Quo vadis Marktwirtschaft?
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Quo vadis Marktwirtschaft?

  1. 164 Seiten
  2. German
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Quo vadis Marktwirtschaft?

Über dieses Buch

Der Autor erzählt in diesem Buch die gelebte Geschichte der sozialen Marktwirtschaft beginnend unter Ludwig Erhardt bis in die Neunziger Jahre...

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Kapitel 1

Der Start in die Berufstätigkeit.
Wer über meine Berufsausbildung im sechsten Buch nicht gelesen hat, für den kommt hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung: Eine dreijährige Lehrzeit in einer Elektrofirma mit Ladengeschäft. Ausbildung zum Elektroinstallateur. In vielen Handwerksberufen war der Name Geselle ein traditioneller Name. So nannte sich das Prüfungszeugnis auch Gesellenbrief. Als Geselle konnten wir Erfahrung im Wohnungsbau und in der Industrie sammeln. Der Installationsbereich war in den eben genannten Arbeitsbereichen in der Ausführung sehr unterschiedlich. Die VDE Richtlinien und Gesetze hatten oder fanden nur zum Teil in diesen Bereichen Anwendung. Oft wird in der Gegenwart der Handwerksberuf belächelt. Der Satz: Handwerk hat goldenen Boden, hat noch immer Gültigkeit. Dieser Satz zeigt uns in der jetzigen Zeit, wie wichtig es ist ein Handwerk zu erlernen. Eigenständig und verantwortlich elektrische Anlagen zu installieren, zu warten und zu pflegen. Dieser Satz bezieht sich auf alle Handwerksberufe.
Wer nach der Lehrzeit glaubt, nun beginnen die Herrenjahre, abgeleitet aus dem Satz: Lehrjahre sind keine Herrenjahre, der irrt. Wer im Leben etwas erreichen will, muss es selbst in seine Hände nehmen. Dazu gehört ein ausgewogenes Selbstwertgefühl. Zu oft wird in unserer Zeit von einem Selbstbewusstsein gesprochen. Wer nur Selbstbewusstsein seinem Gegenüber zeigt, kann dabei arrogant wirken. Das Selbstwertgefühl ist ein eigenes in sich tragendes Gefühl, das dem anderen die eigene Ausgeglichenheit zeigt. Ein Tipp: sehen Sie am Tag einmal in den Spiegel und sprechen Sie mit Ihrem Inneren: „Verdammt, ich mag mich.“ Mit dieser Einstellung werden Sie in Ihrem täglichen Ablauf glänzen. Das ist eine Anleitung, zum täglichen Miteinander und ein Übergang in die Arbeitswelt.
Bis in die Sommermonate war ich als Geselle in meiner Lehrfirma tätig. Nach meinem Umzug nach Hamburg, war die Zeit gekommen auch hier zu arbeiten. Wo heute, in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs, ein Busbahnhof steht, stand 1955 eine noch zum Teil unzerstörte Sporthalle. In dieser war die Firma Vorwald und Sohn untergebracht. Für alle Sanitär- und Elektroarbeiten standen jeden Morgen um 7 Uhr, mindestens 40 bis 50 Handwerker in dieser Halle, um für ihren täglichen Arbeitsplatz eingeteilt zu werden. Die auf morgendliche Arbeitseinteilung wartende Gruppe der Elektriker bestand nur aus ein paar Leuten. Hier traf ich wieder auf meinen Lehrkollegen Achim K. und lernte Willi Backe kennen. Mein neuer Kollege wurde Fred, ein angenehmer 28-Jähriger. Im Büro ging es jeden Morgen hektisch zu. Walter, der ältere Büroleiter, war ein besonders ordnungsliebender Mensch. Sämtliche Dinge wie Lineal, Bleistifte, Radiergummi oder Büroklammern hatten ihren festen Platz auf seinem Schreibtisch. Um ihn auf die sogenannte Palme zu bringen, wurde er vor seinem Büro in ein Gespräch verwickelt. In der Zwischenzeit hatte einer von uns Elektrikern zwei oder drei, der geordneten Teile auf seinem Schreibtisch im Büro verändert. Danach verließen wir die Halle, um draußen vor der Tür zu lauschen. Es dauerte nur eine kurze Zeit, bis in der Halle die Hölle ausbrach. Walter lief so schnell er konnte nach draußen, wo er sein gesamtes Schimpfpotenzial hinter uns her rief. Am nächsten Morgen lag zufällig eine Packung Zigaretten auf seinen Schreibtisch. Der Frieden war wieder hergestellt.
