Gold-Investment Was ein Privatanleger wissen muss

Alle wichtigen Fakten Antworten auf 25 entscheidende Fragen

Gabriele Reckinger

• Verlag: Books on Demand
• Jahr: 2018
• ISBN drucken: 9783752805581
• eBook-ISBN: 9783752871364
• Auflage: 4
• Thema: Betriebswirtschaft
• Thema: Business allgemein

Gold-Investment. Haben Privatanleger klug gehandelt, als sie nach der Finanzkrise 2008 kräftig in Goldbarren investierten? Es klingt plausibel, auf Bewährtes zurückzugreifen. Doch Daten und Fakten zum Thema sprechen eine andere Sprache. Wer vernünftig entscheiden will, prüft die kritischen Fragen vorher ab und lässt sich weniger vom Bauchgefühl leiten. Viele Informationen in diesem Werk geben überraschende Antworten und gleichzeitig eine belastbare Grundlage für die persönlich richtige Gold-Entscheidung.

Gold zur privaten Geld- und Kapitalanlage

8. Welche Auswahl besteht?

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Diese Lebensweisheit gilt selbstverständlich auch bei der privaten Goldanlage. Es beginnt schon mit der Frage: Physisch oder nicht-physisch investieren? Überspitzt ausgedrückt: Möchte ich Gold in die Hand nehmen können oder will ich nur auf einen steigenden Goldpreis spekulieren? Ganz risikofreudige Anleger könnten auch auf einen fallenden Goldpreis spekulieren. Mit einigen börsengehandelten Finanzprodukten ist eine Wette in beide Richtungen möglich (Frage 21).

Der Kauf von Goldbarren des Feingehalts 999,9 ist die reinste Form der konkreten Goldanlage. Bei einem Preis unter 30 Euro je Gramm kann man einen 250-Gramm-Barren sogar völlig anonym erwerben. Erst ab einer Kaufsumme von 10 000 Euro greift das Geldwäschegesetz, das die Feststellung der Käuferdaten verlangt.

• Physisches Investment: Barren und Münzen

• Goldbarren

Die klassische Art eines physischen Investments ist der Goldbarren, die Goldmünze bietet eine zweite Möglichkeit. Für Privatanleger werden gezielt Kleinbarren hergestellt in einer Bandbreite von 1 Gramm bis 1000 Gramm Gewicht. Sehr gängig sind Barrengrößen bis 250 Gramm. Da Gold ein hohes spezifisches Gewicht hat, füllt so ein Barren kaum die Handfläche aus. Andererseits nimmt er im Schließfach oder Tresor wenig Platz ein und lässt sich leicht in der Tasche transportieren.

Als Qualitätsmerkmal für Goldbarren hat sich seit langem der so genannte Good-Delivery-Standard herausgebildet: er ist im Goldgeschäft der professionellen Goldhändler im Londoner Markt üblich und sollte auch privaten Käufern als untere Richtschnur dienen. Ein Feingoldgehalt von 995,0 auf 1000 Teile wird von der London Bullion Market Association LBMA, dem Verband des internationalen Goldhandels, als Minimum verlangt. Im seriösen Edelmetallhandel wird der private Käufer meist 999,9 Feingold, die höchste Reinheit, erhalten.

Der Goldpreis wird heute in US-Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) festgestellt, (bis 1968 war das britische Pfund die Referenzwährung, Frage 24). Der Dollarpreis wird anschließend in Euro oder jede andere Währung umgerechnet. Dazu wird der aktuelle Umtauschkurs herangezogen. Aus dieser Beziehung ergibt sich ein Wechselkursrisiko für jeden Käufer, der mit Euro bezahlt, beim Kauf genauso wie beim Verkauf des Goldbarrens.

Ein Beispiel verdeutlicht den Zusammenhang:

Bei einem Preis von 1200 US-$ je Feinunze ergibt sich ein Preis je Gramm von 38,5 US-Dollar je Gramm; für einen 250-Gramm-Barren wären das 9645 US-Dollar.

Die Umrechnung in Euro ergibt folgende Beträge (rein netto, ohne Nebenkosten des Kaufes): Der Wechselkurs sei ein Euro zu 1,286 US-Dollar. Dann kostet ein Gramm Feingold rund 30 Euro und der 250 Gramm-Barren 7500 Euro. Bei einem Kilo-Barren sind es schon dreißig Tausend Euro.

