
- 84 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
. . . auf den Schultern ein Vögelchen
Über dieses Buch
Flüchtlingskind Besatzerkind Fröhliches Kind Heimat DDRHunderttausendfach Leben in Deutschland.Vom Jahr 2019 aus betrachtet, sind die Erinnerungen aus einem dieser Leben trotzdem sehr nah.Unsere Gegenwart ist Vergangenheit und Zukunft, ist, wer wir sind und sein wollen.Ich bin glücklich, dass ich sicher und warm von diesem Leben erzählen kann.
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Information
Opa Trosiener
Opa Trosiener sitzt auf dem umgedrehten Futtereimer und schneidet Stroh zurecht.
Dazu legt er ein Bündel auf den Hackstock, preßt es ganz fest mit seinen großen Händen zusammen und schneidet es mit dem Messer auf die Länge seiner Stiefel.
Dann zieht er die Stiefel aus und stopft das Stroh hinein, gegen die Kälte.
Ich sitze auf der Getreidekiste und sehe ihm dabei zu.
„Na, Tuttchen, du kannst mal die Eier aus dem Heu holen, die Hühner, die Kreten, die verdammten, legen wo sie wollen!“
Er hebt mich auf den Zwischenboden über den Kühen und wirft mir seine Schirmmütze hinterher, für die Eier. Die Mütze kann ich nicht leiden, sie ist so verschwitzt und schmutzig. Opas Kuh Lusche hat sie ihm oft beim Melken mit dem bekackten Schwanz vom Kopf in den Mist gehauen.
Bis er den Schwanz am Stallpfosten anband. Aber da war die Mütze schon ganz dreckig. Ich bekomme für das Eiersammeln ein oder zwei Eier als Lohn, da muss ich die Mütze in Kauf nehmen.
Lieber helfe ich bei den Ziegen. Melken kann ich noch nicht, aber füttern und den Tränkeimer halten. Am allerschönsten ist es bei den Ziegenlämmern. Kleine Ziegen haben so samtige Mäulchen und sie springen so lustig umher. Opa Trosiener schüttelt nur mit dem Kopf, wenn er mich mit den Zicklein spielen sieht. Aber er lässt mich.
Ich habe ihm ja auch wirklich geholfen, meine ganze Kinderzeit lang, bin mit ihm aufs Feld gefahren und ins Heu. Erst mit dem großen Wagen, die Lusche vorgespannt, später mit dem Handwagen.
Meine Mutter sah das nicht so gern. Sie hatte wohl einmal gerochen, dass ich immer einen kleinen Kirsch bekam zur Bockwurst, wenn wir auf dem Nachhauseweg einkehrten, Opa Trosiener und ich.
Opa Trosiener war nicht mein richtiger Opa und aus Ostpreußen. Das erklärt beides, den Schnaps und warum ich den Opa so gern hatte.
Wir waren auch Flüchtlinge und nach dem Krieg fanden die sich immer irgendwie zusammen, die Sprogies, Meneikis, Jackschas. Die Sprache Ostpreußens war der gerettete Rest Heimat.
Und deswegen war es mein Opa Trosiener und ich sein Tuttchen.
Das Tuttchen
„Tuttchen, wo bist du?“ - „Hiehier“
Die Mutter ruft und das Tuttchen klettert über die Strohballen, die noch vom Winter her an der Stalltür liegen.
Die Mutter ruft und das Tuttchen klettert über die Strohballen, die noch vom Winter her an der Stalltür liegen.
Vier, fünf Jahre alt und ein wunderschönes Kleidchen mit großen Taschen, kratzige Strümpfe, nicht nur vom Stroh.
Diese Strümpfe! Sie waren bis zur Konfirmation aus dickem Garn, dunkel- oder hellbraun, fast immer gestopft.
Aber jetzt spielte das noch keine große Rolle, außer, dass der Pfennig, der den Strumpf halten sollte, der Pfennig also rutschte ständig aus dem Lochgummiband, das wiederum öfter von dem Leibchen abriss, an den es die häusliche Schwester mit einem heißen Faden genäht hatte.
Jetzt aber hat die Mutter gerufen. Das bedeutet in diesem Alter, in dem das Tuttchen gerade ist, fast immer nur Gutes.