Die ersten Wochen waren Fred und ich bei Opel Dello. Im Hinterhof standen die großen gebrauchten Amischlitten. Vom Oldsmobile über Chevrolet, Cadillac und Buick. Dabei kamen wir zwei ins Schwärmen und stellten uns die Frage, können wir uns jemals so ein Fahrzeug leisten? Um an der Wand auf dem Hof Leitungen und Beleuchtungskörper zu montieren, mussten die Fahrzeuge ein paar Meter bewegt werden. Allein der Klang der Motoren reichte uns zum Weiterträumen.
In dieser Zeit kam es vor, dass es für die Elektriker nicht genügend Arbeit gab. Wir wurden ausgeliehen. So kam ich zu einer Firma, in der ich in einem vom Krieg zerstörten mehrgeschossigen Gebäude in der Wandsbeker Chaussee Wohnungen installierte. Mit 19 Jahren meine erste große Baustelle in einem mehrgeschossigen Haus, die ich allein installierte.
Nur Wohnungen zu installieren war nicht mein Ding, so bewarb ich mich auf eine Anzeige im Hamburger Abendblatt. Eine Fima, Elektro-Werkstatt Hugo Thönssen, bot mir einen, meinen Vorstellungen entsprechenden Arbeitsbereich. Herr Thönssen, ein kauziger älterer Herr, hatte keine Kinder und lebte allein in einem Neubau am Mundsburger Damm. Er behandelte mich, als wäre ich sein Sohn. Mit 19 Jahren war ich als Elektromonteur eigenständig tätig, verdiente gut, durfte die Hamburger Hafenluft schnuppern und war zufrieden. Für die, die Hugo Thönssen nicht kannten: er war einfach nur ein komischer Kauz. Er trug ständig einen Hut, fuhr einen VW Käfer und rauchte Dannemann-Zigarillos. Sein ständiger Begleiter ein in die Jahre gekommener Langhaar-Dackel. Die Werkstatt befand sich am Baumwall, unmittelbar am Viadukt der Hamburger Hochbahn. Das aus Beton bestehende kleine Gebäude diente wahrscheinlich im Krieg als Bunkerein- und -ausgang. Es hatte im Fußboden eine verriegelte Stahlplatte. Der Luftschutzbunker lag demnach im Erdreich unmittelbar hinter der Kaimauer. Zu bestimmten Jahreszeiten bildete sich Schwitzwasser an der Decke und den Wänden. Es war schon ein abenteuerlicher Raum aus heutiger Sicht. Geschätzte 12 qm – genügend Platz für eine Werkbank und Regale für das Material. Es gibt auch eine besondere Geschichte zu erzählen. An einem Sommertag, wir hatten nichts zu tun, nahm ich eine Leiter und stieg auf das Dach des Eingangs. Auf der schmalen Seite zur Straße war eine Rundung mit einem Durchmesser von 15 cm im Betondach zu sehen. Daraus war zu schließen, dass jemand versucht hatte ein Loch durch die Decke zu schlagen. Das Wort elektrische Schlagbohrmaschine war vielleicht schon im Duden zu finden, Handwerker zu sein bedeutete jedoch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, per Hand mit Hammer, Meißel und Rallbohrer und Muskelkraft für kleine Löcher zu arbeiten. Mit einem satirischen Gedanken könnte doch daher der Name „Handwerk“ abgeleitet werden!
