Schöpfen von Handpuppen in der Existenzanalyse und Logotherapie
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Schöpfen von Handpuppen in der Existenzanalyse und Logotherapie

Ein Buch für kreative Psychotherapeut*innen

  1. 184 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Schöpfen von Handpuppen in der Existenzanalyse und Logotherapie

Ein Buch für kreative Psychotherapeut*innen

Über dieses Buch

Zu bedauern sind wir dann, wenn wir das Schöpferische in uns verloren haben! Dieses Buch richtet sich an all jene Psychotherapeut*innen, die einen Therapieprozess durch kreativ-schöpferische Zugänge bereichern wollen. Aus dem Unbewussten werden Ressourcen und zukunftsweisende Erkenntnisse `geschöpft`, die in Form einer Handpuppe Gestalt bekommen. Der Schöpfungsprozess wird durch eine Selbsterfahrung auf Basis des Menschenbildes der Existenzanalyse und Logotherapie begleitet. Fallsequenzen werden praxisnah beschrieben.

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VII. Erfahrungsberichte aus der existenzanalytischen
und logotherapeutischen Praxis anhand verschiedener
Arten von Handpuppen

Anhand der verschiedenen Arten von Puppen werden in diesem Kapitel Fallsequenzen aus der existenzanalytischen und logotherapeutischen Praxis sowie die Möglichkeit der szenischen Darstellung beschrieben.

Identifikationspuppen

Der Begriff ‚Identifikation‘ leitet sich von den lateinischen Wörtern ‚idem‘ (derselbe) und ‚facere‘ (machen) ab. Wörtlich übersetzt heißt Identifikation ‚gleichsetzen‘. Wenn Schöpfer*innen Eigenschaften, Charismen oder das Aussehen ihrer Puppen und deren Rollenverhalten bei sich selbst wiederfinden oder gerne wiederfinden würden, handelt es sich um Identifikationspuppen. Mädchen identifizieren sich beispielsweise mit der Schönheit von Prinzessinnen und mit zauberhaften Feen, Buben mit der Kraft mutiger Superhelden. Die Puppenart gibt auch darüber Auskunft, wie eine Person sich fühlt. Vielleicht fühlt sie sich wie ein ‚hässliches Entlein‘, wie das ‚schwarze Schaf‘ einer Familie oder wie ein ‚unerwünschter Moralapostel‘. Sie zeigt Teilaspekte einer Person auf, etwa eine oder mehrere ihrer Stärken, ebenso jene Seiten des Personseins, die einer Korrektur oder Weiterentwicklung bedürfen.

Auseinandersetzung mit dem Älter werden

Diese Handpuppe namens „Hertha“ entstand im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Alter (siehe Abbildung 45). Wenn sich ihre äußere Erscheinung über die Jahre hinweg auch verändert hat, die Haut faltig und das Haar grau geworden ist, so ist ihr Charisma und all das, was sie ausmacht, nach wie vor unverändert lebendig und … Hertha ist eine weise Frau geworden.
Das, worauf sie blickt, berührt ihr Herz. Viele Tränen weinte Hertha in ihrem Leben: aus Rührung und Dankbarkeit, aus Mitgefühl und Wehmut. Wahrscheinlich war es das Leid der Weltenseele, das sie so oft zu spüren glaubte.
Die Farben, die sie so sehr liebt, umschmeicheln ihre Erscheinung und bringen ihr unverwechselbares Wesen zum Ausdruck. Das kraftvolle Rot steht für Liebe und Leidenschaft, vor allem für die Durchsetzungskraft, wenn es um den Schutz von Menschen, Tieren und der Natur geht. Die Farbe Violett steht für die hingebungsvolle und authentische Gestaltung sensibler Lebensübergänge, von denen eine Vielzahl ihren Lebensweg prägen. Trauernd erinnert sie verstorbene Menschen und lässt sie vor ihrem inneren Auge wieder lebendig werden. In die Fähigkeit zur Annahme des Todes, als Ende jeden Lebens, ist sie hineingereift, wissend, dass er nicht die Allmacht über die Liebe hat. Das helle Blau steht für Klarheit, Struktur und Konzentrationsfähigkeit. Sie ist wissbegierig und um Wesentlichkeit bemüht.
Hertha klagt nicht über ihr Dasein, das um die körperlichen Gebrechen des Alters weiß, sondern freut sich über jeden Tag, an dem sie gesund erwachen darf, „weil nichts im Leben selbstverständlich ist.“ Im Rückblick auf ihr Leben konfrontiert sie sich mit der Vergangenheit, ohne das Erfahrene zu beschönigen. Das Philosophieren über Leben und Tod ist ihr bedeutsam. Sie weiß um ihre Möglichkeiten, auch um ihre Schuldfähigkeit und Sterblichkeit. „Ich habe nur ein Leben und nur einen Tod“, so Hertha. „Dieses Bewusstsein macht mich wesentlicher und gelassener zugleich. Vieles, auch mich selbst, nehme ich nicht mehr ganz so wichtig. Gut, dass ich das heute weiß, bevor es zu spät ist.“
Abbildung 45: Die Handpuppe namens „Hertha“ symbolisiert die Auseinandersetzung mit dem Altern