Der Dollar ist nun im Frühjahr 2018 gegenüber dem Euro mal wieder etwas erstarkt, der Wechselkurs hat sich auf rund 1,20 Dollar je Euro verbessert. Das bedeutet für die Beispielrechnung: Ein Gramm Gold kostet jetzt 32 Euro, ein 250-Gramm-Barren 8000 Euro, ohne dass sich der Goldpreis in Dollar je Feinunze verändert hätte. Daraus wird der Einfluss des jeweiligen Wechselkurses für einen Privatinvestor sehr deutlich, er muss 500 Euro mehr hinlegen für denselben Barren.

Im internationalen Goldhandel professioneller Investoren sind andere Gewichtsgrößen üblich, in der Regel der Standardbarren. Er wiegt 400 Unzen, das sind rund 12,5 Kilogramm. Damit gelangt man in die Preiskategorie von 375.000 bis 437.500 Euro je nach Wechselkurs, eine Größenordnung, die für Privatanleger uninteressant und nicht flexibel ist, beispielweise bei einem Verkauf.

Gängige Barrengrößen werden dem Privatanleger über alle Vertriebsschienen angeboten: online im Internet und stationär über den Tresen. Banken, Sparkassen und Edelmetallhändler sind die häufigsten Anlaufstellen für den seriösen Kauf.

Die Gieß-, Präge- und Edelmetall-Scheideanstalten für Barrengold liefern neben dem Standard auch modische Kombinationen: zum Beispiel Mini-Barren ab einem Gramm, kombiniert zu 20 oder 50 Stück wie eine Schokoladentafel. Gegossene oder gepresste Barren, die die unterschiedlichen optischen Erwartungen erfüllen sollen - historischer Mattglanz oder moderner Hochglanz. Eine reine Geschmacksfrage, die Goldqualität ist gleich. Bereits in Geschenkfolie einschweißte und dadurch kratzfest versiegelte Barren gibt es ebenfalls. Auch zusätzliche Sicherheitsmerkmale werden angeboten, etwa ein Hologramm auf der Rückseite des Barrens; das Sicherheitsgefühl soll so nachdrücklich bedient werden. Ein Blick auf die Webseiten der Anbieter verschafft einen ersten Überblick über die bemerkenswerte Vielfalt des Angebots.

Wenn wir ein wenig nachrechnen, finden wir bald einen wichtigen Unterschied schnell heraus: Je niedriger das Gewicht, desto teurer der Goldkauf. Die Kosten der Formung und des Handlings im Vertrieb schlagen sich dann überproportional im Kaufpreis nieder. Es kann bei kleiner Stückelung ein Aufschlag von 25 bis 30 Prozent gegenüber dem Goldpreis für den ein Kilogramm-Barren vorkommen. Wie sich die Preisaufschläge in Abhängigkeit vom Barrengewicht verändern, ist eingehend untersucht worden. In Tab. 16 und Grafik 10 sind markante Ergebnisse zusammengefasst.

Tabelle 16 - Preisunterschiede bei Kleinbarren (Preise Degussa Goldhandel Abruf: 25.05.2018, 11.00 Uhr)

Gewicht 999,9 Feingold	Kaufpreis*	Differenz zu 250 g	Differenz zu 1000 g
1 g	44,90 €	+ 23,8%	+ 24%
10g	376,50 €	+ 3,8%	+4%
1 oz.	1140,90 €	+ 1,1%	+ 1,3%
250g	9070 €	-	+0,2%
1000 g	36.208 €	-	-
	* ohne Nebenkosten

Grafik 10 - Preisaufschläge bei Kleinbarren (vertikale Achse Kosten in Prozent, horizontale Achse Gewicht in Gramm) (nach Steinbeis Research 2012). Es wird erkennbar, dass Edelmetallhändler die Kosten für das Geschäft mit kleiner Stückelung überwälzen (müssen). ETF/ETC mit Goldhinterlegung sind nur für größere Mengen geeignet.

In schlichten Worten: Größer ist günstiger - ab einem Barrengewicht von 250 Gramm variieren die Aufschläge kaum noch.

