KAPITEL 1: GLAUBENSSÄTZE
Das Ziel des Kapitels ist es, bewusst zu verstehen wie innere Überzeugungen und Glaubenssätze entstehen (sowohl positive als auch “negative”) und neue stärkende Glaubenssätze programmieren und in das Leben integrieren zu können.
Laut Definition ist ein Glaubenssatz keine Strategie oder Verhalten. Ein Glaubenssatz ist eine Verallgemeinerung (Generalisierung) über eine Beziehung zwischen Erfahrungen.1
1.1 So entstehen Glaubenssätze
Um NLP zu lehren bieten sich Metaphern also Geschichten an, nicht nur um theoretische Inhalte praktisch darzustellen, sondern auch um dein Unterbewusstsein, den emotionalen Part in den Lernprozess miteinzubeziehen.
Daher möchte ich gleich direkt mit einer Metapher zum Thema Glaubenssätze starten:
Stell dir vor du hast einen negativen Glaubenssatz in dir identifiziert der logischerweise auch dein Leben beeinflusst. Zum Beispiel:
“Ich bin klein, schwach und verletzlich!”
Jetzt stell dir vor, dieser Glaubenssatz steht auf einer großen Tischplatte2 geschrieben. Diese Tischplatte ist nur stabil und tragfähig, weil sie von vier Tischbeinen getragen wird.
Die Tischbeine sind die Basis die Begründung für diesen Glaubenssatz, die Art und Weise wie wir Glaubenssätze lernen.
Glaubenssätze werden programmiert durch folgende vier Komponenten:
• Imitationslernen:
Hier geht es um wichtige Bezugspersonen aus deinem Leben, zum Beispiel deine Familie oder andere Personen, die du speziell in deinen ersten Lebensjahren beobachtet hast.
Als Babys sind wir darauf angewiesen schnell Fortschritte zu machen um zu überleben, indem wir ältere Vorbilder nachahmen. So kann ein bestimmter Satz, der immer wieder laut und eindringlich wiederholt wird, aber auch unausgesprochene Gesetzmäßigkeiten, die einfach in einer Familie gelten und die wir durch Mimik, Gestik und bestimmte Verhaltensweisen beobachten in uns programmiert werden.
Genauso könnte es sich bei folgendem Beispiel, zu einem negativen Glaubenssatz zugetragen haben:
Negativer Glaubenssatz: “Ich bin klein, schwach und verletzlich!”
Die Mutter war schon immer sehr besorgt und etwas über protektiv bei der Erziehung. Oft, wenn das Kind sich zu weit vorwagte um die Welt zu entdecken, riss sie die Augen weit und ängstlich auf, und sagte “Pass auf, das ist gefährlich!” So wird der Glaubenssatz durch mehrmaliges beobachten dieser Situation manchmal aber auch durch nur ein emotionales Erlebnis an sich gefestigt.
Es geht sogar soweit, dass nicht nur Glaubenssätze, sondern gar Traumata (s. Coaching mit NLP Praxishandbuch, ISBN: 9783749428045) auf die nächste und übernächste Generation weitergegeben werden, ohne dass je ein Wort über gewisse Gegebenheiten verloren wurde. Das passiert dann rein über die Beobachtung gewisser Mikromimik und Gesten.3
• Der eigene innere Dialog:
Ein negativer Glaubenssatz wird programmiert, indem wir ihn in eigenen Gedanken oder Worten immer wieder wiederholen. In unserem neuronalen Netzwerk des Gehirns entstehen durch die Wiederholung regelrechte Autobahnen, wenn gewisse Trigger=Auslöser in im Leben vorkommen.
Zum Beispiel könnte nur der Gedanke an einen Hochseilklettergarten, automatisch zu der Annahme führen, dass dies zu gefährlich sei.
• Die mündliche Programmierung durch unser Umfeld
Auch unser Umfeld programmiert mit der Sprache, mit den Sätzen und allgemeinen Weltanschauungen, die untereinander geteilt werden, Glaubenssätze. Wenn mein bester Freund kürzlich einen Motorradunfall hatte, und nun beginnt in meiner Gegenwart Panik und gefühlte Hilflosigkeit was den Straßenverkehr angeht zu verbreiten, wird sich auch in mir der Glaubenssatz: “Die Welt da draußen ist unberechenbar und gefährlich” festigen.
• Persönliche Referenzerfahrungen
Das sind Situation, die du tatsächlich selbst erlebt hast und die deinen inneren Glaubenssatz somit bestätigen. Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, dass wir unseren Fokus darauf richten, was wir selbst glauben. Wir suchen regelrecht nach passenden Referenzerfahrungen, um das Bild unsere inneren Wertelandschaft abzubilden. Denn die tatsächliche Realität mit ihren Millionen von Reizen die pro Sekunde auf uns eintreffen, könnten wir in der gesamten Vielfalt gar nicht erfassen.
Dein innerer Fokus deine Aufmerksamkeit richtet sich also darauf, worauf du dich gerade konzentrierst, womit du dich beschäftigst, also woran du glaubst.
Wenn der innere Glaubenssatz, „Ich bin klein, schwach und verletzlich!”, in dir aktiv ist, wirst du automatisch nach Erfahrungen suchen, die dir das bestätigen.
Zum Beispiel denkst du daran, wie du an einem Marathon teilgenommen hast, und du dabei, weil du einen leichten Kreislaufkollaps hattest, abbrechen musstest.