Eine Puppe, die aussah, wie der Schöpfer sich fühlte: alt und träge

Der 50-jährige alleinstehende und stark übergewichtige Christopher schöpfte eine um etwa 20 Jahre älter aussehende Puppe mit dicken Wangen und voluminösem Doppelkinn. Das Haar war unfrisiert, das gesamte Erscheinungsbild der männlichen Puppe wirkte ungepflegt. Sie war so alt, wie Christopher sich seit Jahren fühlte. Doch war es auch eine Puppe mit weit geöffneten Augen, die interessiert wirkten. Worauf blickte seine Puppe?
Zugunsten eines prall gefüllten Bankkontos ging er einer sitzenden Tätigkeit nach, die ihm längst keine Freude mehr bereitete. An einem arbeitsfreien Sonntag verfiel er in Frustration, da montags wieder eine weitere „urlangweilige, öde Woche“ vor ihm lag. „So viel Geld für so wenig Arbeit, das bekomme ich niemals wieder“, so seine Logik, die sich allerdings im Hinblick auf seine Lebensqualität als Trugschluss herausstellen sollte. Er unternahm keinerlei kulturelle, soziale oder sportliche Aktivitäten, verbrachte stattdessen die freien Abende vor dem Fernseher und bequem auf der Couch liegend. Die Süßigkeiten, mit denen er den emotionalen und geistigen Hunger zu befriedigen versuchte, bescherten ihm einen Diabetes, der mittlerweile bereits die Sehfähigkeit beeinträchtigte und schmerzhafte Neuropathien an Fingern und Zehen verursachte. An den Wochenenden schlief er auch tagsüber viele Stunden. Die Puppe, die er schöpfte und mit deren Aussehen er sich identifizierte, war ein erschreckender Anblick und ein Gegenüber, dem er zunächst nicht in die Augen blicken konnte: „Ja. Das bin ich. Ich habe mich selbst geschöpft!“ Längst konnte er sein eigenes Spiegelbild nicht mehr ertragen: „Ich widere mich selbst an. Ich sehe nur noch einen einzigen Fettranzen, wenn ich in einen Spiegel schaue.“
Abbildung 46: Christophers Handpuppe, die dem Körper- und Lebensgefühl ihres Schöpfers entspricht
Ein wehmutsvoller Erkenntnisweg
Dieser Erkenntnisweg war von Wehmut begleitet, waren doch „die vielen sinnlosen und verlorenen Jahre“ zu betrauern, „die kein zweites Mal mehr gelebt werden konnten.“ Schließlich galt es, diese wichtige und auch schmerzliche Einsicht als Sprungbrett für das künftige Leben zu nutzen.
Das Therapieziel
Das therapeutische Ziel lag darin, ein derart tragfähiges Wozu zu finden, für das es sich lohnen würde, das bequeme und „urlangweilige, öde Leben“ hinter sich zu lassen, sich von der Couch zu erheben, die verschütteten und eigentlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte zu erforschen, um eine entscheidende Daseins-Wende einzuleiten. „Auf der Couch kommen Sie nicht in Bewegung“, sagte ich zu ihm. Mittels des noo-psychophysischen Antagonismus, oder wie Frankl diese spezifisch humane Fähigkeit noch nannte, die „Trotzmacht des Geistes“ (Frankl, 2002b, S. 60–61), kam er mit der Möglichkeit in Berührung, sich von seiner psychischen und körperlichen Trägheit distanzieren zu können, die bereits alle Lebensbereiche nachteilig beeinflusste, vor allem die körperliche Gesundheit beeinträchtigte.