Tage später erzählte ich meinem Chef von meiner Entdeckung. Seine Antwort, ja es war so: Mein Vorgänger hatte es schon einmal versucht, ein Entlüftungsloch durch die Deckenstärke von 40 cm und 15 cm Durchmesser zu schlagen. Dann meinte er, seine braune Danneman Zigarre grinsend in der Hand haltend, ja, mein lieber Horst, das wäre doch schön, wenn sie mal Luft haben dort weiter zu machen? Nun es gab Tage, da war ich früher mit der Arbeit fertig als geplant und es regnete nicht, was in Hamburg bekanntlich selten vorkommt. So klopfte ich Millimeter um Millimeter bis ich es eines Tages geschafft hatte. Wenn kurz nach 15 Uhr die Schauerleute mit ihren grauen Büdeln lässig über der Schulter hängend, mir nette Sprüche hoch riefen: „Na, min Jung, jümmers nich fardig?“ Die hatten es gut, für sie war Feierabend. Während ich auf dem Dach war, spielte mir ein Hafenarbeiter im vorbeigehen einen Streich. Er zog mir die Leiter weg. Von diesem Tag an lag die Leiter von unten nicht sichtbar auf dem Dach. Man wusste damals nicht, ob die Hafenleute nicht en Lütten in der Krone hatten, wenn sie von der Schicht kamen. Es soll ja vorgekommen sein, dass, wenn Wein in Fässern gelöscht wurde, der anschließende Schwund mit Wasser ausgeglichen wurde. Die Litermenge musste schließlich stimmen.
Der größte Auftraggeber dieser kleinen Firma war Strom und Hafenbau in Hamburg. Wir arbeiteten für den Zoll und deren Kassen, auf den Pontons Entenwerder und anderen schwimmende Zollstellen. Innerhalb und außerhalb der Zollgebäude, alles was im oder am Rand des Zollgebiets lag. Wir machten die Wartung, die Reparaturen und Neuinstallationen. Am damaligen neuen Hauptzollamt auf der Veddel installierten wir so nebenbei eine Blitzschutzanlage. War am Jahresende noch Geld im Behördenpott, so mussten diese Moneten auch ausgegeben werden. Sonst würde der Haushalt für das kommende Jahr um den nicht ausgegebenen Betrag gekürzt. Das Ganze nennt sich kameralistische Buchführung. Es soll ja vorgekommen sein, dass in großen Mengen, Sanitärpapier zum Po-Abwischen auf Lager gelegt wurde. Bei uns war es anders. Damit das Schmuggelgut von den Beamten besser zu sehen war, demontierten wir die alten Leuchten einschließlich deren Leuchtmittel und modernisierten so die Zollbüros. Auch solche Dinge gehören in die Berufserfahrung. Meine beruflichen Aufgaben wurde immer mehr und meine Erfahrung stieg mit. Und doch schied ich im Jahr 1958 aus der Firma Thönssen aus.

Kapitel 2

Im Leben treffen wir Entscheidungen, die im Moment nicht nachvollziehbar sind, sich jedoch später als richtig erweisen. Ich lernte meine spätere Frau kennen und suchte mir eine andere Hamburger Firma. Obwohl ich den Hamburger Hafen noch heute liebe, zeigte ich ihm damals vorerst den Rücken.
Die Firma John Karl Khodl hatte einen Firmenwagenfuhrpark bestehend aus Kombifahrzeugen der Marke Fiat. Es wurde für mich eine neue Herausforderung. Die jetzigen Kunden waren Industrieunternehmen oder Schiffswerften aber auch mittellständische Unternehmen auf Sankt Pauli. In den damaligen Jahren fuhr man mit der Straßenbahn oder ging zu Fuß zu seinen Arbeitsstellen. Das bedeutete Werkzeug und Material zu tragen. Hing die Entscheidung Firmenwechsel vielleicht mit dem Fuhrpark zusammen? Mein Arbeitsgebiet wurde vielfältiger. Außerdem wurde durch die Nachtarbeit unsere Haushaltskasse aufgebessert. Zum Beispiel mussten wir ab 20 Uhr in einem der größten Kaufhäuser in der Mönckebergstraße, die Vitrinen mit Neonleuchten ausrüsten. Die Arbeitszeit endete nach Mitternacht gegen 2 Uhr. Am nächsten Tag fingen wir erst zwei Stunden später an. Die beruflichen Aufgaben änderten sich täglich und somit wuchs die Erfahrung.