• Goldmünzen

Goldmünzen ergänzen die nüchterne Anlagefunktion um die Freude der persönlichen Sammelleidenschaft. Daher sind sie bei Privatanlegern sehr beliebt. Im Vergleich zum Barrengold spielen sie jedoch eine deutlich untergeordnete Rolle (Tab. 17 und 18). Danach entfällt auf Münzen ein Anteil von rund 18 Prozent, ein knappes Fünftel des Gesamtinvestments in physisches Gold (Barren + Münzen, gemessen in Tonnen).

Tabelle 17 - Offizielle Goldmünzen (Bullion Coins), in Tonnen (nach GFMS 2014-2018)

Jahr	2004	2009	2013	2015	2017
USA	18 t	50 t	37 t	33 t	13 t
Kanada	8 t	38 t	35 t	29 t	19 t
Südafrika	3,5 t	23 t	27 t	27 t	49 t
Australien	5 t	11 t	16 t	10 t	8 t
Welt	116 t	230 t	276 t	211 t	184 t

Tabelle 18 - Zum Vergleich: Goldbarren-Investments physisch

Jahr	2004	2009	2013	2015	2017
Welt	215 t	542 t	1390 t	850 t	780 t

In Gold investieren und Münzen sammeln - diese beiden Aspekten bedienen vor allem die staatlichen Prägeanstalten der großen Goldförderländer USA (U.S. Mint), Kanada (Royal Canadian Mint), Australien (Perth Mint), Südafrika (Rand Refinery) und inzwischen auch China (China Mint) mit ihren Bullion Coins (dieser Begriff soll signalisieren: aus reinen Goldbarren geprägte Münzen). Der steigende Goldpreis hat das Geschäft mit offiziellen Anlagemünzen bis 2013 sehr belebt. Wie Tab. 17 zeigt, haben sich die Goldmengen für die Münzprägung mit staatlichem Gütesiegel vorübergehend verdoppelt bis verdreifacht, je nach betrachtetem Land. Ab 2014 hat sich die Lage wieder beruhigt, allerdings auf höherem Niveau als vor der Finanzkrise 2008.

Die bekannten und beliebten Goldanlagemünzen sind in der Regel nur geringfügig teurer als es ihrem Feingoldgehalt entsprechen dürfte. Allein die Kosten des Designs, der Herstellung und des Vertriebs werden umgelegt auf die Stückzahl der Prägung. Je höher sie liegt, desto geringer kann der Aufschlag je Münze ausfallen. Eventuell sind im Münzhandel weitere Aufschläge möglich, die mit der Sammlernachfrage für bestimmte Prägejahre, Prägeorte oder Sammler-Sets zusammenhängen dürften.

Die Prägeanstalten der Bullion Coins unterliegen einer staatlichen Qualitätskontrolle und garantieren dem Privatkäufer damit Sicherheit und Seriosität (Tab. 19). Offiziell garantiert sind etwa der Feingoldgehalt, das Münzgewicht und die Prägequalität. Die eingeprägte Zahl, der Münznennwert, hat allerdings nur symbolischen Charakter. Der tatsächliche Wert der Goldmünze richtet sich ausschließlich nach dem aktuellen Goldpreis für Barrengold, der sich täglich ändern kann (Tab. 20). Kleine preisliche Unterschiede sind im Handel durchaus möglich, im Bereich von etwa einem Prozent.

Tabelle 19 - Bullion Coins (Anlagemünzen), ausgewählte Beispiele (Homepages der staatlichen Münzen (Perth Mint, Royal Canadian Mint, U.S. Mint)

Land	Bullion Coin	Feingoldgewicht	Goldgehalt ‰ in	Erstprägung
Südafrika	Krügerrand	1/10 bis 1 Unze	916,7 Rest Kupfer	1967
Kanada	Maple Leaf	1/20 bis 1 Unze; 1g	999,9	1979
USA	Eagle	1/10 bis 1 Unze	916,7 Rest Silber Kupfer	1986
Australien	Kangaroo	1/20 bis 1 Unze	999,9	1987/1990
China	Panda	1/20 bis 1 Unze	999,9	1982

Um die Leid...

Inhaltsverzeichnis

• Über die Autorin
• Inhaltsverzeichnis
• Vorwort
• Einleitung
• Die Nachfrage nach Gold
• Das Angebot von neuem Gold
• Gold zur privaten Geld- und Kapitalanlage
• Gold an der Börse
• Gold im Währungssystem
• Die Psychologie des Goldes
• In aller Kürze – ein Fazit
• Anhang
• Impressum