einfache Regelkreis und die zum Lernen erforderlichen beiden Regelkreise beschreiben. Mit dem ersten Zyklus wird ein neues Resonanzmuster erlernt (und ein Aktionsmuster kopiert), mit dem zweiten Zyklus ein neues Aktionsmuster. Gebunden wird immer an das Resonanzmuster einer bewährten Begrifunge; denn diese gibt die notwendige Bestärkung.
Dieses bewährte Resonanzmuster ist bei jedem Lernen resonant. Die Zyklen sind nach Stellung der Aktion benannt:
| Erster Zyklus = | Postresonanter Zyklus: Resonanz/Aktion Induzierender7 Stimulus –> Resonanzmuster –> Aktionsmuster |
| Zweiter Zyklus = | Präresonanter Zyklus: Aktion/Resonanz Aktionsmuster –> rückmeldender Stimulus –> Resonanzmuster |
Die Zyklen können überlagernd und nacheinander geschaltet sein. Beispiel: Der rückmeldende Stimulus (zweiter Zyklus) kann gleichzeitig als induzierender Stimulus für einen anschließenden ersten Zyklus gewertet werden. Bis das Ergebnis stimmt, kann ein Zyklus mit derselben Begrifunge wiederholt werden. Auf den folgenden Seiten sind die Zyklen entsprechend der Reihung der Begrifungen (und ihrer Regelkreise) dargestellt.
(Professor K.Lorenz hat auf eine besondere Form des Erkennens und Lernens hingewiesen, die Gestaltwahrnehmung. Bereit...