Nach einem der heißesten Sommer, im Jahr 1959, das auch ein sehr gutes Weinjahr war, stellte ich fest, mit meinem Verdienst konnte ich meine inzwischen dreiköpfige Familie nicht allein ernähren. Ich gebe zu bedenken, in dieser Zeit gab es keine Babyjahre, kein Kindergeld und die Krippen waren rar und teuer. Das soziale Netz trug damals den Namen „Du hast eine Ehe geschlossen und einen Sohn“ du trägst allein die Verantwortung für deine Familie.
Wenn ich nun zu Beginn des neunten Lebensjahrzehnts zurückblicke. Habe ich es als Mann immer richtig gemacht? Viele Männer meiner Jahrgänge schweigen und haben aber genau so gehandelt. Aber wenigstens einer muss es der jetzigen abgefahrenen zu sehr emanzipierten femininen Welt doch sagen dürfen? Ja, es gab einmal in den vergangenen Jahrzehnten Männer, die für ihre Frauen und Kinder Verantwortung trugen. Aber dulden in der Gegenwart die emanzipierten femininen Wesen noch die Verantwortung tragenden maskulinen Artgenossen? Auf diese Fanpost freue ich mich.
Der Mann meiner Mutter war als Tallyman (Landungskontrolleur) und mein Freund Winne als Schauermann in einer Hamburger Stauerei tätig. Im Hafen befahl uns keiner, wie lange der Einzelne arbeiten durfte, da galt Time is Money. Somit gab es für mich nur den Hamburger Hafen. In der staatlichen Hamburger Hafen und Lagerhaus A.G. abgekürzt HHLA. Mein Arbeitsplatz wurde TB 6 (Technischer Betrieb 6) dort wurde der Bananenschuppen, der die Nummer 37 trug, mein neues Arbeitsfeld. Als Nachfolger von einem Herrn Fiete Schmidt. Merken Sie sich bitte diesen Namen. Alle Elektriker sprachen von einem besonderen sich sehr gut auskennenden Fachmann für Gleichstromanlagen. Der Gleichstrom und ich. Nach etwa 10 Tagen durfte ich in der zweiten Schicht auf einem Elevator sitzen und die Tide ausgleichen. Für nicht Küstenleute, die Tide hängt mit dem Mond zusammen. Wie Sie sicherlich wissen, liegt Hamburg durch die Elbe an der Nordsee.
Wer schon einmal in Hamburg war der weiß, dass es inmitten der Stadt einen Park gibt, der den Namen Planten un Blomen trägt. Dat weer man wedder plattdüütsch un heet auf hochdeutsch Pflanzen und Blumen. Man wi kom ik wedder, op de tide to snaken? Wenn man in Hamborg so ins vertellen kümmt, verleert man de kurv. Zu Hochdeutsch: Wie komme ich bloß auf die Tide zurück? Wenn man in Hamburg so ins erzählen kommt, verliert man schnell die Kurve! In dem technischen Betrieb waren die Elevatoren von Personen besetzt, um bei einer Störung per Hand abzuschalten. Ein paar Wochen später hatte ich auf dem Schuppen Dienst, ein Privileg für meine bisherige Arbeit.
Ein paar Zeilen zuvor konnten Sie lesen, Gleichstrom und Horst. Von zwei Vorarbeitern konnte ich nicht erwarten Schaltpläne zu bekommen. So musste ich mich an manchen Sonntagen, es herrschte noch eine Sechstagewoche, zu Hause mit entsprechender Fachliteratur befassen. In dieser Zeit gab es Wochen, wo ich morgens um 5 Uhr von der U-Bahnstation Hallerstraße mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof fuhr. Dort umstieg und weiter bis zum Baumwall fuhr. Die erste Hafenfähre legte 6 Uhr pünktlich ab um am Ponton Kranhöft anzulegen. Schnellen Schrittes in den Umkleideraum, sich umziehen und zum Schuppen 37 zu Fuß laufen. Bereits um 6 Uhr morgens begann die extra bezahlte Frühstunde, um die Elevatoren einzurichten. Punkt 7 Uhr mussten die Elevatoren und die Transportbänder im Schuppen laufen. Dort warteten bereits leere Züge, um die Bananen-Stauden aufzunehmen. In diesen Jahren kamen pro Woche mindestens drei Schiffe, die je ca. 60.000 Bananenstauden brachten. Es gab Wochen, wo ich fünf Tage hintereinander morgens um 5 Uhr aus dem Haus ging, und nachts nach Mitternacht zu Hause war. Obwohl wir alle gut verdienten, hatte von den rund 30 Handwerkern nur jeder dritte ein Auto.