Oder du denkst daran, wie furchtbar es war, als du als Kind vor lauter Übermut von der Schaukel gefallen bist, und danach ins Spital zum Nähen musstest.
Ereignisse und Erfahrungen, bei denen du dich stark gefühlt hast und Situationen, die du gut bewältigt hast, werden umgekehrt in den Hintergrund gerückt.
Um zusammenfassend wieder zurück zu der Metapher mit der Tischplatte zu kommen, auf der ein Glaubenssatz geschrieben ist. Der Glaubenssatz wird umso stärker sein, und intensiver auf das Leben einwirken, je stabiler die Tischbeine sind, von denen er getragen wird.
Und diese Tischbeine, die den Glaubenssatz stützen und tragen sind das, was wir durch Beobachtung und Imitation gelernt haben: der eigene innere Dialog, die mündliche Programmierung unseres Umfeldes und persönliche Referenzerfahrungen, die wir selbst in das Zentrum unserer Aufmerksam rücken und im Laufe unseres Lebens sammeln.
1.2 So entsteht Veränderung
Nach Kurt Lewin durchläuft jede Veränderung drei Phasen im Veränderungsprozess. Er geht davon aus, dass jede Organisation aus antreibenden Kräften (driving forces) und dem Wandel entgegenwirkende Kräfte (restraining forces) besteht. Um eine Veränderung erfolgreich durchzuführen ist es wichtig, die treibenden Kräfte zu stärken und sie von Beginn an am Wandel aktiv zu beteiligen. Nur eine Person, die vom Wandel überzeugt ist, kann letztendlich eine treibende Kraft werden.
Im 3-Phasen-Modell der Veränderung beschäftigt sich Lewin mit den Phasen: Unfreezing, Changing und Refreezing.
Phase 1: „Das Unfreezing“
Die erste Phase in der Veränderung wird als „Auftauen“ oder „Unfreezing“ bezeichnet. In dieser Phase geht es darum, das Kräftegleichgewicht der antreibenden Kräfte zu stärken und die Blockierer zu schwächen. Ziel ist es eine grundsätzliche Bereitschaft zum Wandel zu schaffen. Wichtig dabei ist es, durch offene Kommunikation zu klären, warum die Veränderung überhaupt notwendig ist.
Phase 2: „Das Changing“
Die zweite Phase hat den Fokus auf die Implementierung der Veränderung. In dieser Phase sinkt die Leistungskurve des Vertriebs vorerst ab. Dieser Leistungsabfall ist ein Teil der Veränderungsprozesses, der von Beginn an eingeplant werden muss. Es ist eine Einarbeitungszeit, die benötigt wird, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen, mit dem Ziel, auch den letzten Widerständler von dem Nutzen der Veränderung zu überzeugen. In dieser Phase zeigt sich deutlich, wie erfolgreich die Kommunikation war. Umso weniger Fragen offenbleiben, umso schneller wird die Veränderung als Vorteil gesehen und die Leistungsabfallkurve verkürzt.
Phase 3: „Das Refreezing“
Die Dritte Phase hat es als Ziel, das kontinuierliche Leistungsniveau wiederherzustellen. Natürlich sollte das Niveau der Leistung höher liegen, als es vor der Veränderung war. Abhängig von der Veränderung besteht die Gefahr, dass Führungskräfte oder auch Mitarbeiter wieder in alte Verhaltensweisen und Muster zurückfallen. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine laufende Analyse der Ist-Situation durchzuführen. Veränderungen gelten erst als stabil, sobald sie im Unterbewusstsein angenommen wurden, wenn sie keine besondere Beachtung mehr benötigen und Teil des Alltags sind.
1.3 Motivation im Change Prozess
Es gibt zwei Wege, um Veränderung herbeizuführen. Veränderungen sind entweder internal oder external motiviert.
Interne Motivation ist, wenn man sich nur selbst motiviert. Zum Beispiel, zusätzliche Hausaufgaben zu machen, obwohl du keine Anerkennung dafür bekommst, weil du deine Fähigkeiten in diesem akademischen Bereich verbessern willst.
Externe Motivation ist, wenn etwas oder jemand anderes als du selbst dich motiviert, etwas zu tun. Zum Beispiel, wenn du deine Hausaufgaben nicht machst, weil du lernen willst, sondern weil deine Familie dich nicht zum Abendessen einlädt, bis du bist fertig ist.
Die meisten Dinge, die wir tun, haben zumindest eine Kombination aus beidem. Einige Dinge sind etwas schwer zu unterscheiden. Zum Beispiel gute Noten. Eine Person kann gute Noten bekommen, weil sie gut im Leben sein will, und erkennt, dass gute Noten dazu führen, dass sie in eine bessere Universität kommt. Auf der anderen Seite erkennt sie auch, dass es ein Spiel ist, dass die Noten selbst nicht zufriedenstellend sind, und nur etwas sind, was Schulen geben, um die ganze Arbeit zu belohnen, die du geleistet hast, und um bei Prüfungen gut und vergleichbar zu sein.
Wenn die interne Motivation fehlt bzw. nicht von alleine hergestellt werden kann, so bedarf es einer externen Programmierung, Sozialisierung oder Rekonditionierung. Dies geht am einfachsten mittels Integration der Person in eine Gruppe und anschließender Veränderung der Prozesse auf Gruppenebene, anstatt auf individueller Ebene. Denn dies ...