„Ich würde ja gerne …, aber …“
Die Suche nach etwas, das Christopher beseelte, gestaltete sich schwierig. Nichts schien ihm interessant oder wichtig genug zu sein, um dafür das alte Leben hinter sich zu lassen. Der erste Veränderungsgedanke, der meinem Klienten in den Sinn kam, zauberte ein Leuchten in seine Augen, schien ihm jedoch real nicht umsetzbar. „Eigentlich“, erzählte er, „würde ich am liebsten mit Jugendlichen arbeiten.“ Das war ja nun ein erheblicher Unterschied zu der Arbeit in einem Großraumbüro eines Transitunternehmens, wo ein jeder Tag gleich verlief und das einzige Highlight darin bestand, die Leberkäsesemmeln, die der Lehrling am Würstelstand kaufte, um Punkt 10:00 Uhr am Vormittag zu verspeisen. Dem Gedanken, mit Jugendlichen zu arbeiten, folgte ein Schwall unzähliger „Abers“. Aus Christophers Sicht sprach doch auf der Vernunftebene „wirklich alles“ dagegen: Die fehlende Ausbildung für die Ausübung einer völlig anderen Tätigkeit, das mangelnde Selbstvertrauen, das höhere Lebensalter, das starke Übergewicht, das geringere Einkommen und selbstverständlich auch die Abfindung, auf die Christopher verzichten müsste. Alle seine Argumente klangen schlüssig. Nach langem und vergeblichem Ringen um einen Veränderungsauftrag sagte ich schließlich zu ihm: „Wenn alles dafürspricht, das Alte beizubehalten, dann müssen Sie wohl auch weiterhin dem Alltagstrott frönen und die Abende allein auf der Couch verbringen.“
Je stärker das vernunftbetonte Denken war, desto weniger vernahm er seine intuitiven Regungen. Nun stand Christopher an einem Wendepunkt seines Lebens. Er hatte die Wahl zwischen der Fortführung des bequemen vor sich hin Existierens und der Chance, den Stein der Veränderung ins Rollen zu bringen und sich zu neuen Gipfeln emporzuschwingen.
Ich entließ ihn in eine mehrwöchige Therapiepause, in der er eine Entscheidung treffen sollte. Als Logotherapeutin begleite und unterstütze ich berei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort
  2. Ein Wort zuvor …
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Widmung
  5. I. Mein Weg zur logotherapeutischen Arbeit mit Handpuppen
  6. II. Wurzeln der therapeutischen Arbeit mit Handpuppen
  7. III. Existenzanalyse und Logotherapie
  8. IV. Zielsetzungen des logotherapeutischen Schöpfens von Handpuppen
  9. V. Logotherapeutische Selbsterfahrung
  10. VI. Ein Schöpfungs- und Selbsterfahrungsprozess mit logotherapeutischer Ausrichtung
  11. Trocknen der Puppenköpfe
  12. VII. Erfahrungsberichte aus der existenzanalytischen und logotherapeutischen Praxis anhand verschiedener Arten von Handpuppen
  13. VIII. Literatur
  14. Weitere Informationen
  15. Impressum