TB Abkürzung für Technischer Betrieb. Dort traf ich auf einen Lehrkollegen Alfred aus meiner Lehrfirma. Aus der Firma Vorwald und Sohn, traf ich Willi wieder, sein Spitzname „Backe“. Unsere Herrenriege von rund 30 Männern aller Altersgruppen, bestand überwiegend aus ehemaligen Landsern aus dem zweiten Weltkrieg. An eine Episode besonderer Art erinnere ich mich: Es muss am Anfang des Jahres 1960 gewesen sein. Wir hatten in jeder zweiten Woche den Sonnabend frei. Wer frei hatte konnte am Donnerstag in der Frühschicht arbeiten und in die Nachtschicht gehen. In dieser Nacht lief nur ein Elevator und es wurde eine sognannte leifigen Schicht. Das heißt das Schiff wurde vor dem normalen Schichtende leer. Für uns bedeutete das, wir kamen mit der ersten Fähre früher an Land. Unser Ziel waren die Landungsbrücken, denn die Fähre zum Baumwall fuhr später. Zu dritt freuten wir uns, auf das Erwachen des Tages und auf ein langes Wochenende.
Nach Hause, das hatte noch Zeit, jetzt ein wohlverdientes Bier. Freddy Quinn, war bestimmt schon zu Hause, denn die Washington Bar in der Bernhard-Nocht-Straße war dicht. Wir schlenderten die Davidstraße in Richtung Reeperbahn und fanden auf der linken Straßenseite eine offene Kneipe. Wer in dieser Zeit Sankt Pauli besuchte, der merkte, das ist in Hamburg der urwüchsigste Stadtteil. Mit seiner überwiegend schon über viele Generationen heimischen Bevölkerung. Als wir in die Kneipe kamen, herrschte bei dem einen oder anderen Gast, trotz Kater eine fröhliche Stimmung. Gesprochen wurde in Platt oder Missingsch. Die letztere ist eine gemischte Sprache, zwischen Hoch- und Plattdeutsch.
Die erste Frage lautete, wo kommt ihr denn so früh und nüchtern her? Watt, vom Bananenschuppen? Und wo bleiben unsere Bananen? Der Eine zum Wirt gewandt, Kuddel, gib den drei Handwerkern erst mal en lütt und lütt. Damals war es in Hamburg ein bekanntes Getränk. Ein kleines Bier und Schnaps, der den Namen Kümmel trug. Wir gaben für die weiteren am Tresen sitzenden noch eine Runde aus und verabschiedeten uns mit einem langgezogenem Tschüss. Die Antwort von allen Gästen einschließlich Wirt: Kiek mol wedder in. Und wenn du bei deiner Mutti Schwierigkeiten bekommst, ruf an, wir geben dir ein Alibi. Jungs, denn man endgültig Tschüüüs!
Wenn der Körper nach einer Tages- und Nachtschicht den ersten Alkohol bekommt ist er schnell angetörnt. Nach einigen Metern standen wir auf der linken Straßenseite der Davidstraße vor einer leicht versetzten Blechwand. Wir schritten nacheinander durch einen etwa ca. 1 m breiten Gang, und befanden uns in der weltberühmten Herbertstraße. Die Fenster waren überwiegend leer, dennoch rief rechtsseitig der Straße eine weibli...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Liebe Leser
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Kapitel 1
  5. Kapitel 2
  6. Kapitel 3
  7. Kapitel 4
  8. Kapitel 5
  9. Kapitel 6
  10. Kapitel 7
  11. Kapitel 8
  12. Kapitel 9
  13. Kapitel 10
  14. Kapitel 11
  15. Kapitel 12
  16. Kapitel 13
  17. Kapitel 14
  18. Kapitel 15
  19. Kapitel 16
  20. Kapitel 17
  21. Gastbeiträge zum Thema Soziale Marktwirtschaft
  22. Weckruf und Mahnung zugleich
  23. Zu guter Letzt
  24. Nachwort
  25. Weitere Bücher von Horst Pfeil
  26. Impressum