Entweder gibt es etwas zu essen oder Herr Radtke hat Äpfel mitgebracht oder das Tuttchen soll zum „Abstecken“ kommen, was heisst, die Mutter hat ein neues Kleidchen zugeschnitten und will es „abstecken“ , mit Stecknadeln, am Tuttchen.
Dafür verlasse ich schon mal das Stallparadies.
Später tat ich das nicht mehr so schnell. Denn es konnte bedeuten, dass ich Klavier üben sollte oder, was noch schlimmer war, mich waschen und ordentlich anziehen, weil wir zu Besuch gingen.
Zu Besuch
Ordentlich angezogen, sauber, gewaschen und gekämmt, so gingen wir mit unserer Mutter zu Besuch. Sie ging meistens mit mir alleine, ohne meine Schwestern. Ich war die Jüngste und hatte keine Ausreden.
Oft war es ja schön. Es gab etwas Feines zu essen,
manchmal sogar Kakao oder Kuchen. Nur war es meistens langweilig für mich. Die Erwachsenen redeten und redeten.
Wenn sie mir dann ein Buch gaben, war es schon besser.
Wenn die Leute, bei denen wir auf Besuch waren, ein Klavier hatten, nicht.
Denn dann musste ich vorspielen. Das war nur einmal gut – als ich auf einem Geburtstag Wenn das Wasser im Rhein lauter Wein wär´ und den Walzer Gold und Silber spielte und zehn Mark! bekam. Nur für´s Klavierspielen!
Bei Frau Boy, die auf dem Crostigall wohnte, war es auch noch gut. Frau Boy nähte uns Sachen, die eine wirkliche Schneiderin verlangten. Unsere Mutter nähte einfache Hängerkleidchen und Röcke, oder besserte unsere Bett- und Tischwäsche aus. Für die Sonntagssachen gingen wir zu Frau Boy. Da war der Stoff auch aus dem Westen, von Tante Käthe oder Simsons.
Ich habe erst fünfzig Jahre später von meiner älteren Schwester erfahren, dass alle Westpakete mit dem Kindergeld meiner Schwestern bezahlt waren. Unsere Mutter hatte sich zwei Anwälte im Westen genommen, die für die Zahlung des Unterhaltes durch die Väter meiner Schwestern gesorgt hatten.
Ich habe mich einfach über die Pakete gefreut. Sie dufteten so herrlich, nach Fa-Seife und Westkaffee. Ich wasche mich immer noch am liebsten mit Seife und kaufe auf jedem Kreativ- oder Naturwarenmarkt ein, zwei Stück (mein Wäscheschrank wurde so nach und nach ein Seifendepot).
Natürlich kamen auch zu uns Leute zu Besuch. Dann musste ich garantiert Klavier spielen, bekam aber nur lobende Worte oder ein freundliches Kopfnicken für meine Vorführkünste.
Deswegen ging ich, wenn ich schon vorspielen musste, doch lieber zu Besuch.
Natalja Ziegler
Ich spiele gern Klavier. Das liegt zum großen Teil an meiner Klavierlehrerin.
Natalja Ziegler war Honorarkraft an der Volksmusikschule und unterrichtete mich sechs Jahre lang, die letzten drei davon an ihrem privaten Flügel in ihrem Haus.
Es war ein Privileg und das gefiel mir gut. Auch wenn Natalja Ziegler sehr streng war und ich oft vor Scham in den Boden hatte versinken wollen, ging ich sehr gern zur Klavierstunde.
Ich überstand die Vorwürfe, zu wenig geübt, , zu lange Fingernägel - „tak tak tak tak“ - , Trauerränder an den Nägeln zu haben, ungeputzte Schuhe verstecken zu müssen und was weiß ich noch, denn einmal würde die Stunde vorbei sein und dann kam die
besondere Auszeichnung -
„Anna, bring den Tee!“
Die Tür tat sich auf und herein kam Anna Ziegler mit einem silbernen Tablett.
Darauf standen drei Teegläser mit schwarzem Tee, ein gefülltes Konfektschälchen und eine Kristallschale mit Warenje, feinster Konfitüre.
Das hatten die Schwestern Anna und Natalja Ziegler aus Moskau mitgebracht, solch Teetrinken. Natalja Ziegler hatte i...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Täubchen
- Flug der Tauben
- Nachwort
- Biografie
- Impressum